Matrix-Grafikkarten: Wie David und Goliath

Die doppelstöckige Platine gefällt durch die ausgezeichnete Verarbeitung
Durch den Verzicht auf einen komplizierten Grafikprozessor fällt die MI28 recht preisgünstig aus

Von der im schwäbischen Oppenweiler gelegenen Firma Matrix erreichten uns zwei Grafikkarten, die völlig unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Zum einen eine günstige monochrome Low-End-Karte, zum anderen eine voll ausgebaute Farb-Grafikkarte mit Monochrom-Erweiterung.

Die kleinste Grafikkarte aus dem Hause Matrix, die MI28, ist der erste Vertreter der schon lange herbeigesehnten Low-End-Monochrom-karten für den Mega STE. Obwohl die Karte für den VME-Bus gebaut ist, bringt sie im TT nichts, da das Top-Modell von Atari die Ansteuerelektronik für einen monochromen Großbildschirm bereits »On Board« besitzt.

Der Einbau ist wie bei allen VME-Karten sehr einfach. Der Verzicht auf die Schnittstelle »Serial 2« fällt leicht, da es noch keine Software gibt, die diesen Port nutzt.

Die M128 stellt auf einem entsprechenden Großbildschirm 1280 x 960 monochrome Pixel dar. Da die Bildwiederholfrequenz 72 Hertz beträgt, schont das Grafiksystem auch bei längerer Arbeit wohltuend Ihre Augen.

Wir testeten die Kompatibilität unter anderem mit Calamus, diversen Textverarbeitungen, SciGraph und verschiedenen Public Domain-Programmen. Obgleich die mitgelieferte Treibersoftware zum Testzeitpunkt nur in einer Prototypversion vorlag, gelang es uns nicht, einen durch die Grafikkarte bedingten Absturz des Computers zu provozieren. Im Gegensatz zum Betriebssystem des Mega STE produziert der Grafiktreiber keine Bomben. Sowohl mit als auch ohne GDOS-Treiber laufen alle Programme sehr stabil.

Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, daß dieser Grafikstandard, 1280 x 960 Bildpunkte monochrom, schon seit einiger Zeit existiert. Bereits Anfang 1988 stellte Matrix eine entsprechende Grafikkarte für den Mega ST vor. Deshalb dürfte es mittlerweile wohl selbstverständlich sein, daß Programme für den Atari einen solchen Modus unterstützen.

Als wir den Test durchführten, war noch keine Betriebsanleitung zu der Videokarte erhältlich. Bis zum Erscheinen des Heftes müßte diese jedoch fertiggestellt sein.

Die mit 698 Mark recht preiswerte Grafikerweiterung ist eine zuverlässige und überzeugende Alternative zu viel teureren Videoadaptern. Uns gefällt besonders, daß die Techniker der Firma Matrix auf alle für den Normalanwender überflüssigen Ausstattungen verzichteten. Stattdessen legten sie Wert auf eine flimmerfreie und deshalb augenfreundliche Darstellung. Wenn Ihnen eine monochrome Darstellung genügt, können Sie beruhigt zugreifen.

Sehr viel komplizierter als die MI 28 ist die andere Grafikerweiterung aus dem Hause Matrix aufgebaut. Diese hat die eindrucksvolle Bezeichnung »C32/512KB/EG-ECL«. Die Karte ist nur zum Einbau in einen Mega ST gedacht. Jedoch ist auch eine Version mit VME-Adapter verfügbar. Im VME-Format wird diese Grafikkarte unter dem Namen »MOCO« vertrieben. Träger des zweistöckigen Platinenverbunds ist eine C32-Videoerweiterung. Diese läßt sich nachträglich mit zwei verschiedenen Speichererweiterungen aufrüsten.

Unser Testmodell war mit einem halben MByte Video-RAM ausgestattet. Damit sind Grafikmodi bis zu 700 x 500 Bildpunkten in 256 verschiedenen Farben mit 70 Hz Wiederholfrequenz möglich. Um professionelle Ansprüche zufriedenzustellen, gibt es die EG-Erweiterung. Das Kürzel EG steht allerdings nicht für Gemeinschaften irgendeiner Art, sondern für »Erweiterte Grafik«. Genügen Ihnen 16 Farben, können Sie Auflösungen von bis zu 900 x 660 Pixel mit 70 Hz Bildwiederholfrequenz noninterlaced nutzen. Weitere Auflösungen sind per Software einstellbar. Den stärksten Trumpf spielt die C32 in Verbindung mit einem monochromen Großbildschirm aus. Die EG/ECL-Option garantiert für eine Auflösung von 1280 x 960 monochromen Pixel. Obwohl das System im Non-Interlace-Modus arbeitet, ist wegen der für einen Großbildschirm fast schon zu niedrigen Bildwiederholfrequenz von 66 Hz ein leichtes Flimmern wahrzunehmen. Dies liegt aber eher an der Nachleuchtdauer des Monitors als an der Karte. Arbeiten Sie nur in diesem Modus, genügt der serienmäßige Speicherausbau von 256 KByte.

Durch den verwendeten Grafikprozessor, einen 82786 von Intel, ist die C32 außerordentlich schnell. Der Prozessor unterstützt auch das sogenannte »Hardware-Zoomen«. Das heißt, Sie können einzelne Bereiche des Monitorbildes fast beliebig vergrößern. Besonders gut geeignet ist dieses Feature zur elektronischen Bildverarbeitung.

## WERTUNG

Name: C32/512KB/EG-ECL
Preis: 1534 Mark, passender Monochrom-Monitor ab 1990 Mark
Hersteller: Matrix

Stärken: Hohe Grafikgeschwindigkeit □ Hardwarezoom □ gute Software □ Sockel für 68881

Schwächen: Dokumentation nicht Leserfreundlich

Fazit: Professionelle Grafikkarte mit guten Details

Die gute Treibersoftware arbeitet mit oder ohne GDOS-Treiber. Auf der mitgelieferten Diskette finden Sie deshalb eine Version des »AMCGDOS«. Dieses ist weitaus schneller als das Original-GDOS von Atari. Prinzipiell sollten Sie diesen so oft vernachlässigten Teil des Betriebssystems verwenden. Leider gibt es aber noch einige Programme, die zu GDOS nicht kompatibel sind.

Wie schon in anderen Tests von Matrix-Produkten bemängelt, gibt die Bedienungsanleitung der Grafikkarte Anlaß zur Kritik. Da das 50seitige Heft alle Matrix-Videoerweiterungen behandelt, ist der Anwender gezwungen, ständig hin und her zu blättern. Gerade bei einem so komplizierten Gerät wie der C32 mit ihren Erweiterungen darf man aber ein gut verständliches Handbuch erwarten. So wünschen wir uns beispielsweise auch viel mehr Abbildungen.

Die C32/256KB/EG-ECL gefällt durch die wirklich durchdachte Hard- und Software. Die hohe Geschwindigkeit und die Fähigkeit zum Hardwarezoom sprechen für diesen 1336 Mark teuren Videoadapter. Anwender, die auch auf die Farbmodi Wert legen, kommen um die C32 fast nicht herum. Allerdings ist dann die RAM-Erweiterung auf 512 KByte und selbstverständlich ein Multisync-Monitor unerläßlich. (uh)

Matrix GmbH, Talstraße 16, W-7155 Oppenweiler

## WERTUNG

Name: M128
Preis: 698 Mark, dazu passender Monitor ab 1990 Mark
Hersteller: Matrix

Stärken: günstiger Preis □ sehr kompatibel □ einfacher Einbau □ keine überflüssigen Ausstattungsdetails □ gute Geschwindigkeit Schwächen: Prinzipbedingt nur monochrome Darstellung

Fazit: Eine überzeugende Grafikkarte für den Low-End-Bereich


Gerhard Bauer
Aus: TOS 12 / 1991, Seite 32

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