Zwei Buchdrucker: Die TeX-lnstallationen der Firmen Kettler und Tools

Das Kettler-Paket, das an der TH Darmstadt entwickelt wurde, besteht aus folgenden, teilweise getrennt zu beziehenden, Einzelkomponenten:

  1. Die Standardauslieferung mit dem eigentlichen TeX-Forma-tierprogramm, Formatdateien (einschl. LaTeX), verschiedenen Dienstprogrammen, Dokumentationen und dem Bildschirm-Preview-Programm mit den zugehörigen Zeichensätzen. Die Anleitung mit Hinweisen zur Installation und Bedienung umfaßt 15 Seiten.
  2. Druckertreiber für 9-Nadel-Drucker (Epson FX-Serie, Star NL 10) mit allen benötigten Zeichensätzen auf sechs doppelseitig formatierten Disketten.
  3. Druckertreiber für 24-Nadel-Drucker (Epson LQ, NEC P6) mit allen benötigten Zeichensätzen ebenfalls auf sechs doppelseitig formatierten Disketten.
  4. Das Buch PC-TeX in deutscher Sprache. Damit ist jeder Neuling in der Lage, sich in die Bedienung von TeX einzuarbeiten. Das Buch ist allerdings für die Installation von TeX an einem PC geschrieben. Die Betriebssystem-Kommandos auf dem Atari sind selbstverständlich andere.

Das Tools-Paket enthält, teilweise ebenfalls getrennt zu beziehende, Komponenten:

  1. Die Grundversion von TeX (das sogenannte plainTeX) mit dem TeX-Formatierprogramm, Formatdateien, dem DVI-Treiberprogramm und den Zeichensätzen für den Bildschirm-Preview auf insgesamt zwei Disketten. Die ausführliche Anleitung dazu umfaßt 57 Seiten.
  2. Die Zeichensätze für einen der folgenden Druckertypen: Epson FX, MX und LQ, NEC P6 und P2, PRISM 80, OKI 292, DPL 24, C. Itoh, SLM 804 und HP Laserjet. Die Zeichensätze werden nur in der Vergrößerungsstufe 0 geliefert.
  3. Die LaTeX-Erweiterungsdis-ketten mit den LaTeX-Formaten und den LaTeX-Bildschirmzei-chensätzen.
  4. Die LaTeX-Zusatzzeichensätze für einen der oben aufgeführten Drucker. Dabei handelt es sich um eine Auswahl der Standardzeichensätze in von LaTeX häufig benötigten Vergrößerungsstufen.

Die Installation der beiden Systeme ist je nach Ausbaustufe des Atari-Systems ein mehr oder weniger zeitaufwendiger Vorgang. Ist man glücklicher Besitzer einer Festplatte, darf man diesem Problem gelassener entgegen sehen, als wenn nur ein Diskettenlaufwerk zur Verfügung steht. Bei der Installation auf Festplatte ließen sich nun einfach alle Dateien von den gelieferten Disketten auf die Platte ziehen. Dann bräuchte man beim Kettler-Paket allerdings tatsächlich — wie in der Anleitung angegeben — 10 bis 12 MByte Speicher für TeX und einen Druckertreiber. Bei geschickter Auswahl der Dateien kommt man allerdings mit einem Speicherbedarf von 5 MByte aus. Bei dem Tools-Paket benötigt man sogar noch weniger Speicher, denn alle Zeichensätze sind in der Grundversion nur in der Vergrößerungsstufe 0 enthalten. Bei Kettler-TeX muß man nach dem Kopieren der Dateien auf Festplatte oder Diskette erst eine Formatdatei erzeugen — ein für den Anfänger nicht unbedingt einfacher Vorgang.

Zum Übersetzen eines Textes ruft man das Formatierprogramm »TEX.TTP« auf. Dieses Programm ist bei beiden Installationen im Prinzip gleich. Die Unterschiede liegen in der Dateiumgebung: TeX muß außer dem zu übersetzenden Text noch einige andere Dateien einiesen und legt beim Übersetzen eines Textes zwei Dateien an. Kettler-TeX sucht einzulesende Dateien nur in dem Ordner, aus dem TeX aufgerufen wurde, und, falls sie dort nicht gefunden werden im Ordner \TeX auf dem aktuellen Laufwerk. Andere Suchpfade lassen sich nicht angeben. Eine Funktion, die es dem Benutzer erlaubt, seine eigenen Suchpfade zu definieren, wäre wünschenswert und sollte in folgenden Versionen unterstützt werden. Ausgabedateien legt Kettler-TeX immer in dem Ordner an, in dem auch der übersetzte Text steht.

Bei Tools-TeX ist das Problem der Dateiumgebungen auf eine andere Weise gelöst, die dem Anwender große Freiheit gibt: Standardmäßig sucht oder legt TeX alle Dateien im aktuellen Ordner an. Man ist allerdings auch in der Lage, jeweils eine Liste von Suchpfaden für die verschiedenen Eingabe- und Ausgabedateien zu definieren. Dies geschieht entweder über Environment-Variablen oder durch die Datei »ENVIRONM.ENT«. Das ist an sich eine bewundernswerte Lösung, doch leider hat auch sie einen Haken: Die Environment-Datei wird nur im aktuellen Ordner gesucht. Bei Verwendung einer Harddisk hat man vermutlich Texte auf mehrere Ordner verteilt, so daß man die Environment-Datei in jedem dieser Ordner plazieren muß.

Ansonsten verhalten sich die Formatierprogramme beider Pakete wie von anderen TeX-In-stallationen gewohnt. Beide Pakete wurden für den Atari ST so erweitert, daß TeX auch die Umlaute korrekt interpretiert. Normalerweise müßte man bei TeX ein »ä« als »"a«, ein »ß« als »\ss« eingeben. Um die Übertragbarkeit auf andere TeX-In-stallationen zu erhalten, liefert Kettler ein Programm »TRANSFER.TTP« mit, das aus einer Datei mit Atari-Umlauten eine Datei mit der TeX-üblichen Umlautdarstellung erzeugt.

Muß man den Übersetzungsvorgang abbrechen, weil man versehentlich den falschen Text übersetzt oder eine bestimmte Seite, die allein interessiert, schon übersetzt ist, geschieht dies durch Drücken von < CONTROL C >. Dies bewirkt die am Atari üblichen Aktionen: Bei der nächsten Bildschirmausgabe bricht das Programm ab, ohne allerdings die DVI-Ausgabedatei ordnungsgemäß zu schließen. Die Treiber reagieren auf unvollständige DVI-Dateien unterschiedlich. Es wäre eine wesentliche Verbesserung, wenn das Programm selbst < CONTROL C > abfangen würde. Dies tut jedoch keine der beiden Installationen.

Während das Formatierprogramm bei beiden Installationen weitgehend gleich ist, kommen bei den DVI-Treibern, die einen übersetzten Text auf unterschiedliche Ausgabemedien übertragen, vollkommen verschiedene Konzepte zum H-a-gen. Kettler benötigt für jedes Ausgabegerät ein eigenes Treiberprogramm. Tools hingegen verwendet nur ein Treiberprogramm, das alle unterstützten Ausgabegeräte ansteuert. In jedem Fall gilt aber, daß man für jedes Ausgabegerät eigene Zeichensätze mit der passenden Auflösung benötigt.

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Übersetzung eines Textes sieht man sich normalerweise das Ergebnis erst einmal auf dem Bildschirm an. Dazu benutzt man bei Kettler das Programm »SHOWER.PRG«. Nach dem Aufruf dieses Preview-Programms erfragt es zunächst über den Atari-üblichen Dateiauswahldialog den Namen der anzuzeigenden DVI-Datei. Hat man die gewünschte Datei gewählt, muß man erst einmal ein paar Sekunden Geduld haben, da die benötigten Zeichensätze geladen werden. Ist dies erledigt, sieht man auf dem Bildschirm etwa das erste Drittel einer DIN-A4-Seite. Der Preview eignet sich sehr gut zur Überprüfung des Formats einer Seite. Wahlweise über Tastatur, Maus oder Menü läßt man sich einen anderen Ausschnitt der Seite an-zeigen. Die Funktionen zum Wechseln auf die nächste oder vorherige Seite erhält man ebenfalls über die Tastatur oder das Menü. Weitere, nur über das Menü erreichbare, Funktionen betreffen das Überspringen von Seiten und das Anwählen einer beliebigen Seite. Das geht übrigens auch bei längeren Dokumenten recht schnell, da die einzelnen Seiten über Zeigerinformationen in der DVI-Datei verkettet sind.

Zum Betrachten einer ganzen Seite schaltet man auf eine verkleinerte Darstellung um. Flier erscheint eine Seite mit halber Höhe und halber Breite. Dadurch kann man zwar im allgemeinen nichts mehr lesen, aber das Seitenformat als Ganzes beurteilen, da drei Viertel der Seitenhöhe angezeigt werden. Bei der Umschaltung auf verkleinerte Darstellung und zurück auf normale Darstellung lädt das Programm alle benötigten Zeichensätze unnötigerweise nochmals.

Das Preview-Programm verhält sich bei unvollständigen DVI-Dateien aus einem abgebrochenen TeX-Lauf recht anständig: Man sieht sich die ersten Seiten des Textes an, bis man auf die unvollständige Seite stößt. Dann meldet der Treiber, daß die DVI-Datei nicht vollständig ist, und verlangt, den Programmabbruch zu bestätigen. Eine bessere Lösung wäre hier gewesen, eine Meldung auszugeben, nach deren Bestätigung man Weiterarbeiten kann.

Kommen im Text Zeichensätze vor, die für den Bildschirmtreiber nicht vorhanden sind, endet der Preview mit einer entsprechenden Meldung. Eine etwas benutzerfreundlichere Alternative wäre hier, die entsprechenden Stellen im Text, einfach »weiß« zu lassen oder einen anderen Zeichensatz dafür einzusetzen. Gebraucht man hingegen einen Zeichensatz, der zwar nicht in der benötigten Vergrößerungsstufe vorliegt, aber in der Standardgröße 0, so wird diese eingesetzt.

Tools-TeX arbeitet auch mit dem Atari Laser SLM 804 zusammen

Beim Beenden des Preview-Programms erscheint eventuell eine Meldung, die auf Warnungen in der Protokolldatei hinweist. Die Protokolldatei heißt »DVIDRIV.PRT« und steht immer in dem Ordner, in dem auch die anzuzeigende DVI-Datei steht. Sie enthält Informationen über die geladenen Zeichensätze und gegebenenfalls Meldungen über substituierte oder nicht gefundene Zeichensätze.

Das Drucken eines Textes auf einem Epson-kompatiblen 9-Nadel-Drucker geschieht mit »NL10.TTP«. Liegt kein Dateiname als Parameter vor, so erfolgt nach dem Laden die interaktive Abfrage des Dateinamens und einiger weiterer Angaben, wie etwa die Anzahl der Kopien, Nummer der Startseite und die Seitenanzahl. Diese Angaben lassen sich auch als Parameter übergeben. Gibt man eine Datei an, die nicht existiert, so meldet der Treiber nicht etwa »File not found«, sondern verabschiedet sich sang- und klanglos.

Der Kettler-Treiber für 9-Nadel-Drucker erzeugt ein gutes Ergebnis

Der Treiber druckt mit einer Auflösung von 240 x 216 Punkten pro Zoll. Das klingt nach recht viel, die tatsächliche Auflösung ist aber wegen des Durchmessers der Drucknadeln und Ungenauigkeiten bei der Positionierung des Druckkopfes geringer. Diese Tatsache steht auch in der Anleitung. Trotzdem sind die Ergebnisse durchaus vorzeigbar — nicht zuletzt auch deshalb, weil seit der letzten Version erhebliche Verbesserungen an den Druckerzeichensätzen erfolgten.

Nicht so toll ist die Druckgeschwindigkeit — um die angegebene Auflösung zu erreichen, sind für eine Zeile drei Durchgänge notwendig. Damit muß man für den Ausdruck einer vollen DIN-A4-Seite etwa 7 bis 10 Minuten rechnen. Läßt man einen längeren Text drucken, bleibt einem nur die Flucht in ein anderes Zimmer, um dem anhaltenden nervtötenden Sägegeräusch zu entgehen.

Wer in seinen Texten relativ viele Zeichensätze — vielleicht auch noch in mehreren Größen — verwendet, muß damit rechnen, daß dem Druckertreiber der Speicherplatz ausgeht. Der Treiber reagiert auf solche Probleme durchweg unfreundlich: Er gibt nicht etwa eine Meldung aus, sondern beendet seine Arbeit mit zwei Bomben. Er meldet nur einen Fehler, wenn schon unmittelbar nach dem Laden des Treibers zu wenig Speicherplatz vorhanden ist. Meist geht der Speicherplatz aber erst beim Laden der Zeichensätze aus.

Die Speicherplatzprobleme kommen übrigens daher, daß der Treiber immer eine ganze Druckseite im Speicher aufbaut, bevor er sie ausdruckt — und dafür braucht er schon etwa 600 KByte RAM. Für die Zeichensätze bleibt dann nicht viel Platz übrig. Eine vernünftigere Lösung wäre, immer nur eine halbe Seite im Speicher zu halten. Eine Verbesserung ist in jedem Fall dringend geboten. Bomben gibt es auch bei unvollständigen DVI-Dateien.

Wie schon beim Bildschirmtreiber werden Zeichensätze, die in der gewünschten Vergrößerung nicht vorhanden sind, einfach durch die Stufe 0 ersetzt, ohne Rücksicht auf etwa vorhandene besser passende Vergrößerungsstufen. Ist der Zeichensatz auch in der Stufe 0 nicht vorhanden, so gibt dies einen »Fatal error« und der Ausdruck bricht ab.

Die Benutzerschnittstelle des 24-Nadel-Treibers ist die gleiche wie beim 9-Nadel-Treiber. Gedruckt wird mit einer Auflösung von 180 x 180 Punkten pro Zoll. Für den NEC P6 ist das vielleicht etwas enttäuschend, da dieser ja mit einer Auflösung von 360 x 360 Punkten druckt und somit fast Laserdrucker-Qualität erreicht. Aber trotz dieser geringeren Auflösung ist das Druckbild doch erheblich besser als auf 9-Nadel-Druckern, da einegrößere Schärfe erreicht wird. Die Druckgeschwindigkeit ist ebenfalls sehr viel höher, denn eine Zeile wird immer nur einmal bedruckt. Die relativ geringe Auflösung hat aber auch den Vorteil, daß die Druckzeichensätze weniger Speicherplatz brauchen. So finden auf einer Diskette die wichtigsten Zeichensätze in allen sieben Vergrößerungsstufen Platz. Ein weiterer Vorteil ist natürlich, daß die beim 9-Nadel-Treiber angesprochenen Speicherplatzprobleme nicht oder zumindest nicht so häufig auftreten.

Die folgenden Bemerkungen beziehen sich auf den wohl meistverwendeten NEC P6-Trei-ber. Er liegt in einer neuen Version 4.2/1 vor, die sich von der alten vor allem durch eine etwas andere Speicherausnutzung unterscheidet. Wer relativ viele residente Programme im Speicher hat und mit der alten Version noch ohne Probleme gearbeitet hat, bekommt bei Verwendung der neuen Version eventuell die Meldung »Fatal error, not enough memory«. Beim Versuch, eine unvollständige DVI-Datei auszudrucken, wird sofort »Fatal error, not enough memory« gemeldet. Die alte Version konnte unvollständige DVI-Dateien noch bis zu der Seite, an der sie die Übersetzung abbrach, drucken.

Nach der erfolgreichen Übersetzung eines Textes ruft man beim Tools-Paket einfach »DVI.PRG« auf, mit dem die Weiterbearbeitung vom Preview bis zum Ausdruck erfolgt. Es erscheint eine Auswahlbox, mit der die DVI-Datei selektiert wird. Ist dies erledigt, erwartet den Benutzer eine vollkommen menügesteuerte Oberfläche. Flier läßt sich beispielsweise der verwendete Drucker einstellen. Man hat eine, im Vergleich zu Kettler, größere Auswahl an verschiedenen Druckertypen. Außerdem lassen sich Parameter für die Seitengröße und -Positionierung einstellen. Alle Einstellungen lassen sich speichern, damit sie bei jedem Neuaufruf von DVI.PRG automatisch zur Verfügung stehen.

Will man sich einen Text auf dem Bildschirm ansehen, so genügt es, den Menüpunkt »Start« anzuwählen. Die folgenden Sekunden vergehen mit dem Laden der benötigten Zeichensätze. Dieser Vorgang wird wahlweise in einem speziellen Log-Fenster protokolliert. Da die Zeichensatz-Informationen aus dem am Ende einer DVI-Datei befindlichen Fostamble stammen, ist es nicht möglich, unvollständige DVI-Dateien zu bearbeiten.

Sind alle Zeichensätze geladen, erfolgt bei gepackten Zeichensätzen (PK-Format) das schnelle Entpacken der für die aktuelle Seite benötigten Zeichensätze in das Bitmap-For-mat. Der Treiber läßt auch noch die Verwendung der ungepack-ten PXL-Fonts zu. Danach ist der obere Ausschnitt der aktuellen Seite zu sehen. Da dies in einem GEM-Fenster geschieht, wählt man über die Scrollbalken einen beliebigen Ausschnitt der Seite. Auf die nächste Seite gelangt man mit dem Menüpunkt »Continue«.

Der große Vorteil dieses Treibers ist, daß bei der Druckerausgabe die Steuerung genauso funktioniert wie bei der Bildschirmausgabe. Man braucht lediglich im Menü auf »Drucker« umzustellen. Zusätzlich hat man hier die Freiheit, die Seitenreihenfolge vor dem Drucken in einer Datei »DVI.PAG« festzulegen; damit braucht man den Druckvorgang nicht mehr zu überwachen.

Außer dem High-Quality-Modus bietet der Treiber bei den meisten Druckertypen noch einen Draft-Modus mit geringerer Auflösung an. Dazu benötigt man allerdings andere Zeichensätze, die meist nicht mitgeliefert werden. Bei den meisten Druckern kann man auch im Landscape-Modus ausgeben, also das Papier quer bedrucken. Stimmt die horizontale Auflösung des Druckers nicht mit der vertikalen überein, so benötigt man dazu ebenfalls gesonderte Zeichensätze, die im Lieferumfang enthalten sind.

Da bei der Druckerausgabe die ganze Bitmap immer zuerst im Speicher aufgebaut wird, reicht der Speicherplatz unter Umständen nicht für eine ganze Seite aus. Der Treiber gibt dann eine Fehlermeldung aus. Man kann allerdings Abhilfe schaffen, indem man die standardmäßig auf 1 eingestellte Zahl der Durchgänge erhöht. Dann wird eine Seite nicht mehr auf einmal gedruckt, sondern in mehreren Durchgängen.

Unbefriedigend gelöst ist das Problem der nicht vorhandenen Zeichensätze: Findet der Treiber einen bestimmten Zeichensatz in der benötigten Vergrößerungsstufe nicht, so holt er sich erst einmal Rat beim Benutzer. Man hat die Wahl, ganz abzubrechen, es nochmals zu versuchen (sinnvoll bei Verwendung von Disketten: Man kann eine Diskette mit dem benötigten Zeichensatz einlegen), oder den Zeichensatz durch den gleichen in der Vergrößerungsstufe 0 ersetzen zu lassen. Diese Nachfrage ist nicht abzuschalten, so daß man bei nicht in der gewünschten Stufe vorhandenen Zeichensätzen immer wieder auf »Substitute« klicken muß.

Ein wesentlicher Nachteil des Tools-Paket ist, daß alle Zeichensätze der Grundversion nur in der Vergrößerungsstufe 0 beiliegen, was sinnvolles Arbeiten praktisch ausschließt. Die LaTeX-Erweiterung hat zwar einige Zeichensätze auch in größeren Stufen, aber das ist nicht ausreichend, wenn man Dokumente als Ganzes mit »Nmagnification« etwas größer druckt. Die normale Schriftgröße ist etwas klein, und es hat sich als sinnvoll erwiesen, Texte mit Vergrößerungsstufe 1 (um 20 Prozent vergrößert) zu formatieren. Beim Testen hat sich gezeigt, daß bei den LaTeX-Erweiterungszeichensätzen für den Epson-Drucker leider Fehler vorhanden sind: Beim Zeichensatz »cmrl0.597pk« brach der Treiber mit der Meldung »Wrong magnification« ab.

Eine gute Idee sind die auch beim DVI-Treiber einstellbaren Suchpfade für Bildschirm- und Druckerzeichensätze Ebenfalls sehr positiv ist, daß Zeichensätze für ein Ausgabegerät nicht nur in vielen einzelnen Dateien, sondern auch in einer Bibliothek abzulegen sind. Dies erlaubtschnelleren Zugriff auf die Zeichensätze und spart außerdem Speicherplatz. In der Grundversion sind die Zeichensätze als Einzeldateien angelegt. Mit dem mitgelieferten Bibliotheksprogramm erzeugt man sich seine individuelle Bibliothek.

Die Drucker-Ausgaben des Treibers hängen vorwiegend von den gelieferten Zeichensätzen ab. Das Druckbild am Epson FX und Star NL 10 ist fast das gleiche wie bei Kettler, vielleicht etwas schöner, da die Großbuchstaben gleichmäßiger dünn geraten sind. Das Druckbild am NEC P6 hat wegen der hohen Auflösung von 360 x 360 Punkten pro Zoll fast Laserdrucker-Qualität.

Im Ganzen gesehen schneidet das Tools-Paket besser ab, denn wesentliche Vorteile der Tools-Installation sind:

Der einzige Nachteil des Tools-Paketes liegt in den mitgelieferten Zeichensätzen: Es ist unannehmbar, daß in der Grundversion nur die Zeichensätze der Vergrößerungsstufe 0 enthalten sind. Damit lassen sich weder größere Überschriften erzeugen noch Texte global vergrößern. Hier sollte sich Tools überlegen, ob es nicht besser wäre, ein paar Mark mehr zu verlangen und dafür wie Kettler alle Zeichensätze in allen Vergrößerungsstufen bereitzustellen. (uh)

Vertrieb: Kettler EDV-Consulting, Postfach 1345, 8172 Lenggries
Tools, Kessenicher Str. 108, 5300 Bonn


Christian Rank
Aus: ST-Magazin 07 / 1988, Seite 60

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