Supra-Kit: Versteckte Platte

Wer kennt nicht das Übel des ständig wachsenden MEGA ST Turms? Angefangen hat es mit dem Mega-Gehäuse, doch bald schon wurde eine Hard-Disk und damit das nächste Stockwerk fällig. Daß es auch anders geht, zeigt die Firma »Supra Corporation« mit einem Festplatteneinbaukit.

Der Umbaukit von Supra besteht aus einer Aluminiumplatte, auf der die Hard-Disk vom Typ »Quantum P40S« und das Interface montiert ist. Weiterhin ist da eine englischsprachige, mit vielen Bildern versehene Dokumentation und eine Diskette mit entsprechender Hard-Disk-Software. Für Selbsteinbauer liegt eine deutsche Kurzanleitung bei. Doch beginnen wir mit dem Einbau. Zuerst heißt es natürlich, den Mega ST in gewohnter Bastler-Manier zu zerlegen: Netz- und Monitorkabel abstecken und das Gehäuse öffnen. Nach dem Entfernen der Abschirmbleche muß man die gesamte Mega-Grundplatine samt Floppy-Laufwerk und Netzteil demontieren. Hier ist absolute Vorsicht geboten, um die haarfeinen Leiterbahnen an der Unterseite der Platine nicht zu beschädigen. Jetzt können Sie mit der Befestigung der Einbau-Hard-Disk beginnen: Diese bereits auf Abstandsbolzen montierte Aluminiumplatte ruht mit drei Schrauben befestigt direkt auf der Atari-Platine. Als Bohrungen verwendet Supra paßgenaue Durchbrüche zu denen der ST-Platine. Doch halt, nicht jeder besitzt einen Mega ST, dessen 68000-CPU nicht huckepack einen weiteren Logikbaustein trägt! Dies hatten die Entwickler wohl übersehen, als sie die Höhe der Stehbolzen bestimmten. Deshalb rät der deutsche Vertrieb der Supra-Platte, »Makro C.D.E.«, diesen Aufsatz zu verlagern und an anderer Stelle zu installieren. Wir meinen, daß solch ein Fehler bei einem Profiprodukt, wie es dieser Kit wohl sein sollte, nicht passieren dürfte. Doch in den meisten Hobbykellern finden sich genug Beilagscheiben, um diesen Mangel zu umgehen und ohne Lötarbeiten auszukommen. Nachdem diese Hürde genommen ist, können Sie die Mega-Platine einschließlich der Hard-Disk wieder montieren.

Baustein-Verlängerung

Die folgende Verkabelung ist sehr einfach: Das bereits vorgefertigte Flachbandkabel mit Buchsenleiste stecken Sie einfach auf die interne DMA-Stiftleiste des ST und die Spannungsversorgungsleitung in den verbleibenden Stecker vor dem Netzteil. Doch vollendet ist das Projekt erst, wenn Ihr ST eine Layoutkorrektur hinter sich hat bzw. ein Fehler an der Resetleitung beseitigt ist. Hierfür liegt dem Umbausatz eine genaue Erläuterung bei. Um jetzt das Gehäuse wieder zusammenzubauen, gilt es nochmal Hand ans Gehäuseoberteil zu legen, denn hier stört noch ein Befestigungsbolzen, der kurzerhand abzusägen ist und ohne den die Stabilität des Mega ST nicht allzusehr beeinträchtigt ist. Sind nun endlich alle Ein- und Umbauarbeiten erledigt, betrachten wir uns einmal das Interface genauer. Dieses verfügt erfreulicherweise über eine integrierte Einschaltverzögerung, deren Verzögerungsquote per Potentiometer einstellbar ist. Bis auf die üblichen Logikbausteine läßt sich auf dem SCSI-Interface dann nichts Aufregendes mehr erkennen, außer daß ein weiterer DMA-Stecker, ähnlich dem ST-eigenen, Lust auf Einbauten macht.

Das Megadrive findet seinen Platz im Mega ST-Gehäuse
Die Formatter-Software läßt sich durch die Menüs einfach bedienen

Gut gefülltes Gehäuse

Hat sich was — denn die Ausmaße dieser Einbau-Hard-Disk machen jede weitere Erweiterung in Ihrem Mega von vornherein unmöglich. Überlegt man sich jedoch wie weit die SMD-Technologie mittlerweile fortgeschritten ist, drängt sich doch der Gedanke auf, daß — hätten die Konstrukteure das Interface rein mit SMDs aufgebaut — sich das Platzproblem mit Sicherheit zumindest teilweise lösen ließe.

Gehen wir jetzt zur Inbetriebnahme der Hard-Disk über: Also Netzschalter umgelegt und auf das turbinenartige Geräusch der Festplatte gewartet. Ist diese erfolgreich angelaufen, bleibt nur noch der Griff zur beiliegenden Software. Sie ist, wie man aus unseren Hardcopies unschwer erkennen kann, voll in GEM eingebunden und stellt alle Hilfsmittel für das Arbeiten mit der Hard-Disk bereit. Angefangen bei einem sehr komfortablen Formatierprogramm, über die üblichen Utilities wie einen exzellenten Hard-Disk-Editor, weitere Zusatzprogramme und das Bootprogramm, macht die ganze Softwarepalette einen sehr zuverlässigen Eindruck. Um nun die Leistungsdaten dieses Interfaces einschließlich Platte zu überprüfen, bedienten wir uns des mittlerweile bekannten »Rate-HD«-Programms. Hiermit ermittelten wir eine Übertragungsrate von ansehnlichen 569 K/s bei einer mittleren Zugriffszeit von 28 ms. Zwar kann die Übertragungsrate niemals mit der einer Cache-unterstützten Hard-Disk konkurrieren, doch reicht der vorhandene Wert für die meisten Anwendungen sicherlich aus.

Gute Einbauanleitung

Alles in allem vermittelte dieser Hard-Disk-Einbaukit einen positiven Eindruck. Alle Hardware-Komponenten — bis auf die Abstandsbolzen — erwiesen sich als äußerst solide und sicherten somit die Zuverlässigkeit des Systems. Speziell die anwenderfreudliche Software und die gut durchdachte Einbauanleitung reduzieren Probleme beim »Eigenbau« auf ein Minimum. Makro C.D.E. empfiehlt nicht umsonst, den Einbau vom Händler durchführen zu lassen. Der Vertreiber sieht diesen Weg des Händler-Einbaus sowieso lieber, um unnötigen Garantieansprüchen durch unsachgemäßen Einbau von vornherein aus dem Weg zu gehen.

Wenn sich die Vertreiber dieses Kits noch dazu durchringen könnten, die gesamte Dokumentation in Deutsch zu verfassen, hätten es viele Anwender noch leichter, den Einstieg im »Do it Yourself-Verfahren« in das System zu finden, (uw)

Wertung

Name: Megadrive ST

Vertrieb: Makro C.D.E.

Preis: von der verwendeten Hard-Disk abhängig

Besonderheit: Einbau im Mega ST-Gehäuse

Stärken: □ Einbau für versierte Bastler leicht durchzu führen □ gute Softwareunterstützung □ solider Aufbau aller Systemkomponenten

Schwächen: □ nur englische Dokumentation mit deutschem Addendum □ großer Platzbedarf im Gehäuse □ Problem des »Huckepack-Bausteins« auf den Prozessor MC 68000 im Atari

Fazit: Eine günstige platzsparende Alternative zu den üblichen Hard-Disk-Aufbauten.

Makro C.D.E., Schillerring 19, 8751 Großwallstadt

Supra liefert sogar einen HD-Monitor mit

Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 07 / 1990, Seite 40

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