Last, ein Editor für Roland Synthesizer

»Last« heißt das neueste Produkt des Berliner Software-Hauses Soft Arts und entpuppt sich als universeller Editor für die Geräte D-10/110/20 und E-10/20 von Roland. Wir wollten wissen, ob der »Letzte« der »Erste« sein würde.

Die »kleine« D-Serie von Roland ist bereits eine ganze Weile auf dem Markt. Entsprechend der großen Verbreitung dieser Synthesizer steht der klangtüftelnde Computermusikus vor der Qual der Wahl, aus einer stattlichen Zahl von Editorprogrammen das für seine Zwecke geeignetste auszuwählen. Weniger rosig sieht es für Besitzer der mehr für den Tanzmusikbereich konzipierten Multikeyboards E-10 und E-20 von Roland aus. Trotz erheblicher Gemeinsamkeiten mit den D-Synthesizern ist das Angebot an Editorsoftware für diese Geräte sehr spärlich.

In bester GEM-Manier präsentiert sich die Hauptseite des Last

In diese Marktlücke stößt »Last« von Soft Arts und vereint alle Synthesizer mit L/A-Klangerzeugung außer D-50/550 in einem Editorprogramm. Jedes Gerät ist dabei ohne Einschränkungen editierbar, auch spezifische Besonderheiten wie beispielsweise die »User-Programms« bei E-10/20 oder die Drumpattern des D-10/20 berücksichtigt das Programm. Weiterhin ist Last in der Lage, Sounds der beiden Serien untereinander zu konvertieren. Das Verfahren arbeitet dank der nahezu identischen Klangstruktur beider Serien hervorragend. Lediglich bei Klängen, die auf modelltypische PCM-Waves zurückgreifen (die E-Serie besitzt 128 PCM-Klänge, die D-Serie 256), ist das Ergebnis nicht so gut.

Ist das mit einem Diskettenkopierschutz versehene Programm in den ST geladen, erscheint ein wohlgefüllter GEM-Desktop. Zahlreiche Icons am Bildschirmrand deuten auf verschiedene Arbeitsbereiche hin. Vier Fenster in der Monitormitte zeigen Synthesizerdaten an. Tatsächlich ist die Bedienung von Last kinderleicht: Ziehen Sie z. B. das »Tone Edit«-lcon in das Tone-Fenster, lädt das Programm eine Soundbank vom Massenspeicher. Befördern Sie einen Sound vom Fenster auf das Edit-Icon, gelangen Sie in den Tone-Editor. Einfacher geht's kaum.

Die in Last realisierte Form der Window-Technik ist nicht ganz ohne Tücken. Die vier Fenster lassen sich nicht beliebig vergrößern bzw. schließen, so daß immer alle Fenster geöffnet bleiben, selbst wenn dies gar nicht nötig wäre, wie »Pattern« beim D-110. Auch das Neuzeichnen der Fenster nach dem Verschieben dauert sehr lange. Wünschenswert erscheint ein Wechsel der Fenster per Tastatur. Das Programm verfügt über zahlreiche Editor-Seiten. Wir beschränken uns darauf, den Tone-und Patterneditor zu besprechen. Der wichtigste und allen Synthesizertypen zugängliche Editor ist der »Tone-Editor«. Hier sieht der Anwender alle Sounddaten auf einen Blick. Einzelne Werte ändern Sie durch linken bzw. rechten Mausklick. Damit Sie nicht auf hilfreiche Kurvengrafiken zu verzichten brauchen, haben sich die Programmierer etwas Trickreiches einfallen lassen. Klicken Sie mit beiden Maustasten auf einen Hüllkurvenparameter, erscheint eine Grafik dieser Hüllkurve, die sich per Mauszeichnung manipulieren läßt. Diese Art der Eingabehilfe funktioniert bei vielen Parametern, ein kombinierter links-rechts Mausklick läßt häufig einen Schieber zur vereinfachten Dateneingabe erscheinen.

Umständlicher ist es, dem Klang einen neuen Namen zu geben. Dazu kehrt man zur Hauptseite zurück und ruft eine entsprechende Dialogbox aus der Menüleiste auf. Hier wären effektivere Lösungen denkbar. Ansonsten bietet der Tone-Editor solide MIDI-Hausmannskost. Alle Editieraufgaben lassen sich problemlos lösen. Extras wie Zufallsfunktionen zur automatischen Soundkreation sucht man allerdings vergebens. Vor allem für D-10/20 Besitzer ist der Drumpattern-Editor interessant. Ähnlich den Grid-, bzw. Drumeditoren der großen Sequenzerprogramme klicken Sie hier mit der Maus Ihre Lieblingsgrooves zusammen. Wie feingliedrig Ihre Rhythmen ausfallen sollen, legen Sie im Quantize-Fenster fest. Die maximale Auflösung beträgt entsprechend der Synthesizer-Hardware 1 /96 Note, Die Lautstärke der einzelnen Schläge verändern Sie mit den unterhalb des Rhythmusgitters befindlichen Velocity-Balken bequem mit der Maus.

Den Klang kompakt im Griff: der Tone-Editor.

Eine glatte Bewertung des Last fällt aufgrund zweier widersprüchlicher Eindrücke schwer. Einerseits handelt es sich um einen umfassenden Editor für alle kleinen L/A-Synthesizer. Das Konzept ist gelungen und enthält viele gute Ideen (Hüllkurvengrafiken, Patterneditor etc.). Andererseits ist die programmtechnische Ausführung nicht immer optimal und das Konzept nicht in allen Bereichen konsequent umgesetzt. So sind zwar die meisten Editor-pages über Icon-Operationen zu erreichen, die System und Rhythm-Setup Editoren lassen sich jedoch nur über die GEM-Menü-leiste aktivieren. Das Rhythm-Setup Icon läßt sich nur auf das Druckersymbol schieben, um einen entsprechenden Ausdruck zu bekommen. Auch die gute Idee der Dateneingabe durch die linke und rechte Maustaste ist nicht im ganzen Programm verwirklicht. Im Rhythm-Setup Editor muß der Anwender auf diese bequeme Art der Parameteränderung z. B. ganz verzichten.

Auf der programmtechnischen Seite wären u. a. der teilweise langsame Bildschirmaufbau zu nennen, der vor allem bei Bildschirmseiten mit großer Parameterzahl für ungewollte Verschnaufpausen sorgt. Auch die Mausbutton-Abfrage reagiert für meinen Geschmack zu hektisch, Werteänderungen um den Faktor 1 sind daher nicht ganz einfach.

Trotz der eben angeführten Kritikpunkte handelt es sich beim Last um einen sehr brauchbaren Editor, der die meisten Anwender bei ihren täglichen Soundkreationen nicht im Stich läßt. Vor allem die E-10/20 Besitzer sind durch das Programm angesprochen. (wk)

Soft Arts, Postfach 12 77 62, 1000 Berlin 12

WERTUNG

Name: Last
Preis: ca 180 Mark
Hersteller: Soft Arts
Stärken: umfassender Editor für alle kleinen L/A-Synthesizer □ einfache Bedienung □ Pattern-Editor
Schwächen: langsamer Grafikaufbau □ Konzept nicht hunderprozentig konsequent

Fazit: Vor allem für E-10/20 Besitzer ein I sehr interessanter -Editor.


Kai Schwirzke
Aus: TOS 09 / 1990, Seite 127

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