Maupiti Island - Reif für die Insel

Chicago riecht schon etwas muffig, wenn es als Schauplatz für detektivische Heldentaten herhalten soll. Also...

Eigentlich war Detektiv Jerome Lange gar nicht reif für die Insel. Trotzdem findet er sich unvermittelt am Strand von »Maupiti Island« wieder, einem kleinen Landfleckchen irgendwo im Indischen Ozean. Schuld daran war ein fürchterlicher Taifun.

Maupiti dürfte nur wenig größer sein als Lummerland: Gerade neun Seelen bevölkern die Insel. Als das Mädchen Marie vermißt wird, kommt der versprengte Robinson-Holmes natürlich wie gerufen. Lange wird beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen, denn vermutlich handelt es sich um eine Entführung. Jerome beginnt zu ermitteln und findet - nichts!

Von der scheinbar aussichtslosen Situation sollte der Spieler sich nicht beirren lassen: Kennen Sie noch• »Mortville Manor«? Auch da schien Detektiv Lange wenig Aussicht auf Erfolg zu haben. Dennoch sicherte auch das ältere Kriminal-Adventure vom französischen Label »Lankhor« schlaflose Nächte bis zur Auflösung des Verbrechens. Maupiti Island ist von der Gestaltung her mit Mortville Manor verwandt: Die Spielwelt wird durch naturgetreue Illustrationen in kräftigen Farben dargestellt. Auch in Maupitl Island gibt es wieder deutsche Sprachausgabe. Neu sind die digitalen Hintergrundsounds: Am Strand hört man die Brandung tosen und in den Bäumen tropische Piepmätze flöten. Es kommt einem vor, als durchstreife man selbst die üppig bewachsene Insel und wühle nebenbei in den Angelegenheitender neun Insel-Pappenheimer. Allein mit deren Hilfe und mit der eigenen Intuition muß man auf Maries Spur kommen. Um das Ganze noch komplizierter, aber auch glaubwürdiger und interessanter zu machen, ändert sich manchmal die Kooperationsbereitschaft eines Bewohners: Griesgrämige, abweisende Typen werden plötzlich mitteilungsbedürftig. Das sollte man nutzen!

In ruhigen Zeiten wird der Edelschnüffler lediglich beobachten oder Zeugen anhören, bei fortschreitenden Ermittlungen wird er Kisten und Kästen öffnen oder maulfaule Zeitgenossen durch Bestechung zum Reden bringen. Wenn es ganz dick kommt, verfolgt Jerome Verdächtige und läßt notfalls auch die Fäuste sprechen. Bei allen Nachforschungen führt ihn ein vorbildlich mausgesteuertes Menüsystem. Am oberen Bildrand befindet sich die Menüleiste, mit der man beispielsweise den Fragenkatalog für ein Verhör aufruft. Auch alle anderen Tätigkeiten werden dort angewählt. Man kann z. B. den Spielstand abspeichern, einen Blick ins Inventory-Fenster werfen oder Jerome in eine andere Inselregion schicken.

Die gesamte Konzeption des Spiels bietet optimale Interaktion. Beispielsweise werden die Namen aller Leute, die im Bild zu sehen sind oder sich in der näheren Umgebung aufhalten, rechts neben dem Screen aufgelistet. Wenn man sich jemanden vorknöpfen oder ihn verfolgen will, wählt man einfach dessen Namen an. Bei einem Gespräch unter vier Augen oder beim Verhör wird der Gesprächspartner in den Haupt-Screen eingeblendet. Aus einem Textfenster mit vorformulierten Fragen klickt man die sinnvollste an. Dabei erfährt man über die Sprachausgabe, wer sich wann wo aufgehalten hat oder was jemand beobachtet hat. Es gibt allerlei Interessantes zu hören - so interessant, daß man darüber leicht vergißt, den emsigen Jerome auch mal zu verköstigen. Ein ständig sichtbares Textfenster rechts neben dem Bildschirm informiert grafisch über das körperliche Befinden der Spielfigur.

Was Steuerung und Übersichtlichkeit betrifft, gibt's nichts zu meckern. Das komplexe Adventure hat man dank der intelligenten Organisation voll im Griff. Außerdem ist dieser Krimi ja nicht nur anspruchsvoll und knifflig, sondern darüber hinaus unglaublich bunt und lebendig. Allein das Hinschauen und Zuhören macht schon Spaß. Damit überrundet Maupiti Island erstens seinen Vorläufer Mortville Manor und demonstriert ferner der Konkurrenz, wie man ein atmosphärisch fesselndes Adventure auf die Beine stellt...

Hersteller: Lankhor
Preis: 89.95 DM
Kurzbeschreibung: gelungenes Kriminal Adventure mit guter Benutzerführung und toller Grafik


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 02 / 1991, Seite 120

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