V-Manager für Versicherungsagenturen: Billig und bequem

Jede Versicherungsagentur steht vor dem Problem, ihre Kundenverwaltung in den Griff zu bekommen. Bei 500 bis 5000 Versicherungsnehmern einer mittelgroßen Agentur fallen beträchtliche Datenmengen an. Ein passendes Computersystem, das diese Aufgabe erfüllen soll, kostet — Hard- und Software zusammengenommen — in der IBM-Welt rund 40000 Mark und mehr.

Wir stellen Ihnen ein gleichwertiges Paket vor, das für ein Fünftel dieses Preises zu haben ist: den »V-Manager« auf dem ST.

Es ist nicht ganz einfach, Software für eine Versicherungsagentur zu entwickeln. Zu jedem Kunden gehören nämlich bestimmte Stammdaten (Anschrift etc.) und alle Angaben der Versicherungsverträge. Das sind etwa die Haftpflicht-, die Unfall- oder die Lebensversicherung, die inzwischen die meisten Haushalte abgeschlossen haben. Bei jeder Police gibt es variable Parameter: Bei der Hausratversicherung entscheidet der Kunde zum Beispiel, ob er Reisegepäck und Fahrrad mitversichern möchte. Schließlich soll das Programm hohe Ansprüche erfüllen: Es soll statistische Auswertungen und Bilanzen erledigen, Angebote abgeben, Provisionen berechnen und eine Terminverwaltung enthalten.

Das Hauptdatenblatt eines Kunden...

Bei alldem ist vom Versicherungsvertreter nicht zu erwarten, daß er sich als Computerprofi durch unzählige Menüs hangelt oder lange Befehlskolonnen eintippt. Die Bedienerführung muß vielmehr leicht erlernbar, übersichtlich und schnell sein. Wenn der Kunde am Telefon aktuelle Informationen wünscht, sollte die Agentur die betreffende »Karteikarte« auf dem Bildschirm haben. Erfüllt unser Kandidat diese Anforderungen voll und ganz? Wir haben den V-Manager auf eine lange Teststrecke geschickt, die mit manchen Hürden bestückt war. Das Versuchsprotokoll liegt Ihnen nun vor.

... teilt sich in zwei Masken auf

Der V-Manager wird zusammen mit einer ausführlichen und gut gemachten Anleitung auf Diskette geliefert. Zu dem Paket gehört ein kleines Kästchen, das man in den Modulschacht auf der linken Seite des Computers steckt. Diese Cartridge, wie der Fachausdruck heißt, übernimmt keinerlei Funktion, sondern dient nur als Kopierschutz: ohne sie läuft nichts. Dafür ist das eigentliche Programm nicht geschützt, so daß der Anwender ohne Probleme Sicherheitskopien anfertigen kann.

Das ist auch unbedingt erforderlich, denn V-Manager arbeitet nur mit dem großen Speicherplatz, den eine Festplatte zur Verfügung stellt. Für die Installation steht netterweise schon im Handbuch, wieviel Platz pro Kunde erforderlich ist. Mit einer 20-MByte-Platte erfaßt eine Agentur bis zu 5000 Mandanten. Wenn Sie anschließend V-Manager von der Hard-Disk starten, erwartet Sie eine übersichtliche Benutzeroberfläche, die durch Pull-Down-Menüs und Mausbedienung den Einstieg leichtmacht. Ein kurzer Rundgang durch die Menüs — und schon entdecken Sie »Datei anlegen«. Das Programm fragt ab, wie viele Kunden Sie in Zukunft erwarten und reserviert für diese genügend Platz. Damit ist die Installationsphase schon so gut wie beendet.

Die tägliche Routinearbeit erledigt der Anwender auf dem »Hauptdatenblatt«. Das ist eine große Karteikarte, die den gesamten Bildschirm füllt. Die Kundenstammdaten werden auf dem oberen Bildschirmdrittel erfaßt. Sie geben den Namen und die Adresse ein, ordnen dem Kunden eine Verwaltungsnummer zu und bestimmen durch Klick auf einen Button, ob es sich um einen Interessenten oder Bestandskunden handelt. Für die korrekte Anrede in Serienbriefen stehen in der linken oberen Ecke drei Schalter mit den Bezeichnungen »Mann/Frau/Firma« zur Verfügung. Die Telefonnummer des Kunden und sein Geburtsdatum befinden sich in dem abgetrennten linken Kästchen. Hier sehen Sie zudem ein Datumsfeld. Es heißt »Wiedervorlage« und dient zum Einträgen des nächsten Kundenbesuchs. V-Manager verwaltet dieses Datum selbständig und gibt unter Berücksichtigung des aktuellen Tagesdatums eine Liste für die anstehenden Kundenbesuche aus. Nicht bearbeitete Wiedervorlagetermine betrachtet er als »noch nicht erledigt« und führt sie weiter. Der Notizzettel bietet genug Platz für frei gestaltbare Informationen.

Besonders pfiffig gemacht ist das zweite Datenblatt, das ein Mausklick auf »Blatt 2« über das erste schiebt. Während der Kundenname im Blickfeld bleibt, erscheint zusätzlich ein Formular für die Berufsangaben, die Bankverbindung und die Namen und Geburtsdaten von maximal vier Kindern. (Was macht man beim fünften Kind?)

Einen Glanzpunkt des Programms stellen die Piktogram-me im unteren Bildschirmdrittel dar. Jedes Bild repräsentiert einen Versicherungsvertrag. Bis zu 60 Verträge lassen sich pro Kunde abschließen — jeweils zehn sehen Sie auf der Karteikarte gleichzeitig. In die Bilder haben die Programmautoren viel Arbeit und Mühe gesteckt. So erscheint etwa bei der Hausratsversicherung ein kleiner Fernseher auf dem Vertragsordner, bei der Lebensversicherung ein Strichmännchen und bei der Kraftfahrtversicherung ein Auto. Sie klicken nun einfach auf das Piktogramm und sofort öffnet sich der Vertragsordner. Wie ein aufgeschlagenes Buch ist das Blatt zweigeteilt. Die linke Seite enthält stets allgemeine Angaben (Zahlungsweise, Summe, Tarif, Vermittler und Nummer). Auf der rechten Seite stehen je nach Versicherungsart die einzelnen Vertragsdaten. In der Hausratversicherung gibt es zum Beispiel sieben Schalter, mit denen der Vertreter anwählt, ob das Reisegepäck oder Fahrrad mitversichert ist. Der Anwender muß nur einen Mausklick tätigen, um die Daten korrekt zu erfassen. Das ist nicht nur bedienerfreundlich, sondern hilft auch Fehler zu vermeiden. Man sieht nämlich alle Varianten auf dem Bildschirm, macht keine Tippfehler und schließt keinen logisch widersinnigen Vertrag ab. V-Manager achtet selbständig darauf, daß entweder eine Neuwertversicherung oder eine Neuwertversicherung mit dynamischer Summenanpassung ausgehandelt wird, aber nicht beides zugleich. Schließlich gibt es noch Textfelder, die der Benutzer mit der Tastatur ausfüllt.

Die Bildschirmmaske einer Haftpflichtversicherung

Ohne Zweifel ist die Benutzeroberfläche von V-Manager ein großer Pluspunkt gegenüber vergleichbaren Programmen aus der IBM-Welt. Die Steuerung mit Maus und Piktogrammen erleichtert den Einstieg ungemein, sie fängt viele Fehler automatisch ab und garantiert jederzeit ein hohes Maß an Transparenz. Die Grundfunktionen des V-Managers beherrscht ein Computerlaie innerhalb kürzester Zeit, weil er eigentlich nichts falsch machen kann. Dennoch gibt es zwei Nachteile dieser Bedienerführung. Zum einen ist es für den Anwender unmöglich, das Versicherungsformular selbst zu gestalten oder zu ändern. Die Agentur muß vielmehr den Hersteller von V-Ma-nager darum bitten. Hyper-Soft erledigt dies zum Selbstkostenpreis. Zum anderen ist der Aufbau der gesamten Maske, durch die Grafikelemente bedingt, manchmal etwas langsam. Bei Texteingaben via Tastatur haben Schnellschreiber mit der derzeitigen Version Schwierigkeiten.

Die Erfassung von Verträgen ist ein Teil der Arbeit mit dem V-Manager. Daneben bietet das Programm viele sinnvolle Funktionen, die die tägliche Verwaltungsarbeit vereinfachen. Zum Beispiel die automatische Vertragsverlängerung für eine ganze Gruppe von Kunden. Oder die dynamische Anpassung von Beitrag und Versicherungssumme. Beides geschieht in einer Dialogbox, in der Sie die notwendigen Parameter eintragen. Den Rest macht V-Manager allein. Zusätzlich gibt es Untermenüs, mit denen Sie eine »Bilanz« anfertigen oder Provisionen berechnen. Mit der »Bilanz« gibt V-Manager eine Liste der verschiedenen Versicherungsarten und der Mehrbeträge aus, wenn man eine Tarifangleichung vorgenommen hat. Die Provisionsberechnung basiert auf den Angaben im Versicherungsformular. Dort geben Sie den Vermittler der jeweiligen Versicherung mit Namerrund Höhe der Provision an. Der V-Manager berechnet anschließend die Provisionsbeträge für einen bestimmten Vermittler oder für alle. Die Ausgabe erfolgt auf dem Monitor (leider kein GEM-Fenster) oder dem Drucker.

Größere Auswertungen erlauben die Menüpunkte »Statistik« und »Bestand«. Letzterer liefert gleichsam die Umsatzzahlen der Agentur. Man erhält Aufschluß über die Bestandssummen bei Sach-, Lebens- und Krankenversicherungen, die das Programm in Sekundenschnelle berechnet. Wer eine Grafik den nüchternen Zahlen vorzieht, kommt mit der Statistik zu seinem Recht. Auf einen Blick überschaut der Anwender mit aussagekräftigen Balkendiagrammen, wie viele Verträge pro Versicherungsart vorliegen.

Dies sind interne Berechnungen für die Agentur. Was bietet nun der V-Manager für die Kommunikation mit Kunden? Um es vorwegzunehmen: Die gebotenen Funktionen sind umfangreich und flexibel, so daß eine Versicherungsagentur wohl kaum an Grenzen stößt. Zunächst verfügt V-Manager über eine Serienbrieffunktion, die mit fast jedem Textprogramm zusammenarbeitet. Es ist ein leichtes, die Kundendaten mit einem vorformulierten Brieftext zu mischen. Sie können alle erfaßten Angaben in ihrem Brief unterbringen. Dies geschieht mit Hilfe von Kürzeln. Die Abkürzung » "Kennzeichen« in einem Serienbrief bewirkt zum Beispiel, daß das Autokennzeichen aus dem Formular der Kraftfahrzeugversicherung in den Brief übernommen wird.

Um eine bestimmte Kundengruppe anzuschreiben, existieren Selektionsbefehle, die denen einer Datenbank gleichen. Mit logischen Verknüpfungen erhalten Sie ohne Probleme eine Liste aller Kunden, die Beamte sind und in der ersten Jahreshälfte Geburtstag haben. Oder Sie suchen alle Versicherten heraus, deren Kind im Laufe des Monats den 18. Geburtstag feiert.

Der V-Manager ist zudem auch für profane Arbeiten — wie den Postverkehr — gut gerüstet. Adressenaufkleber, Etiketten und sogar Vordrucke für Gutschriften auf Überweisungsformulare findet der Anwender fertig auf Diskette. Jederzeit kann er jedoch die eigenen Formulare ändern. Der Listengenerator, der über die Standardformulare hinausgreift, besticht durch ein umfangreiches Set an Befehlen und Formatierungsfunktionen und ist dabei doch leicht zu bedienen.

Fazit: Bei dem V-Manager handelt es sich um ein absolut professionelles Produkt, das dem Vergleich mit Nixdorf oder Siemens-Anlagen für Versicherungsagenturen ohne Zweifel standhält. Es bietet durch die grafische Benutzeroberfläche sogar ein deutliches »Plus« gegenüber denjenigen Systemen, die herkömmlich mit Menüs und Befehlsabfolgen gesteuert werden. Mit 1500 Mark ist der Preis für den V-Manager überraschend niedrig ausgefallen. Wenn man einen Mega ST 2, Festplatte und Drucker hinzurechnet, erhält man ein Komplettpaket für weniger als 8000 Mark. Das ist, wie gesagt, ein Fünftel von dem, was man bei den großen Firmen bezahlen muß. Wenn sich eine Agentur für den V-Manager entscheidet, kann sie zudem sicher sein, daß die Herstellerfirma vielfältige Unterstützung leistet und das Produkt nach den Kundenwünschen weiterentwickelt. Für den V-Manager haben sich bereits große und namhafte Versicherungsagenturen entschieden. Gutes muß eben nicht immer teuer sein. (uh)

Vertrieb: Hyper-Soft, Hauptstraße 44, 544| Auderath

Steckbrief

Produktname: V-Manager
Preis: 1500 Mark
Hersteller: Hyper-Soft
Computer: Atari ST mit Festplatte

Stärken:
□ einfache Bedienung durch grafische Oberfläche □ umfangreiche Funktionen für Kundenverwaltung □ mächtiger Formular- und Listengenerator □ günstiger Preis □ Beratung durch Hersteller

Schwächen:
□ langsam im Maskenaufbau


Michael Spehr
Aus: ST-Magazin 07 / 1988, Seite 64

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