Seit Jahren sprießen im Musikbereich Programme wie Sequenzer, Klangeditoren und Kompositions- Programme aus dem Boden. Der Textbereich kam bisher zu kurz. Mit »Rhymetime« zieht endlich Balance in Musik und Text ein.
Die Muttersprache des Rock’n’ Roll ist trotz Panik-Udo und Schmalz-Maffay die englische Sprache. Da haben’s deutsche Textdichter doppelt schwer, Sängern anspruchsvolle und zugleich singbare Zeilen in den Mund zu legen. Mit dem Softwarepaket Rhymetime kommt nun der ST allen deutschsprachigen Lyrikern, die in englischer Sprache texten, zu Hilfe.
Rhymetime wurde von professionellen Songschreibern konzipiert und auf die Erfordernisse des deutschen Markts zugeschnitten. Die Applikation teilt sich in zwei integrierte Programmteile. In einer modifizierten Textverarbeitung sammelt der Autor Ideen, bastelt an Phrasen und gibt das Ergebnis am Nadel- oder Laserdrucker aus. Dabei sind ansprechende Layouts mit verschiedenen Schriften und Attributen möglich.
Beim Texten entfallt endlich das leidige Blättern in Reimlexika und Wörterbüchern. Die Schnittstelle zur Reimhilfe verfügt über einen raffinierten Suchlgorith-mus: Sie plazieren den Cursor lediglich auf den ersten Buchstaben des Worts, wofür ein Reim gesucht wird, den Rest — Zuordnung der Silben, Lautschrift, Rhythmus, etc. — erledigt das Programm selbst.
Die Wörterbücher sind phonetisch strukturiert und bewußt klein und kompakt gehalten. Damit lassen sich die Dateien schnell nachladen und durchsuchen. Dabei katalogisierten die Designer alle möglichen englischen Begriffe nach Schreibweise, Aussprache und Klang. Dadurch gelangten Wörter wie »water, daughter, reporter« in eine Datei. Alle 492 Reimdateien verzichten auf Begriffe aus Technik, Chemie, Medizin und sonstige Bereiche, die in Song-Texten kaum eine Rolle spielen. Das Programm wird in künftigen Updates ständig um neue Begriffe erweitert, die vorher auf Singbarkeit überprüft werden. Durch den schnellen Zugriff auf die passenden Silben und Wörter kann der Songtexter sein Augenmerk auf Inhalte und neue Varianten richten. Ist bereits eine Melodie vorgegeben, berücksichtigt die Suchfunktion auch den Rhythmus der Silben. Praktisch: Rhymetime verlangt weder Lautschriftkenntnisse noch ein langwieriges Handbuchstudium — die englische Sprache muß der Anwender allerdings schon beherrschen. Grammatische und inhaltliche Fehler kann Rhymetime nicht erkennen. Sie sollten grundsätzlich fremdsprachige Lyrik vor Veröffentlichung kompetenten Personen zum Gegenlesen und Redigieren geben. Wie peinlich mangelhafte Texte oder Aussprache sind, zeigt nicht nur das Beispiel Roxette: Kaum ein Moderator auf der Insel konnte sich einen Seitenhieb (... in their best English) auf die »Broken englisch«-Passagen in den ersten Hits der schwedischen Rockband verkneifen. Und die Schweden testen meist besser als die Deutschen ... (mn)
Rhymetime
Preis: 380 Mark
Vorteile: keine Lautschriftkenntnisse nötig, findet Silben per Mausklick, packt verschiedene Schreibweisen in eine Datei, kombinierte Textverarbeitung mit Reimlexikon
Einschränkungen: keine Fehlerkorrektur
Herausgeber: green twelve Software, Baumacker 2b, 2000 Hamburg 54