Leiterplatten leicht entworfen - PCB-layout: Kompromiß zwischen einem Autorout- und einem Zeichenprogramm

F. Glowienka

Die Vielfalt der am Markt erhältlichen Programme zur Entwicklung von Leiterplattenlayouts ist groß. Doch PCB-layout hebt sich von der Menge ab: Es stellt einen gelungenen Kompromiß zwischen einem Autorout- und einem Zeichenprogramm dar. Mit der zum Test vorliegenden Version 1.17 erzeugen Sie zweiseitige Platinenlayouts bis zu einer Größe von 320 mm x 200 mm im 'ho Zollraster.

Einfach zu bedienen

Das auf einer einseitig formatierten 3 Vz-Zoll-Diskette gelieferte Programm läßt sich dank seiner GEM-Oberfläche leicht bedienen. Auch als ungeübter Benutzer finden Sie sich schnell mit den Pop-Down-Menüs und der Iconleiste am linken Bildschirmrand zurecht. Mit der Maus ist es einfach, das Leiterbahnbild auf der Platinenoberfläche zu verschieben. Außerdem können Sie zahlreiche Befehle über die Tastatur in Form von Control-Codes eingeben. Unter anderem nehmen Sie mit Hilfe der Undo-Taste die zuletzt ausgeführte Funktion zurück.

Das mitgelieferte Handbuch (68 Seiten) führt Sie auf verständliche Weise in die Technik des computergestützten Entwurfes von Leiterplatten ein. Der Autor erklärt die einzelnen Programmpunkte ausführlich und anhand von Beispielen. Ein Stichwortverzeichnis erleichtert Ihnen das Auffinden bestimmter Informationen.

Grundfunktionen der Menüleiste

Wie Sie aus Bild 1 erkennen, unterteilt sich die Menüleiste in sieben verschiedene Menüpunkte mit weiteren Unterpunkten. Hier die wichtigsten Einstellungen:

Nach dem Anklicken des Menüpunktes »Disk« haben Sie die Wahl zwischen Neubeginn, Laden oder Speichern eines Layouts. Eine Bauelementebibliothek fehlt leider. Als Ersatz stehen Ihnen die Befehle »Puffer laden« und »Puffer speichern« zur Verfügung. In einem »Puffer« speichern Sie einen beliebigen Platinenausschnitt. So duplizieren Sie einzelne Bereiche und kopieren zwischen verschiedenen Platinen. Außerdem können Sie Layouts im GEM-IMG-Format speichern, um sie mit anderen Programmen weiter zu bearbeiten. So entwickeln Sie Platinen mit PCB-layout und überarbeiten Details, die sich aufgrund der Auflösung von 1/20 Zoll nicht richtig plazieren lassen (z. B. Atari-ROM-Port), in einem pixelorientierten Malprogramm.

Mit den Funktionen unter den Menüpunkten »Editieren« und »Puffer« bearbeiten Sie Bereiche, die Sie mit dem Mauszeiger auf dem Bildschirm ausgewählt haben. So erzeugen Sie zum Beispiel schnell Masseflächen, sperren Platinenbereiche für den Router, verändern Leiterbahnbreiten, löschen Teile der Platine oder drehen und kopieren Ausschnitte.

Mit Hilfe des Menüpunkts »Router« optimieren Sie Leiterbahnführungen nach dem sogenannten »Lee-Algorithmus«. Hier wählen Sie, ob die zu routende Leiterbahn vom Startpunkt A zum Endpunkt B, oder vom Startpunkt A zum Potential des Endpunktes B, oder vom Potential des Startpunktes A zum Potential des Endpunktes B verlaufen soll. Die Ergebnisse für eine kleine Testplatine in Bild 2 zeigen die Unterschiede. Trotz der kurzen Verbindung bei Beispiel 3 legt PCB-layout die Leiterbahn nicht immer optimal, da das Programm aus Zeitgründen nur zwei Iterationen durchführt. Die kürzeste Verbindung zwischen den Punkten A und B ist eine Verbindung an den Markierungen 1 und 2. Der Programmautor kündigt aber für die geplante Autorouter-Version von PCB-layout einen leistungsfähigeren Router an.

Bild 1. Sieben Menüs und eine Icon-Leiste verbergen die Funktionsvielfalt
Bild 2. Optimierte Leiterbahnführung auf dreierlei Art bietet PCB-layout

Von den vielfältigen, unter dem Menü »Ausgabe« wählbaren Einstellungen für Drucker und Plotter stellen wir die Auswahlbox für 24-Nadel-Drucker vor (Bild 3). Die Palette der verfügbaren Druckertreiber erstreckt sich vom Epson FX80 über den NEC P6 bis hin zum Atari- und HP-Laserjetdrucker. Das gleiche gilt für die vom Programm unterstützten Plotter. Über die Auswahlbox passen Sie jeden Plotter ohne Schwierigkeiten an.

Doch nun zur Druckerauswahlbox. Neben den Einstellungen der Druckqualität und dem Maßstab wählen Sie, ob die Druckroutine die Sicht von der Bestückungs- oder Lötseite der Platine ausdruckt. Auch stellen Sie hier den Rand, die Graustufen, sowie den Ausgabekanal ein. Unser Ausdruck einer Testplatine mit einem NEC P6 auf Folie konnten wir ohne Nachbearbeitung verwenden.

Einstellungen an der Iconleiste

Häufig benötigte Funktionen bei der Layoutherstellung erreichen Sie über die am linken Bildschirmrand angeordnete Iconleiste. Mit dem obersten Icon aktivieren Sie das Übersichtsfenster, in dem Sie durch Verschieben eines Rechtecks den zu bearbeitendenden Layoutausschnitt komfortabel verändern. Die beiden darunterliegenden Icons dienen bei zweiseitigen Platinen zum Umschalten zwischen Bestückungs- und Lötseite. Die nachfolgenden Icons sind für die Layoutherstellung zuständig. Unter den Zeichensymbolen für zwei Lötaugenarten und zwei Leiterbahnbreiten befindet sich das Symbol zum Zeichnen von IC-Sok-keln. Nach Anklicken der Icons für horizontale oder vertikale IC-Sockel ziehen Sie den Mauszeiger bei gedrückter Maustaste an der ausgewählten Sockelposition auf. Dabei erscheint in der Informationszeile des Programmes bei Erreichen einer Standardsockelgröße deren Normbezeichnung, z.B. DIP 14 oder DIP 28. Das nächste Icon aktiviert den Router. Unter dem nachfolgenden Fragezeichensymbol befindet sich ein kleiner Grafikzeichensatz. Das gewünschte Zeichen plazieren Sie nach Anwahl mit der Maus auf dem Bildschirm. Diesen Punkt verwenden Sie zum Zeichnen von weniger gebräuchlichen Layoutsymbolen wie Masseflächen oder Wärmefallen. Im nachfolgenden Textmodus beschriften Sie die Platine komfortabel. Durch die Benutzung von Vektorfonts stellen Sie die Zeichenbreite und Höhe beliebig ein.

Erfüllt die Erwartungen

Außerdem stehen Ihnen verschiedene Strichstärken und auch Spiegelschrift zur Verfügung. Zum Schluß seien noch die Icons zum Editieren und Löschen erwähnt. Der Editiermodus erlaubt es, rechteckige Bereiche der Platine zu selektieren und zu verschieben. Halten Sie den linken Mausknopf gedrückt. Wenn sich der Pfeil über dem ausgewählten Element befindet, erscheint eine Hand. Nun schieben Sie die im Rahmen liegenden Objekte einfach mit der Maus an eine andere Position. Drücken Sie beim Auslösen der Funktion zusätzlich die Shift-Tasten, so versucht das Programm, nach der Verschiebung neue Leiterbahnen zu legen, um die alten Verbindungen zu erhalten.

PCB-layout stellt ein nützliches Werkzeug zur Entwicklung von Leiterplattenlayouts dar. Die Einbindung in die GEM-Oberfläche erlaubt kurze Einarbeitungszeiten für ungeübte Benutzer. Das Arbeiten mit dem Programm erweist sich durch die Aufteilung in Menü- und Iconleiste als angenehm. Überraschend gut ist die Qualität der von einem NEC P6 gelieferten Ausdrucke. Für den professionellen Anwender bietet der Hersteller den Treiber PCB-NC an, um mit einer Isert-Anlage schnell und preiswert Prototypen von Platinen zu fräsen und zu bohren. Wünschenswert ist eine erweiterte Autorouterversion mit einer Bauelementebibliothek. Alles in allem erfüllt PCB-layout die an das Programm gestellten Erwartungen. (uw)

Dipl.-Ing. Thomas Praefcke, Computer Hard- und Software, Holzvogtkamp 55, 2302 Flintbek

Wertung

Name: PCB-layout
Entwicklung/Vertrieb: Dipl.-Ing. Thomas Praefcke
Lieferumfang: Diskette und Handbuch
Preis: 199,50 Mark

Stärken:

□ einfache Bedienung □ gute Dokumentation □ diverse Druckertreiber □ preiswert

Schwächen:

□ vorgegebenes 1/20 Zollraster □ fehlende Bauelementebibliothek □ noch kein Autorouter

Fazit:

Empfehlenswertes Programm mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zur Erzeugung von Leiterplattenlayouts

Bild 3. Der Ausdruck entscheidet. PCB-layout steuert Nadel-, Laserdrucker und Plotter.


Aus: ST-Magazin 11 / 1989, Seite 27

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