Zyxel-Anrufbeantworter: Futter für das Chamäleon

»Zyxel«-Modems erfreuen sich hoher Beliebtheit. Wir stellen zwei Programme vor, die aus dem Modem einen Anrufbeantworter der Sonderklasse machen.

Wenn Ihre Wahl bei der Suche nach einem preiswerten Hochgeschwindigkeitsmodem auf eines der Zyxel-Modelle gefallen ist, haben Sie vermutlich schon ein Modem mit eingebauter Betriebssystemversion 5 bekommen. Falls Sie außerdem ein aktuelles Handbuch erhalten haben, wissen Sie um die neuen Fähigkeiten dieser Version, die beiden digitalen Signalprozessoren des Modems nicht nur mit schnöden Computerdaten zu beschäftigen, sondern auch Sprache aufzuzeichnen und wiederzugeben, sowie Mehrfrequenzsignale auszuwerten. Damit sind alle Voraussetzungen zum Betrieb des Zyxels als komfortablem Anrufbeantworter gegeben. Ihnen fehlt nur noch die Software, um die Möglichkeiten auszuschöpfen. Dem kann abgeholfen werden. Wir haben gleich zwei Programme getestet, die Ihnen bei Abwesenheit telefonisch assistieren. »Tell It« ist eine auf die Sprachfunktionen spezialisierte Neuentwicklung. »Connect«, das im ST-Magazin bereits vorgestellte Terminalprogramm [1J, ist um Anrufbeantworterfunktionen erweitert worden.

Die Grundkonfiguration von Connect

Beginnen wir mit Connect. Durch die vielfältigen Möglichkeiten und Extras, wie der Ansteuerung der MODEM2-Schnittstelle des TT mit 38400 Baud, gewinnt dieses Terminalprogramm von Wolfgang Wander immer mehr Freunde. Werden einmal kleinere Fehler bekannt, dauert es nicht lange, bis eine korrigierte und verbesserte Version veröffentlicht wird. Das System der Zuteilung von Schlüsselwörtern an Benutzer, die ihren Shareware-Beitrag entrichtet haben, erlaubt den ausführlichen Test des Programms. Bisher war die einzige Einschränkung bei nicht registrierten Versionen das Erscheinen einer Dialogbox, die auf die fällige Bezahlung hinwies. Die neuen Connect-Versionen (zur Zeit des Tests war die 1.70 aktuell) weichen erstmals davon ab und läßt die Anwahl der Anrufbeantworter-Funktion nur zu, wenn es sich um eine registrierte Programmversion handelt. Wir halten das für vertretbar, da dies eine Spezialanwendung ist, die Besitzer anderer Modems gar nicht benutzen können.

Zu Anfang müssen Sie einige Parameter einstellen. Dazu zählen der Aufnahme-und Abspielmodus des Zyxel. Hier gibt es drei Alternativen: Der ACPCM2-Modus ist ein guter Kompromiß zwischen Klangqualität und Speicherplatzverbrauch der Sprachdateien auf der Festplatte. Selektieren Sie ADPCM3, wird bei verbesserter Verständlichkeit der Sprachaufzeichnung die Kapazität des Speichermediums stärker belastet. Den CELP-Modus konnten wir nicht testen, weil er den Plus-Modellen des Zyxels Vorbehalten ist, die noch nicht verfügbar waren. Er verspricht bei stärkster Kompression weiter gesteigerte Klangqualität.

Sie wählen hier auch aus, über welche Geräte die Eingabe und das Abspielen der Sprachdaten läuft. Für die Aufnahme Ihrer Ansage können Sie den Telefonhörer Ihres Telefons separat (wenn daran ein Western-Stecker befestigt ist) oder das gesamte Telefon in die »Line«-Buchse des Zyxel stecken. In Connect können Sie dann als Eingabegerät »externes Mikrofon« oder »Telefon« wählen. Vorweg: Bei unserem Zyxel (Rom-Version 5.02) war die Aufnahme bei der Einstellung »ext. Mic.« besser. Bei der Ausgabe können Sie wählen, ob sie über den, noch mit der Line-Buchse verbundenen, Telefonhörer geht, über den Modemlautsprecher, oder vom Computer übernommen wird. Bei STEs und TTs geht dies über den DMA-Sound, während für STs der Soundchip bemüht wird.

Jetzt haben Sie schon alles eingestellt, was für die Aufnahme Ihrer Ansage vonnöten ist. Nach dem Verlassen der Setup-Box selektieren Sie den Aufnahme-Button und sprechen akzentuiert in die Hörmuschel des Telefonhörers, da nur diese mit dem Modem verbunden ist. Das Ende der Aufnahme teilen Sie Connect durch Tastendruck mit, worauf Ihre Ansage gespeichert ist und sofort abgehört werden kann. Hier gibt es noch ein paar Schönheitsfehler. Die Ausgabe über den Modemlautsprecher ist so leise, daß eine röhrende Festplatte sie schon übertönt. Bei der DMA-Ausgabe sind noch Überarbeitungen nötig, damit sie freier von Hintergrundgeräuschen wird. Sind Sie nach einigen Versuchen zufrieden mit Ihrer Ansage, können Sie die restlichen Einstellungen vornehmen. Sie geben Connect an, welche Ansage bei einem Anruf abgespielt werden soll, wo die Aufnahmen der Anrufer landen sollen, nach wie vielen Klingelzeichen der Anrufbeantworter ohne bzw. mit bisher aufgezeichneten Mitteilungen abheben soll. Des weiteren können Sie entscheiden, wie lang eine Mitteilung maximal werden darf, wie viele Sekunden Stille als Ende einer Mitteilung interpretiert werden und welcher Geräuschpegel als »Stille« eingestuft wird.

Die Dialogbox des Anrufbeantworters

Unter der Überschrift »CoSHy-Aktivitäten« legen Sie fest, welche Aktivitäten auf verschiedene Signale bei einem Anruf gestartet werden. So können Sie auf einen Fax-Anruf reagieren, indem Sie mit der Connect-eigenen Scriptsprache ein externes Fax-Empfangsprogramm starten. Zum Zeitpunkt unseres Tests gab es leider noch keine Fax-Programme, die per Aufruf automatisch empfangen. Bei Anruf eines Modems könnten Sie automatisch Zmodem starten lassen oder gar eine komplette Mailbox in der Script-Sprache programmieren. Sendet der Anrufer Mehrfrequenz-Töne, wie sie beispielsweise von Fernabfragegeräten für Anrufbeantworter erzeugt werden, könnten Sie diese auf Übereinstimmung mit Ihrer gespeicherten Geheimnummer überprüfen und so eine Fernabfrage mit allen Schikanen aufbauen. Ein Beispielscript liegt Connect bei.

Sie sehen, wie viele Möglichkeiten sich mit Connect und dem Zyxel auftun. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Die Mindestausstattung besteht aus einem aufgerüstetem ST mit 16 MHz und RS-Speed [2]. Dagegen kommen Mega STE-und TT-Besitzer ohne Umbauten aus.

Die genannte Einschränkung gilt für Teil It nicht. Bei einem ST genügt der Einbau von RS-Speed, damit das Modem mit 38400 Baud angesteuert werden kann; eine 16-MHz-Erweiterung ist nicht notwendig. Ist jedoch nur ein 8-MHz-Rechner vorhanden, müssen Sie in der Konfigurationsdatei, die im ASCII-Format vorliegt, eintragen, daß statt der sauberen Ausgabe über das Bios die seriellen Buffer direkt beschrieben werden. Dann können Sie den ADPCM2-Modus voll nutzen, jedoch ADPCM3-Dateien nur abspielen. In die Konfigurationsdatei können Sie auch die Einstellungen schreiben, die wir oben bei Connect besprochen haben (Ansagelänge, Stillepegel...) und einiges mehr.

So präsentiert sich »Tell It« beim Start

Beim Start des Programms öffnet sich eine Dialogbox im Fenster. Eine gutes Zeichen für den Sachverstand des Programmierers Matthias Stürmer, da dies eine günstige Voraussetzung für den Betrieb unter MultiTOS ist. Es wird die Nummer der aktuellen Ansage, also jene, die beim nächsten Anruf abgespielt wird, sowie die Mitteilungsnummer, ab der aufgenommen werden soll, angezeigt. Sie können diese Werte sowohl per Maus über Richtungspfeile, als auch durch Direkteingabe verändern. Darunter befindet sich die Einstellmöglichkeit, welche Art von Anrufen wie behandelt werden. Etwa, ob nur die Ansage ausgegeben werden soll, oder auch Mitteilungen aufgenommen werden und, ob Fax- und Datenanrufe an die in der Konfigurationsdatei eingetragenen Programme mit festzulegender Kommandozeile weitergeleitet werden sollen. Es existiert sogar schon eine Funktion »Fax anzeigen« in Teil It, die jedoch so lange unberührt bleiben wird, wie die Hersteller von Fax-Programmen auf dem Atari nicht in der Lage sind, ihre Programme extern mit den entsprechenden Parametern steuern zu lassen.

Etwas kleiner fällt die Statuszeile aus, der Sie entnehmen können, welche Ansageoder Mitteilungsnummer zur Zeit aktiv sind. Gibt es zu der eingestellten Nummer eine Sprachaufzeichnung, werden deren Aufnahmedatum, -uhrzeit und -länge angezeigt. Sie können jede Mitteilung und Ansage nach Belieben mittels Anwahl verschiedener Buttons abspielen, neu aufnehmen oder löschen. Während des Abspie-lens können Sie mit den Tasten »+« und »-« vor- und zurückspulen. Das funktioniert bisher jedoch nur mit ADPCM2-Daten, da der Umfang von ADPCM3-Dateien schwieriger in den Griff zu bekommen ist.

»Tell It« im normalen Betrieb

Haben Sie die nötigen Vorkehrungen getroffen, können Sie den Button »Aktivieren« auswählen und beruhigt aus dem Haus gehen. Wenn Sie sich Ihre Geheimzahl gemerkt haben, die editierbar in der Konfigurationsdatei gespeichert ist, können Sie nun die Fernabfragemöglichkeiten von Teil It ausprobieren. Sie benötigen dazu entweder einen üblichen Tongeber oder ein modernes Telefon, das das Mehrfrequenzwählverfahren beherrscht. Rufen Sie Ihren Anschluß an, und warten Sie ab, bis Ihre Ansage beginnt. Wenn Sie unterschiedliche Anzahl von Klingelzeichen, abhängig davon, ob Mitteilungen aufgenommen wurden, oder nicht, eingestellt haben, wissen Sie bereits jetzt, ob Sie Neues erwartet. Nun drücken Sie auf Ihrer Tastatur den Stern »*« und geben Ihre Geheimnummer ein, die Sie mit dem Doppelkreuz »#« abschließen. Ist die Nummer korrekt erkannt worden, wird Ihnen dies durch eine voreingestellte Sprachansage mitgeteilt. Nun eröffnet sich Ihnen eine Reihe von Möglichkeiten, die Sie teilweise nur bei Anrufbeantwortern der oberen Preisklasse finden. Die Ziffer 0 gibt Ihnen eine gesprochene Übersicht über die Funktionen. Es ist natürlich möglich, alle eingegangenen Mitteilungen abzuhören. Darüber hinaus können Sie beispielsweise einzelne Mitteilungen nochmals abspielen, vor- und zurückspulen, selektiv löschen oder sich die Anzahl der eingegangenen Mitteilungen, Daten- oder Fax-Anrufe sagen lassen. Das wird durch die schon zu Teil It mitgelieferten gesprochenen Zahlenkonstrukte ermöglicht. Sind siebenundzwanzig Anrufe abgespeichert, werden für diese Zahl also drei Dateien abgespielt: »sieben«, »und«, »zwanzig«. Praktisch ist vor allem, die eigene Ansage ändern oder sogar neu aufsprechen zu können.

Zum Zeitpunkt unseres Tests stand Teil It kurz vor der Markteinführung, weswegen das Handbuch noch nicht in gedruckter Form beilag. Die Vorversion als Textdatei ließ aber zu den Programmfunktionen keine Fragen offen. Fast vollständig war auch die Ablauffähigkeit des Programms als Accessory. Für die Zukunft ist unter anderem die Integration einer flexiblen Script-Sprache geplant. Aber auch jetzt kann Teil It schon als vollwertiger Anrufbeantworter eingesetzt werden. Gut gefallt uns, daß ein vollständiger Satz Ansagen mitgeliefert wird.

Nur der Vollständigkeit halber weisen wir darauf hin, daß der Anschluß des Zyxel-Modems an das öffentliche Telefonnetz noch nicht erlaubt ist... (uw)

[1] Tim Poigne, Das Tor zur Welt, ST-Magazin 8/1992
[2] Patrick Dubbrow, Für eine Handvoll Bits, ST-Magazin 10/1992

Bezugsadressen und Preise:

Tell It, 69 Mark. Hans Richter Distributor, Hagener Str. 65, 5820 Gevelsberg

Connect, 50 Mark Sharewaregebühr. Wolfgang Wander, Sandhäuserstr. 9, 6900 Heidelberg


Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Magazin 12 / 1992, Seite 26

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