OKI OL410: Stapellauf...

Mit dem LED-Drucker »OL410« erweitert »OKI« seine Druckerproduktpalette. Wir untersuchten für Sie, was der neue Seitendrucker an Überraschungen bereithält.

Rein äußerlich sieht der »OL 410« aus, wie der renommierte »OL400«. So läßt sich der Drucker mit seinen quadratisch-praktischen Dimensionen von 450 mm Breite, 154 mm Höhe und 594 mm Tiefe (mit Papierkassette) leicht in jeden Arbeitsplatz integrieren. Das Gewicht von satten 11 Kilogramm verspricht einiges an solider Technik im Inneren des Gerätes.

Doch bleiben wir zuerst noch bei den Äußerlichkeiten: Die Standardpapierkassette, die rund 200 Blatt Fassungsvermögen besitzt, läßt sich problemlos an der Vorderseite des Druckers ein-schieben. Zum Einzug von Einzelblättern verschiedenster Formate (A4, A5, B.. etc.) sind auf der Papierkassette zwei Führungen vorhanden, die je nach Einstellung durch einen ausgeklügelten Mechanismus für einen exakten, zentrischen Einzug sorgen. Wem der Standardeinzug nicht ausreicht, der kann als Erweiterung einen zweiten Einzug (200 Blatt Fassungsvermögen) erwerben, der so konstruiert ist, daß er quasi als Unterbau für den Drucker dient. Die Abmessungen in Tiefe und Breite werden also nicht beeinflußt.

An Papier verarbeitet der OKI neben normalem Papier auch Briefumschläge (Papierstärken von 0,08 mm bis 0,1 mm), Etiketten auf Haft-träger und selbstverständlich auch Projektionsfolien.

Den Papierauswurf erledigt der Drucker einmal an seiner Oberseite mit 200 Blatt Stauraum* und, als zweite Möglichkeit, an der Rückseite (ausklappbare Papierhalterung) mit 100 Blatt

Fassungsvermögen. Die serienmäßige Centronicsschnittstelle befindet sich, wie der in Kaltgerätenorm ausgeführte Netzanschluß, an der Rückseite des Druckers. Für Freunde der seriellen Schnittstellen bietet OKI eine Erweiterungsplatine an. Sowohl der Einbau dieser Erweiterung als auch der Ausbau des standardmäßigen Speichers von 1 MByte auf bis zu 5 MByte ist sehr leicht von außen vorzunehmen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, bei denen der komplette Drucker demontiert werden mußte, besitzt der OKI OL410 nun eine aufklappbare linke obere Seitenhälfte, unter der sich die notwendigen Schnittstellen zum Einschub der Erweiterungsplatinen befinden. Sowohl die Steckerausführung dieser Zusatzkarten als auch deren Halterung, die mittels spezieller Stifte gelöst wurde, vermitteln einen sehr sicheren und zuverlässigen Eindruck.

OL 410: gewohntes Outfit
Sauberer Ausdruck

Um den Drucker zum Leben zu erwecken, ist natürlich zuerst der Toner und der obligatorische Reinigungsfilz einzusetzen. Hierzu öffnet man per Drucktaster einfach die obere Abdeckung des Printers. Dank des guten Handbuches und der sehr exakten Verarbeitung aller mechanischen Teile innerhalb des Druckers lassen sich sowohl die Tonerkassette als auch der Reinigungsfilz schnell und ohne Haken einsetzen. Auch alle Service-bzw. Reinigungsarbeiten sind dank der soliden Konstruktion sehr einfach und im Handumdrehen durchführbar.

Das Druckprinzip des OL410 basiert wie bei vielen Druckern dieser Preiskategorie nicht auf einem Laserstrahl, der auf die Bildtrommel einwirkt, sondern auf einer mit LEDs bestückten (man spricht hier auch von einem LED-Array) Leiste, durch die die Bildtrommel entsprechend aufgeladen wird. Die Auflösung des OKI-Druckers beträgt im Normalfall 300 x 300 Punkte pro Zoll. Doch mittels einer speziellen sogenannten »Smoothing Technology« schafft der OL 410 virtuell eine weit höhere Auflösung. Hierbei wird durch das Einfügen von drei zusätzlichen Zeilen eine Verdichtung des Zeilenabstands in der Vertikalen erreicht (resultierende Auflösung I/2000 Zoll). Für die Horizontale bedient sich der Drucker ebenfalls eines bestimmten Verfahrens (verschieden lange Leuchtdauer der LEDs auf der Zeile), um auch hier die effektive Auflösung zu erhöhen.

Das Bedienfeld setzt sich aus einer zweizeiligen LCD-Anzeige, vier Anzeigelampen und einem Folientastenfeld zusammen, dessen acht Tasten mehrfach belegt sind.

Einfache Bedienung...

Bei den Anzeigelampen handelt es sich um reine Signalisierungsfunktionen. »READY« blinkt bei Datenempfang und erlischt im Off-Line-Modus, »MANUAL« signalisiert dem Bediener, daß das Papier manuell zugeführt werden muß, »OPERATOR« zeigt dem Anwender in Verbindung mit dem LCD-Feld eine bestimmte Fehlermeldung/Code an und schließlich die »DATA« Anzeige, die dem Bediener mitteilt, daß sich Daten im Speicher befinden.

Die jedoch weitaus komplexere Kommunikation mit dem Drucker findet über die Folientasten und das LCD-Panel statt. Zur Grundeinstellung gehört beim OKI, daß Sie ihm den gewünschten Sprachtyp (Deutsch oder Englisch) für die Meldungen im Display mitteilen. Nun können Sie sich beruhigt, da allgemein verständlich, in die wahre Menü- und Auswahlschlacht begeben, die der OKI-Drucker an Voreinstellungen und Definitionen bereitstellt. Die gesamte Vielfalt der zur Verfügung stehenden Funktionen aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen, so daß wir uns hier auf die wichtigsten Funktionen, wie etwa Emulationen und Schriften, beschränken.

Sprachentalent

Der LED-Printer besitzt zwei Emulationen: die »IBM-ProPrinter III XL«-Emulation, über die es nicht viele Worte zu verlieren gibt, und die »HP Laserjet III (PCL 5)«-Emulation, die wir uns im folgenden genauer betrachten wollen. Diese Emulation sichert dem OKI OL410 nicht nur die volle Kompatibilität mit allen Druckertreibern der unteren HP-Laser-jet-Klasse, sondern auch mit Hewlett-Packards Prunkstück, dem HP Laserjet III und der speziellen Druckersprache PCL 5 (Printer control language Version 5). Diese Druckersprache gliedert sich in zwei Bereiche auf: einmal in die eigentliche Textverarbeitung, wie Sie es von anderen Druckersprachen her gewohnt sind, und zusätzlich aber auch in die HP-GL/2-Sprache, die normalerweise nur bei Plottern anzutreffen ist. Durch ein spezielles Kommando kann der OKI nunmehr den kompletten HP-GL/2-Befehlssatz ausführen.

In puncto Schriftarten bietet der OL410 zwei skalierbare Fonts (»CG TIMES« und »UNIVERS«) in Punktgrößen von 0,25 bis 999,75 an. Die Bitmap Fonts umfassen Courier (10 p und 12 p), Line Printer (8,5 p), Swiss (14,4 p) und Dutch (10 p und 8 p). Auf Wusch können Sie weitere skalierbare Fonts und auch Bitmap Fonts auf externen Schriftkarten erwerben, die an der linken Seitenhälfte in den Drucker eingeschoben werden.

Grafikausdruck einmal ohne...
... und einmal mit Smoothing

Durch die hohe Softwarekompatibilität sieht man sich mit dem OKI OL410 keinerlei Anpassungsproblemen an die übliche Standardsoftware — Grafik, DTP oder Textverarbeitung — ausgesetzt.

Alle Programme (z. B. »Calamus«, »1st Word«, »Tempus«, »Platon«), die wir ansatzweise am OL410 testeten, erbrachten sehr gute Druckergebnisse.

Die Druckgeschwindigkeit von vier Seiten pro Minute zählt für einen Drucker dieser Preisklasse zum guten Durchschnitt und läßt sich durchaus verkraften. Durch den relativ leisen Lüfter (45 dBA), der sich automatisch auf die halbe Drehzahl im Stand-by-Mode zurückschaltet, ergeben sich kaum Lärmbelastungen.

Die Qualität des Ausdrucks ist, wie Sie aus unseren Hardcopies erkennen, als hervorragend zu bezeichnen. Speziell bei Grafikausdrucken macht sich der Unterschied zwischen normalem Druck und Smoothing-Druck bemerkbar. In puncto Standzeit gibt das Handbuch für den Toner ca. 2500 Seiten und für die Bildtrommeleinheit ca. 15 000 Seiten bei 5% Schwärzungsgrad an, wobei der gesamte Drucker für eine Betriebszeit von 180000 Seiten, bzw. fünf Jahre ausgelegt ist.

Das deutschsprachige Handbuch besteht aus zwei Teilen, einem Drucker- und einem Anwenderhandbuch. Während sich das Druckerhandbuch mit den prinzipiellen Funktionsgruppen und der Wartung des OL 410 auseinandersetzt und diese auch für den Laien verständlich darlegt, richtet sich das Anwenderhandbuch mehr an die Programmierer von Druckertreibern. Diese erfahren neben allen Einzelheiten der PCL 5-/HP-GL/2-Programmierung auch einiges an Grundwissen über die Smoothing Technology.

Der OL 410 stellt unumstritten eine Bereicherung der OKI-Druckerpalette und darüber hinaus des gesamten Druckermarktes dar. Dadurch, daß der LED-Printer PCL 5-fahig ist und damit zu einem direkten Konkurrenten zu den teilweise weitaus teureren HP-Druckern avanciert, muß sich die Konkurrenz am Druckermarkt ernsthafte Gedanken über ihre Preispolitik machen.

Dank der sehr guten Druckergebnisse im Bereich der Textverarbeitung und der bestechenden Grafikqualität, die der OKI auf das Papier bringt, ist der OL410 als ein wahres Multitalent einzustufen, der sowohl in der Korrespondenz als auch im DTP-Bereich allen Anforderungen gerecht wird.

Hätte OKI dem OL410 statt der langsamen Centronics-Schnittstelle, die speziell bei Grafikausdrucken sehr langwierig ist, wenigstens optional eine SCSI/2-Schnittstelle mitgegeben, so wäre dieser Drucker der Konkurrenz um Nasenlängen davongeeilt.

Da dies aber leider nicht der Fall ist, müssen wir uns mit den zugegebenermaßen beeindruckenden Fähigkeiten des OL410, aber einer langsamen Datenübertragung zufrieden geben. (uw)

WERTUNG

OKI OL 410

Hersteller: OKI Systems
Preis: 3198 Mark
Druckprinzip: LED-Array
Auflösung: 300 dpi normal, mit Smoothing-Technologie weit höher
Emulation: IBM ProPrinter III XL, HP Laserjet III, PCL 5-Sprachstandard
Schnittstelle: Centronics, Seriell (als Zusatz)
Speicher: 1 MByte, bis 5 MByte erweiterbar

Stärken: ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis, sehr gutes Schriftbild, hervorragender Grafikausdruck

Schwächen: langsamer Grafikausdruck über die Centronics-Schnittstelle

Fazit: Ein Drucker, der sich sehr gut für anspruchsvolle Text- und Grafikausdrucke im privaten sowie auch im gewerblichen Bereich eignet.

OKI Systems, Hansa-Allee 187,4000 Düsseldorf 11


Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 10 / 1992, Seite 56

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