»Prodot 9« Neun Nadeln im Startloch

9-Nadel-Drucker erleben einen zweiten Frühling. »Citizen«, ansonsten renommierter Hersteller hochwertiger »Impact«-Drucker, nimmt sich nun der Spar-Nadler an.

Trotz der eindeutigen Markt- und Programmpolitik großer Druckerschmieden — 9-Nadel-Drucker behalten ihren Platz in der Angebotspalette aller wichtigen Hersteller. Oder: Sie erobern sich bereits verlorene Marktanteile zurück. Der »Prodot 9« von »Citizen« ist eines dieser Geräte, die preisgünstigen 24-Nadlern paroli bieten wollen.

Drucker im Dauereinsatz sind hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Wenn die Lebensdauer der Verschleißteile, besonders des Druckkopfes, eine Rolle spielt, müssen sich die 24-Nadel-Drucker im unteren Preisbereich schnell geschlagen geben. Die soliden Nadler mit neun Köpfen sind überall dort zu Hause, wo Zuverlässigkeit vor dem Schriftbild den Vorzug erhält. Eine wesentlich höhere Lebenserwartung und Ausdrucksgeschwindigkeit sind die Trümpfe dieser Drucker.

Der »Prodot 9« von »Citizen«: Überall zu Hause, wo Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit Trumpf sind.

Wunderwerk der Kunststofftechnik

Der nur 106 mm hohe Prodot 9 ist ein wahres Wunderwerk der Kunststofftechnik. Nur das interne Grundgerüst und die Spindelhalterungen sind teilweise aus Metall gefertigt. Wer die fliegengewichtige Flunder nicht unbedingt als Ablage benutzt, kann der »Kunststoffkarosserie« durchaus seine Vorteile abgewinnen. Der Funktionstüchtigkeit des Druckers schadet die Leichtbauweise jedenfalls nicht.

Bevor man den Drucker allerdings in Betrieb nehmen kann, muß man sich durch eine Unmenge von Einzelteilen kämpfen. Der Einbau des Schubtraktors, der Gehäuseabdeckungen und des Farbbandes ist, dank genauester Fertigung, sehr einfach durchzuführen. Besonders die, für einen Drucker dieser Preiskategorie großzügig bemessene Farbbandkassette, rastet auf leichten Druck in ihren Halterungen ein.

Auffällig ist der ungewöhnlich große und mit vielen Kühlrippen ausgestattete Druckkopf. Hier scheint sich zu bestätigen, daß Citizen besonderen Wert auf hohe Druckgeschwindigkeit legt. Da die Wärmeentwicklung vom Drucktempo abhängig ist, ging Citizen hier zur Vermeidung thermischer Probleme einen unkomplizierten Weg.

Mit 180 Zeichen pro Sekunde gehört der Prodot zu den Sprintern auf dem Druckermarkt. Unter Hochdruck beschreibt er bis zu drei Durchschläge. Die hohen Leistungswerte haben ein Manko: Der Geräuschpegel führt bei längerem Mammutdrucken zu Nervenreißen, wenn nicht zu Hörschäden. Dies ist der Nachteil, mit dem man durch den konsequenten Einsatz der Kunststoffbauweise leben muß. Hier sollte bei der Entwicklung neuer Druckermodelle dringend Abhilfe geschaffen werden.

Hohe Ausdrucksgeschwindigkeit

Den Luxus eines LCD-Displays darf man beim Prodot nicht erwarten. Statt dessen verfügt er an der vorderen Gehäuseoberseite über ein logisch aufgebautes Bedienfeld. Alle wichtigen Druckfunktionen können über Leuchtdioden eingestellt werden. Erwähnenswert sind der »Quiet-Modus«, »Font Select«, »High Speed« und, die von anderen Druckern bekannte, Wahl der Schriftdichten (Proportional, 10 cpi, 12 cpi und 15 cpi). Über das Tastenfeld wird auch Endlospapier geparkt oder auf Farbdruck (dafür gibt es eigens ein Farbkit) umgeschaltet. Zusätzlich befindet sich an der Vorderseite ein Schacht für eine IC-Erweiterungskarte. Citizen bietet hierzu eine breite Palette von Schriftenkarten an, wobei der Preis von 150 Mark pro Karte doch etwas hoch erscheint. Eine externe Speichererweiterung ist für den Prodot 9 nicht vorgesehen. Die internen 8 KByte sind Standard für 9-Nadel-Minimalisten dieser Kategorie. Einige Textverarbeitungsprogramme, die den Drucker im Grafikmodus ansprechen, stehen während des Ausdrucks still. Ein großzügig dimensionierter Druckerpuffer hätte hier Abhilfe schaffen können.

Eine bemerkenswerte Lösung ist den Prodot-Konstrukteuren zur Plazierung der Centronics-Schnittstelle eingefallen. Diese findet man nicht, wie bei vielen Konkurrenzprodukten, am hinteren Gehäuseteil, sondern an der rechten Seite. Inkonsequent, daß der Netzanschluß trotzdem die Papierzufuhr behindert. Zusätzlich erschwert der Schubtraktor durch seine ungünstige Lage den Papiertransport.

Im Grafikausdruck ist der »Prodot« nur bedingt tauglich

Epson- und IBM-Emulation

Sollten Sie also mit starkem Papier arbeiten, ist, um eventuellen Papierstau zu vermeiden, ein prüfender Blick angebracht. Ansonsten funktionieren die Umschaltung vom Einzelblatt zum Zugtraktor und die Papierparkfunktion vorbildlich. Direkt unter der Centronics-Schnittstelle befindet sich das »Mäuseklavier«: zwei Reihen winziger DIP-Schalter, mit denen die Schreibmodi und Emulationen gewechselt werden.

Bei einer Zeichenauflösung von 17 x 17 Punkten stehen Ihnen »Pica«, »Elite« und »NLQ«-Schrift zur Verfügung. Der Drucker beherrscht alle wesentlichen Zeichen-Attribute, wie Unterstreichungen, doppelten Zeichendruck, das Hochstellen von Zeichen und den Breitdruck. Zusätzlich beherrscht er auch den Invers-Druck. Die Buchstaben werden weiß auf schwarz wiedergegeben. Damit Sie sich nicht mit dem Programmieren eigener Druckertreiber aufhalten müssen, ist der 9-Nadler befehlsgleich mit zwei weitverbreiteten Druckertypen. Mit dem »Epson-FX«- und dem »IBM-Proprinter«-Befehlssatz ist die Anpassung an Ihre Dienstprogramme gesichert.

Der Prodot 9 liefert, trotz seiner hohen Druckgeschwindigkeit und dem 9-Nadel-Prinzip, ein annehmbares Schriftbild. Im Grafikausdruck ist der »Schwärzungsgrad«, die Druckstärke, ausreichend. Bei der Wiederholgenauigkeit, erkennbar an vertikalen dünnen Linien in der Grafik, stellt selbst ein geübtes Auge keine nennenswerten Toleranzen fest. Bedingt durch die relativ geringe Auflösung von 240 Punkten pro Zoll, kommt es, bei einem gleichzeitigen horizontalen und vertikalen Versatz, zu einigen ernstzunehmenden Unregelmäßigkeiten.

Umfangreiche Hardware

Dieses schlechte Abschneiden schränkt den Einsatzbereich des Prodot 9 bei hochwertigen »CAD«- oder DTP-Prints erheblich ein. Exzellente Ausdrucksqualität ist andererseits auch nicht gerade die Domäne eines 9-Nadel-Druckers. Um im Wettkampf mit 24-Nadel-Druckern bestehen zu können, sollte ein 9-Nadler über eine umfangreiche Zusatz-Hardware verfügen. Mit einem Einzelblatteinzug, der für stattliche 550 Mark erhältlich ist, wird der Prodot zu einem universellen Bürogehilfen. Damit ist das Angebot für den Drucker noch nicht erschöpft: Wer’s lieber farbig hat, erhält für 200 Mark in einem »Farbkit«, neben einigen Kleinteilen, auch einen Motor, der die Position des Mehrfarbbandes steuert. Der Einbau durch den Laien erfordert allerdings einiges Geschick.

Das deutschsprachige Handbuch führt den Anwender Schritt für Schritt in die Geheimnisse des Prodot 9 ein. Auf über 240, teilweise bebilderten, Seiten fällt auch dem Einsteiger das Bedienen des Druckers nicht schwer. Farbkit und Einzelblatteinzug sind ausreichend dokumentiert. Der Nadler von Citizen stellt gewiß nicht das »Nonplusultra« der 9-Nadel-Druckertechnologie dar. Aufgrund kleinerer Schwächen in der Ausdrucksqualität und bei der Bedienung, ist er von der Masterclass noch etwas entfernt. Der Anwender erhält aber für 1500 Mark ein zuverlässiges Gerät, das durch seine vielen Zusätze und die hohe Druckgeschwindigkeit ein ernstzunehmender Konkurrent für alle Drucker mit ähnlichen Spezifikationen ist. Störend ist lediglich der hohe Geräuschpegel, mit dem der »Citizen« das Nervenkostüm der Anwender strapaziert, (em)

9-Nadel-Drucker

Name: Prodot 9

Vertrieb: Citizen

Druckprinzip: 9-Nadel-Matrix

Auflösung: 240 dpi

Emulation: Epson FX, IBM-Proprinter

Preis: ca. 1500 Mark

Stärken: □ hohe Druckgeschwindigkeit □ lange Lebensdauer □ viel Zusatz-Hardware

Schwächen: □ Druck im Grafikmodus zu ungenau □ hoher Geräuschpegel □ viele Kunststoffteile

Fazit: ein Drucker für endlos lange Listings und kommerzielle Büroanwendungen.

Citizen (Synelec Datensysteme), Lindwurmstr. 85, 8000 München 2


Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 09 / 1990, Seite 41

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