Bei dem Begriff Animation mag sich mancher vielleicht an den letzten Besuch im Night-Club erinnert fühlen. Computerinteressierte denken hier aber eher an umherfliegende Raumschiffe, hüpfende Figuren und vorbeiflitzende Texte. Wir reden hier natürlich von im Computer gedrehten Trickfilmen, den Computeranimationen.
Handbücher sind sehr ausführlich, zur Zeit aber leider noch nicht ins Deutsche übersetzt, was manchen potentiellen Käufer abschrecken dürfte. Laut 3K ist die Übersetzung der Manuals im Frühjahr abgeschlossen. Alle Käufer erhalten die deutschsprachigen Handbücher kostenlos nachgeliefert.
Prism Paint bildet das Basis-Programm des Pakets und arbeitet pixelorientiert. Nach dem Start erscheint ein GEM-Fenster, in dem eine übersichtliche Menübox die Auswahl der Zeichenfunktionen präsentiert. Die übliche Menüleiste wurde vom oberen Rand des Bildschirmes verbannt und in die Infozeile des Fensters verlagert. Dieser programmiertechnisch nicht unerhebliche Aufwand läßt darauf hoffen, daß sich Prism Paint in einer späteren Version auch als Accessory starten läßt.
Das Programm bietet die üblichen Zeichenfunktionen, wie Freihandzeichnen mit dem Pinsel oder einer Sprühdose, und beherrscht auch Funktionen wie Linien, Rechtecke, Kreise und Spline-Kurven. Die Zeichenwerkzeuge lassen sich größtenteils den Wünschen des Benutzers anpassen. So sind alleine 36 Füllmuster, 16 Pinsel- und sechs Linienformen vorhanden. Wem dies noch nicht ausreicht, der definiert sich eigene Pinsel-und Linienformen und Füllmuster. Hierzu steht ein kleiner Füllmustereditor zur Verfügung. Eine Pinseloder Füllmusterform läßt sich alternativ aber auch direkt aus dem Bild übernehmen.
Die Textfunktion von Prism Paint arbeitet mit den vorhandenen Bildschirmzeichensätzen. Ist GDOS geladen, hat man also mehrere Schriftarten zur Auswahl. Erfreulich, daß auch die Zusammenarbeit mit dem neuen FSM-GDOS hervorragend funktioniert. Für die Feinarbeiten an der Pixelkunst steht eine Lupe zur Verfügung. Die Auswahl der Zeichenwerkzeuge beschränkt sich hier aber auf das Setzen und Löschen einzelner Bildpunkte. Auch führt die vergrößerte Darstellung der Grafik zu erheblichen Geschwindigkeitseinbußen. Deshalb sollte man sich darauf beschränken, nur die nötigsten Arbeiten in dieser Darstellungsart zu verrichten.
Die Kopierfunktion von Prism Paint wurde über ein Klemmbrett realisiert, in das SieTeilederaktuellen Grafik als rechteckigen oder als frei zu bestimmenden Ausschnitt kopieren. Bildteile im Clipboard lassen sich mittels Spiegeln, Biegen, Drehen und Vergrößern manipulieren, bevor sie erneut in ein Bild eingesetzt werden.
Doch nun zum Animationsteil von Prism Paint. Der untere Rollbalken des Menüfensters dient dazu, manuell zwischen den einzelnen Bildern der Animation umzuschalten. Leere Frames, so nennt man die einzelnen Bilder einer Animation, fügten Sie mit dem »Insert Frame«-Button ein, während der Menüpunkt »Clear Frame« das Bild nach vorheriger Sicherheitsabfrage löscht. Um einen Frame komplett ins elektronische Nirwana zu schicken, betätigen Sie die »Delete Frame«-Taste.
Nach getaner Arbeit wollen Sie sicher den Film ablaufen lassen. Die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, läßt sich zwischen 5 und 60 Bildern pro Sekunde variieren. Die Animation läßt sich auf zwei Arten abspielen: Bei »Loop« beginnt der Film nach dem letzten Bild erneut mit dem ersten Frame, während »PingPong« den Ablauf des Films umkehrt.
Bleiben noch die Dateifunktionen von Prism Paint. Selbstverständlich lassen sich neben kompletten Animationen auch einzelne Bilder laden und speichern. Neben dem programmeigenen PNT-Format unterstützt Prism Paint auch die Bildformate von »Degas«, »Degas Elite«, »NeoChrome« sowie GIF und TIF Somit lassen sich auch Grafiken von anderen Malprogrammen in die Animationen einbinden.
Wenn man einmal davon absieht, daß Prism Paint alle ST- und TT-Bildschirmauflösungen unterstützt, bietet es doch kaum mehr als ein herkömmliches Malprogramm. Da Prism Paint jedoch den Anspruch erhebt, Teil eines Animations-Paketes zu sein, fehlen so wichtige Funktionen wie beispielsweise das automatische Positionieren von Objekten zwischen einem Start- und einem Endpunkt oder Überblendeffekte. Bei einem angestrebten Verkaufspreis von etwa 250 Mark steht den Programmierern also noch einiges an Arbeit bevor.
Chronos, das eigentliche Animationsprogramm, versetzt den Anwender in die Lage eines Regisseurs, der mit seiner Kamera in einem »Computeruniversum« filmt. Als Schauspieler fungieren dreidimensionale Vektorgrafiken. Diese lassen sich jedoch nicht mit Chronos erzeugen, sondern müssen von Diskette oder Festplatte geladen werden. Möchten Sie diese Objekte selbst gestalten, benötigen Sie also einen zusätzlichen Objekteditor. Hier bieten sich die Programme »CAD-3D« oder »Cyber-Sculpt« an.
Nach dem Laden eines oder mehrerer Objekte fehlt noch die richtige Beleuchtung. Chronos bietet vier unterschiedliche Lichtquellen. Point strahlt das Licht gleichmäßig von einem Punkt aus in alle Richtungen, Solar erscheint als Äquivalent zur Sonne, und Ambient ist die Lichtquelle mit einstellbarer Stärke. Mit dem Spotlight läßt sich der Lichtstrahl in eine ganz bestimmte Richtung lenken.
Befinden sich die »Schauspieler« im Speicher, dann lassen sie sich durch die Kamera aus allen Himmelsrichtungen betrachten. Chronos verwaltet die Kamera übrigens ebenso wie die Lichtquellen und die Vektorgrafiken als Objekt und ist somit in der Lage, die Kamera frei zu positionieren. Dies geschieht im View-Fenster, in dem Sie auch die Objektposition sowie die Neigung, Entfernung, Perspektive und den Kamera-Zoom einstellen.
Um eine Animation zu generieren, bestimmen Sie erst einmal, aus wie vielen Bildern die gesamte Animation bestehen soll. In sogenannten Key-Frames speichert das Programm anschließend die Anfangs- und Endposition der Objekte. Startet man nun die Aufnahme, berechnet Chronos die jeweiligen Objektpositionen für alle Frames, die sich zwischen zwei Key-Frames befinden.
Da die Berechnung der kompletten Bilder meist sehr lange dauert, läßt sich das Ergebnis schon vorab im sogenannten Preview-Modus kontrollieren. Um den Preview-Modus zu beschleunigen, erscheinen hier die Objekte als einfache Würfelobjekte. So verschwenden Sie mit Sicherheit keine kostbare Rechnerzeit.
Chronos ist ein einfach zu bedienendes, leistungsstarkes Animationsprogramm. Lediglich der fehlende Objekteditor bietet einen nicht unerheblichen Kritikpunkt, da er zusätzliche Kosten verursacht. 3K liefert Chronos in einer ST- und einer TT-Version, wobei letztere die Hardware des Atari-Flaggschiffs voll unterstützt. Im Funktionsumfang sind beide Versionen identisch. Bei Animationen auf einem ST wartet man häufig auf das Ergebnis der zum Teil sehr komplexen Berechnungen. Erst die Geschwindigkeitssteigerung auf einem TT ermöglicht zügiges Arbeiten.
Mit der Fertigstellung der beiden noch fehlenden Programme des Phase Four-Paketes ist in der nahen Zukunft zu rechnen. Mit »Rosetta-3D« steht dann ein Konvertierungsprogramm zur Übernahme fertiger Animationen von anderen Computersystemen zur Verfügung. Ebenso dürfte das Programm »Prism Render«, mit dem Sie Objekte mit Oberflächen wie Holz oder Glas versehen, das System der Professionalität einen Schritt näher bringen. Alles in allem darf man auf die Erweiterung des Pakets gespannt sein. (uh)
3K Computerbild GmbH, Sassenfeld 71, 4054 Nettetal 1
Name: Phase Four
Preis: Prism Paint 250 Mark, Chronos 650 Mark, Paket 800 Mark
Hersteller: Lexicor Software Corp.
Stärken: läuft in allen ST/TT-Auflösungen □ unterstützt fremde Bildformate □ komfortable GEM-Überfläche
Schwächen: englisches Handbuch □ kein Objekteditor im Paket □ auf ST relativ langsam
Fazit: Phase Four präsentiert sich als entwicklungsfähiges Animationspaket.