Pixel Wonder - Weg mit dem Trauerrand!

»Autoswitch-Overscan« als Medizin gegen schwarze Mogelränder auf dem SM124 müssen wir nicht mehr vorstellen. Aber kennen Sie auch »Pixel Wonder« von Maxon?

Je nach Monitor, verspricht die Pixel-Wonder-Karte von Maxon satte 768x528 Pixel Auflösung. In der Tat sind auf Multisync bzw. Multiscan-Monitoren sogar noch deutlich höhere Auflösungen möglich — und das für schlappe 148 DM. Pixel Wonder besteht aus einer kleinen Platine (nur wenig großer als ein 68000-Prozessor, s. Abb.), auf der ein eigener Grafikprozessor (6845) und zwei Logik-ICs montiert sind. Soweit wir feststellen konnten, arbeitet der 6845 nicht autonom, sondern erzeugt nur passende Synchronisationssignale für das Videobild, während die Pixelinformationen nach wie vor vom Shifter stammen. Die Platine ist sauber aufgebaut und wirkt robust.

Karte sitzt auf dem 68000er

Im Gegensatz zum Autoswitch Overscan, findet das Pixel-Wonder-Board seinen Platz direkt auf dem 68000er. Wer die Erweiterung unmittelbar auf die CPU löten möchte, sollte unbedingt Erfahrung im Umgang mit dem heißen Eisen mitbringen. Diese Lösung ist aber eigentlich gar nicht empfehlenswert, vor allem, wenn der Motorola noch nicht gesockelt ist: Dann geht in Zukunft bei allen Arbeiten am 68000er (Defekt, 16-MHz-Board etc.) kein Weg mehr an der Karte vorbei. Geschickter ist es, Pixel Wonder zwischen CPU und Motherboard einzubauen. Wer sich vom Platz her den Turmbau leisten kann, fängt mit einem 64poligen Sockel auf der Hauptplatine an, setzt die Maxon-Karte ein, lötet auf die Karte einen zweiten Sockel und plaziert darauf den 68000er. Die CPU kann dann evtl. einen dritten Sockel für Beschleunigerboard etc. tragen.

Maxon liefert einen 64poligen Sockel mit, allerdings keinen Präzisionssockel mit gedrehten Pins — letzendlich eine Philosophiefrage, ob der billigere Sockel tatsächlich die bessere Lösung für flache Prozessor-Füß-chen darstellt.

Pixel Wonder benötigt einen 2-MHz-Takt, der aus den 8 MHz der CPU erzeugt wird. Falls die Erweiterung auf einer Beschleunigerkarte montiert werden soll, müssen demnach extern 2 MHz zugeführt werden, bei einem Einbau unter der Beschleunigerkarte (wie in unserem Testgerät) ist das nicht erforderlich. Mit der Hypercache-Beschleunigerkarte z. B. vertrug sich Pixel Wonder problemlos.

Zum Abschluß müssen fünf Leitungen auf der Hauptplatine verlegt und zwei Leiterbahnen durchtrennt werden. Leider hält sich die ansonsten sehr brauchbare Anleitung ausgerechnet zum Einbau äußerst bedeckt: Eine präzise Beschreibung der Arbeitsgänge fehlt, ebenso wie eindeutige Skizzen zum Unterbrechen der Leiterbahnen.

Die vorhandenen Fotos helfen lediglich Mega-ST-Besitzern. Beim 520er z. B. sehen die entsprechenden Stellen völlig anders aus, von den unterschiedlichen Rev.-Nummern der Platinen erst gar nicht zu reden. Und wer weiß schon ohne Belegungsplan, wo Pin 39 des GLUE sitzt?

Die fünf Leitungen enden in einem Steckverbinder, der auf die Pixel-Wonder-Karte aufgesteckt wird (vier verschiedene Arten sind möglich, nur eine ist richtig — keine wird beschrieben). Vorher sollte man jedoch die entsprechende (linke) Ecke des Steckers abfeilen, sonst sitzt er nicht sicher auf den Stiften und springt nach wenigen Sekunden wieder ab. Insgesamt dauert der Einbau etwa eine Stunde, die Abdeckblech-Schrauberei eingerechnet. Wer weder Werkzeug noch handwerkliches Geschick besitzt, muß draufzahlen: Nach eigenen Aussagen plant Maxon keinen Einbauservice — zum Kaufpreis kommt also die Einbaugebühr einer Fachwerkstatt.

Einbauservice nicht vorgesehen

Die Software zur Platine (fehlerfrei erst ab Version 3.3) erfüllt im wesentlichen drei Aufgaben: Neben der eigentlichen Treiberfunktion patcht sie (im Auto-Ordner installiert) das VDI für TOS-1.2- (Blitter-TOS-) Besitzer und stellt ein Konfigurationsprogramm zur Verfügung, mit dem sich verschiedene Auflösungen einstellen lassen. Je nach Herstelldatum des SM124 variieren die erreichbaren Auflösungen erheblich: Die besten Ergebnisse lassen sich erfahrungsgemäß (wie auch beim Auto-switch-Overscan) mit den ältesten Bildschirmen erzielen. Daher dürfen auch unsere Testwerte nicht absolut gesehen werden.

Von den vordefinierten Auflösungen lief auf unserem (alten) SM124 keine einzige. Unser Gerät brachte maximal 672x472 Bildpunkte bei einer Wiederholfrequenz von 66 Hz zustande. Das klingt nicht nach besonders viel (die versprochenen 768x528 Pixel aus der Werbung gelten für Multisync-Monitore), erfüllt aber zwei ganz wesentliche Forderungen: Erstens reicht jetzt die Zeilenbreite auch mit Fensterrändern für 80 Zeichen, zweitens lassen sich nun 25 statt bisher nur 21 Zeilen Text in einem Fenster unterbringen.

Mit einem MultiSync-Mo-nitor ändern sich die Verhältnisse dann drastisch: Auflösungen von 832x624 Pixeln sind durchaus möglich, allerdings zu Lasten der Bildwiederholungsfrequenz (52 Hz bei schwarzen Zeichen auf weißem Grund flimmern einfach unerträglich). Die Auflösung 768x512 Pixel unter 64 Hz ist dagegen gerade noch brauchbar.

Über eine spezielle Einstellung schaltet man die Grafikerweiterung komplett ab. Das könnte z. B. notwendig sein, wenn die Treibersoftware nicht mit anderen Programmen zusammenarbeitet (konnten wir im Test nicht provozieren).

Pixel Wonder und das NVDI 2.0 von Bela ergibt eine sinnvolle Kombination, denn mehr Pixel auf dem Bildschirm bedeuten auch Mehrarbeit für den Prozessor. Erfreulicherweise unterstützt die Erweiterung auch die Farbauflösungen, z.B. 640x400 Pixel mit 51 Hz bei 4 Farben.

Natürlich gibt es nach wie vor Programme, die mit anderen Auflösungen als 640x400 nicht zurechtkommen. Über die Pixel-Wonder-Software läßt sich daher individuell einstellen, mit welcher Auflösung einzelne Programme arbeiten sollen. Während der Autoswitch-Overscan solche Informationen in der Datei »Autoswitch.Inf« übersichtlich sammelt, erzeugt das Konfigurationsprogramm von Pixel Wonder für jede einzelne Anwendung eine eigene Datei »Programmname.PWA«. In Zukunft genügt der Start der PWA-Datei, damit Pixel Wonder automatisch die richtige Auflösung einstellt und das Programm startet.

Obwohl sich der Aufwand in Grenzen hält, ist diese Lösung etwas umständlich. Sinnvoller wäre es in jedem Fall, beim Booten alle Programmnamen sowie deren Auflösungsdaten in einen residenten Speicherbereich zu laden und dann den Pexec-Aufruf zu modifizieren, so daß alles automatisch umgeschaltet werden könnte. Durch das PWA-Startprogramm geht nämlich der Rückgabecode verloren. Und der wird bei GEM-Programmen zwar selten aber manchmal eben doch verwendet ...

Letztendlich arbeitet die Erweiterung ohne Fehler. Pixel Wonder läßt sich in der aktuellen Ausführung aber nur dann empfehlen, wenn der Käufer Werkzeug, handwerkliches Geschick und soviel Kenntnisse zur Hardware mitbringt, um die Lücken der Anleitung auszugleichen, (hu)

Pixel Wonder

Vertrieb: Maxon Computer
Preis: 148 DM

Stärken: billig, freie Auflösungswahl, Multisync-Mo-nitor nicht erforderlich aber möglich

Schwächen: Einbaufotos nur für Mega ST, Einbau nicht für Laien geeignet, kein Einbauservice, Software nicht ideal, Karte belegt Platz auf CPU, Stecker rutscht ab

Fazit: Für Fortgeschrittene empfehlenswert



Aus: ST-Magazin 12 / 1991, Seite 12

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