Das Geheimnis der Utility-Diskette

So bedienen Sie die Programme auf unserer Abonnement-Diskette

Michael Nebauer Thomas Bosch

Positiven Anklang findet bei unseren Abonnenten die Utility-Diskette, die jeder Abonnent als kleines Dankeschön von uns kostenlos erhält. Was bislang fehlte, war eine ausführliche Anleitung, die auch Computer-Einsteigern unsere praktischen und nützlichen Hilfsprogramme verständlich macht. In diesem Artikel lösen wir nun die Geheimnisse der Utility-Diskette.

Zehn Gänge für den ST

Hinter diesem Namen verbirgt sich ein unscheinbares Programm, das sich in den Tiefen des Speichers versteckt und kein anderes Programm behindert. Es enthält eine Routine, die Ihnen erlaubt, die Geschwindigkeit des Computers in zehn Stufen zu verstellen. Dadurch haben Sie Gelegenheit, bestimmte Funktionen eines Programms in Zeitlupe zu betrachten oder einfach die gesamte Verarbeitungsgeschwindigkeit zu drosseln. Weiterhin wählen Sie zwischen einer Bildwiederholfreqenz von 50 und 60 Hertz und haben jederzeit Gelegenheit, eine Hardcopy anzufertigen.

Installieren Sie das Programm im Auto-Ordner Ihrer Boot-Diskette. Die Funktionen rufen Sie über die Tastenkombination < Alternate-Help > auf.

Fließbandarbeit für den Drucker

Ein intelligenter Drucker-Spooler erlaubt Ihrem ST, Druckaufträge im Hintergrund zu bearbeiten, während Sie sich bereits mit anderen Programmen beschäftigen. Texte bis zu einem Megabyte Länge hält der Computer im Hintergrund bereit. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen oder mehrere Druckaufträge handelt. Ob Sie einen langen Text mit dem Textverarbeitungsprogramm ausdrucken oder ein Listing vom Desktop aus zu Papier bringen.

Der Atari ST ist dadurch von dieser Arbeit entlastet und kann sich weiteren Aufgaben zuwenden. Vorteilhaft ist dies beim Ausdrucken von Serienbriefen. Sie übergeben einfach mehrere Druckaufträge dem Spooler und verlassen dann das Zimmer, um sich anderen Tätigkeiten zu widmen, oder um dem leisen Geflüster des Matrixdruckers zu entgehen.

Ein integrierter Druckertreiber bietet Ihnen eine individuelle Zeichensatzanpassung für jeden Drucker.

Lediglich bei Hardcopies unter Zuhilfenahme der im GEM eingebauten Routine erfolgt die Ausgabe wie gewohnt ohne Spooler. Deshalb dürfen Sie die GEM-Hardcopy nur bei leerem Spooler einsetzen. Alle Programme, die über einen eigenen Treiber verfügen, arbeiten mit unserem Spooler zusammen.

Sie starten das Programm per Auto-Ordner oder vom GEM-Desktop aus. Wichtig ist, daß die Datei »FONT.SPL« immer im Wurzelverzeichnis stehen muß (nicht in einem Ordner, auch nicht dem Auto-Ordner). Nach dem Start des Programms fragt es verschiedene Parameter ab, zu denen bereits Default-Werte vorgegeben sind, die Sie mit < Return > übernehmen. Über die Tastenkombination < Control C > brechen Sie die Eingabe jederzeit ab. Zunächst müssen Sie die gewünschte Größe des Puffers festlegen. 100 KByte sind als Standard voreingestellt. Als Minimum akzeptiert der Spooler 9 KByte, da heute die meisten Drucker über einen Puffer von mindestens dieser Größe verfügen. Der Zwischenspeicher weist ein Fassungsvermögen von bis zu einem Megabyte auf.

Die Abfrage nach der minimalen Zeit zwischen zwei Druckaufträgen hat folgenden Sinn: Der Spooler erkennt zwei verschiedene Druckaufträge an der dazwischenliegenden Zeit. Sechs Sekunden sind bereits voreingestellt. Die Zeitspanne läßt sich jedoch beliebig vermindern oder erhöhen. Mit der dritten Abfrage bestimmen Sie, ob der Spooler-Status ständig auf dem Bildschirm dargestellt werden soll.

Die Frage nach dem Zeichensatz erlaubt Ihnen die Verwendung eigener Zeichensätze. Dazu müssen Sie den Namen der Datei eingeben. Ein Druck auf die Return-Taste lädt die Standard-Anpassung »FONT.SPL«. Jede gängige Textverarbeitung erlaubt Ihnen, die Anpassung nach eigenen Vorstellungen abzuändern. Wie das gemacht wird, steht ebenfalls in der Datei »FONT.SPL«.

Der Profi-Debugger »Platon« sorgt für fehlerfreie Assembler-Programme

Turbo-Lader auch Blitter-TOS

Auf großen Anklang stieß seinerzeit unser Programm »Fastloader V2.0«, das dem langsamen Diskettenlaufwerk des Atari ST gehörig Dampf macht. Mit dem alten TOS von 1985 arbeitet das Programm einwandfrei. Beim neuen Blitter-TOS des Mega ST verabschiedet es sich jedoch mit drei Bomben. Doch Rettung naht: Die Fastloader-Version 3.0 verträgt sich mit jedem TOS, das seit dem 6.2.1986 erschienen ist.

Das Betriebssystem des Atari ST überprüft die Daten auf einer Diskettenspur nach jedem Spurwechsel. Das ist aber bei der guten Verarbeitungsqualität der Atari-Laufwerke überflüssig. Der Fastloader modifiziert nur den Seek-Befehl, den das Betriebssystem an den Laufwerks-Controller sendet, so daß der Atari ST auf eine Überprüfung nach einem Spurwechsel verzichtet. Dadurch gewinnen Sie eine ganze Menge Zeit.

Wie verändert ein Patch-Befehl das Betriebssystem? In ein ROM läßt sich bekanntlich nichts schreiben. Die Lösung ist naheliegend: Im Systemvariabien-Bereich liegt ein Vektor, den das TOS bei allen Schreib-/Leseoperationen benutzt. Die Schreib-/Leseroutine wird aus dem ROM ins RAM kopiert und dort nach dem obengenannten Muster modifiziert. Danach richten Sie einfach den Vektor auf die Routine im RAM.

Es empfiehlt sich, das Programm in den Auto-Ordner zu kopieren, damit auch die Accessories von Anfang an schnell geladen werden. Eine Festplatte behindert den Fastloader nicht.

GEM ist eine komfortable und praktische Benutzeroberfläche, die aber leider auch einige Nachteile besitzt. Ein Beispiel ist die Übergabe von Parametern, die sich in GEM äußerst schwierig gestaltet. Kluge Menschen haben sich Gedanken gemacht und nach guter alter Manier einen Command-Line-Interpreter (CLI) entwickelt, der starke Ähnlichkeit zu MS-DOS aufweist.

Das Multitasking Kopier- und Formatier-Programm »Copy & Format« rufen Sie als Accessory auf

Der Maus den Rücken gekehrt

Das Programm auf unserer Utility-Diskette erlaubt Ihnen zudem, eigene Befehle zu integrieren. Voraussetzung ist ein GFA-Basic-Interpreter Version 2.0, empfehlenswert der Compiler.

Schreiben Sie den Procedure-Namen des Befehls. Dabei übernehmen Sie in dem Array PARA$() die Parameter aus der Kommandozeile. PARA$(0) enthält daraufhin den Befehlsnamen, PARA$(1) bis PARA$(19) alle weiteren Parameter. PARA% enthält die Anzahl der übergebenen Parameter.

Nachdem Sie anschließend die Variable MAXCMD% erhöht haben, tragen Sie den Namen des Befehls an vorletzter Stelle in den DATA-Zeilen am Anfang des Programms ein. Der letzte Eintrag muß ein Leerstring sein.

Den Namen der zugehörigen Procedure tragen Sie an vorletzter Stelle in die ON GOSUB-Statements in der Procedure EXE ein. Der letzte Eintrag muß »NOCMD« lauten.

Command-ST verfügt bereits über 18 sehr leistungsfähige Befehle. Auch diese haben eine gewisse Kompatibilität zu bekannten Betriebssystemen wie Unix, MS-DOS und CP/M. Batch-Dateien werden verarbeitet und dürfen dasselbe Format haben wie die, die dem Entwicklungspaket von Atari beiliegen. Ein »%« gefolgt von einer Ziffer 1 bis 9 bedeutet, daß Sie hier einen Parameter der Kommandozeile entsprechend einsetzen.

Nach dem Start des Programmes lädt es zuerst die Datei »AUTOEXEC.BAT« und startet sie. Bei einem Programmaufruf können Sie bedenkenlos die Extension weglassen. Es genügt der Name, denn Command ST prüft nach der Eingabe, ob das Programm als Batch-Datei gespeichert wurde. Ist dies der Fall, so lädt der Interpreter die Datei und startet sie. Ansonsten prüft er nach anderen Kennungen wie ».PRG«, ».TOS« und ».TTP«. Die bereits vorhandenen Befehle sind:

CHDIR, CD
Syntax: C[H]D[IR] [Pfadname]

Wechselt das aktuelle Inhaltsverzeichnis. Geben Sie keinen Pfadnamen an, verwendet Command ST den aktuellen Pfadnamen. Um von einem Unterverzeichnis in das Hauptverzeichnis zurückzukehren, müssen Sie als Pfadnamen »..« eingeben.

CLS
Löscht den Bildschirm

COPY
Syntax: COPY [SCRMASK] [MASK]

Kopiert Dateien von SCRMASK nach MASK. MASK muß eine Laufwerksangabe und einen Pfadnamen enthalten.

DATE
Syntax: DATE [Datum]

Zeigt oder setzt das aktuelle Datum. Dieses müssen Sie im Format »TT.MM.JJJJ« angeben.

Das Multitasking-Kopier- und Formatier-Programm »Copy & Format« rufen Sie als Accessory auf

DIR
Syntax: DIR [MASK]

Gibt das Inhaltsverzeichnis der Dateien aus, die MASK entsprechen. Für MASK gelten dieselben Regeln wie für SCRMASK beim Befehl COPY.

DUMP
Syntax: DUMP NAME [AUSGABE]

Gibt 16 Byte pro Zeile als Hexadezimalcode einer Datei aus. Wahlweise dürfen Sie eine Ausgabe-Datei oder einen Kanal angeben (zum Beispiel »LST« für Drucker).

ECHO
Syntax: ECHO String

Gibt eine Zeichenkette auf dem Bildschirm aus, die auch Steuerzeichen enthalten darf.

ERASE, ERA
Syntax: ERA[SE] MASK

Löscht Dateien. MASK wird wie beim Befehl DIR verwendet.

EXIT
Verläßt Command ST

GOTO
Syntax: GOTO MARKE

Springt innerhalb einer Batch-Datei. MARKE muß eine eigenständige Zeile in der Datei sein und mit einem Doppelpunkt versehen werden, den Sie beim GOTO-Befehl weglassen.

Beispiel: LABEL: GOTO Label

HELP

Listet alle Befehle auf dem Bildschirm auf.

MKDIR, MD
Syntax: M[K]D[IR] ORDNERNAME

Erzeugt einen Ordner auf Diskette oder Festplatte.

PRINT
Syntax: PRINT MASK [PLEN]

Gibt ein formatiertes Listing von allen Dateien, die MASK entsprechen, auf dem Drucker aus. Sie können die Anzahl der Zeilen pro Seite angeben. Voreingestellt sind 66.

REN
Syntax: REN OLDNAME NEWNAME

Benennt eine Datei OLDNAME in NEWNAME um.

RMDIR, RD
Syntax: R[M]D[IR] ORDNERNAME

Löscht einen leeren Ordner.

TIME
Syntax: TIME [Timestring]

Zeigt und setzt die aktuelle Zeit. Timestring muß das Format »HH:MM:SS« haben.

»TYPE«
Syntax: TYPE Dateiname [> AUSGABE]

Zeigt ASCII-Dateien auf einem beliebigen Ausgaberät. Für AUSGABE gilt dieselbe Erklärung wie für DUMP.

»VERSION«

Gibt die Command ST Einschaltmeldung aus.

Der Spooler verarbeitet GEM-Zeichensätze

Bereits seit mehreren Jahren erfreut sich auf den MS-DOS-Computern ein kleines unscheinbares Programm großer Beliebtheit. »ARC« packt jede Art von Programm, so daß es auf der Diskette wesentlich weniger Speicherplatz beansprucht. Weiterhin faßt ARC mehrere Dateien zu einer einzigen zusammen. Kurz gesagt: ARC bringt Dateien in ein handlicheres Format. Über die gleichen Funktionen verfügt auch die ST-Version dieses Packprogramms. Daß die Bedienung als TTP-Applikation umständlich ist, meinte auch Charles Johnson und entwickelte eine übersichtliche Shell (Bedienungsoberfläche). Hier tätigen Sie alle Aktionen mit der Maus. Lediglich die Dateinamen in der Dateiauswahlbox geben Sie per Hand ein.

ARC komprimiert Dateien um durchschnittlich 40 bis 80 Prozent. Die Bedienung gestaltet sich — dank Shell — sehr einfach. Um zu packen, wählen Sie die Funktion »ADD to Archive« und klicken anschließend auf das Feld »ARC!«. Es erscheinen nacheinander zwei Dateiauswahlboxen. In der ersten geben Sie den Namen der künftigen ARC-Datei an (zum Beispiel »STMAG.ARC«), in der zweiten wählen Sie die zu packende Datei aus. Wollen Sie mehrere Dateien packen, legen Sie einen neuen Ordner an und werfen alle gewünschten Dateien hinein. In der ARC-Shell klicken Sie dann lediglich den Ordner an. Ihre Dateien entpacken Sie wieder mit der Funktion »Extract from ARC«.

ARC bietet noch eine Vielzahl weiterer Funktionen. Diese alle einzeln zu beschreiben, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Wir verweisen deshalb auf die ausführliche Readme-Datei »ARC.DOC« auf der Diskette.

In der 68000er wählten wir aufgrund seines einfachen aber leistungsstarken Prinzips das Accessory »Copy & Format« zum Projekt des Monats. Die Besonderheit ist, daß Sie die gewünschte Funktion anwählen und anschließend Weiterarbeiten können, während der ST Ihr Kommando ausführt. Der Computer erledigt also zwei Aufgaben gleichzeitig, fast schon echtes Multitasking. Für Pascal-Profis liefern wir den Quelltext mit, so daß Sie die Multitasking-Routine in eigene Programme einbinden können.

Nach dem Aufruf des Accessory erscheint ein Dialogfeld, in dem Sie zwischen Kopieren und Formatieren wählen. Weiterhin stellen Sie einige Parameter wie Anzahl der Sektoren oder die Diskettenart ein. Der Rest geht automatisch. »Copy & Format« informiert Sie in der rechten oberen Bildschirmecke ständig über seine Aktivitäten.

Mit unserem bewährten Eingabe-Prüfsummer MCI tippen Sie die Programme aus dem ST-Magazin schnell und fehlerfrei ab. Den MCI finden Sie auch auf unserer Utility-Diskette — selbstverständlich mit dem Assembler-Quelltext. Klicken Sie die Datei »MCI.TTP« an. Jetzt tippen Sie in der Dialogbox den Namen des einzugebenden Programms ein. Diesen finden Sie immer in der Kopfzeile des Listings im Heft. Ist der MCI geladen, müssen Sie noch die Länge eingeben. Auch diese finden Sie im Listingkopf. Anschließend geben Sie die Hexzahlen und die Prüfsumme ein (ohne Zeilennummer, sie erzeugt der MCI automatisch). Akzeptiert der MCI die Prüfsumme nicht, haben Sie einen Tippfehler bei den Hexzahlen gemacht. Vergleichen Sie in diesem Fall sorgfältig mit dem Listing im Heft. Zwischendurch dürfen Sie beliebig speichern.

Mit einem Debugger säubern Sie Ihre Programme von lästigen Fehlern (»Bugs«). Einen Debugger der Spitzenklasse wählten wir mit »Platon« zum Projekt des Monats. Da eine genaue Beschreibung des Programms zu umfangreich ist, finden Sie auf der Utility-Diskette den vollständigen Artikel aus der 68000er. Geballte Informationen für Profis. (tb)

Die Utility-Diskette erhält jeder neue Abonnent gratis. Bitte verwenden Sie für Ihre Abonnement-Bestellung die Vordrucke in dieser Ausgabe. Eine separate Bestellung der Utility-Diskette oder der auf ihr enthaltenen Programme ist nicht möglich!



Aus: ST-Magazin 07 / 1989, Seite 127

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite