Avalon gilt als eines der besten Werkzeuge für die Bearbeitung von Samplesounds. Zur notwendigen akustischen Kontrolle war seit langem ein D/A-Board angekündigt und von den Anwendern sehnsüchtig erwartet. Jetzt ist es endlich lieferbar.
»Sampling« heißt das Zauberwort, das bei vielen Musikern die Augen leuchten und die Herzen schneller schlagen läßt: Beinahe unbegrenzt scheinen die klanglichen Fähigkeiten dieser digitalen Wundergeräte, mit denen es so einfach gelingt, »den blonden Hans« zusammen mit der Phil-Collins-Snare und dem kraftvollen Urwaldschrei des bekannten Dschungel-Protagonisten zu einer gelungenen, hitträchtigen Soundcollage zusammenzumixen. Doch wer schon jemals selbst versucht hat, auch nur einen einzigen knackfreien Loop-Point in einem Gitarrensample zu finden, weiß, wie zeitaufwendig und häufig auch nervenaufreibend das Bearbeiten selbst einfachsten Klangmaterials ist.
Das herausragendste Sample-Editorprogramm für den ST, das den Musiker bei der mühevollen Arbeit am Klang unterstützt, ist »Avalon« aus dem Hause Steinberg. Die Stärken von Avalon liegen in seinem enormen Funktionsumfang, der hervorragenden Benutzerführung sowie der bislang einmaligen Möglichkeit der Resynthese, d. h. der gezielten Manipulation eines durch Fast Fourier-Analyse erzeugten Frequenzspektrums in einzelnen Ober- bzw. Untertönen.
Bisher war cs notwendig, ein Sample zur Kontrolle nach jedem Editierschritt an den Sampler zurückzusenden, da eine akustische Überprüfung über den Atari-Monitorlautsprecher nur unzureichend gelingt. Bedenkt man die durch MIDI bedingten Transferzeiten, zeigt sich, daß die Übertragung von Samples den überwiegenden Teil einer Avalon-Sitzung in Anspruch nimmt.
Seit langem angekündigt, konnte man auf der Frankfurter Musikmesse zum ersten Mal das 16 Bit Stereo D/A-Board bewundern, das hier im wahrsten Sinne des Wortes schnelle Abhilfe schaffen soll. Das in einem schicken, feuerroten Gehäuse verpackte Board gestattet ein Abhören von Stereosamples in CD-Qualität ohne den lästigen Datentransfer zwischen Computer und Sampler. Sie schließen das D/A-Board direkt an den ROM-Port Ihres ST an. Der Avalon-Key ist leider nicht im D/A-Wandler integriert, dafür ist auf dem Board ein eigener Key-Slot vorhanden.
Seine Spannung erhält der Wandler über ein externes Netzteil. Das von Steinberg mitgelieferte Exemplar glänzte durch eine wackelige Verbindung Stecker-Board. Die daraus resultierenden »Wackler« quittierte der D/A-Wandler mit ohrenbetäubendem Gedonner, so daß der Tester gelegentlich um seine Abhöranlage fürchten mußte.
Ansonsten arbeitet das 16Bit D/A-Board ausgezeichnet und erweist sich als große Hilfe beim Editieren von Samples. Die Gelegenheit, Veränderungen zu jedem Zeitpunkt in optimaler Qualität anzuhören, vereinfacht das Arbeiten mit Avalon und regt zum verstärkten Experimentieren an.
Für Sound-Freaks und Vielsampler ist das D/A-Board mit 690 Mark eine ausgesprochen gelungene Sache. Schade nur, daß Steinberg darauf verzichtet, dem Wandler wie angekündigt eine AES/ EBU-Schnittstelle zum digitalen Austausch von Sampledaten mit auf den Weg zu geben. Das Df A-Board benötigt übrigens Avalon Software in der Version 1.1. (wk)