Score Perfect Professional 2.0: So viel Druck muß sein

Mit einer ganzen Palette Verbesserungen schickt Soft Arts die neue Version 2.0 des Notendruckprogramms Score Perfect Professional ins Rennen. Das Paket erschien erstmalig im Mai 1989 und ist inzwischen aus den Kinderschuhen herausgewachsen.

Abb. 1: Automatische Übersetzung von Pausen in Faulenzer
Abb. 2: Neue Anfasser für Balken

Professioneller Notensatz ist auf dem Computer ein relativ junges Einsatzgebiet. Erst seit entsprechend große Speicher und die notwendigen Peripheriegeräte wie Plotter, Schnittstellen zum Belichter und hochauflösende Drucker zur Verfügung stehen, lassen sich anspruchsvolle Noten-Layouts realisieren. Mehrere Firmen drängen auf den neuen Markt, bieten mittlerweile eine nahezu unübersehbare Vielfalt von Bearbeitungsfunktionen. Meist ist eine Notensatzsoftware sehr viel komplizierter als ein Seitengestaltungsprogramm wie beispielsweise Calamus. Einige dieser Programme können zwar - fast - alles, haben aber vielleicht gerade deshalb an Übersichtlichkeit verloren. Oft investiert der Anwender mehr Zeit mit dem Studium dicker Handbücher, als der Druckerfolg tatsächlich rechtfertigt.

Soft Arts bewies bereits mit seinen Sequenzerprogrammen und Editoren ein besonders feines Gespür für übersichtliche Benutzeroberfläche. Kaum ein Midiprodukt erlaubt ein ähnlich intuitives Arbeiten, bei dem der Anwender stets die Übersicht über sein Gesamtwerk behält. Score Perfect Professional richtet sich zum einen an Musiker, die schnell und unkompliziert Noten für einen bestimmten Zweck drucken und auf Filzschreiber und TipEx verzichten wollen. Aber auch Profis, die eine Komposition in der Druckerei vervielfältigen wollen, kommen im neuen Update voll auf ihre Kosten.

In Version 2.0 runden viele neue Funktionen das Programm ab. Festplattenbesitzer werden sich freuen: Der leidige Kopierschutz, der immer wieder die Score Perfect Professional-Originaldiskette fordert, wurde geändert. Systempfade weisen nun auf Ordner, in denen sich die benötigten Dateien wie Zeichensätze oder Songs befinden. Die Ordner mit den Druckerzeichensätzen können damit auch auf einem anderen Laufwerk abgelegt werden. Durch die Anpassung von Score Perfect Professional 2.0 an den Falcon wird Score Perfect Professional auch für Musiker interessant, die höhere Ansprüche an die Rechnerpower haben und High-end-Applikationen wie Harddisk-Recording wünschen.

Neu ist der Taktzahlenausdruck, bei dem verschiedene Einstellungen möglich sind: Sie haben die Wahl, ob die Taktzahl nur im ersten, am Bildschirm erscheinenden Takt sichtbar werden soll oder ob Score Perfect Professional die Taktnummer 5, 10, 20 oder andere Intervalle darstellt. Praktisch ist die grafisch editierbare Balkensteigung und -Verschiebung. Sie klicken einfach auf eine Balkenecke und verschieben den Endpunkt des Balkens an die gewünschte Stelle. Auch Parallelverschiebungen -zusätzlich die rechte Maustaste oder wahlweise Shift drücken - sind möglich. Um Mißverständnisse auszuschließen, kann während der Editierung von Noten die Balkenecken-Funktion auch ganz ausgeschaltet werden.

Endlich wurden auch die oft verwendeten »Faulenzer« für Wiederholungen und Pausen integriert. Score Perfect Professional arbeitet dabei automatisch: die Takte jedes Notensystems werden überprüft - gleichartige Teile wandelt das Programm in einen einmaligen Wiederholungstakt um. Dabei bleiben die Informationen über Töne und Pausen für die Wiedergabe erhalten. Die Funktion läßt sich auch umkehren: Wiederholungstakte eines markierten Blocks werden auf normale Darstellung zurückgeschaltet und die Wiederholungszeichen gelöscht. Auch Ganztaktpausen lassen sich automatisch in Mehrtaktpausen umwandeln, wobei das Programm andersartige Taktstriche wie Wiederholungszeichen und Doppelstriche berücksichtigt. Score Perfect Professional ist auch in der Lage, Leertakte ohne Berücksichtigung der Taktart mit Ganztaktpausen zu füllen.

Abb. 3: Editor für Balkensteigung und -Verschiebung

Der Inhalt eines Taktes kann auch in das gesamte System kopiert werden. Praktisch, wenn beispielsweise ein sechsstimmiger Bläsersatz unisono spielt. Neben den üblichen Systemen sowie einer Gitarrentabulatur mit 6 Notenlinien steht in der neuen Version 2.0 auch ein Tabulatursystem für Bassisten mit vier in Quarten gestimmten Saiten - entspricht Notenlinien - zur Verfügung. Die Umwandlung entspricht der Gitarrentabulatur.

Auch im Menü wartet Score Perfect mit Neuerungen auf. Sie können gleichzeitig mehrere Bereiche markieren und editieren. Für Klaviermusik von großer Bedeutung: die unentbehrlichen Ottavazeichen lassen sich abspielecht und ohne großen Aufwand setzen. Eine Ottavalinie läßt sich problemlos vertikal verschieben. Eine weitere Besonderheit der Klaviermusik ist die Darstellung von Noten unter einem Balken, der über verschiedenen Notensysteme läuft -für die Version 2.0 kein Problem. Auch andere »Kleinigkeiten«, bei denen normale Notendruckprogramme meist passen, können Sie mit Score Perfect Professional 2.0 ganz einfach realisieren wie beispielsweise diatonische oder chromatische Läufe durch mehrere Oktaven und Systeme, Arpreggien oder die zweite Stimme in dreistimmigen Fugen.

Abb. 4: Editor für Taktnummern-Ausgabe

Score Perfect verfügt jetzt auch über einen automatisch zentrierenden Silbentrennungsstrich, der bei der Eingabe von Lyrics benötigt wird. Anstatt des bisher verwendeten normalen Trennungsstrichs drücken Sie nur die Taste »Tilde«. Um ein Wort bis zur nächsten Note zu verlängern, benützen Sie den Unterstrich (Trennungsstrich mit Shift). Weitere Tastenkombinationen verlängern den Unterstrich auch über die folgenden Noten. Die Wirkung des letztgenannten Zeichens ist allerdings erst nach Verlassen der Lyrics-Taste sichtbar.

Zahlreiche Anwender bemängelten bisher das Fehlen der direkten Vorzeichenwahl zum Editieren und Einspielen von Noten auf der Hauptseite. Dieser Mißstand wurde in Version 2.0 behoben. Ein weiterer Pluspunkt: Bei eingestellter Auto-Funktion werden bei Step by Step-Eingabe, Realtime-Eingabe sowie Anpassungen der Tonart und Transpositionen immer die enharmonisch richtigen Vorzeichen benutzt. Auch an der Legatobögen-Eingabe haben die Designer kräftig gearbeitet: Setzen Sie einen Bogen mit der Einstellung »normaler Bogen«, ist er nun auch mit seinem Endpunkt an eine Note gebunden. Dieser Vorteil wird besonders deutlich, wenn sich während der Formatierung die Dehnung der Note ändert. Das Bogenende bleibt nun bei der Bezugsnote. Das Editieren der Bögen ist kinderleicht - jeweils einen Klick auf die Anfangs- und Endnote. Beim Ändern von Legato-Bögen kann die Bogenrichtung - nach unten oder oben - einfach mit der Leertaste umgeschaltet werden.

Abb. 5: Systemepfade

Eine besondere Erleichterung: Wie oft fällt nach der Formatierung eine Kleinigkeit, wie beispielsweise eine zu hoch liegende Note, auf. Bisher bedeutete das ein mittleres Drama; auf jeden Fall aber größeren Arbeitsaufwand beim Korrigieren. In Version 2.0 sind Korrekturen nun auch nach dem Formatieren erlaubt. Dazu gehören Akkord ändern, Noten ändern, verschieben oder löschen (solange mindestens eine Note des Akkords bleibt), Vorzeichen setzen oder löschen und alle Bereichsfunktionen bis auf »Löschen«.

Bei der Midiwiedergabe lassen sich Notensysteme bestimmten Midikanälen zuordnen. Über die integrierte Program-Change-Funktion können Klänge auch im Takt umgeschaltet werden. Weiterhin wurde Score Perfect 2.0 auf das inzwischen verbreitete »General Sound«-Format angepaßt. Ein neuer Eintrag in der Sparte Menü-Extras nennt sich »Song Preset«. Damit lassen sich Musikstücke auswählen, die dann auf Tastendruck zur Verfügung stehen, gespielt oder automatisch geladen werden. ua

WERTUNG

Score Perfect Professional 2.0

Hersteller: Soft Arts

Preis: auf Anfrage

Vorteile: Faulenzer, Baßtabulatur, zentrierte Silbentrennung, Legatobögen mit Endpunkt-Bindung, GS-Standard, Druckliste

Einschränkungen:

keine


Ingrid Sitte-Nadler
Aus: ST-Magazin 07 / 1993, Seite 16

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