Ultimate Virus Killer: »I want a cookie«

Der ST ist bei weitem nicht so sehr von Computerviren bedroht wie der Amiga oder PC. Trotzdem ist Vorsicht angebracht.

Nicht alle Computerviren sind so harmlos wie jener allererste Schelm, der Anfang der siebziger Jahre eine Großrechenanlage lahmlegte, bis ein Techniker auf die Idee kam, dem Krümelmonster den gewünschten Keks zu geben, indem er »Cookie« tippte. Beispielsweise löschen die ST-Viren »ACA« oder »C’T« gnadenlos Boot-Sektor und FAT, der »FAT-Virus« verursacht Bildschirmfehler und Abstürze, der »Help-Virus« wirft Bomben. Insgesamt gibt es auf dem ST rund 65 bekannte Boot-Sektor-Viren, fünf Linkvirenstämme und rund 35 harmlose Antivirenstämme. Sie verbreiten sich per DFÜ, über PD-Software und Raubkopien.

Der »Ultimate Virus Killer« von Richard Karsmakers erkennt alle bekannten ST-Boot-Sektor- und Linkviren. Doch nicht nur das: Entdeckt das Programm verdächtig verbogene Vektoren bzw. einen unbekannten Boot-Sektor, schlägt er Alarm. Bei immer wiederkehrenden harmlosen Programmen wäre das auf Dauer lästig, würde der UVK nicht bereits 1045 Boot-Sektoren und 81 spezielle (speicherresidente) Programme kennen, beispielsweise das NVDI, diverse Harddisktreiber oder sogar MS-DOS-Systemdisketten. Im Zweifelsfall (kein bekannter Boot-Sektor und kein bekannter Virus identifiziert) schätzt der UVK die Gefahr ab, die vom verdächtigen Datenträger ausgeht: Ist ein Maschinencode zum Schreiben eines Sektors vorhanden? Ist ein Code vorhanden, der ausführbare Boot-Sektoren betrifft? Sind resetfeste Codes/Checksummen vorhanden? Versucht der Boot-Sektor Systemvariablen zu ändern, die üblicherweise von Viren attackiert werden?

Das UVK-Hauptmenü

Nach jeder Diagnose bietet der Virenkiller verschiedene Alternativen zur weiteren Behandlung. Die einfachste Lösung praktizieren auch zahlreiche andere Programme: sie »immunisieren« bzw. belegen den Boot-Sektor einfach mit einem eigenen harmlosen Code, der neuen Viren vorgaukelt, die Diskette sei schon infiziert. Auch die sog. Antiviren gehören zu dieser Spezies. Spiele beispielsweise würden damit aber nie wieder laufen, da sie den Boot-Sektor individuell nutzen. In solchen Fällen kommt Alternative zwei zum Zug: Der UVK kann 504 Boot-Sektoren bei Bedarf originalgetreu restaurieren. Die dritte Alternative bietet vor allem unerfahrenen Anwendern einen einmaligen Service und sorgt nebenbei für die stetige Weiterentwicklung des Programms: Entdeckt der UVK einen verdächtigen Boot-Sektor oder eine Datei, die er nicht einordnen kann, bittet Autor Richard Karsmakers um Zusendung der verdächtigen Daten. Der Virenkiller speichert sie ganz bequem automatisch auf eine Diskette.

Bemerkenswert ist die Arbeitsgeschwindigkeit, mit der der UVK Dateien nach Linkviren durchsucht: Auf einem 8-MHz-Mega-ST und einer Megafile-44-Partition bearbeitete der UVK 446 Files in 62,3 s. Auch das 47-seitige Handbuch verdient Lob: Für ein Programm dieser Preisklasse ist eine leicht verständliche Anleitung durchaus nicht selbstverständlich. Sehr informativ: Eine Tabelle aller bekannten Viren mit Symptomen, Aktivierung, Verbreitung etc.

Doch keine Rose ohne Dornen: Leider versteckt der Ultimate Virus Killer seine Leistungsfähigkeit in zahlreichen Fensterchen und Boxen. Er ist nicht in GEM eingebunden (Multi TOS!) und der Programmcode bläst sich unnötig durch Spielereien auf. Beispielsweise könnte ein Virenkiller leicht auf die Information verzichten, daß Peter Maffay oder Barbra Streisand gerade Geburtstag haben. Trotzdem bietet der UVK bereits in der aktuellen Version zu einem fairen Preis so viel Service, Sicherheit und Information, daß er eigentlich in jede Softwaresammlung gehört, (hu)

WERTUNG

UVK 5.4

Hersteller: IPV-Verlag
Preis: 69 Mark
Update-Abo: je 15 Mark

Stärken: kennt alle Boot-Sektor- und Linkviren, regelmäßiges Update, erkennt harmlose und restauriert Spiele-Boot-Sektoren, prüft sehr schnell, Support

Schwächen: keine GEM-Einbindung (verschachtelt), verspielt

Fazit: sehr sinnvolle Investition

IPV Verlag GmbH, Pressehaus Bayerstr. 57-59, 8000 München 2

Der UVK informiert über Laufwerke, RAM und Trap- Vektoren

Hartmut Ulrich
Aus: ST-Magazin 06 / 1992, Seite 44

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