MIDI-Szene: UK-Special

Auch auf der Insel beherrschen deutsche Softwarehäuser den MIDI-Markt. Mit Low-Price-Produkten schlagen die Briten jetzt zurück. Ihre Trümpfe: »Stereo-Master«, ein 8-Bit-Sampler und der Sequenzer »Concerto«.

Samples und MIDI-Daten zusammen abspielen

Ein Sound-Sampler ist immer noch ein sündteueres Musikinstrument. Kein Wunder: Im Inneren verwaltet schließlich ein kompletter Computer eine Unmenge von Zahlenproben (Samples). Was liegt da näher, als gleich den Atari mit diesen Aufgaben zu betreuen. Alles was dem ST nämlich zu einem funktionstüchtigen Sampler fehlt, ist lediglich ein Wandler (AD/DA), der analoge Signale in Bits und Bytes umrechnet.

Der Stereo-Master von »Microdeal« liefert diesen AD/DA-Wandler in einer ROM-Port-Erweiterung, der auch über die nötigen Eingangsbuchsen verfügt. Der Sound wird über die Monitor-Speakers wiedergegeben. Wer nur einen normalen ST besitzt, braucht für die Wiedergabe des vollen Stereosounds den zusätzlichen Adapter »Playback«. STE-Anwender sind fein raus — die Stereoausgänge des Rechners lassen sich direkt an eine Stereoanlage anschließen.

Für den Klang ist neben der Qualität des Wandlers hauptsächlich die horizontale (Lautstärkepegel) und vertikale (Zeit) Rasterung verantwortlich, mit der das Eingangssignal gemessen wird. Mit der 8-Bit-Auflösung kann ein eingehender Klang 256 verschiedene Lautstärkewerte unterscheiden — für Klänge wie z.B. Sprache, perkussive Instrumente, Geräusche oder Effekte durchaus ausreichend. Naturinstrumente wie Geige, Glocken, akustische Gitarre oder Flügel verlieren durch grobe Raster an Brillanz und Lebendigkeit. Wichtig für hohe Frequenzen ist die Abtastgeschwindigkeit. Im MIDI-Modus entnimmt der Stereo-Master pro Sekunde 14980 Proben. Damit lassen sich lediglich Frequenzen bis zu 7.49 kHz (Formel: max. Frequenz = Austastgeschwindigkeit/2) erzeugen.

Zum Bearbeiten der Klänge bietet der Stereo-Master eine reichhaltige Palette an Möglichkeiten: Schneidetisch mit Misch- und Blendfunktionen, Klangfilter und Loop-Features. Im Realtime-Modus können externe Klangsignale — leider nicht die im Speicher befindlichen Samples — mit diversen Effekten verfremdet und abgesampelt werden: Echos, Hall, Tonhöhen-Transpose, Chorus, Phaser, Reverse und Ramp.

Eine dreidimensionale Klanganalyse nach dem Fast-Fourier-Verfahren rundet das Programm ab. Dazu zeigt ein 36-Kanal-Spektrum-Analyser die Obertonstrukturen für jede bestimmte Position des Samples. Leider lassen sich keine Klänge nach diesem Verfahren synthetisieren.

Im bereits erwähnten MIDI-Mode kann man bis zu zehn verschiedene Stereo-Samples auf bestimmte Bereiche einer MIDI-Tastatur legen und auf diese Art abspielen. Leider läßt sich immer nur ein Klang zur selben Zeit abspielen.

Concerto ist ein einfacher patternorientierter Sequenzer. Seine Besonderheit: Er kann Stereo-Master-Samples aufnehmen und mit MIDI-Daten kombinieren. Auch dabei ist immer nur die Wiedergabe eines einzigen Stereoklangs möglich.

Die Noteneingabe erfolgt in Echtzeit im Tape-Modus, Step-by-Step über einen Score-Editor in konventioneller Notenschrift oder alternativ im Grid-, Event-bzw. Drum-Editor. Songs entstehen im Arrange-Window, wo Pattern zu Sequenzen zusammen gefaßt werden.

Fast-Fourier

Obwohl Concerto nicht an die Funktionsvielfalt eines Cubase oder Notators heranreicht, sind doch die wichtigsten Basis-Features eines modernen MIDI-Sequenzers integriert. Leider steht z. Zt. für die beiden Produkte noch kein deutscher Vertriebspartner fest. Die Produkte können per Nachnahme direkt aus England bestellt werden.

Vertrieb: Microdeal Ltd., Freepost, St. Austell, Cornwall, PL25 4BR, England


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 09 / 1992, Seite 37

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