Topshell: Die graue Eminenz für große Platten

Obwohl eine Festplatte generell eine große Arbeitserleichterung ist, wird sie für den Anwender aufgrund der hohen Speicherkapazität schnell unübersichtlich. »Topshell« schafft Abhilfe.

Die grafische Benutzeroberfläche des Atari ist ja eine feine Sache, solange man nur mit wenigen Programmen und einer Diskettenstation arbeitet. Durch die relativ geringe Speicherkapazität befinden sich auf einer Diskette nur wenige Programme und bei einer sauberen Etikettierung läßt sich eine Diskettensammlung auch sehr gut und übersichtlich gliedern. Doch sobald man über eine Festplatte verfügt, muß man sich mit einem völlig neuen Problem herumschlagen: entweder hat man riesige, unübersichtliche Wurzelverzeichnisse oder tief verschachtelte Unterverzeichnisse. Manchmal hilft da nur noch »Findfile« (ST-PD 184), um eine bestimmte Datei wiederzufinden. Glücklich dran sind die Besitzer der neuesten TOS-Versionen oder »Gemini«-Benutzer, die in Macintosh-Manier die wichtigsten Programme direkt auf dem Desktop ablegen können. Wer das aus technischen Gründen nicht kann oder will, steht zunächst einmal dumm da.

Bei Programmiersprachen, die aus Editor, Compiler, Linker und anderen Programmteilen bestehen, ist es üblich, über eine sog. Shell zwischen den einzelnen Programmen hin und her zu springen, ohne sich darum zu kümmern, wo sie auf der Diskette oder Festplatte abgelegt sind. Was diesen Entwicklungssystemen recht ist, kann dem Normalanwender nur billig sein: er schnappt sich die »Topshell« von Stefan Achermann, und kann so ohne große Probleme auf seine wichtigsten Programme zugreifen...

Diese Shell ist ein Programm, das praktisch nur aus einer großen Menüleiste besteht. Dort lassen sich unter sieben Menüpunkten jeweils zehn Programme eintragen und hinterher einfach per Mausklick starten, egal auf welcher Partition und in welchem Unterverzeichnis sie stehen. Wer es dann doch wieder ein bißchen eiliger hat, kann den einzelnen Einträgen zusätzlich noch beliebige Tastenkürzel zuordnen. So lassen sich aus dieser Shell heraus sechs Accessorys und 70 Programme bequem starten.

Die Handhabung — insbesondere auch die Installation — ist simpel, und genauso leicht auch von solchen Atarianern zu bewerkstelligen, die sich nicht zu den ausgesprochenen Computer-Freaks zählen: Nach dem Programmstart forscht »Topshell« erstmal nach einer Hilfsdatei »TOP.SYS«. Darin sind die benötigten Informationen für den schnellen Start enthalten (Menüeinträge, Pfade, Tastenkürzel). Ist sie nicht vorhanden, muß man einmalig die gewünschten Pfade festlegen: Dazu muß man als erstes durch Anklicken eines leeren Menüeintrages dem Programm einen Namen geben, der nicht unbedingt mit dem Dateinamen übereinstimmen muß. Er darf maximal 24 Zeichen lang sein. Anschließend wird mit Hilfe des gewohnten Dateiauswahlfensters der dazugehörende Pfad eingestellt. — Das war’s! Von jetzt an muß nur noch der entsprechende Menüeintrag angeklickt werden, um ein Programm zu starten. Nach Beendigung der Anwendung findet man sich in der »Topshell« wieder.

Schlicht, aber effektiv: »Topshell«

Wie bereits erwähnt, kann zusätzlich jedem Eintrag noch eine Taste zugeordnet werden. Ferner läßt sich in der Hauptmenüzeile noch ein Oberbegriff (maximal acht Zeichen) eintragen, damit man seine Programme thematisch gruppieren kann. Probleme kann es allerdings bei Programmen geben, die speicherresident sind oder Patches verwenden. Hier muß man ein bißchen probieren und es notfalls doch vom Desktop starten.

Fazit

Auch wenn die Bedieneroberfläche von »Topshell« recht schmucklos-sachlich wirkt, soll man sich von diesem ersten Eindruck nicht täuschen lassen. Wer immer mit einer bestimmten Konfiguration von Programmen arbeitet, und auf hübsche Icons keinen Wert legt, ist mit diesem Programm sicherlich gut bedient. (mn)

Topshell

Genre: Dateiverwaltung
Disk-Nr.: 338
Autor: Stefan Achermann

Vorteile: schafft Ordnung auf der Platte; startet bis zu 70 Programme

Einschränkung: Probleme mit speicherresidenten Programmen und Patches; schmucklose Oberfläche

Maxon Computer GmbH, Industriestr. 26, 6236 Eschborn, Diskette 338


Thorsten Luhm
Aus: ST-Magazin 06 / 1992, Seite 110

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