Preisstopp: Anwendungsprogramme für weniger als 250 Mark

Ulrich Hofner und Wolfgang Klemme

Gute Software muß nicht teuer sein. Das beweist unser Streifzug durch die vielen preiswerten Angebote bei Textverarbeitung, Grafik, Datenbank und Kalkulation. Oft sind erheblich teurere »Profi-Programme« überflüssig, denn bereits die günstigen »Einsteiger-Versionen« bieten genügend Leistung.

Computer alleine machen nicht glücklich - es ist auch die richtige Software nötig. Damit die aber nicht genauso ein Loch in die Haushaltskasse reißt wie der Computer selbst, stellen wir Ihnen eine Reihe von Programmen im Preisbereich bis ca. 250 Mark vor. Unterteilt in die Bereiche Textverarbeitung, Grafik, Datenbanken und Tabellenkalkulation können Sie sich einen Überblick über das reichhaltige Softwareangebot verschaffen. Dazu geben Ihnen die beschriebenen Auswahlkriterien Anhaltspunkte für die eigene Jagd nach der geeigneten Software.

Natürlich läßt sich die gesamte Programmvielfalt nicht auf wenigen Seiten bis in die letzten Einzelheiten unter die Lupe nehmen. Und auch der Preis spielt im Hinblick auf die gebotene Leistung häufig eine entscheidende Rolle. Trotzdem beweisen die vorgestellten Programme, daß für sehr viele Anwendungen kaum mehr als 200 Mark zu investieren sind, um ausgezeichnete Ergebnisse zu erhalten. Wer in den Profibereich der Software einsteigen möchte oder spezielle Anwendungen sucht, muß natürlich auch höhere Preise akzeptieren, denn die Entwicklungskosten von Software sind in der Regel sehr hoch.

Beginnen wir mit der Textverarbeitung, der am weitesten verbreiteten Anwendung auf dem Computer. Was muß eine Textverarbeitung leisten, um die gute alte Schreibmaschine abzulösen? Zunächst, und das ist keineswegs so selbstverständlich wie es sich anhört, muß das Programm alles können, was die Schreibmaschine auch kann. Nach dem Start will ich auf einfachste Weise einen Text schreiben und drucken. Die Plazierung des Textes auf einer Seite soll innerhalb eines Rasters von Zeilen und Spalten frei möglich sein. Dazu sollte das Programm Tabulatoren, Einrückungen, Unterstreichung und, wenn man von einer elektrischen Schreibmaschine kommt, vielleicht noch Zentrieren sowie rechtsbündiges Schreiben unterstützen.

Im Prinzip erfüllen alle Textverarbeitungen diese Anforderungen, doch der Computer macht nur dann Sinn, wenn das Leistungsangebot darüber hinausgeht. Zu den Erweiterungen gegenüber der Schreibmaschine gehören das Speichern und Laden von Texten zur späteren Weiterverarbeitung sowie Blockfunktionen zum Kopieren, Verschieben und Umstruk-turieren einzelner Teile innerhalb eines gesamten Textes. Dazu kommen je nach Anwendungsgebiet weitere Spezialfunktionen wie z. B. Textbausteine, aus denen man schnell einen ganzen Brief zusammenstellt, Schreiben im Blocksatz oder eine automatische Fußnotenverwaltung.

Eine große Bedeutung kommt auch der Schriftqualität zu. Nachdem die erste Faszination des Computer-Ausdrucks verflogen ist, steigen auf diesem Gebiet die Ansprüche erfahrungsgemäß enorm an. Sie müssen daher entscheiden, ob die Textverarbeitung beim Ausdruck nur mit den Drucker-eigenen Zeichen arbeiten oder ob sie eigene Zeichensätze (Fonts) verwenden soll. Hier läßt sich in den letzten Jahren der eindeutige Trend zu den Font-orien-tierten Programmen beobachten, da die Schriftqualität, abgestimmt auf den jeweiligen Drucker, sehr hoch ist, und durch einfachen Austausch der Fonts eine große Flexibilität gewahrt bleibt.

Die Verknüpfung mehrerer Anwendungen erweitert die Einsatzbereiche einer Textverarbeitung. Übereine Funktion »Bildereinbinden« ergänzen Sie Ihre Texte mit Grafiken, Zeichnungen und Illustrationen. Ist die Textverarbeitung in der Lage, Bilder in beliebiger Größe in den Text einzubinden und außerdem den Text um oder in das Bild zu plazieren, dann bleibt Ihnen manch lästige Kopierarbeit erspart. Das gleiche gilt für die Kombination mit Datenbanken. Schreiben Sie beispielsweise viele Briefe, ist die Verbindung mit einer Adressdatenbank sehr sinnvoll. Sind beide Programme aufeinander abgestimmt, genügt ein Mausklick, um die richtige Adresse in den Brief einzutragen.

Welche Textverarbeitung für wen?

Für alle, die auf einfache Bedienung und effektive Schreibarbeit Wert legen, ist »Script« von Application Systems mehr als nur einen Blick wert. Das Programm gibt es in zwei Versionen, wobei »Script 1.0« schon die meisten Ansprüche für kurze Texte wie Referate, Briefe oder Aufsätze erfüllt. Das Programm bietet alle Grundfunktionen einer modernen Textverarbeitung und erlaubt über beliebig viele Absatzlineale eine sehr flexible Plazierung des Textes. Script ist vollständig in GEM eingebunden und läßt sich zudem weitgehend über die Tastatur bedienen. Es beherrscht »WYSIWYG« (What You See Is What You Get), stellt also den Text so auf dem Bildschirm dar, wie er tatsächlich gedruckt wird. Die Druckausgabe entspricht der bekannten Signum-Qualität, Script verwendet auch die meisten Signum-Fonts. Das Programm verwaltet Fußnoten und erlaubt das Einbinden von Bildern. Eine Überlagerung von Bild und Text oder seitliche Beschriftung ist allerdings nicht vorgesehen. Auch Spaltensatz ist mit Script leider nicht zu realisieren.

Script: Einfache Bedienung und beste Schriftqualität, alles was man zum Schreiben braucht

Die jüngste Entwicklung von Application Systems, »Script II«, erweitert den Leistungsumfang von Script in drei wesentlichen Punkten. Script II besitzt eine Rechtschreibkorrektur, verfügt über eingebaute Serienbrieffunktionen und erlaubt jetzt die beliebige Überlagerung von Bild und Text. Darüber hinaus gibt es ein Reihe von Feinheiten wie Ganzseitendarstellung, Umwandlung von Fuß- in Endnoten etc. Script II liegt im Preis jedoch bereits knapp über unserer gewählten Grenze.

Ein preiswerter Einstieg in leistungsfähige Textverarbeitung ist auch »Write On« von Compo, die abgespeckte Version von »That's Write«. Das Programm zeichnet sich vor allem durch seine Absatz-und Seitenlayouts aus, mit denen man sehr schnell und flexibel einen Text mit immer wiederkehrenden Layouts formatiert. Auch Write On arbeitet mit grafischen Zeichensätzen, ein Konverter für Signum-Fonts gehört ebenso zum Lieferumfang wie ein Zeichensatzeditor für die eigene schöpferische Arbeit. Als Besonderheit ist Write On in der Lage, grafische und druckerinterne Zeichensätze sogar in einem Wort zu mischen. Dazu bietet das Programm Makros, Textfloskeln sowie Bildeinbindung jedoch ohne Mischung von Grafik und Text. Was gegenüber den großen Versionen fehlt, sind z. B. Rechtschreibkorrektur, Spaltendruck, Serienbrieffunktionen und Fuß-/Endnoten. Über einen entsprechenden Upgrade-Service ist der spätere Aufstieg zur »großen« Version etwa 50 Mark teurer, als wenn Sie sich gleich für That's Write entscheiden. Beschränkten sich die zwei bisher genannten Kandidaten hauptsächlich auf das Schreiben, so zielen die nächsten beiden Programme eher auf die Kombination Schreiben und Rechnen. Der »Writer ST« von SSD-Software, noch ganz frisch in der Version 2.0, empfiehlt sich besonders für kaufmännische Texte, die häufig auf Formulare zurückgreifen oder für Anwendungen, bei denen im Text gerechnet werden soll. Genau auf den Büroeinsatz abgestimmt, bietet Writer ST maximal zehn Seiten für ein Dokument und verwaltet eine riesige Makrobibliothek mit 32000 Einträgen für Textbausteine und häufig benötigte Floskeln. Besonders die Kombination von Makros und Kalkulationsbefehlen vereinfacht das Schreiben von Rechnungen etc. sehr stark.

In Verbindung mit dem Formularteil entsteht in Windeseile eine komplette Rechnung im DIN-Briefformat. Der Formularteil friert frei verteilte Textvorgaben ein, so daß man nur noch per Return von Textlücke zu Textlücke springt, um aktuelle Zahlen einzusetzen. Außerdem verfügt Writer ST über einen Trennkatalog und Serienbrieffunktionen mit Übernahme des Adressenbestandes aus fremden Datenbanken. So empfiehlt sich das Programm als sinnvolle Investition für die komfortable Gestaltung der Geschäftskorrespondenz.

Etwas betagter, aber durchaus verbreitet zielt »Protext« von Markt-Technik in eine vergleichbare Richtung wie Writer ST. Das Programm arbeitet nicht mit der normalen GEM-Oberfläche und ist durch eine Kombination von Tasten und Maus zu bedienen. Es beherrscht ebenfalls das Rechnen im Text und verfügt über eine automatische Silbentrennung sowie eine Textkorrektur zur Rechtschreibprüfung. Zum Lieferumfang gehört außerdem noch ein Programm, mit dem Sie eigene Zeichensätze definieren können.

Write On: Ein preiswerter Einstieg mit Aufstiegsmöglichkeiten
Writer ST: Der Bürogehilfe mit Rechenfähigkeiten und einem phänomenalen Gedächtnis für Makros

Einige Vorüberlegungen und das genaue Studium des Angebots spart oft eine Menge Geld, denn es überrascht nicht nur Profis, was Programme bis zu 250 Mark auf dem Atari ST leisten. Begleiten Sie uns auf unserem Streifzug.

Speziell auf den Büroalltag ohne Rechnungen abgestimmt ist »Daily Mail« von Application Systems. Diese Textverarbeitung besitzt eine integrierte Adressenverwaltung und kennt ebenfalls Makros und Textbausteine. Vorgesehen ist auch das Einbinden von Bildern oder z. B. einer gescannten Unterschrift. Einen Scan-Service bietet Application Systems an.

Neben den üblichen Funktionen wie Blocksatz etc. beherrscht das Programm eine halbautomatische Trennung, verarbeitet Serienbriefe und erlaubt die direkte Kommunikation mit einem Akustikkoppler. Durch die einfache Bedienung und die volle GEM-Einbindung empfiehlt sich Daily Mail auch für Anfänger. Wer also täglich Briefe schreibt, aber nicht auf Rechenfunktionen angewiesen ist, sollte sich das Programm anschauen. Neben den bisher genannten Programmen gibt es noch eine Reihe weiterer günstiger Textverarbeitungen für den ST. Wenn sie keine spezielle Zielgruppe ansprechen wollen wie z. B. »Mastertext«, Bookware von Markt&Technik, oder »Redakteur« von Computer Mai, dann haben sie alle Einschränkungen im Funktionsumfang. Entweder fehlt die Bildeinbindung völlig, oder die Programme arbeiten nur mit den Drucker-eigenen Zeichensätzen. Die Beschränkungen sollte man nur noch im Hinblick auf ein völlig leeres Portemonaie akzeptieren, und dann wird schon eher der Public Domain Bereich interessant.

Eine preislich akzeptable Alternative ist dann aber auch die Textverarbeitung mit einem Programmeditor wie z. B. »Tempus« von CCD oder »Edison« von KnissSoft. Unbestritten sind diese Programme neben ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich damit Programmtext zu entwickeln, sehr gut für die reine Texterfassung geeignet. Der gespeicherte Text im ASCII-Format läßt sich zur weiteren Bearbeitung problemlos in andere Programme wie beispielsweise DTP-Software übertragen. Außerdem verfügen diese Editoren über eine atemberaubende Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Protext: Der flexible Senior ohne GEM aber mit mathematischen Kenntnissen
Tempus: für Textverarbeitungen eigentlich zu spartanisch, aber bei der Texterfassung olympisch schnell

Wer noch höhere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit von Textverarbeitungssoftware stellt, der kommt nicht umhin, sich in einer anderen Preisklasse umzusehen. Häufig hilft jedoch bereits ein wenig Nachdenken über die vorhandenen Möglichkeiten, um brauchbare Lösungen eines Schreibproblems zu finden. Ein Beispiel dafür ist das nachträgliche Einsetzen von Bildern mit dem Fotokopierer in einen gedruckten Text. Viele spezielle Satzprobleme lassen sich entweder mit einem DTP-Programm oder mit Software wie »TEX« oder »Signum« bewältigen.

Werkzeug für Zeichenkünstler

Neben der Textverarbeitung nehmen Grafik-Anwendungen einen breiten Raum ein. Ob als Illustration für Texte, als technische Zeichnung für CAD oder Platinenlayout oder aus Spaß am Malen und Zeichnen, auch hier gibt es ein vielfältiges Programmangebot. Bedingt durch die große Verbreitung der Schwarzweiß-Monitore gibt es zahlreiche Grafiksoftware in Schwarzweiß, die sich, teilweise mit raffinierten Zeichenhilfen und -effekten, um die Gunst der Anwender bemüht. Das Angebot an Farbmalprogrammen fällt dagegen eher spärlich aus. Mit »Neochrome«, dem PD-Programm, und »Degas Elite«, das man in Deutschland nicht beziehen kann, sind schon die verbreitetsten Vertreter genannt. Wenden wir uns daher den gängigen Schwarzweiß-Programmen zu und versuchen eine, angesichts der Menge sicher nur unvollkommene, Vorstellung.

Zunächst wieder ein paar allgemeine Überlegungen. Wer mit dem Computer zeichnen möchte, muß sich darüber im klaren sein, daß vielleicht bekannte, traditionelle Techniken nur bruchstückhaft mit dem Computer nachzuvollziehen sind. Das Zeichnen gleicht am ehesten der Konstruktion eines Bildes. Zwar unterscheiden sich z. B. Fragen der Perspektive und des allgemeinen Bildaufbaus praktisch kaum von den sonstigen Überlegungen, aber bei der Wahl der Zeichentechnik und der Werkzeuge beginnt bereits der Unterschied. Grafikprogramme bieten immer eine Auswahl einfacher Zeichenfunktionen wie Linien, Kreise, Rechtecke, entsprechende Ausschnitte, verschiedene Füllformen sowie einige Werkzeuge zur Bearbeitung einer Zeichnung. Dazu gehören beispielsweise die Lupe zum pixelgenauen Arbeiten, der Radiergummi oder Blockoperationen, um Bildteile komfortabel zu verschieben, kopieren etc.

Je nach Zielrichtung des Programms kommen dann mehr oder minder effektvolle Funktionen hinzu. Das beginnt bei Bezierkurven, also Linien, deren Verlauf durch das Setzen von Anfangs- und Endpunkt sowie einem oder mehreren Hilfspunkten bestimmt wird und reicht bis zur Projektion eines Bildausschnitts auf eine geometrische Form wie Kugeloberfläche etc. Decken die Programme eine Spezialanwendung ab, finden sich auch unterschiedliche Hilfsmittel wie DIN-Bemaßungen, Konstruktionshilfen wie Lot, Winkel etc., oder es existieren Bibliotheken mit gebräuchlichen Symbolen, z. B. aus dem Bereich Elektronik oder Architektur.

Sie sollten sich darüber klar werden, ob Sie das Grafikprogramm hauptsächlich für solche speziellen Anwendungen benötigen oder eher einfache Illustrationen, Diagramme, schematische Darstellungen oder schlicht schöne Bilder zeichnen wollen. Haben Sie die Zusammenarbeit z. B. von Grafiksoftware und Textverarbeitung im Auge, dann achten Sie auch darauf, daß sich die gespeicherten Bilder in den Text einlesen lassen. Die Programmvielfalt auf dem ST führt leider manchmal zu aufwendigen Konvertierungsarbeiten.

Die meisten Grafikprogramme sind übrigens auch in der Lage, Texte zu bearbeiten. Dazu schreiben Sie entweder direkt im Grafikteil oder Sie importieren ASCII-Dateien. Da viele Programme zur Textdarstellung z. B. Signum-kompatible oder GEM-Zeichensätze verwenden, erreichen sie auch innerhalb der Grafik eine sehr gute Schriftqualität.

Arabesque: der preisgünstige Zwilling mit Vektor- und Pixelgrafikteil

Allgemein sind bei der Grafiksoftware zwei verschiedene Zeichenarten zu unterscheiden: die vektor- und die pixel-orientierten Zeichenprogramme. Der Unterschied ist ebenso einfach wie bedeutsam. Vektorzeichnungen lassen sich nahezu beliebig vergrößern oder verkleinern, ohne daß ein Verlust bei der Darstellung auftritt. Der Nachteil: Details lassen sich oft nur mühsam zeichnen oder verändern. Pixelbilder gestatten eine sehr exakte, eben pixelgenaue Bearbeitung eines Bildes. Dafür muß man Verluste bei der automatischen Größenänderung in Kauf nehmen. Nachdem Markt&Technik den Vertrieb von »Easydraw« eingestellt hat, gibt es in unserer angestrebten Preisklasse keine reinen Vektorzeichenprogramme mehr. Erst mit TmS Graphics für knapp 600 Mark kommt man wieder in den entsprechenden Genuß. Wer dennoch der vektoriellen Schöpfung zugetan ist, muß auf eines der kombinierten Programme aus Pixel- und Vektorteil zurückgreifen. Leider liegt diese Software wie beispielsweise »MegaPaint« von Tommy-Soft häufig ebenfalls in einer Preisregion von über 500 Mark.

Einzige Ausnahme ist »Arabesque« von Shift. Für deutlich unter 300 Mark kann man hier seiner Kreativität freien Lauf lassen. Das Programm besteht aus zwei Programmteilen, eben dem Vektor-und dem Pixelteil. Es steht eine Zeichenfläche zur Verfügung, die nur durch den vorhandenen Speicher begrenzt ist. Die Funktionen rufen Sie über Icons auf.

Arabesque bietet neben den üblichen Zeichenfunktionen wie Linie, Kreis, Rechteck, Ellipse, Füllungen und Verläufe etc. eine Reihe von Blockoperationen zur komplexen Manipulation von Bildern und Bildteilen. Besonders hervorzuheben ist das Einpassen von Bildern in beliebige unregelmäßige Formen. Im Vektorteil sind ebenfalls alle üblichen Zeichenwerkzeuge wie Kreis, Linie und Bezierkurve vorhanden. Dazu gibt es Befehle zur Objektmanipulation wie Drehen in 1 Grad-Schritten oder Scheren von Objekten, d. h. Kippen nur in horizontaler Richtung.

Die automatische Umwandlung von Pixel- in Vektorzeichnungen und umgekehrt ist in Arabesque nicht möglich, hier muß man auf entsprechende Zusatzprogramme zurückgreifen. Es lassen sich aber die Bilder in den jeweils anderen Programmteil als Hintergrund einblenden und dann mit den aktuellen Werkzeugen nachzeichnen.

Doch zurück zu den reinen Pixelkünstlern. Wer den Computer neben Bleistift, Kohle, Pinsel etc. einfach als weiteres Malwerkzeug verwenden möchte, sollte bei der Wahl seines Programms vor allem auf möglichst grosse Funktionsvielfalt achten. Zahlenmäßig liegt da der »StarDesigner« von Galactic an der Spitze. Das Programm wartet mit mittlerweile weit über 600 Funktionen auf und bietet vom automatischen Licht/Schattenverlauf einer frei gesetzten Lichtquelle bis zur beim Zeichnen veränderbaren Pinselstärke alles, was an traditionellen Techniken überhaupt in den Computer zu übertragen ist. Für alle, die schnell schön zeichnen möchten, ist der StarDesigner sicher eine Demo wert.

Disc-Grafic von Disc-Software ist eines der wenigen Programme, die in allen drei Auflösungen arbeiten. Es verfügt neben den üblichen Zeichenfunktionen über einige besondere Effekte wie Wellen und Befehle für eine Diashow. Disc-Grafik macht auch genaue Koordinatenangaben der gezeichneten Objekte, was für die Einbindung in eigene Programme hilfreich sein kann.

Der Klassiker unter den Pixelzeichnern ist »STAD« von Application Systems. Im Laufe der Jahre hat der alte Meister jedoch ganz schön an Schwung verloren, auch wenn er mit einigen kleineren Erweiterungen mittlerweile bis zur Version 1.3 gereift ist. Für schnelles Zeichnen ist STAD immer noch eine gute Hilfe und wer sich die Mühe macht, den 3D-Teil (vgl. TOS 6/90, S. 74) durchzuarbeiten, der erzielt sehr ansprechende Ergebnisse.

Apropos 3D, hier gibt es im günstigen Preisbereich noch den reinen 3D-Kandidaten »Degenis III / Degenis III Plus« von IPA Comtec. Das Programm arbeitet mit Rotationskörpern und 3D-Hintergrundeffekten. Dazu enthält es Filmfunktionen, mit denen Sie eine Diashow inklusive raffinierter Überblendeffekte realisieren.

StarDesigner: für alle, die gerne malen, das umfangreichste Funktionsund Zeichenwerkzeugangebot
STAD: der leicht angegraute aber unbestrittene Klassiker mit dem unnachahmlich komplizierten, guten 3D-Teil

»That's Pixel« von Compo ist ein einfaches Grafiktool, das ursprünglich als Ergänzung für die Textverarbeitung gedacht war. Inzwischen bietet das Programm aber alle üblichen Grafikfunktionen und ist für einfache Zeichenaufgaben auch als eigenständige Lösung vollkommen ausreichend. Es zeichnet sich vor allem durch die normalerweise immer aktive Dreiteilung des Bildschirms in Lupe, Realgröße und Ganzseitendarstellung aus. Das gesamte Bedienungskonzept, vor allem die gemischte Bedienung über Maus und Tastatur ist für ein Grafikprogramm sehr innovativ und sorgt für effektive und einfache Handhabung.

Auch als »Zubehör« zu einer Textverarbeitung gedacht war wohl »Draw« von Omikron. Das Programm bietet die üblichen Zeichenfunktionen und weist einige raffinierte Blockfunktionen auf. Im Hinblick auf die Verwendung der Grafiken innerhalb einer Textseite wurde die maximale Zeichengröße jedoch auf zwei Bildschirme festgelegt. Diese Beschränkung ist störend, auch im Hinblick auf eine mögliche Weiternutzung der Grafiksoftware in Richtung DTP.

Wer nie mit den eingebauten Funktionen einer Software zufrieden ist, der sollte sich »Lavadraw« von Atari näher anschauen. Das Programm bietet bereits eine große Zahl von Funktionen, besonders die Effektfunktionen im Bereich der Projektion oder Vergrößerung/ Verkleinerung sind überzeugend. Trotzdem verfügt Lavadraw über eine Modulschnittstelle, über die sich weitere Spezialfunktionen aus Zusatzprogrammen einbinden lassen. Diverse Module wie Lissajourfiguren sind verfügbar.

Für alle Fans der bewegten Computerbilder ist der »Creator« von Application Systems interessant. Das Programm enthält einen sehr guten Zeichenteil und bietet außerdem einen fast »intelligenten« Animationsteil, mit dem Sie über ein eigenes Drehbuch ganze Trickfilme realisieren - vorausgesetzt, Ihr RAM-Speicher reicht.

Diese Übersicht berücksichtigt nicht alle Grafiksoftware. So muß in der angestrebten Preisklasse der Bereich DTP praktisch völlig ausgeklammert bleiben. Die beiden Stars auf diesem Gebiet, »Calamus« von DMC und »Publishing Partner Master« von Compo, liegen preislich deutlich höher. Doch wenn Sie nicht gerade auf Belichterqualität und Ausgabe auf Druckfilm angewiesen sind, kommen Sie mit etwas Experimentierfreude häufig auch über ein reines Grafikprogramm zu guten Ergebnissen. Ebenfalls ausgeklammert bleiben natürlich Bereiche wie Platinenlayout oder CAD-Anwendungen. Hier sind die Anforderungen so speziell, daß man sie mit allgemeinen Grafikprogrammen nicht vergleichen kann.

That's Pixel: ein innovatives Bedienungskonzept durch die Drei-Fenster-Technik

Datenberge sicher im Griff

Die bisher behandelten Gebiete Textverarbeitung und Grafik sind sicher die wichtigsten Einsatzgebiete für einen Computer. Als weiteres klassisches Feld für den Computereinsatz gelten Datenbanken. Auch hier bieten eine Vielzahl von Programmen bereits Erstaunliches in dieser Preisklasse.

Bevor Sie sich für das eine oder andere Programm entscheiden, sollten Sie sich genau überlegen, welche Probleme Sie in Zukunft mit dem ST lösen wollen. Sind beispielsweise verschiedene Daten wie Lagerbestand, Bestell- und Rechnungswesen miteinander zu verknüpfen, so kommen Sie um die Anschaffung einer relativ teuren relationalen Datenbank nicht herum. Handelt es sich bei den Daten aber um Adressen, Schallplatten, Videofilme etc. genügt eine sequentielle Dateiverwaltung. Besonders zum Archivieren von Bildern, Grafiken und Fotos eignen sich assoziative Datenbanken. Vertreter der letzten beiden Gruppen stellen wir Ihnen hier näher vor.

Mit 298 Mark liegt »Easybase« von Omikron etwas über unserem Preislimit. Da das Programm aber äußerst flexibel ist, stellen wir es dennoch kurz vor. Die Programmierer von Easybase setzten das altbekannte und bewährte Prinzip der Karteikarte auf den ST um. Im Gegensatz zu »normalen« Datenbanken sucht man festgelegte Masken mit genau definierter Länge der Eingabefelder vergebens. Sie haben lediglich ein »Blatt Papier« vor sich und tragen darauf ohne Einschränkungen die Informationen ein, die Sie für wichtig erachten. Die Anordnung und Länge der einzelnen Datensätze bleibt Ihnen überlassen, selbst das nachtägliche Ändern gelingt problemlos.

Easybase läßt sich wahlweise als Programm oder Accessory starten und wird entweder per Maus oder Funktionstasten gesteuert. Auf einem Mega ST4 lassen sich etwa 40000 Datensätze einer Adressdatei mit den Feldern Name, Straße, Ort und Telefon verwalten. Dies sollte für die meisten Anwendungen genügen. Die hohe Geschwindigkeit erreicht Easybase dadurch, daß es die Daten im Arbeitsspeicher hält, was die Begrenzung der Dateigröße bedingt.

Easybase bietet Sortier- und Suchfunktionen und erlaubt den Im- und Export von Fremddateien. Eine Rundschreibefunktion für eine komfortable Einbindung der Daten in Briefe, Etiketten oder Listen runden die Leistungsmerkmale dieser Datenbank ab. Geeignet ist Easybase für alle, die eine leistungsfähige Datenbank brauchen, nicht auf Codierung von Datenteilmengen angewiesen sind und weniger als 30000 bis 40000 Datensätze haben. Dies dürfte für die Mehrzahl der ST-Besitzer zutreffen. Einzige Einschränkung: Easybase benötigt einen Monochrom-Monitor.

»Maxidat« vom Softwarehaus Alexander Heinrich ist leicht zu bedienen, vollständig in GEM eingebunden und läuft in Farbe und Schwarzweiß. Laut Handbuch verarbeitet diese Dateiverwaltung bis zu 100000 Datensätze in einem Mega ST4. Jeder Datensatz besteht aus einer Maske von 19 Eingabefeldern mit jeweils 54 Zeichen Länge. Um diese Einschränkung zu umgehen, bietet Maxidat eine Funktion, Text- und Grafikdateien über den Pfad in die Datenbank einzubinden. Allerdings greifen die Suchfunktionen nicht bei den eingebundenen Texten.

Neben Suchfunktionen bietet diese Datenbank eine einfach zu handhabende Serienbrieffunktion, Rechenfunktionen und eine einfache Verwaltung und Auswertung von Aktiencharts. Die meisten Funktionen rufen Sie über die Tastatur auf. Hilfreich ist auch, daß sich die Funktionstasten frei mit eigenen Formulierungen belegen lassen. Maxidat ist ein sehr vielseitiges und sicheres Programm, die vorgegebene Feldlänge und -anzahl die gravierendste Einschränkung. Allerdings sollte sich jeder überlegen, ob er wirklich mehr Platz für seine Einträge benötigt. Für 129 Mark gibt es kaum eine flexiblere Datenbank als Maxidat, die ein so breites Einsatzspektrum abdeckt.

Von den bis jetzt vorgestellten Datenbanken unterscheidet sich »Themadat Plus«, das die Firma Shift vertreibt, wesentlich. Themadat arbeitet nämlich assoziativ und nicht sequentiell oder relational. Dies bedeutet, daß Themadat durch einfaches verbales Beschreiben bestimmte Themen aus Sachgebieten schnell in einer Ablage findet. Dazu gibt der Anwender einen Text ein, den Themadat mit Begriffen verknüpft. Bis zu 31 Begriffe erscheinen dann bei der Suche in einer Maske auf dem Bildschirm. Jeder dieser Schlagwörter ist Oberbegriff von neuen 31 Unterbegriffen. Damit ergeben sich 31,x 31 = 961 Begriffe, .die ein bestimmtes Thema charakterisieren können. Die Maske läßt sich an nahezu alle Bedürfnisse anpassen. Bei dieser Art der Suche nach Datensätzen könnte man annehmen, daß der Computer einige Zeit benötigt. Doch weit gefehlt! Der ST benötigt für des Suchen auf Diskette bei einem Schlüssel nur 4 Millisekunden pro Eintrag. Prädestiniert ist Themadat zur Verwaltung von Grafiken und Bildern, die es bei Bedarf auch gleich am Bildschirm anzeigt. Texte stellen die Datenbank auch vor keine Probleme, so gibt es beispielsweise unter den Anwendern von Themadat Juristen, die über Schlagworte blitzschnell ein Urteil finden und sich dann den Text auf den Bildschirm holen.

Draw: Blockoperationen sind seine Stärke, leider ist die Zeichenfläche auf die doppelte Bildschirmgröße beschränkt
Easybase fällt etwas aus dem preislichen Rahmen, ist aber dafür sehr flexibel

Für 248 Mark bekommen Sie mit Themadat eine außergewöhnliche Datenbank. Wer allerdings Adressen mit ihr verwalten will, um Serienbriefe zu schreiben, tut sich schwer und sollte lieber zu einem anderen Produkt greifen. Wer allerdings Themadat richtig einsetzt, findet ein empfehlenswertes Produkt, denn Themadat fängt dort an, wo andere Datenbanken aufhören. Selbstverständlich lassen sich mit den hier vorgestellten Datenbanken nicht alle Anwendungen realisieren. Doch in den meisten Fällen genügt ein Programm dieser Preiskategorie, um die private Datenflut sicher zu bändigen. Fallen größere Datenmengen zum Beispiel in einer Firma an, die auch untereinander zu verknüpfen sind, so empfiehlt sich die Anschaffung eines relationalen Datenbanksystems wie Adimens, dBMAN oder Ida. Allerdings liegen diese auch preislich in anderen Regionen. Nicht berücksichtigt sind hier die Unmenge von Spezialanwendungen wie Adreß-, Literatur- oder Video-und Plattenverwaltungen. Hier sollte jeder prüfen, ob nicht ein solcher Spezialist den Bedürfnissen vollauf genügt. Auch entfällt hier das Entwerfen der Datenbank. Sie starten das Programm und legen los, ohne darüber zu grübeln, wie die Datenbank aussehen könnte oder sollte.

Wenden wir uns nun dem letzten klassischen Bereich der Computeranwendungen, den Tabellenkalkulationen zu. Auch hier finden Sie in unserem vorgegebenen Preisrahmen Programme, die einiges an Leistung bieten. Auch bei dieser Programm sparte sollten Sie sich vor einer Kaufentscheidung überlegen, welche Aufgabe Sie mit dem ST bewältigen müssen.

Bis Weihnachten ist »LDW Power-Calc 2.0« aus dem Hause Markt-Technik angekündigt. Dieses Programm bietet alles, was man von einer modernen Tabellenkalkulation erwartet: einen Kalkulations-, einen Grafik- und Datenbankteil sowie eine leistungsfähige Makrosprache mit Makrorekorder. Neben diesen Funktionen ist eine weitgehende Lotus 1-2-3-Kompatibilität geboten.

Der Preis stand zur Drucklegung noch nicht fest, er soll sich aber um die 300 Mark bewegen. Dies wäre zwar etwas über unserem Limit, aber dafür läßt dieses Programm praktisch keine Wünsche offen. Einen ausführlichen Vorbericht finden Sie in unserer November-Ausgabe ab Seite 26.

Markt&Technik bietet »Mastercalc« in seiner »Bookware«-Reihe für nur 89 Mark an. Dafür erhalten Sie ein 220seitiges gebundenes Buch, das eine Diskette mit dem Programm und Beispieltabellen enthält. Das Programm verarbeitet Tabellen bis zu einer Größe von 2048 mal 512 Zellen, wenn der Arbeitsspeicher genügend Platz bietet. Im Rechenteil bietet Mastercalc 77 Funktionen. Die Geschwindigkeit beim Berechnen einer Tabelle ist angenehm schnell. Eine Stärke von Mastercalc ist der hohe Bedienungskomfort. Dieser resultiert vor allem aus dem Verzicht von vielen verschachtelten Untermenüs. Bedient wird das GEM-Programm mit der Maus oder der Tastatur. Mastercalc arbeitet in der hohen und mittleren ST-Auflösung.

Eine einfache Datenverwaltung läßt sich bei Mastercalc mit den implementierten Befehlen »VVERWEIS« und »HVERWEIS« realisieren. Einen ausgefeilten Datenbankteil wie bei LDW Power oder Lotus 1-2-3 sucht man vergebens. Auch auf einen Grafikteil und Makros verzichteten die Programmierer von Mastercalc. Dafür ist aber eine »Was wäre wenn«-Funktion integriert und Mastercalc bietet die Möglichkeit, zwei Tabellen gleichzeitig zu laden und Daten zwischen diesen Tabellen auszutauschen.

Wegen des Preises und der sehr guten Dokumentation empfiehlt sich das Programm jedem Kalkulationsanfänger. Eine Haushaltsbuchführung oder eine Aufstellung für das Finanzamt stellt Mastercalc vor keinerlei Probleme. Anwender, die auf Grafiken innerhalb des Programmes verzichten können und auch keinen Wert auf eine Makrosprache legen, finden in Mastercalc einen willigen Rechenknecht.

Die Stärken von LDW Power Calc finden Sie im Grafikbereich


Aus: TOS 12 / 1990, Seite 102

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