Interface, ein neues RSC von Shift - Fast am Ziel

So recht zufrienden waren professionelle Entwickler mit Resource-Contruction-Sets bislang ja nicht. Die Chance für „Interface“: Die neue Toolbox von Shift Computer könnte nämlich zum großen Abräumer werden.

Es ist oft eine gute Idee, die Programmentwicklung mit dem User-Interface zu starten und den eigentlichen Code erst danach zu schreiben. Dort kommuniziert der Anwender via Maus und Tastatur mit dem Programm, gibt die Befehle und sagt, was er will.

Der neue Resource-Editor Interface beginnt seine neue Resource-Dateien normalerweise mit der Definition der Menüs. Interface bietet dazu eine grafische Lösung: Aus dem Menü „Bearbeiten“ öffnet der Eintrag „Bäume ... “ ein Fenster mit fünf verschiedenen leons. Die Maus zieht das gewünschte Objekt ins aktuelle Arbeitsfenster. Eine Dialogbox zur Benennung des Baums erscheint dann automatisch. Die einzelnen Menüpunkte und deren Einträge entstehen am schnellsten durch Kopieren der vorbereiteten Objekte. Das geht recht schnell vor sich: Mit der Maus ziehen und dabei die Shift-Taste gedrückt halten und schon ist der neue Eintrag plaziert. Ein Doppelklick auf eines dieser String-Objekte öffnet eine riesige Dialogbox zum Editieren. Hier aber stören uns einige wenig elegante Lösungen: Unpraktisch, daß erst der dritte Tab die Textbox selektiert und dann mit der Backspace-Taste der alte Eintrag Zeichen für Zeichen zu löschen ist. Für das Tastaturkürzel existiert zudem kein eigenes Feld, vielmehr muß der Cursor mühsam mittels Leerzeichen bis ans Ende der Menübox bewegt werden. Folgt womöglich am Schluß ein etwas längerer Eintrag, dann paßt sich die Menübox der neuen Breite an wodurch sich freilich die geordnete Reihe wieder verschiebt. Also auf ein Neues! Schließlich sollen die Kürzel ja schön untereinander aufgelistet sein. Das wäre auch anders möglich: Im Textfeld könnte automatisch der DefaultString selektiert sein, sich beim ersten getippten Zeichen selbst löschen und den Cursor an die Startposition schicken.

Sind alle Menüs definiert, widmet sich der Entwickler den übrigen Baumstrukturen, beispielsweise Formularen, Alertboxen oder eventuell den Bildern bzw. Logos.

Buttons à la Mac

Jeder Baum wird - wie oben am Beispiel Menü erläutert - im Klick 'n Drag-Verfahren in die aktuelle Resource-Datei übernommen. Per Doppelklick öffnet sich zu jedem Baum eine passende Box. Das Formular baut z.B. ein Fenster, in dem man Buttons, Texte oder andere Objekte plazieren kann. Obwohl es auf den ersten Blick eine Menge Alternativen für Buttons zu geben scheint, sind sie doch alle rechteckig - optisch absolut gleich. Wer bei der Wahl eines Radiobuttons einen der schönen runden Knöpfe erwartet, wird enttäuscht: So ist auch keineswegs ohne weiteres auszumachen, ob es sich bei einem Objekt nun um einen Rahmen (IBOX), einen normalen Button, einen Touch-Exit oder Radiobutton handelt.

Wer ein wirklich modernes Interface bauen möchte, kommt in Interface mit Klick ü Drag alleine nicht weit. Da heißt es, die Bedienungsoberfläche per selbstdefinierter Objekte auf den aktuellen Stand zu bringen.

Das Buch von Dieter und Jürgen Geiß „Vom Anfänger zum GEM-Profi“ sollte man sich zu diesem Zweck gleich mitbesorgen. Hier finden sich diverse Routinen, die auch Interface verwendet. Bei wichtigen Hinweisen, wie man z.B. Tastenkombinationen abfängt und auswertet, wird im Handbuch gleich ganz auf die Ilublikation der befreundeten Autorenbrüder hingewiesen.

Als Zugabe legt der Hersteller dafür einen Icon-Editor mit diversen Zeichenund Malfunktionen und eine selbstgestrickte Fileselektor-Box drauf. Das Handbuch ist leider recht dünn und wohl eher als Einstiegs-Häppchen gedacht.

Ist Interface denn nun das Profi-Tool, auf das die AtariGemeinde so lange gewartet hat? Die Premiere läßt hoffen. Sind die Ecken und Kanten erst beseitigt, darf sich Olaf Meisiek sicherlich auf viele Installationen freuen.

Hersteller: Olaf Meisiek

Vertrieb: Shift Computer

Preis: 99 DM

Vorteile: Anpassung an eigene Bedürfnisse durch Definitionsdatei, selbst-definierbare Objekte, Icon-Editor

Nachteile: Dialog-Editor, knappes Handbuch

Fazit: faires Preis-Leistungs-Verhältnis



Aus: ST-Magazin 01 / 1992, Seite 48

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