ST-Podium - Meinungen & Kritiken

Liebe Leserin, lieber Leser

Zwei Themen bestimmen diesmal das ST-Podium: Zum einen schildert ein EDV-und Satzkoordinator die praktischen Probleme, denen er jeden Tag bei der Arbeit mit Desktop-Publishing-Systemen gegenübersteht. Sein Brief enthält interessante Anregungen für die Entwickler von DTP-Software.

Zum anderen haben wir Zuschriften gesammelt, die zu den Basic-Dialekten auf dem ST Stellung nehmen. Die hier abgedruckten Leserbriefe stehen stellvertretend für alle Meinungsäußerungen, die wir tagtäglich zum Thema »GFA- oder Omikron-Basic« erhalten.

Jeder der beiden Dialekte hat eingefleischte Fans, aber es gibt auch viele Leser, die beide Basic-Versionen wünschen. Interessant: Soweit wir aus den Zuschriften abschätzen können, sammeln beide Basic-Boliden unter unseren Lesern ungefähr gleich viele Anhänger um sich. Unser Spezialist fürs Programmieren, Martin Backschat, erläutert, wie er beide Gruppen von Basic-Fans zufriedenstellen wird.

Das Bücherangebot für den ST wächst ständig und wird dabei immer weniger überschaubar. In dieser Ausgabe weisen wir Ihnen einen Pfad durch den Dschungel der ST-Literatur. Doch auch Sie haben sicherlich wertvolle Erfahrungen mit Büchern zum ST gesammelt. Geben Sie diese Erfahrungen an die anderen Leser weiter. Warum haben bestimmte Titel einen Ehrenplatz in Ihrer Handbibliothek erhalten, während andere unbenutzt verstauben? Welche Bücher halten Sie für besonders empfehlenswert? Ihr
Paul Sieß
Textchef
P.S.: Bitte vermerken Sie bei jedem Brief, ob Sie mit einer Veröffentlichung einverstanden sind. Denken Sie daran: Kurze, aussagekräftige Beiträge haben die größte Chance, gedruckt zu werden. Wir behalten uns vor, Zuschriften gekürzt wiederzugeben.

DTP bleibt nur ein Hobby

Hier versucht ein Schriftsetzer, sich mit dem Thema DTP auseinanderzusetzen. Es ist lustig, wie die Redakteure des Markt & Technik-Verlages den Amateuren die hohe Kunst der Satz- und Drucktechnik zu erklären versuchen.

Da gibt es also ein RIP, einen Laserdrucker oder noch besser eine Lino. Man kann da noch wesentlich weiter ausholen, wie wäre es so zur Erweiterung der LI2-Schnittstelle, mit LI5-Kanal gekommen, Densi- oder Postscriptcode (oder Adobe-Steuerbeschreibung), Up- oder Downloadverfahren, DFÜ-Datenbank (Mailbox) für eilige Kunden, Daten-Konvertierung und andere Möglichkeiten, die es so gibt. Warum müssen es ausgerechnet z. B. Compugra-phicschriften sein. Es gibt da so viele andere Firmen, die sich mit Schriften (besser Schriftfamilien) auseinandersetzen. Warum muß man diese Schriften auf Disketten ablegen, wenn man doch nur eine sogenannte Bitmap-Beschreibung zum Laser-Belichter schickt. Warum muß man unbedingt Seiten drehen? Es gibt auch noch breitere Belichter, die über das Format von 305 mm (ich vergaß, in der Fachsprache spricht man von 12 Inch) belichten können. Belichter (sorry »Lino's«) die Material von ca. 19 Inch verarbeiten. Ja und der Laser ist immer eingeschaltet, er wird durch Polygon-Spiegel gelenkt und vor diesem ist ein Graufilter gelegt, der die Belichtung ein- oder ausschaltet, wie bei einem Fotoapparat. Und diese ganze Elektronik besitzt mehr Mechanikteile, als man für einen Scanner benötigt.

Ach ja, Scanner! Damit gibt es keine Probleme. Man legt eine Vorlage in den Scanner, und fertig ist das Bild. Vielleicht ist es nur eine Strichaufnahme, dann verändert man das Bild geringfügig in der Größe, malt hier und dort eine zusätzliche Linie, fügt etwas Text hinzu, und der Prospekt ist fertig. Hihi. Repro-Profis sitzen oft genug verzweifelt vor der Kiste und versuchen, das Letzte aus den Bildern herauszuholen. Um einigermaßen an Erfahrung zu sammeln, wird man in 4 Wochen um 1/4 Jahr älter, das ist doch was.

Das Beste ist die Story über den Burda-Verlag: »Atari in Sachen Mode«. Es ist mir bekannt, daß sich die Firma Multicom mit einem anwenderfreundlichen Computer, wie dem Mega-ST, auseinandergesetzt hat.

Es gibt dabei zwei Komponenten. Das eine ist ein Redaktionssystem und das andere ist ein Verarbeitungs- oder Umbruchsystem. Komischerweise benötigt diese Variante nicht einen Berechnungs-Algorithmus, um verwertbare Ergebnisse aus der Lino zu bekommen, es wird einfach in Densi-Code umgesetzt. Die Hardware ist nur geringfügig erweitert, wie man auf den schönen Farbbildern erkennen kann. Es gibt dafür eine externe Tastatur, die um ca. 100 Tasten mit speziellen Befehlen erweitert wurde. Damit so Vollblutlaien wie Redakteure, Grafiker und die EDV-erfahrene Sekretärin daran arbeiten können. Der Ursprung zur Textverarbeitung bestand in einem Konverter, der Daten von verschiedensten Rechner-Systemen in eine Verarbeitungssprache für die jeweilige Setzerei umsetzt. Es gibt ja nicht nur den ASCII-Code. Warum ich gerade 1st Word Plus oder Beckertext so liebe, ist: Bei 1st Word Plus kann man das Zeilenlineal nicht ausfiltern, und bei Beckertext gibt es normale Satzzeichen, die mit Steuerzeichen gemischt sind. Hier einen normalen Text zu erzeugen, wie es »Word« oder »Wordstar« kann, ist ein Thema für sich. Das alles hört sich an, als wäre ich ein militanter Gegner von DTP, nur meckern und nörgeln. In gewisser Hinsicht gebe ich Ihnen völlig recht. Mein Kampf an den DTP-Projekten dauert schon geraume Zeit an. Am meisten vermisse ich eine Grundnorm, wie sie z. B. Apple entwickelt hat.

Jeder Computer kann mit Hilfe von DFÜ verkabelt werden, und doch versteht keiner den anderen. Ich arbeite mit Kunden zusammen, die mit den unterschiedlichsten Programmen, Computern, Schriften und Systemen arbeiten, und jeder ist davon überzeugt, seine Grundausstattung ist das Beste, was es gibt. Seine Arbeitsmethode ist die beste Möglichkeit, um seine Organisation in Ordnung zu halten. Aber, den Müll verarbeite ich. Aus einer Müllhalde ein erkennbares und zusammengefügtes Bild anzufertigen, ist oft nicht einfach. Jeder, der anfängt und sich in diese Thematik DTP einarbeitet, erkennt sehr bald, wenn man nicht unbedingt muß oder will, bleibt es ein Hobby. Nur zur Entwicklung für schöne Briefbögen oder traurige Beileidskarten ein DTP-Programm zu besitzen, das ist wie ein Porsche mit einem Gogomobil-Motor. Der Glanz der Verkäufer ist vorbei — Gott sei Dank!

Peter Lang, Satz- und EDV-Koordinator, München

Omikron- kontra GFA-Basic

Ich möchte auf jeden Fall zumindest die Gleichberechtigung von GFA-Basic, da ich dieses Basic dem Omikron-Basic vorziehe.

Petra Bunge, Karlsruhe

Wenn schon Omikron das offizielle Basic ist, sollte dies mehr berücksichtigt werden. Wer braucht als Einsteiger ein zweites Basic?

Norbert Koch, Germering

In fast jeder Zeitschrift, die das Thema Computer betrachtet, findet man ein Programm, das in GFA-Basic geschrieben wurde. Anders ist die Sache mit Programmen in Omikron-Basic, es gibt zu wenig davon. Meine Meinung: Wenn die Firma Atari sich für diese Sprache entschieden hat, dann sollten Sie die unterstützen und mehr Programme in Omikron-Basic drucken,

Adalbert Lukaszewicz, Schleswig

Ich glaube, daß sich die meisten Basic-Anwender, ob GFA-oder Omikron-Basic, für die jeweils leistungsfähigere und damit neuere Ausgabe der individuell bevorzugten Programmiersprache entscheiden. Das Interesse am GFA-Basic wird darum auch nicht gänzlich schwinden, zumal es offenbar für bestimmte Anwendungen besser geeignet ist als Omikron-Basic.

Doch die meisten, die sich einen ST kaufen, sind noch nicht auf GFA oder Omikron spezialisiert, und es wird ihnen zunächst völlig gleich sein, ob dem Computer nun die eine oder andere Programmiersprache beiliegt. Wichtig dagegen ist, daß diese einen gewissen Standard in Verbreitung, Anwendung und Qualität bietet, welcher durchaus gegeben ist, bzw. sich mit jedem verkauften Computer bildet.

Ich meine also, daß sich die Redaktion des ST-Magazins einerseits ganz allmählich der »Atari-ST-Standard-Programmiersprache« Omikron-Basic zuwenden sollte. Andererseits sollte auf jeder Leserservice-Diskette jedes Listing jeweils in GFA- und Omikron-Basic enthalten sein.

Georg Best, Hannover

Ich erachte es für sinnvoller und wünschenswerter, mehr GFA-Basic-Listings zu bringen, da GFA-Basic sich schon über einen längeren Zeitraum auf dem ST etabliert hat. Letztendlich zählt auch das Argument des Komplettpakets von GFA, in dem schon ein Compiler enthalten ist, der Programme erst zu dem macht, was sie sind.

Christian Mehr, Reichelsheim

Nach längeren Programmierversuchen mit Omikron brauchen Sie für mich kein Listing in Omikron mehr abzudrucken. Ich habe mir den ST nicht gekauft, weil ich einen C 64 mit mehr Speicher haben will. Die Entscheidung von Atari, Omikron beizulegen, ist aus meiner Sicht eine Fehlentscheidung, höchstens gerechtfertigt in der Hoffnung auf C 64-Aufsteiger. Ich bleibe bei GFA-Basic.

Wolfgang von Jan, Langenhagen

Ich würde es nur als fair bezeichnen, wenn man die Besitzer des ST nicht zwingt, sich ein zweites (GFA)-Basic anzuschaffen, um Programmiererfahrung zu sammeln.

Werner Michalowski, Buchenau

Es ist doch wirklich nicht nötig, daß man künstlich zwei Lager schafft. Beide Basic-Versionen sind leistungsstark. Ich selbst habe mich für Omikron entschieden. Mein Vorschlag gegen eine Lagerpolitik: Man erstellt das Listing in GFA oder Omikron-Basic und bei Dialektunterschieden zeigt man den anderen Dialekt in der REM-Anweisung. Mich interessieren auch GFA-Listings, die ich gerne in Omikron umsetzen würde, was mir selten (da kaum GFA-Kenntnisse) gelingt.

Daniel Sonderhoff, Pulheim

Das GFA-Basic mit Compiler ist natürlich viel billiger als das Omikron-Basic mit Compiler. Aber für mich ist das noch lange kein Grund, keine Listings mehr in Omikron-Basic abzudrucken. Es gibt sicherlich mit mir noch einige Leser mehr, die lieber mit Omikron- als mit GFA-Basic arbeiten. Das soll jetzt nicht heißen, daß keine Listings in GFA-Basic mehr abgedruckt werden sollen. Man kann ja für beide Benutzergruppen Listings anbieten. Vielleicht kann man auch ein Programm als GFA-und Omikron-Basic-Listing anbieten?

Uwe Bölt, Nordhorn

Als Programmiersprache bevorzuge ich persönlich auch das GFA-Basic. Seitdem der neue Compiler 3.0 zur Verfügung steht, ist es eine wirklich »runde Sache«. Im Vergleich zum Omikron-Basic macht das Programmieren halt einfach mehr Spaß. Da es andererseits natürlich auch Leser gibt, die mit Omikron-Basic arbeiten, würde ich vorschlagen, beide Programmiersprachen gleichberechtigt zum Zuge kommen zu lassen.

Klaus Klöker, Schiffdorf

Aus diesen Stellungnahmen wird eines deutlich: Für beide Dialekte sprechen gute Argumente. Für Umsteiger von den alten 8-Bit-Computern, besonders vom C64, ist es sicherlich leichter, sich in das Omikron-Basic einzuarbeiten, das ebenfalls ein »konventioneller« Basic-Dialekt ist. Das GFA-Basic eignet sich andererseits ausgezeichnet dazu, gut strukturierte und übersichtliche Programme zu schreiben. Beide Dialekte finden somit große Verbreitung. Ein GFA-Basic-Listing bringt den eingefleischten Omikron-Basic-Programmiern nichts und anders herum. Wie uns sehr viele Leser vorschlugen, werden wir künftig beide Basic-Dialekte im ST-Magazin so verwenden, daß eine gewisse Ausgewogenheit herrscht. Das können wir allerdings nur, wenn wir von Ihnen, verehrte Leser, gute Listings zugeschickt bekommen. Und in letzter Zeit erhielten wir fast nur GFA-Basic-Listings. Deshalb meine Aufforderung an alle Omikron-Basic-Programmierer: Bieten auch Sie Ihre Projekte unserem Magazin für eine Veröffentlichung an.
Martin Backschat, Redakteur für Ressort Programmieren

Vorbildlicher Vortex-Service

Ich besitze eine ältere HD30+ von Vortex. Die Platte gab ca. vier Wochen nach dem Kauf den Geist auf, aus mir unbekannten Gründen fand der Treiber den Host-Adapter nicht, nichts ging mehr mit der Platte.

Also übergab ich die Platte meinem Händler zusammen mit einem Brief an die Firma Vortex, in dem ich bat, doch nach Möglichkeit die Partition mit dem Entwicklungsdirectory zu sichern.

Es dauerte nicht einmal 14 Tage, da hatte ich meine Platte wieder. Komplett formatiert und neu eingerichtet, auf Partition G das fein säuberlich kopierte Directory, alles da.

Wem so was schon einmal passiert ist, der kann sich meine Freude über so einen Service sicher vorstellen.

Martin Brüggebors, Hamburg

Auf gut deutsch

Ich sitze an meinem ST und habe gerade ein neues Programm gestartet. Ich kenne das Programm nicht und sehe deswegen erst einmal in die Liesmich-Datei rein. Und sogleich ertönt mein verzweifelter Aufschrei: Nein, das darf doch nicht wahr sein! Natürlich ist auch diese »Gebrauchsanweisung« in Englisch geschrieben. Denkt denn keiner der Programmierer in Deutschland daran, daß einige der Deutschen nur deutsch sprechen? Ich habe einige ganz tolle PD-Programme, die ich nicht anwenden kann, weil die Liesmich-Datei nur in Englisch geschrieben ist. Neidvoll blicke ich nach Frankreich; da gibt es kaum ein Programm, das nicht eine französische »Gebrauchsanweisung« hat.

Peter Rajmundowicz, Rheinhausen



Aus: ST-Magazin 01 / 1990, Seite 92

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