Dolmetscher STransplus: Was immer Sie wollen...

»...und auf einmal macht Übersetzen Spaß« — unter diesem Motto steht ein Programm, das Ihnen beim Übersetzen fremdsprachiger Texte ins Deutsche durch Tempo und einfache Handhabung hilfreich zur Seite stehen soll.

»STransplus«, der professionelle Ableger der seit 1988 verfügbaren PD-Version, bietet für 99 Mark ein Wörterbuch englischer Vokabeln mit 20000 Einträgen, einen Vokabeltrainer mit statistischer Erfassung der korrekten Antworten und eine Übersetzungshilfe, die auf Wunsch automatisch einen als Datei vorliegenden Text Wort für Wort übersetzt.

STransplus stand uns in der Version 1.0 mit einem englisch-deutschen sowie einem zusätzlichen deutsch-englischen Wörterbuch zur Verfügung. Ohne Kopierschutz steht der Installation des Programms auf die Hard-Disk nichts im Wege. Das für Disk-Systeme schon erfreulich hohe Tempo macht sich dabei angenehm bemerkbar. Nach dem Start erscheint die Hauptseite (Bild 1), die mit der grundsätzlichen Aufteilung des Bildschirms auf zwei Hälften vertraut macht — Wörterbuch oben, Einzelabfrage unten. Um schnell auf Fragen reagieren zu können, bedarf es einer ausgefeilten Dateiverwaltung im Hintergrund, die per Index-Zugriff die große Datenmenge von mehr als 485000 Byte handhabt. Natürlich muß der Index nach Programmstart neu eingelesen werden. Das dauert bei Diskettenbetrieb etwas mehr als 1 min. Die Festplatte läßt diese Zeit auf gut 20 s schrumpfen. Für einmalige Auskunft über einen einzelnen Begriff dauert das wohl zu lange, aber dafür sollte auch niemand das Programm, sondern das beiliegende Accessory bemühen — dazu später mehr.

Das »Wörterbuch« (Bild 2) englisch-deutsch beinhaltet im Urzustand 20087 englische Begriffe mit ihrer deutschen Bedeutung. Darauf greift der Benutzer analog zu einem »richtigen« Lexikon per Blätterfunktion zu. Ein Mausklick auf die Pfeilfelder läßt den Inhalt rollen. Für die gezielte Suche öffnet sich auf Betätigen der Carriage-Return-Taste ein Eingabefeld, in welches die gewünschte Vokabel einzugeben ist. Prompt zeigt der Rechner den betreffenden Eintrag an, sofern das gesuchte Wort im elektronischen Lexikon enthalten ist. Auch an das umgekehrte Verfahren hat der Programmierer A. Trimborn gedacht — sequentiell, also recht langsam, aber immerhin greifbar. Für einige wenige Zugriffe reicht auf diese Weise die Antwortgeschwindigkeit allemal, sonst sollte man für »Rückwärts-Arbeiten« die deutsch-englische Version des Wörterbuchs benutzen. Wer des Blätterns müde ist, schaltet ins Einzelsatzfenster um, in dem ein einzelner Begriff in maximal vier Zeilen Erläuterung findet. Für Erweiterungen des angezeigten Bedeutungs-Vorrats steht ein Editor bereit, den ein Klick auf »EDI« auf dem Schirm erscheinen läßt. Für Neueingaben ist ein entsprechender Eintrag im Menü vorgesehen. Der eingebaute Vokabeltrainer soll das mühselige Pauken etwas erleichtern. Die damit verbundenen Steuerfunktionen beweisen, daß sich der Autor viel hat einfallen lassen. So verfügt der Trainer über ein auf Wunsch aktives Multiple-choice-Verfahren, welches zufällige, aus dem reichhaltigen Vorrat gewählte Bedeutungen der korrekten Antwort zur Seite stellt. Der Lernende klickt einfach auf die seiner Ansicht nach richtige Angabe. Dabei ist die Fragerichtung — also von Englisch nach Deutsch — umkehrbar. Wer sich besonders auf die Schreibweise des fremdsprachigen Begriffs hin trimmen möchte, sollte die manuelle Eingabe benutzen. Sie funktioniert nur bei Fragerichtung deutsch-fremdsprachig, der Computer erwartet eine korrekte Antwort per Tastatur.

Der Standardweg des Vokabelpaukens führt jedoch über das Einzeldatensatzfeld. Ein zufällig ausgewählter Datensatz dient als Basis der Fragerei. Die Antworten decken Fragezeichen zu. Hat der Anwender die Vokabel gewußt, darf er das per Mausklick rechts dem Programm mitteilen, ein Klick auf die linke Maustaste registriert die betreffende Vokabel als »nicht gewußt«.

Hat man sich ein Wort mit der deutschen Bedeutung erfolgreich eingeprägt, d.h. eine bestimmte, zwischen eins und acht wählbare Zahl korrekter Antworten gegeben, so berücksichtigt der Trainer bei aktiver Filterfunktion diese Vokabel nicht mehr. Nach Ende der »Sitzung« k setzt ein Klick auf »Reset« diese Zähler wieder auf Null

So sieht die Oberfläche des Programms aus...
...und so die »Speisekarte« — pardon, die Menüs

Niemand wird von Beginn an mehr als 20000 Vokabeln lernen wollen. Um also den gewünschten Bereich einzugrenzen, verfügt STransplus über eine Filterfunktion, die jeweils nur einen Teil der vorhandenen Vokabeln passieren läßt. Beispielsweise siebt der Filter die zu lernenden Wörter anhand der Wortstufe aus; dafür haben die Autoren jede Vokabel in den Grund-, Aufbau- oder Erweiterungswortschatz eingeordnet. Auch die kurzerhand per Maus gesetzten Markierungen im Wörterbuch lassen sich als Filterparameter nutzen. Schließlich bleiben auf Wunsch nur die Teile des Wörterbuchs zwischen zwei anzugebenden alphabetischen Grenzen im Zugriff, z.B. von »ac« bis »bz«.

Soweit zum Training. Ein so großer Vorrat an Vokabeln verführt schon fast dazu, eine Übersetzungshilfe einzubauen. Genau das verbirgt sich hinter dem Menü »Übersetzen«. Ein als ASCII-Datei vorliegender Text erscheint nach dem Laden im oberen Bildschirmbereich. Ein Mausklick auf eines der darin enthaltenen Wörter bringt die deutsche Bedeutung im unteren Fenster zur Anzeige. Angesichts des bemerkenswerten Tempos von STransplus findet es auch bei professionellen Übersetzern Verwendung. Weniger Erfahrenen liefert das Programm nach Klick auf »AUT« (wie automatisch) eine Art »Rohübersetzung« des vorliegenden Textes. Das Schwergewicht dürfte allerdings auf »roh« liegen — wie das Handbuch zu Recht bemerkt, denn der Computer ersetzt stur den Begriff aus dem Text durch die jeweils erstgenannte deutsche Bedeutung. Wer einmal das fragwürdige Vergnügen hatte, eine aus dem Japanischen ins Englische, von dort ins Französische und darauf ins Deutsche »übersetzte« Bedienungsanleitung entziffern zu müssen, dem reicht eine solche »maschinelle« Übersetzung allemal aus. Obendrein demonstriert diese Auto-Option sehr deutlich, welch’ hohes Tempo die Suche in einem Wörterbuch erreichen kann, vorausgesetzt, es handelt sich um eine elektronische Ausgabe.

Hier also unsere »Probe aufs Exempel«. Der Anfang der weithin bekannten »Musical Version of The War Of The Worlds«, einer Art Pop-Hörspiel des englischen Musikers Jeff Wayne, sollte als Prüfstein dienen. Die verwendete Sprache kommt in ihrer Ausdruckskraft dem Original, dem »Krieg der Welten« von H.G. Wells, recht nahe.

»No one would have believed, in the last years of the nineteenth century, that human affairs were being watched from the timeless worlds of space. No one could have dreamed we were being scrutinized, as someone with a microscope studies creatures that swarm and multiply in a drop of water. Few men even considered the possibility of life on other planets and yet, across the gulf of space, minds immeasurably superior to ours regarded this earth with envious eyes, and slowly and surely, they drew their plans against us.

from: Jeff Wayne: The Musical Version of The War Of The Worlds, based on H.G. Wells’ novel«

(Deutsche Übersetzung siehe Fußnote)

Nach der Bearbeitung durch STransplus:

»No eins wollte haben glauben, in der letzt Jahr von der neunzehnte Jahrhundert, daß menschlich Geschäft wären Sein Wache von der zeitlos Welt von Raum. Kein eins können haben Traum wir wären Sein prüfen, als jemand mit ein Mikroskop Studium Geschöpf daß Schwarm und vervielfältigen in ein Tropfen von Wasser. Wenige Mann eben betrachten der Möglichkeit von Leben auf anderer Planet und noch, hinüber der Meerbusen von Raum, Sinn immeasurably ober zu unser Blick dieser Erde mit neidisch Auge, und langsam und sicherlich, sie ziehen ihre Plan wieder(um) uns.

von: Jeff Wayne: der musikalisch Version von der Krieg von der Welt, relativ zu auf H.G. Wells’ neu«

Im elektronischen Wörterbuch. Oben die Einträge, unten erscheint die deutsche Übersetzung.
Der Clou: Lexikon per Accessory. GFA-Basic 3.0 macht’s möglich

Sicher muß man den Handbuchautoren beipflichten, die darauf hinweisen, eine stilsichere Übersetzung englischer Literatur sei mit der Automatik von STransplus nicht zu machen. Doch trotz der offensichtlichen Fehler — z.B. ist eine Unterscheidung von Tätigkeitsund Hauptwörtern im Englischen schwieriger als im Deutschen — fällt das Ergebnis nicht so schlecht aus, wie es zunächst den Anschein hat, vor allem, wenn man die benötigte Zeit von 23 s im Festplattenbetrieb im Auge behält (45 s per Disk). Ärgerlich ist dagegen, daß das Programm ASCII-Zeichen, die keine Buchstaben sind, nicht ausblenden kann. Darum erkennt es z.B. das »no« am Anfang nicht. Um bei den Fehlern zu bleiben: Wer im Wörterbuch versehentlich den Editor durch Klick auf »EDI« aktiviert hat, steht den weiteren Geschehnissen recht machtlos gegenüber — der Abbruch per Escape funktioniert erst nach einer Schreibaktion. Deutlichster Kritikpunkt allerdings dürfte das Handbuch sein, das beispielsweise den Sinn der Wortklassifizierung per »Typ« an keiner Stelle erklärt. Obwohl gut verständlich und flüssig geschrieben, bedarf es einer Überarbeitung, um alle Eigenschaften des interessanten Programms hinreichend zu beschreiben. Nach Angaben des Vertriebs, TMD-Software in Mühltal, werden neben den schon erhältlichen Englisch-Deutsch-und Deutsch-Englisch-Versionen in Kürze Französisch-Deutsch/Deutsch-Französisch mit je ca. 10000 Wörtern, Deutsch-Latein/Latein-Deutsch mit je ca. 3000 Wörtern sowie ein Fremdwörterlexikon erscheinen. Zudem sind ein politisches »Who is Who« der im deutschen Bundestag vertretenen Politiker und ein »Lexikon der sinnverwandten Wörter«, ein sog. Thesaurus, in Vorbereitung. Für Spanisch und Italienisch bietet der Hersteller einen speziellen Service für alle, die sich mit der Eingabe von etwa 2000 Vokabeln ein kostenloses Exemplar des Programms verdienen möchten. Die fremdsprachlich/ deutsche Version der Zusatz-wörterbücher wird 59 Mark, die anders herum organisierte Fassung 49 Mark kosten — im Vergleich mit einem Buch sicher nicht ganz billig.

Beschließen wir die Testrunde mit dem Clou des Programms: das Accessory »Minitrans«, über welches der Benutzer eines beliebigen GEM-gestützten Programms jederzeit auf die »gesammelten Worte« der elektronischen Lexika zugreift. (mb)

»Niemand in den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts hätte je geglaubt, daß unser menschliches Tun aus den zeitlosen Weiten des Alls beobachtet würde. Niemand hätte sich träumen lassen, wir würden überwacht, als wenn jemand durch ein Mikroskop Geschöpfe studiert, die sich in einem Wassertropfen tummeln und vermehren. Nur wenige Leute erwägten überhaupt die Möglichkeit von Leben auf anderen Planeten, und schon richteten sich aus der Leere des Raumes die neidischen Blicke von uns unermeßlich überlegenen Wesen auf unsere Erde, und langsam, aber sicher schmiedeten sie ihre Pläne gegen uns.«

aus: Jeff Wayne: Die Musik-Version des Krieg der Welten, nach der Erzählung von H.G. Wells

Übersetzung: Ulrich Hilgefort

Wertung

Name: STransplus

Autor: Ansgar Trimborn

Vertrieb: TMD-Software, Am Krummacker 3, 6109 Mühltal 1

Preis: 99 Mark

Zusatzlexika: fremdsprachig/deutsch 59 Mark deutsch/fremdsprachig 49 Mark

Stärken: □ hohes Bearbeitungstempo □ großer Datenvorrat (max. 140000 Einträge) □ übersichtliche Bedienung □ Lexikon durch den Anwender editierbar □ komfortable Trainingsfunktion □ Import/Export integriert □ kein Kopierschutz □ Hilfe-Funktion integriert

Schwächen: □ Fehler im Wörterbuch-Edit-Modus □ Handbuch überarbeitungswürdig □ Zusatzlexika nicht ganz billig

Fazit: für Sprachinteressierte ein sehr guter Tip


Ulrich Hilgefort
Aus: ST-Magazin 07 / 1990, Seite 53

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