RSVE: Darf's ein Bitchen mehr sein?

Von Haus aus sind die Modemschnittstellen von STE/TT für schnelle Modems zu langsam. Mit »RSVE« kitzeln Sie noch einige Byte mehr heraus.

Mit 115200 Baud über die serielle Schnittstelle: RSVE

Bereits im Oktober stellten wir Ihnen eine Bastellösung vor, mit der Sie die serielle Schnittstelle des ST so aufbohren können, daß sie mit den modernen Hochleistungsmodems Schritt halten kann. »RS-Speed« eröffnet Ataris kleinen Modellen Übertragungsgeschwindigkeiten jenseits der 19200 bps (Bit pro Sekunde). STE- und TT-Besitzern hilft das wenig, weil RS-Speed nicht für die dort verwendete »Quad-pack«-Bauform des für die serielle Schnittstelle verantwortlichen Chips entwickelt wurde.

Harun Scheutzow aus Berlin bietet nun eine Lösung, die alle Atarianer zufriedenstellen kann. Das Produkt, »RSVE«, können Sie bei ausreichender Löterfahrung selbst nachbauen oder fertig aufgebaut beim Entwickler bestellen. Wir haben für unseren Test ein anschlußfertiges Exemplar geordert.

Nur vier Lötpunkte

Die Lieferung besteht aus der kompakten RSVE-Platine, einer fünfseitigen Einbauanleitung und einer Diskette. Nur vier Leitungen müssen mit Kontakten im Rechner verbunden werden, was den Einbau auch für wenig erfahrene Bastler ermöglicht.

Als Testrechner kam ein TT unter den Lötkolben. Nachdem Sie das Gehäuse und ggf. die Abschirmbleche entfernt haben (bei älteren Modellen), muß zunächst der MFP-Chip aus seiner Fassung gehebelt werden. Wer hier behutsam ans Werk geht, braucht sich keine Sorge wegen eventueller Beschädigung zu machen — etwas komplizierter ist dagegen das Anlöten der von RSVE kommenden Kabel an die Oberseite zweier IC-Beinchen.

Danach wird der MFP wieder in seine Fassung gedrückt. Nun sind die restlichen zwei Strippen mit Masse und 5 V zu verbinden. Wir nahmen hierfür die entsprechenden Pins des Yamaha-Soundchips, der sich wegen seiner Nähe zum MFP an-bot. Damit ist der Einbau komplett.

Zur Funktionskontrolle ist auf der RSVE-Platine eine LED angeschlossen, die aufleuchtet, wenn an der seriellen Schnittstelle Geschwindigkeiten unterhalb von 300 Baud eingestellt werden. RSVE verhält sich in der Ansteuerung absolut kompatibel zu RS-Speed.

Eine eingestellte Baudrate von 110 bedeutet daher reell 38400 Baud, 134 ist 57600 Baud und 150 ermöglicht 115200 Baud.

Auf der mit gelieferten Diskette befindet sich ein kleines Programm, das einen Cookie mit dem Namen des Projekts einrichtet. An ihm können Programme, die die Schnittstelle MODEM 1 ansteuern, die schnellen Übertragungsraten erkennen. Das Terminalprogramm »Connect« berücksichtigt den Cookie von RSVE bereits und zeigt entsprechend die neuen Baudraten an.

Lohnend

Wie schon bei unserem Bericht über RS-Speed deutlich wurde, ist das Aufbohren der seriellen Schnittstelle gewinnbringend für alle Benutzer schneller Modems mit Datenkomprimierung. Sobald unkomprimierte Daten gesendet oder empfangen werden — wie etwa beim »MausTausch« mit den Mailboxen des MausNet — sind Übertragungsraten von mehr als 3000 Zeichen pro Sekunde die Regel. Dadurch kann häufig die Prozedur mit einem Packprogramm entfallen. Die so erzielte höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit kommt nicht nur wohltuend Ihrer Telefonrechnung zugute, sondern freut auch die anderen Benutzer der Mailbox: Sie blockieren nicht unnötig lange die Leitung und bremsen den Datenfluß.

Wir haben in unserem Test keinerlei Schwierigkeiten mit RSVE gehabt und können das Einbau-Set wärmstens empfehlen. Sind Sie versierter Bastler, können Sie die 60 Mark durch Eigenbau sparen. Die Überweisung des Anerkennungsbeitrages von mindestens 5 Mark dürfte Ihnen nach erfolgreichem Einbau der Platine nicht schwerfallen, (thl)

WERTUNG

RSVE

Hersteller: Harun Scheutzow

Stärken: starke Geschwindigkeitssteigerung der Datenübertragung bei nicht vorgepackten Daten, einfacher Einbau; auch für STe und TT geeignet

Einschränkung: In STs mit 8 MHz derzeit nur eingeschränkter Geschwindigkeitsgewinn

Preis: 60 Mark (bei Eigenbau mindestens 5 Mark Anerkennungsbeitrag)

Fazit: Empfehlenswerte Erweiterung für alle DFÜ-Anhänger

Die Anleitung für den Eigenbau bekommen Sie in diversen Mailboxen des MausNet, u. a. in der MAUS B und in der MAUS MS2.

Harun Scheutzow, Dresdener Straße 83, O-1020 Berlin


Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Magazin 02 / 1993, Seite 32

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