HD-Module und -Laufwerke: Und sie drehen sich doch!

Blickten PC-User lange Zeit argwöhnisch auf 3,5-Zoll-Disketten, so benutzen sie heute sogar solche mit 1,44 MByte Kapazität. Um zu sehen, ob die für den Atari angebotenen High-Density-Erweiterungen genauso zuverlässig arbeiten wie die gewohnten DD-Laufwerke, schickten wir sechs verschiedene HD-Module, drei 3,5-Zoll- und zwei 5,25-Zoll-Laufwerke ins Testlabor.

Digital Data Deicke stellte uns ein HD-Modul, ein 3,5-Zoll- und ein 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk zur Verfügung. Der Einbau der Platine in den Computer fällt Bastlern, die schon einmal einen Lötkolben in der Hand hatten, wohl nicht schwer. Die gute Anleitung trägt dazu einen großen Teil bei.

Im Gegensatz zu den Erweiterungen der Mitbewerber steckt das Deicke-Modul in einem vergossenen Kunststoffgehäuse. Der Computerbesitzer braucht sich also keine Sorge um eventuelle Kurzschlüsse zu machen. Neben den obligatorischen Anschlüssen für Vcc und Masse führen sechs weitere dünne Leitungen aus dem Modul. Zwei registrieren am Soundchip, welches Laufwerk der Computer anspricht, und zwei weitere übermitteln, ob in das jeweilige Laufwerk eine HD-Diskette eingelegt ist. Da die Logik des Moduls über keinen internen Frequenzgenerator verfügt, nimmt eine Litze ein 32-MHz-Taktsignal vom Shifter ab. Diese Leitung ist durch Einstreuungen von außen sehr gefährdet, so daß man die Leitung so kurz wie möglich halten sollte.

Zum Einbau sind acht Lötungen vorzunehmen, Leiterbahnunterbrechungen sind nicht erforderlich. Sie müssen lediglich am Floppycontroller einen Pin durchkneifen und mit einer Leitung der Zusatzlogik verbinden. Das HD/DD-Signal eines externen Laufwerks liegt am normalerweise nicht genützten Pin 7 der Floppyschnittstelle an. Sie unterbrechen die dünne Metallverbindung zwischen der Anschlußbuchse und der Hauptplatine des ST und verbinden sie mit der zusätzlichen Schaltung. Beim internen Einbau eines HD-Laufwerks löten Sie eine Litze des Moduls an Pin 2 des Shugart-Busses an. Der gemischte Betrieb von DD- und HD-Laufwerken ist ohne weiteres möglich.

Sowohl das 3,5 Zoll- als auch das 5,25 Zoll-Laufwerk schließen Sie wie gewohnt am Computer an. Da nur eine freie Leitung an der Floppybuchse für das HD-Detect-Signal zur Verfügung steht, läßt sich auch nur eine Diskettenstation extern anschließen. Die Laufwerke verfügen darum über keinen durchgeschleiften Bus zum Anschluß einer weiteren Station. Beide Laufwerke sind auf ein mitgeliefertes externes Steckernetzteil angewiesen, obgleich zumindest im Gehäuse der großen Station Platz für ein Netzteil wäre. An der Rückseite des 3,5-Zoll-Laufwerks liegen der Einschalter und ein »Anti-Viren-Schalter«. Betätigen Sie diesen, verhindert das Laufwerk alle Schreibzugriffe.

Das HD-Modul II von Hard & Soft Herberg überzeugt durch zeitgemäße Technik

Das 5,25-Zoll-Laufwerk besitzt neben dem Einschalter drei weitere. Einer dient zur Umschaltung zwischen DD- und HD-Modus. Im DD-Modus haben Sie wieder die Wahl, ob das Laufwerk 40 oder 80 Spuren auf eine Disk schreibt. In der Betriebsart High Density arbeitet das Gerät im 1,44-MByte-Modus wie ein Laufwerk für 3,5-Zoll-Disketten. Nur wenn Sie es auf 1,2 MByte umschalten, ist es zu den PC-Laufwerken kompatibel. Wie auch beim kleinen Laufwerk vermißten wir eine Bezeichnung der Schalter.

Da das Modul von Digital Data Deicke den Spurwechsel mit hoher Taktfrequenz durchführt, ist aus dem Autoordner ein Programm zu starten, das die Steprate auf 6 ms hochsetzt. Die Formatiersoftware gefällt durch die vielen voreingestellten Konfigurationen. Alle gebräuchlichen Diskettenformate wählen Sie auf Knopfdruck. Speziell angepaßte stellen Sie in einem Extrafeld ein.

Die Logikschaltung des HD-Moduls von Frank Strauß Elektronik besteht aus 4 TTL-Chips und einem Quarz mit 16 MHz. Dadurch entfällt die anfällige Taktleitung vom Shifter zur Platine. Entsprechend fallen nur 7 Lötungen an. Auch diese Erweiterung benutzt den Pin 7 der Floppy-Anschlußbuchse zur Übermittlung des HD-Signals von einem externen Laufwerk.

Die Einbauanleitung umfaßt 32 Seiten. Sie beschreibt nicht nur den technischen Hintergrund, sondern auch die Anpassung eines Fremdlaufwerks. Auch Anwender, die sich in den Innereien ihres ST nicht so gut auskennen aber mit dem Lötkolben umgehen können, sollten aufgrund des guten Handbuchs keine Probleme beim Einbau haben.

Das 3,5-Zoll-Laufwerk von FSE besitzt kein eingebautes Netzteil, sondern ist auf das mitgelieferte Steckernetzteil angewiesen.

Leider ist das Verbindungskabel zum Computer sehr kurz geraten, was beim Aufstellen des Laufwerks stark behindert.

Mit zwei Quarzen ist das HD-Modul der Kasseler Firma Trifolium bestückt.

# Die Technik

High Density-Laufwerke arbeiten im Prinzip genauso wie die vom ST(E) und TT gewohnten Diskettenlaufwerke. Sie erreichen jedoch die doppelte Kapazität durch eine Erhöhung der Sektoren pro Track. 3,5-Zoll-Disketten tragen normalerweise 18 Sektoren pro Spur; die 5,25 Zoll großen Scheiben bespielt man üblicherweise mit 15 Sektoren pro Track.

Die hohe Kapazität erreicht man durch eine Verdoppelung des Schreibtaktes - in der gleichen Zeit schreibt der Rechner die zweifache Datenmenge auf das Speichermedium. Den Schreibtakt steuert der Floppycontroller. Erhöht man dessen Taktfrequenz, steigt auch der Schreibtakt. Ist nun eine HD-Diskette in ein entsprechendes Laufwerk eingelegt, betreiben die Module den Floppycontroller mit der doppelten Taktfrequenz. Der Takteingang dieses ICs liegt am Pin 18. Infolgedessen müssen Sie bei jedem HD-Modul diesen Anschluß an der Platine abkneifen, nach oben biegen und mit der Logik verbinden. Als eine Art Standard gilt, daß der auf Masse liegende Anschluß 7 der Floppybuchse durchtrennt und als Leitung für das HD-Signal genutzt wird. Dadurch ist natürlich die volle Kompatibilität nicht mehr gewährleistet. Hard & Soft führt als einziger Hersteller das HD-Signal eines externen Laufwerks über eine kleine Klinkenbuchse.

Leider registrieren die Module von Digital Data Deicke, Frank Strauß Elektronik und das HD-Modul I von Hard & Soft den Spurwechsel des Laufwerks nicht. Statt der normalen 3 ms gestattet der Controller dem Laufwerk nur noch die Zeitspanne 1,5 ms zum Wechseln auf den nächsten Track. Selbst modernsten Laufwerken reicht diese Pause nicht mehr. Darum gibt's zu den angegebenen HD-Modulen jeweils ein Programm, das die Stepzeit auf 6 ms hochsetzt. Da der Floppycontroller doppelt so schnell wie normal läuft, wird daraus wieder eine Spurwechselpause von 3 ms.

Die nächste Generation der Diskettenlaufwerke speichert auf einem Datenträger 2,88 MByte. Diese erfordern allerdings einen gegenüber dem HD-Laufwerk abermals verdoppelten Schreibtakt. Hier sind die Hardwarehersteller aufgerufen, eine entsprechende Zusatzlogik zu entwickeln.

Es ermöglicht außer der Aufzeichnung von 1,44 MByte auf HD-Laufwerke auch das extrem hohe Formatieren von Disketten in normalen DD-Laufwerken. Eine Diskette mit 82 Tracks darf bis zu 14 Sektoren pro Spur haben. Maximal passen so auf eine gewöhnliche Diskette bis zu 1175552 Bytes! Leider sind die so formatierten Disketten sehr empfindlich und auf einem ST ohne diese Schaltung nicht mehr lesbar.

Trifolium bietet keine passenden HD-Laufwerke an. Leider gibt das aus drei DIN A5-Blättern bestehende »Handbuch« nur absolut unzureichende Hilfestellung zum Einbau. Hätten wir nicht vorher schon andere HD-Module eingebaut, wäre es beim Trifolium-Modul wohl beim Wunsch geblieben. Die Firma bietet allerdings einen Einbau-Service für 30 Mark an.

Auch Software zum Formatieren der Disketten sucht man vergebens. Das Handbuch verweist nur auf das Buch »Scheibenkleister«.

Hard & Soft Herberg sandte uns die gesamte HD-Produktpalette zum Test. Drei HD-Module, davon eines speziell für den Mega STE, ein 3,5-Zoll- und ein 5,25-Zoll-Laufwerk.

Die Entwickler der Firma Herberg halten sich als einzige nicht an den Standard, den Kontakt 7 der Floppybuchse für das HD-Signal des externen Laufwerks zu verwenden.

Stattdessen müssen Sie ein Loch in die Seitenwand bohren und dort eine kleine Buchse einbauen. An den externen Laufwerken des Herstellers ist ein kleiner zusätzlicher Stecker herausgeführt, den Sie in die Buchse einführen.

Das erste HD-Modul ist noch aus vier TTL-ICs aufgebaut. Auf der Platine liegt aber immerhin ein Quarz, der den 16-MHz-Takt erzeugt. Leider ist die Logik nur in der Lage, ein HD-Laufwerk zu verwalten - egal ob mit der Kennung A oder B. Sie benötigen zum Einbau aber noch ein Stück Litze, die Sie wie im Handbuch angegeben mit dem Soundchip verschalten. Zusätzlich benötigen Sie bei der Arbeit mit der 49 Mark teuren Platine noch ein Program, um die Steprate anzupassen.

Das neuere, 30 Mark teurere »HD-Modul II« ist nur noch halb so groß. Dies erreichte der Hersteller durch die Integration derTTL-Chips in ein GAL. Außerdem verwaltet es durch einen technischen Kniff drei HD-Laufwerke ohne Probleme und setzt beim Spurwechsel den Takt des Floppycontrollers auf den normalen Wert herunter.

Sein günstiger Preis spricht für das FSE HD-Modul

Bei beiden Herberg-Platinen ist der Einbau leichter als bei denen der Konkurrenz. Sie kneifen den Pin 18 des Floppycontrollers ab und biegen diesen hoch. Anschließend setzen Sie einen Zwischensockel auf den Floppycontroller und löten diesen an die vier Eckpins und den Pin 18. Die unumgänglichen Anschlußleitungen weisen an ihren Enden Mikroklemmen auf. Im dauerhaften Einsatz sollten Sie die Leitungen allerdings anlöten. Findet ein externes Laufwerk Verwendung, schließen Sie eine Leitung an den Soundchip an und bauen die mitgelieferte Buchse in das ST-Gehäuse ein.

Viele Besitzer eines Mega STE warten sicher schon gespannt auf ein HD-Modul speziell für ihren Computer. Der Diskettencontroller findet seinen Platz auf der Erweiterung. Da unter dem SCSI-Adapter nicht genügend Platz ist, stecken Sie einen Flachbandkabelstecker in den freigewordenen Sockel. Ein etwa 10 cm langes Flachbandkabel verbindet die Platine mit dem Stecker. Alle zusätzlichen Anschlußleitungen sind mit einer Mikroklemme versehen. Mit dem mitgelieferten Klebekissen fixieren Sie das Modul auf der Platine.

Auch bei den Herberg-Laufwerken erfolgt die Stromversorgung über ein externes Steckernetzteil. An der Rückseite der 3,5-Zoll-Floppy finden Sie nur den obligatorischen Einschalter. Gegen Aufpreis erhalten Sie das Laufwerk mit einer A/B-Umschaltung oder einer Logik, die den Betrieb von drei Diskettenlaufwerken zuläßt.

Die Gehäuserückwand des 5,25-Zoll-Laufwerks trägt drei Schalter. Der Einschalter, der DD/HD- und der 40/80-Track-Schalter sind deutlich bezeichnet. Die große Diskettenstation verarbeitet im HD-Modus nur die üblichen 1,2-MByte Disketten.

Das HD-Modul der Firma Digital Data Deicke ist eigentlich technisch veraltet. Es bietet weder einen Autostep, noch verfügt es aber einen eigenen Quarzbaustein zur Takterzeugung. Die Laufwerke erfüllten ihren Dienst dagegen recht zuverlässig. Der Anti-Viren-Schalter der kleine Floppystation verdient besondere Erwähnung.

Auch die Erweiterungsplatine von Frank Strauß Elektronik ist nicht auf dem neuesten Stand. Zwar entfällt die Taktleitung, jedoch ist sie noch mit normalen TTL-Chips aufgebaut. Wegen des fehlenden Autosteps muß man beim Booten immer ein Stepratenprogramm laden. Das Laufwerk arbeitete recht zuverlässig.

Für erfahrene Anwender: das Trifolium-Modul

Das HD-Modul von Trifolium ist für unseren Geschmack zu teuer. Die ungenügende Anleitung läßt den Kunden schnell den Einbauservice nutzen. Trotz der automatischen Stepratenanpassung können wir die Erweiterung nur erfahrenen Anwendern empfehlen.

Auch das HD-Modul I von Hard & Soft Herberg können wir nicht ohne weiteres empfehlen. Anwender, denen der fehlende Autostep nichts ausmacht und die nur ein HD-Laufwerk betreiben, machen mit der Investition von 49 Mark nichts falsch. Das neue HD-Modul II aber stellt unserer Meinung nach den besten Kauf dar. Die zeitgemäße Technik spricht deutlich für diese Erweiterung. (uh)

WERTUNG

Name: DDD HD-Modul, HD-Station
Preis: Externes 3,5-Zoll-Laufwerk inklusive Modul 277 Mark, externes 5,25-Zoll-Laufwerk ohne Modul 244 Mark
Hersteller: Digital Data Deicke

Stärken: Vergossenes Modul □ gute AnleitungO Anti-Viren-Schalter □ gute Software

Schwächen: Kein Autostep □ anfällige 32-MHz-Schaltung

Fazit: Während das Modul etwas veraltet und aufgrund der freien Taktleitung störanfällig ist, sind die Laufwerke auf dem neuesten Stand der Technik

Name: FSE HD-Modul, HD-Laufwerk
Preis: Externes 3,5-Zoll-Laufwerk 198 Mark, Modul 59 Mark
Hersteller: Frank Strauß Elektronik

Stärken: Gute Anleitung □ gute Software

Schwächen: Zu kurzes Anschlußkabel □ kein Autostep

Fazit: Das Modul ist nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik, der günstige Preis ist aber ein nicht unerheblicher Kaufanreiz. Die Laufwerke arbeiten sehr zuverlässig.

Name: Trifolium HD-Modul Preis: 69 Mark, Einbauservice 30 Mark, Flopy Pro 60 Mark Aufpreis
Hersteller: Trifolium

Stärken: Autostep □ Einbauservice

Schwächen: Sehr schlechte Anleitung □ Software nur gegen Aufpreis

Fazit: Das Trifolium-Modul ist technisch in Ordnung, aufgrund der mangelhaften Bedienungsanleitung raten wir aber vom Kauf ab.

Name: HD-Modul I, HD-Modul II, HD-Modul Mega STE, 3,5- und 5,25-Zoll-Laufwerk
Preis: HD-Modul 149 Mark, HD-Modul II 79 Mark, HD-Modul MegaSTE 59 Mark, externes 3,5 Zoll-Laufwerk inklusive HD-Modul II 298 Mark, externes 5,25-Zoll-Laufwerk 289 Mark
Hersteller: Hard & Soft A. Herberg

Stärken: Mega STE-Modul und HD-Modul II mit Autostep □ Einfacher Einbau durch Mikroklemmen

Schwächen: Für externes Laufwerk extra Buchse nötig □ HD-Modul I nur für ein HD-Laufwerk

Fazit: Das HD-Modul II überzeugt durch die ausgefeilte Technik. Diese Hardwareerweiterung arbeitet ohne Umbauten nur mit den zugehörigen Laufwerken.


Gerhard Bauer
Aus: TOS 02 / 1992, Seite 42

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