Turbo 16: Mini-Turbolader

Die erste Turbo-16-Karte fand bereits viele Freunde unter den Atari-ST Benutzern. Doch auch im Bereich der Beschleunigerkarten - schreitet die Entwicklung rasant voran: Jetzt ist die Version 2.0 des Hardware Beschleunigers erhältlich.

Von sich reden machte die »Turbo-16«-Erweiterung insbesondere durch ihre kleine Bauform: Kaum größer als der 68000er Prozessor läßt sich der Beschleuniger mit seinen 105 x 35 mm in jedem Atari ST-Gehäuse unterbringen.

Das Geheimnis der Miniaturisierung besteht im konsequenten Einsatz von SMD-Bauteilen; die Montage unter der CPU minimierte den Platzbedarf. Auch alle zusätzlichen Standardlogikund programmierbaren Logikbausteine plazierten die Entwickler des Turbo 16 unter der CPU.

Die Arbeitsweise der Turbo-16-Beschleunigerkarte beruht auf der bewährten Verbindung einer erhöhten Taktrate des Prozessors mit einem zusätzlichen Cache-Speicher. Wie der Name »Turbo 16« bereits verrät, handelt es sich bei der Taktfrequenz um 16 MHz, wobei der integrierte schnelle Cache-Speicher eine Kapazität von 32 KByte hat. Das Turbo-16-2.0-Set umfaßt neben der Platine auch noch »ein paar Seiten« Einbauanleitung, eine Diskette mit Software und zwei CPU-Fassungen. Zwar macht der Vertrieb von Turbo 16 - der US-Distributor Makro C.D.E. - bereits zu Anfang seiner Dokumentation darauf aufmerksam, daß der Einbau von Iurbo 16 nur durch qualifiziertes Fachpersonal erfolgen sollte. Doch wollte die Redaktion wissen, ob man sich die zusätzliche Investition nicht auch sparen könnte und baute die Erweiterung selbst ein. Da der ursprünglich eingebaute Prozessor nicht mehr nötig ist, bedient man sich am besten der »Schlachter«-Methode, um die CPU zu entfernen. Im Klartext heißt dies: Alle IC-Pins abzwicken und danach einzeln auslöten. Sind die Lötaugen von übrigem Zinn befreit und die haarfeinen Leiterbahnen, die zur CPU führen, beidseitig kontrolliert, dann ist als nächster Schritt die beiliegende neue CPU-Fassung einzulöten. Da die Turbo 16 über keine eigene Takterzeugung verfügt, muß die Versorgung mit dem schnellen 16-MHz-Takt extern erfolgen. Dies bedeutet, daß entweder von der MMU (Pin 5) oder dem Video-Shifter (Pin 39) das Signal zur Turbo 16 zu leiten ist. Doch eines ist beim Befestigen der Drahtverbindung unbedingt zu beachten: Oftmals steht in den Einbauanleitungen, daß bei einer Abnahme der 16 MHz an der MMU der Drahtpin an der Oberseite des Sockels anzulöten sei. Dies führt nach einiger Betriebszeit mit Sicherheit zu Kontaktschwierigkeiten mit dem MMU-Chip, da durch das Lötzinn an der Fassung die Federkraft des Kontaktes nachläßt. Hier ist es sinnvoll, sich entweder eine Durchkontaktierung des 16 MHz-Signals auf der Platine zu suchen oder den Draht an der Unterseite der MMU-Fassung anzulöten.

Ist dieser Arbeitsschritt erledigt, so bleibt der Anschluß für die Beschaltung des Cache-Speichers. Hier läßt die Turbo 16 zwei Wege zu: Einmal die softwareseitige Aktivierung des Cache oder eine Hardware-Lösung. Bei der ersteren Lösung ist eine Leitung vom Pin 14 des Soundchips zum Beschleuniger zu legen, während bei der Hardware-Umschaltung ein prellfreier Schalter (nicht im Lieferumfang enthalten) zum Einsatz kommt. Falls Sie ROMS in Ihrem Computer verwenden, die über eine Zugriffszeit von kleiner gleich 100 ns verfügen, dann stellt Ihnen die Turbo 16 die »FastROM-Betriebsart«. Bei schnellen ROMS greift dann die Turbo 16 ohne Wait-Stetes und Cache-Speicher auf das Betriebssystem zu. Laut Dokumentation lassen sich hierdurch nochmals 10 Prozent Geschwindigkeitszuwachs verbuchen.

Doch nun zu den Leistungsdäten des Beschleunigers: Das Sieb des Erastoteles (zehn Iterationen) ergab folgende Werte:
ST ohne Cache: 2,37 Sekunden
ST mit Cache: 1,21 Sekunden

Eindeutig läßt sich hier also eine Steigerung der Rechengeschwindigkeit des Atari ST feststellen. Die der Tur bo 16 beiligende Software enthält mehrere interessante Programme: Haben Sie beispielsweise den Pin 14 Ihres Soundchips mit der Erweiterung ` verdrahtet, dann läßt sich per Programm (Accessory) der Cache-Speicher ein und ausschalten. Weiter befindet sich ein Programm zum Austesten. der Blitterfunktion und ein. großes Testprogramm für einen umfangreichen Test aller Systemkomponenten auf der Diskette.

Die Turbo-16-Beschleunigerkarte überzeugt durch ihr professionelles Design und die erreichten Geschwindigkeitswerte. Der Einbau ist sehr leicht selbst durchzuführen, wobei nur die mangelhafte Dokumenation Anlaß zur Kritik bietet. Alles in allem t eröffnet diese Erweiterung vielen Anwendern, die den 8-MHz-ST bereits bis an seine Leistungsgrenzen beanspruchen, nochmal einige zusätzliche Leistungsreserven.

Turbo 16 Version 2.0

Vertrieb: Makro C.D.E.
Preis: 598 DM
Cache: 32 KByte
Taktfrequenz: 16 MHz

Stärken:
geringe Abmessungen
hoher Geschwindigkeitszuwachs
gute Software-Unterstützung

Schwächen:
mangelhafte Dokumentation

Fazit: Beschleunigerkarte, die durch Ihre Ausmaße für alle ST Modelle geeignet ist.


Ulrich Hilgefort uw
Aus: ST-Magazin 10 / 1990, Seite 48

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