Overscan TT: Mit List gegen den Trauerrand

Autoswitch-Overscan für den ST, das aus unserem Hyperscreen-Projekt hervorging, machte Furore bei den Anwendern. Nun gibt es die trickreiche Auflösungserweiterung auch für den TT.

Der Lieferumfang von »Overscan TT« umfaßt eine Diskette mit der Treibersoftware, die kleine VME-Karte und ein Kabel zur Verbindung mit Kontakten auf der Hauptplatine des TT. Entgegen früherer Ankündigungen wurde Overscan TT so verbessert, daß Sie keinerlei Leiterbahnen in Ihrem Computer unterbrechen müssen. Damit ist der Einbau jedem möglich, der nicht mit zwei linken Händen geschlagen ist. Unser Versuchsobjekt war ein TT der ersten Stunde, in dem ein Blechpanzer aus diversen Einzelteilen störende Frequenzen am Entweichen hindert. Zunächst hatten wir uns also mit dem Auseinandernehmen des Rechners zu beschäftigen. Für Besitzer neuerer Modelle, die lediglich durch einen leitfähigen Lack abgeschirmt werden, entfallt dieses lästige Procedere.

Einbau mit spitzen Fingern

Sind alle Bleche und RAM-Erweiterungen entfernt, kommt das mitgelieferte Kabel zum Einsatz. Der zweipolige Stecker des einen Endes ist auf einer Seite mit Lötstopplack überzogen. Wird der Stecker nun der Anleitung gemäß zwischen den TT-Videochip und seinen Sockel geschoben, folgt daraus eine Unterbrechung des DE-IN-Signals. Dieses wird für das Auto-Switching benötigt, das Umschalten zwischen Normal- und Overscan-Modus. Ein anderer Kontakt des Kabels wird vorübergehend in den Sockel für ST-RAM-Erweiterungen gesteckt. Bereits jetzt können Sie testen, ob Sie bisher alles korrekt gemacht haben, indem Sie mit einer Drahtbrücke zwei Kontakte am anderen Ende des Kabels kurzschließen. Wenn Sie den Rechner nun anschalten, sollte das Monitorbild wie gewohnt erscheinen, bei Abziehen der Drahtbrücke hingegen gestört.

Nach dem Wiedereinbau des großen Abschirmblechs (falls vorhanden) und der VME-Abdeckung kann nun die Overscan-Platine durch die Öffnung auf der Rückseite in den VME-Bus geschoben werden. »Langfinger« sind hier deutlich im Vorteil — andere verwenden Hilfsmittel, um die Platine sicher einzustecken. Für die Verbindung des von der Hauptplatine kommenden Kabels mit der Overscan-Karte muß eventuell das Netzteil vorübergehend entfernt werden. Wenn Sie kein erweitertes ST-RAM im Computer haben, ist der Overscan-Einbau mit Einstecken eines Kontakts in deren Sockel schon abgeschlossen. Andernfalls muß das Kabel auf der Erweiterungsplatine angelötet werden.

Wenn nichts schiefgelaufen ist, zeigt beim Anschalten des TTs der Monitor jetzt noch das altbekannte Bild. Nach endgültigem Zusammenbau Ihres Computers kann’s losgehen. Nach dem Booten von der Overscan-Diskette erkennen Sie den Rechner nicht mehr wieder. Der bisher ungenutzte Bildschirmrand bietet nun zusätzlichen Raum für das Desktop und Ihre Programme. Besonders hoch ist der Zuwachs an Fläche in den ST-kompatiblen Auflösungen. 61 Prozent mehr Pixel stehen Ihnen hier zur Verfügung. In den TT-Farbauflösungen beträgt der Zugewinn immerhin ein sattes Drittel. Der Modus TT-Nied-rig mit seinen 256 Farben eignet sich mit 416 x 496 Bildpunkten nun sogar zur Darstellung anspruchsvoller Video-Animationen.

Natürlich wollen Sie die Overscan-Software auf Ihrer Festplatte installieren. Dazu kopieren Sie einfach das Treiberprogramm und das mitgelieferte Mini-Utility zum Reset des VME-Busses beim Booten in den Auto-Ordner. Das CPX für das modulare Kontrollfeld von Atari kommt in das entsprechende Verzeichnis. Mit Hilfe dieses Moduls können Sie während des Betriebs dauerhaft festlegen, beim Start welcher Programme Overscan TT auf die originale Auflösung zurückschaltet. Wie schon vom Overscan ST bekannt, können Sie das Verhalten von Overscan durch Drücken von Control und Al-ternate umkehren.

Overscan TT machte uns im Test keine Schwierigkeiten. Durch seinen vergleichsweise niedrigen Preis und die sehenswerte Erweiterung der Auflösung ist es eine gute Alternative zur Anschaffung einer leider immer noch recht teuren Grafikkarte. (uw)

WERTUNG

Overscon TT

Preis: 249 Mark
Hersteller: OverScan GbR Isakovic-Jerchel

Stärken: bis zu 61 Prozent Auflösungssteigerung, Software zuverlässig, einfache Konfiguration

Einschränkung: Bei TTs mit Abschirmblechen höherer Zeitaufwand für Einbau

Fazit: preiswerte Alternative zu Grafikkarten

OverScan GbR Isakovic-Jerchel, Santisstr. 166. 1000 Berlin 48, Tel. 030/7219466, Fax 030/7215692

Auflösungstabelle

Modus ohne Overscan TT mit Overscan TT Gewinn
ST-LOW 320 x 200 416 x 248 +61 %
ST-MID 640 x 200 832 x 248 +61 %
ST-HIGH 640 x 400 832 x 496 +61 %
TT-LOW 320 x 480 416 x 496 +34 %
TT-MID 640 x 480 832 x 496 +34 %

Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Magazin 12 / 1992, Seite 19

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