Zum ersten, zum zweiten und ...

»Die große Kunstauktion« bringt etwas Kultur auf den Rechner. Sie sind Sammler und ersteigern sich die wertvollsten Kunstschätze dieser Welt.

Wer wäre nicht gerne Besitzer eines echten Dürers oder Rembrandts? Oder eines Satzes Meißner Porzellans, der »blauen Mauritius - two Pence« oder des Nürnberger Eies? Wenn solche Antiquitäten den Besitzer wechseln, ist die Presse dabei. Unsereins fehlt leider das nötige Kleingeld, sich diesen Luxus zu leisten. Frustbewältigung: Man setzt sich an seinen Rechner und simuliert. Es gibt Flugsimulatoren, Rennsimulatoren, Handelssimulationen, was spricht eigentlich gegen Auktionssimulation? Das hat sich Dirk Boettcher, der Autor der »großen Kunstauktion« auch gefragt, nicht lange gefackelt und sein ganz privates Auktionshaus kreiert.

Wer also schon immer einmal bieten, überbieten und triumphieren wollte, kann jetzt zumindest so tun, als ob. Technisch ist das Spiel gut geraten, es läuft ausschließlich im Farbmodus, aber dafür bekommt man sehr schöne bunte Bilder von zahlreichen Kunstgegenständen geboten. Ob da Vincis »Mona Lisa«, Rembrandts »Mann mit dem Goldhelm«, Dürers oder Van Goghs »Selbstbildnis«, ob Delfter Fayancen, Meißner Porzellan, antike Uhren, Möbel oder seltene Briefmarken, alles wird mit viel Liebe zum Detail dargestellt, wie es auch unsere Abbildungen zeigen.

Das Handling per Mauszeiger ist einfach, und die nötigen Schritte souffliert einem das Programm. Insgesamt eine gute Umsetzung des Themas, eines zumindest im PD-Bereich neuen Themas noch dazu.

Wer das Gesellschaftsspiel »Die große Kunstauktion« kennt, weiß auch schon um die Regeln dieses Spiels: Bei der vorliegenden Software verhält es sich ähnlich.

Ziel für die bis zu sechs Spieler ist es, auf weltweit stattfindenden Kunstauktionen kostbare Schnäppchen zu machen und am Ende des Spiels die wertvollste Kunstsammlung von allen zu besitzen. Doch Vorsicht: Nicht alles, was ersteigert werden kann, ist echt. Oft werden einem billige Plagiate angedreht! Zunächst besitzt jeder Spieler einen kleinen ererbten Grundstock von Gegenständen. Sie müssen nun versuchen, auf einer Reihe von Auktionen weitere Kunstwerke und Antiquitäten aus fünf verschiedenen Sammelbereichen zu ersteigern, um am Ende möglichst vollständige Serien aus einem Bereich zu besitzen, denn komplettierte Serien werden am Schluß doppelt so hoch bewertet wie Einzelstücke. Sammlernirwana! Wären da nicht besagte Fälschungen oder schlecht erhaltene Objekte, die sich in die Sammlung einschleichen können. Erst nach dem Kauf nämlich teilt einem der Computer in verschlüsselter Form mit, ob man Echtes oder Schlechtes erworben hat. Die Fälschungen wird man tunlichst so schnell wie möglich wieder zu gutem Geld machen. Gegen Ende des Spiels geht die große Auktion über die Bühne, auf der noch einmal alle Spieler die Gelegenheit erhalten, zu verkaufen oder ihre Sammlung zu ergänzen. Keiner weiß von den Gegenständen des anderen, ob sie echt sind oder nicht. Es gibt insgesamt vier verschiedene Eigenschaften der Gegenstände, die es hierbei zu verschlüsseln gilt. Eine Antiquität kann entweder »echt«, »schlecht«, »falsch« sein, oder sie »fehlt« in der Sammlung. Da das Ganze auf einem Monitor passiert, mußte dem »In-die-Karten-schauen« durch eine spezielle Weise der Spielerinformation vorgebeugt werden. Der Autor hat dieses Problem patent dadurch gelöst, daß jeder Spieler zu Beginn des Spiels geheim definiert, durch welche Codebuchstaben das Programm ihm die vier genannten Informationen zukommen läßt.

Zwischen den diversen Auktionen ereignet sich so manches — Positive, als auch Negative. Gut für den Spieler ist es, wenn er eine Expertisenkarte oder ein Zertifikat vom Programm zugeteilt bekommt. Mit der Expertisenkarte kann er sich bereits vor einer Auktion die Beschaffenheit eines Gegenstandes feststellen lassen, um dann bei der Versteigerung einen Wissensvorsprung und damit einen Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Freuen wird er sich auch, wenn er sich eine Fälschung hat andrehen lassen aber ein Zertifikat dafür besitzt. Damit kann er nämlich beweisen, daß seine Fälschung doch ein Original ist. Ärgern wird er sich, wenn er wegen eines Liquiditätsengpasses eines seiner Stücke versteigern muß oder es für die Hälfte seines Wertes an die Bank abtreten muß. Sind alle Gegenstände an den Mann gebracht, kommt es zur großen Auktion. Alle Spieler erhalten nacheinander jeweils dreimal die Möglichkeit, ein Objekt aus ihrer Sammlung zu versteigern. Die anderen können dabei versuchen, fehlende Stücke zu erwerben. Auf die große Auktion folgen die Bewertung der einzelnen Sammlungen und die Endabrechnung. Drei verschiedene Objekte einer Serie bilden einen Satz, wenn sie die gleiche Beschaffenheit (echt, falsch oder schlecht) haben. Echte Sätze haben den doppelten Wert der Einzelstücke, schlechte Sätze die Hälfte und ein falscher Satz erzielt die Hälfte der Summe seiner Ein-zelwerte. Nach falschen Einzelstücken kräht dagegen kein Hahn, und schlechte Einzelstücke sind halbsoviel wert wie echte, (mb)

»Die große Kunstauktion« ist auf der PD-Pool Diskette 2175 und läuft nur in Farbe.


Andreas Vogelmann
Aus: ST-Magazin 02 / 1991, Seite 56

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