Klein aber fein: Kawai KC10 Spectra Synthesizer

Auf den ersten Blick wirkt er schmächtig, der Kawai Spectra. Aber erste Blicke täuschen oft, und selten hängen Klangfülle und Keyboard-Gewicht unmittelbar zusammen.

Mit seinen 4,3 kg Lebendgewicht zählt der jüngste Sproß in Kawais Synthesizer-Familie zum beinahe konkurrenzlosen Leichtgewicht und ist mit den Maßen von ca. 96 mal 20 mal 7,6 cm nur wenig größer als seine fünfoktavige, anschlagdynamische Tastatur. Den verbleibenden Platz teilen sich ein Modulation- und Pitchbend-Rad sowie ein kleines, zweistelliges LED-Display neben einigen wenigen Tastern. An der Rückseite warten die drei MIDI-Buchsen, die Stereo- und Kopfhörer-Ausgänge und die Buchse für ein Sustainpe-dal auf Anschluß. Unter dem Instrument befinden sich zwei Pins zur Befestigung eines Gitarrengurtes. Der Spectra läßt sich also auch als wirkungsvolles Show-Umhängekeyboard nutzen.

Im unscheinbaren Gehäuse des Kawai Spectra verbirgt sich ein vollwertiger Synthesizer mit guten MIDI-Fähigkeiten

Hinter diesem unscheinbaren Äusseren verbirgt sich ein vollwertiger Synthesizer, der in Anbetracht des niedrigen Preises keine Wünsche offenläßt. Die Klangerzeugung unseres Prüflings entnahmen die Entwickler dem bekannten »K4«. 128 Waves, bestehend aus zwölf PCM-Samples und jeder Menge »Digital Cycles«, bilden die Grundlage der Spectra-Sounds. Ein Sound, auf gut Kawaianisch »Single« genannt, setzt sich aus zwei Oszillatoren (Waves) mit separater Hüllkurve zusammen. Auf Filter wurde aus Kostengründen verzichtet. 64 solcher Singles liegen im Spectra-ROM vor, 32 weitere kann der Anwender selbst programmieren. Zusätzlich verfügt der Spectra über eine Rhythmussektion. Die Singles lassen sich maximal zehnstimmig spielen, die Drums bieten vierstimmige Polyphonie.

Die Qualität der Sounds, auch der Drum-Sounds, ist außerordentlich ansprechend, CD-Qualität sollte man allerdings trotz der 16-Bit Klangerzeugung nicht erwarten. Die Rhythmussektion läßt sich entweder über den internen Drumcomputer (32 Presets) oder auch über die Tastatur steuern. Die Presets klingen lebendig und lassen sich per Knopfdruck mit einem Intro, Fill-In oder Ending versehen.

Für Sequenzer-Anwendungen sind die 16 Multi-Setups des Spectra interessant. Hier stellen Sie bis zu vier Sounds in sogenannten »Sections« zusammen, wobei sich für jede Section Parameter wie MIDI-Kanal, Transposition etc. bestimmen lassen. Zusammen mit der Drum-Abteilung ergibt das einen fünffachen Multi-Mode, der für einfachere Demos ausreicht. Als Zugabe haben die Kawai-Konstrukteure dem Spectra auch noch einen Arpeggiator (Begleitautomatik) spendiert, der synchron zum Drumcomputer-Tempo läuft - ein nettes Spielzeug.

Grund zur Kritik bietet nur die spartanische Benutzeroberfläche des Kawai. Da das Display maximal zwei Zahlen anzeigt, gerät das Editieren des ansonsten sehr gelungenen Spectra zur unübersichtlichen Fummelei. Auch die aus dem Instrument herausziehbare Referenzkarte hilft da wenig. Aber schließlich kostet der Kawai Spectra nicht einmal 1000 Mark und ist mit diesem Preis sehr günstig. Wer ein Keyboard mit gutem Klang, normal großer Tastatur und vernünftigen MIDI-Fähigkeiten sucht, sollte den Spectra in die engere Wahl ziehen. (wk)

WERTUNG

Name: Kawai KC 10 Spectra
Preis: ca. 1000 Mark
Hersteller: Kawai

Stärken: Geringe Maße □ gute Sounds und Samples □ Drumsektion □ normale Tastatur □ auch als Umhängekeyboard geeignet

Schwächen: Zu kleines Display

Fazit: Viel Spaß für vergleichsweise wenig Geld.


Kai Schwirzke
Aus: TOS 03 / 1991, Seite 64

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