IEEE-Schnittstelle: IEC-Bus am Atari

Mit dem IEEE488-Interface von »GTI« lassen sich alle STs an Peripheriegeräte mit lEEE-Schnittstelle anschließen. Ob aber dieses Interface alle Kriterien dieser Schnittstellennorm erfüllt?

Das IEEE 448-Interface von GTI im flachen Gehäuse

Vorteilhaft an diesem Bussystem ist, daß sich — im Gegensatz zur seriellen oder parallelen Schnittstelle — mehrere und nicht nur ein Peripheriegerät mit dem Computer verbinden und ansprechen läßt, sondern sich mehrere Geräte am Datenaustausch beteiligen.

Damit sich die verschiedensten Hersteller an eine bestimmte Nomenklatur für ihre Geräteschnittstellen halten konnten, wurde eine international gültige Schnittstellennorm geschaffen. Für die USA der »IEEE-Standard 488-1978« bzw. »GPIBcc für General Purpose Interface Bus und für die Anwender in Europa die »IEC-Norm 66.22«, die den meisten unter dem Namen IEC-Bus bekannt ist.

Alles Norm

Doch leider unterscheiden sich diese beiden Bezeichnungen nicht nur in ihrem Namen, sondern auch in der Festlegung des Anschlußsteckers, so daß beim einen oder anderen Gerät — trotz internationaler Absprache — Lötarbeit zum Anschluß notwendig ist. Norm ist halt doch nicht gleich Norm.

Achten Sie deshalb beim Kauf eines Geräts mit IEC-Schnittstelle unbedingt darauf, ob Sie hierfür einen 24poligen IEEE-Amphenol-Stecker oder einen 25poligen IEC-Cannon-Stecker benötigen.

Speziell »Hewlett-Packard« bietet eine große Zahl von Geräten — angefangen vom kleinsten Multimeter bis hin zu großen Spektrumanalysatoren — mit einer HP-IB Schnittstelle, die ebenfalls der IEC-Bus-Norm entspricht.

Das komfortable Bedienprogramm des IEEE-Interface

Der IEEE488-Bus besteht aus acht bidirektionalen Daten- und acht Steuerleitungen, von denen drei dem Handshake nach einem 3-Draht-Verfahren und die restlichen Steuerleitungen allgemeinen Steuerfunktionen dienen. Mit dieser Norm lassen sich bis zu 15 Geräte miteinander verbinden und (getrennt) ansprechen.

Interessant am IEEE-488-Bus-Konzept ist, daß die Selektierung eines angeschlossenen Geräts über eine 8-Bit-Adresse erfolgt, die ebenfalls über die Datenleitung übertragen wird. Ihre Kennzeichnung erfolgt über die Steuerleitung ATN (Attention).

In Abb. 3 finden Sie den prinzipiellen Anschluß von IEEE488-Geräten an den Bus.

Doch nun zu unserem Gerät von »GTI«, die seit 1985 Hardware-Baugruppen für die ST-Computer entwirft. Rein äußerlich erscheint das flache, atarigraue, quadratische Metallgehäuse mit seinen Maßen — die in etwa denen des SM124 entsprechen — als idealer Monitoruntersatz. An der Frontplatte befinden sich neben der Betriebsanzeige-LED noch einige andere Signal-LEDs mit den Aufschriften »SEL« für einen ACSI-Zugriff, »CIC« für Controller-In-Charge (bedeutet, daß sich der IEEE488-Bus im Controller-Modus befindet) und letztlich die »ATN«-Anzeige, die den momentanen Zustand der ATN-Leitung anzeigt.

Solide Hardware

Die eigentlichen Anschlußelemente plazierten die Entwickler von GTI an der Rückseite des Gehäuses. Hierzu gehört selbstverständlich eine Kaltgerätebuchse nebst Sicherung für den Netzanschluß, die eigentliche 24polige IEEE-488-Buchse und zwei ACSI-Buchsen mit der Beschriftung »ACSI A« und »ACSI B«. Da beide Buchsen intern parallel verdrahtet sind, ist es prinzipiell unerheblich, an welcher Buchse Sie das IEEE488-Interface an den Atari-DMA-Port anschließen (Anschlußkabel liegt bei). Die weiteren ACSI-Geräte, wie etwa Festplatten oder Laserdrucker, lassen sich dann an der weiteren Buchse betreiben. Die notwendige Einstellung der ACSI-Gerätenummer läßt sich leider erst nach dem Öffnen des Gehäuseoberteils — per Jumper — vornehmen. Hier hätte GTI durchaus einen Codierschalter an der Gehäuseaußenseite spendieren können. Die gesamte Elektronik — die im übrigen auf einer sehr sauber und professionell gestalteten Platine integriert ist — besteht aus einem GAL zur ACSI-Dekodierung, zweier Treiberbausteine für die IEEE-488-Leitungen, einem Logikbaustein und dem eigentlichen Arbeitstier, dem IEEE-488-s Controller »D7210C« von »NEC«« nebst der 8 MHz Takterzeugung (Quarz).

Der prinzipielle Anschluß beim IEEE-Bus

Softwareseitig benötigt das IEEE488-Interface natürlich einige Unterstützung, die auf einer 3,5-Zoll-Diskette dem Gerät beiliegt: »GPIB Phase 2«« (nicht kopiergeschützt) besteht aus verschiedenen wichtigen Programmen, die nicht nur auf den üblichen STs, STEs und TTs laufen, sondern auch für erweiterte Computer mit 68020..68040-CPU entsprechend programmiert wurden.

Die Installation übernimmt ein eigenes Programm. Hierzu gehört neben dem ACSI-Treiberprogramm »ACSI488.PRG«« natürlich als wichtigstes Bestandteil die Schnittstelle zum Betriebssystem TOS. Diese wird mit einem eigenen Softwarekonzept von GTI, dem »U.D.D.U.T««-Konzept (universal device driver under TOS) erreicht.

Software

Sie erlaubt das einfache Ansprechen und Umlenken von und nach der IEEE-488-Schnittstelle. Schließlich ist es ja die Hauptanwendung, anstatt I/O-Funktionen über die gewohnten Schnittstellen (Centronics, Seriell 1 und 2, Modem etc.), nun über die IEEE-488-Schnittstelle — und dies möglichst ohne großen Programmieraufwand — vorzunehmen.

Selbst an Netzwerkbenutzer dachten die Programmierer, so daß sich das IEEE-488-Interface auch über diverse Netzwerke (z.B. »eLAN««) ansprechen läßt.

Ebenfalls Bestandteil des U.D.D.U.T ist ein Monitorprogramm, mit dem Sie alle Einstellungen an den Geräte- und Softwaretreibern überprüfen können.

Der »UDDUT«-Monitor

Ein besonders wichtiges und komfortables Programm ist »TEST488«, mit dem sich nahezu alle GPIB-Funktionen ohne eigene Programmierarbeit interaktiv ausführen lassen. Über dieses voll in GEM eingebundene Programm lassen sich alle Einstellungen bzw. Änderungen der I/O-Kanäle vornehmen bzw. Makros erzeugen und auch System-Starteinstellungen definieren.

Für Programmierfreaks beinhaltet die Diskette noch einige Programmbeispiele im Source-Code der Programmiersprachen C, Omikron- und GFA-Basic.

Das rund 400seitige Handbuch im DIN-A5-Ringbuchformat ist in zwei Bereiche geteilt. Einmal handelt es sich um die ausführliche technische Beschreibung des IEEE488-Interfaces und seiner hard- und softwareseitigen Installation und zum anderem um die genaue Beschreibung der GPIB-Phase-2-Software einschließlich der exakten Funktionsbeschreibung aller GPIB-Kommandos. Besonderes Lob verdienen hierbei die sachlichen Erklärungen zum Thema IEC-Bus, seiner Funktion und dem Zusammenhang der Software mit dem TOS-Betriebssystem bzw. das Ansprechen der diversen GPIB-Kommandos und des Interfaces aus den beiliegenden Programmen. Auch Programmierer finden in der Dokumentation jegliche Unterstützung für eigene Arbeiten.

Für einen Test des gesamten Systems bedienten wir uns eines GPIB-fähigen Plotters, den wir dazu überreden wollten, unter dem IEEE-488-Interface ein Layout zu plotten. Hierzu leiteten wir nach der Installation der Systemsoftware gemäß dem Handbuch einfach die normale I/O-Schnittstelle auf das IEEE-488-Interface um und tatsächlich funktionierte die Ausgabe auf dem Plotter auf Anhieb.

Mit dem IEEE-488-Inter-face der Firma GTI befindet sich ein universelles IEC-Bus-Interface auf dem Atari-Markt, das für jedermann IEC-Bus-Anwendungen ermöglicht. Und zwar durch die besonders hervorzuhebende Systemsoftware, die es ohne umständlichen Programmieraufwand erlaubt, das Interface auch für eigene Anwendungen zu konfigurieren.

Sehr hilfreich, wenn auch dank der guten Software selten benötigt, ist das hervorragende Handbuch, das neben einer kompletten Einführung auch ausführliche Systeminformationen zur Kommandosprache GPIB bereithält.

Dank der soliden Verarbeitung erscheint das Interface auch harten Praxiseinsätzen gewachsen. Wir meinen, daß dieses Gesamtsystem nicht nur für den semiprofessionellen Anwender, sondern auch gut für den industriellen Einsatz — für den der IEC-Bus geradezu prädestiniert ist — taugt, (uw)

WERTUNG

IEEE-488-Interface

Hersteller: GTI

Preis: 997,50 Mark inkl. Dokumentation und Software

Besonderheiten: IEEE-488-Interface für alle ST-, STE-, TT-Computer, da DMA-Betrieb.

Stärken: solide Hardware, voller GPIB-Befehlsumfang, sehr gute Systemsoftware, leichte Integration in bestehende Anwendungen möglich, ausführliches Handbuch.

Fazit: Empfehlenswertes IEEE-488-Interface im IEC-Bus Bereich.

GTI, Unter den Eichen 108 a, 1000 Berlin 45.


Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 07 / 1992, Seite 32

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