Kunstlehrer entdecken die Computergrafik

Schöne neue Bilderwelt

Zukünftige und bereits gestandene Kunstlehrer sollten ihre Ausbildung um einen praxisorientierten Ausflug in die schöne neue Computerwelt bereichern, sofern sie in Niedersachsen wohnen. Die »Arbeitsgruppe für Computergrafik und ästhetische Erziehung an der HdK Braunschweig« versucht, die neuen Technologien in den Kunstunterricht einzubinden. Unter Leitung von Professor Henning Freiberg von der Braunschweiger Hochschule für bildende Künste entwickelt die Arbeitsgruppe im Rahmen von Fortbildungsserainaren mit und für Lehrer eine »Didaktik der neuen Technologien für das Fach Kunst«.

Niedersachsen strebt für seine Schüler dabei eine »informations- und kommunikationstechnologische Grundbildung« an, deren Charakter nicht nur von einem Fach, namentlich der Mathematik, bestimmt ist. Ganz im Gegenteil: Alle Fächer sollen aus ihrer Sichtweise etwas dazu beitragen. So beschäftigen sich Professor Freiberg und die teilnehmenden Kunsterzieher vornehmlich mit den Formen der digitalen Bildverarbeitung, wie sie die leistungsfähigen und dennoch billigen Personal Computer heute erlauben.

Zum Einsatz kommen dabei besonders Computer wie der Atari ST und der Commodore Amiga. »Die Lehrer sollen das hier Gelernte ja auch im Schulalltag anwenden. Wir versuchen deshalb, so preiswert wie möglich zu bleiben, damit Computergrafik für die Schule überhaupt finanzierbar bleibt«, so Professor Freiberg.

Von den theoretischen Grundlagen der Computergrafik über das erste Arbeiten mit Malprogrammen bis zu komplexen Ray-Tracing-Animationen bekommen die Kunsterzieher einen umfassenden Einblick in die Spielwiese der digitalen Bildverarbeitung. Neben den technischen Details erörtern die Teilnehmer auch die Auswirkungen dieser neuen Technologien auf den Alltag, die Freizeit und das grafische Gewerbe.

Ein halbes Jahr später kommen die Teilnehmer erneut zusammen und vertiefen ihre Erfahrungen in kleinen Arbeitsgruppen. Die Herstellung der Schülerzeitung mit Desktop Publishing-Programmen gehört dabei ebenso zur Angebotspalette wie die computersimulierte Stadtplanung. Ein erstes erfreuliches Echo aus den Schulen ist, daß gerade Mädchen, allzu oft durch männliches Informatik-Gehabe abgeschreckt, über die Kunst einen Zugang zum Computer finden. Entsprechend positiv ist die Aufnahmebereitschaft unter den Kunstlehrern und -Studenten: Die Seminare des bundesweit einmaligen Fortbildungsmodells sind ständig überfüllt. (wk)

Weitere Auskünfte erteilt das Niedersächsische Lehrerfortbildungsinstitut Niedersachsen, 3000 Hannover

Vom Ende der Schreiber

Domäne für den ST wissenschaftliche Textverarbeitung

An Universitäten dreht sich alles nur um eins: das Wissen. Die Wege von der Erarbeitung über die Verbalisierung bis hin zur Weitergabe neuer Erkenntnisse an die Studentenschaft sind jedoch verschlungen. Nur allzu oft ist eine unzureichende Aufbereitung Ursache dafür, daß wichtige Einzelheiten unvollständig, schlecht oder überhaupt nicht die Lernenden erreichen. Hier tritt der ST auf das Podium: Wo es um die Verarbeitung des Wortes geht, erfüllt er die diffizilen Anforderungen wissenschaftlicher Textverarbeitungen.

Neben den vielen spezialisierten Anwendungen des ST an deutschen Universitäten ist die wissenschaftliche Textverarbeitung seine Domäne. Ein Beispiel: Der Fachbereich evangelische Theologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Dort schreiben Theologen ihre wissenschaftlichen Arbeiten mit der »Signum«-Textverarbeitung. Das Programm erlaubt Ihnen, entsprechende Dokumente, in denen abwechselnd deutsche, hebräische und griechische Zeichensätze zum Einsatz kommen, ohne großen Aufwand zu verfassen. Mit dem Von-rechts-nach-links-Schreiben-Acces-sory »Sigrevers« arbeiten auch Judaisten, Arabisten und Turkologen mit der Textverarbeitung, die ursprünglich für Mathematiker gedacht war.

Der Vorteil, beliebige Zeichensätze zu entwickeln, löst viele Spezialprobleme. Nur durch die konsequente Nutzung der grafischen Fähigkeiten und der hohen Rechenleistung des ST ist ein einfaches Arbeiten in diesen Bereichen denkbar.

Auch die niederen Textaufgaben der Wissenschaft wollen verrichtet sein. Referate, Haus- und Semesterarbeiten, die sauber getippt abzugeben sind, kosten manchen Studenten viele Stunden Tipparbeit. Der Komfort einer Textverarbeitung auf dem ST reduziert hier die bisher übliche Arbeitszeit ganz erheblich.

Bei vielen Texten besteht die Notwendigkeit, Bilder oder Zeichnungen in die Arbeit zu integrieren. Der Entwurf eigener Spezialzeichensätze wie bei Signum ist ebenfalls sinnvoll.

Neben Signum machen auch andere Programme aus dem ST ein beliebtes Textverarbeitungs-System. Der Berliner Ägyptologe Dr. Karl Jansen-Winkeln setzt eine besondere Umschrift der ägyptischen Sprache, ein durch Hilfs-Punkte und -Striche erweitertes lateinisches Alphabet, mit der ST-Version von »Starwriter« ein. Zur Zeit schreibt er sogar seine Habilitationsarbeit mit dieser Textverarbeitung. Sein Kommentar: »Auf den Computer würde ich nur sehr ungern verzichten. Ohne ihn wäre das Schreiben schon eine große Belastung.« (wk)


Tarik Ahmia
Aus: ST-Magazin 06 / 1989, Seite 133

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