Phoenix streift die Asche ab: Update der relationalen Datenbank Phoenix

Phoenix besteht wieder aus dem Designer und einem Manager. Der Designer dient der Anlage von Datenbankstruktur und Masken. Dem Manager obliegt die Datenverwaltung, also die praktische Arbeit mit der Datenbank. Gleich nach dem Manager-Start werden erste Unterschiede zur alten Version sichtbar. In der Menüleiste sind die Funktionen Abfrage, Report und Rechnen zu nur einer neuen, »Prozeß«, zusammengefaßt. Diese enthält eine neue Funktion, den »Batch«. Auch das Bearbeiten finden Sie nicht mehr, es erhielt ohne Änderung der Funktion den Namen »Edit«.

Auch die Funktionstastenleiste erhielt ein neues Gesicht. DB-Info, TBL-Info, INX-Info und Beenden sind verschwunden. Infos erfragt man über das Hilfe-Menü, das Programmende lösen Sie per Tastenkombination Ctrl+q oder im Datei-Menü aus. An die Stelle der weggefallenen Tasten treten F6 Abfrage, F7 Report und F8 Rechnen sowie F9 Batch. Diese Änderungen sind sinnvoll, weil sie die Benutzerfreundlichkeit deutlich verbessern. Rufen Sie nun die mitgelieferte Datenbank »Kunden« auf, folgt die nächste Überraschung. Phönix öffnet die Datenbank nämlich nicht nur, nein, es erscheint auch gleich der erste Datensatz auf dem Bildschirm. Ursache ist eine Batchdatei, die das Aufrufen dieses Datensatzes bewirkt.

Bild 1. Der neue »Phoenix 1.5«-Desktop

Der Batch-Betrieb gehört wohl zu den umfangreichsten Veränderungen im neuen Phönix. Er erlaubt beliebige Aufgaben oder Kommandos zusammenzufassen, um sie mit einem Tastendruck oder Mausklick abzuarbeiten. In jeder Datenbank darfauch ein »Autoexec-Batch« vorhanden sein. Er wird beim Aufrufen der Datenbank automatisch ausgeführt. In der mitgelieferten Datenbank »Kunden« hat er den Eintrag: »EditTable„Kun-den«, was besagt, daß nach Datenbanköffnung die Datei »Kunden« zur aktuellen erklärt und die Funktion Bearbeiten aufgerufen wird. Der Eintrag ließe sich noch ergänzen, durch z.B.: »Index = Nachname«.

Ein Batch definieren Sie, ähnlich einem Report, in einem Batch-Fenster. Die einzelnen Befehle sind hintereinander einzutragen. Durch das Phönix-Pseudo-Multitasking, lassen sich auch mehrere Befehle gleichzeitig abarbeiten. Mögliche Kommentare müssen mit einem Strichpunkt beginnen. Per Batch bestimmen Sie z.B. beim Export, daß alle logischen Dateien nacheinander ausgegeben werden. Andere Einsatzmöglichkeiten kann man sich bei Reporten, Abfragen oder Berechnungen vorstellen. Für die Batches stehen sechzehn spezielle Befehle zur Verfügung.

Für die Definition eines Reports gibt es drei Neuerungen. Mit der Variablen »$Tabelle« ordnen Sie jeden Report einer logischen Datei zu. Die Variable »$ASCII« erlaubt die Eingabe von Sonderzeichen: z.B. »$ASCII=9« ein Tabulator für formatierte Textausgaben oder »$ASCII=27« für Escape-Sequenzen. Bei langen oder mehrzeiligen Textfeldern ist jetzt außerdem die Reportzeilenlänge einstellbar.

Der Rechenpuffer ist gegenüber der Version 1.0 um den Faktor 4 vergrößert. Damit sind auch komplexe Rechenoperationen realisierbar. Entscheidungen in Rechnungen, etwa »if then eise« gibt es in dieser Version aber noch nicht. In der Abfrage dürfen Sie jetzt auch die Variablen Sysdate, Systime und Systimestamp benutzen. Außerdem ist eine Selektion nach Monat, Tag oder Jahr erlaubt. Weiter hat sich an der Abfrage nicht viel geändert, sieht man einmal davon ab, daß sie inzwischen über das Prozeß-Menü anzusprechen ist und daß nach dem Schließen der erzeugten Tabelle nicht automatisch ein Icon erscheint. Das kommt nur, wenn Sie die Tabelle über den Funktionsknopf Symbol geschlossen haben.

Bild 2. Der »Autoexec«-Batch aus der Datenbank »Kunden«

Mit dem Designer lassen sich in den einzelnen Masken Aktionsknöpfe anlegen, mit denen dann vordefinierte Funktionen ausführbar sind. So verzweigen Sie z.B. aus der aktuellen Maske in eine andere. Stellen Sie sich eine Rechnungseingabe vor. Zunächst bearbeiten Sie die Adreßmaske, dann verzweigen Sie per Mausklick zur Rechnung, legen die Rechnungs-Nr. automatisch an und verzweigen zur ersten Position. Dort übernehmen Sie die Rechnungs-Nummer und legen per Aktionsknopf automatisch die Positions-Nummer an. Nach Eingabe der Positionsdaten errechnet Phönix den Positionswert usw. Für solche Aktionsknöpfe stehen zahlreiche Funktionen zur Verfügung. Zur Definition eines Aktionsknopfes dient ein neues Symbol, »OK«. Wenn Sie es in die Maske ziehen, dann erscheint ein Kreuzcursor, mit dem Sie die Knopfgröße anlegen. Anschließend öffnet sich eine Dialogbox, in die die Knopfdefinitionen einzutragen sind.

Die Phönix-Dialogboxen sind inzwischen mit der Tastatur bedienbar. Das Drücken der Taste zusammen mit Alternate löst unmittelbar die Aktion aus. Manchmal möchte man bei der Dateneingabe schon vorhandene Feldinhalte in andere Datensätze übernehmen. Im neuen Phoenix ist das machbar. In der Konfiguration läßt sich einstellen, ob Listendarstellungen mit oder ohne Gitternetz erscheinen sollen. Bilder und Blobs lassen sich nun mit einem Index belegen, der in der Längenangabe des Datenfeldes besteht. Dadurch läßt sich z.B. nach der Bildgröße sortieren. Bei einer Reorganisation lassen sich die Daten jetzt verschlüsseln. Damit versehen Sie die Daten nachträglich mit einem Benutzerschutz. Eine spezielle Netzwerkversion von Phönix läuft auf dem Netzwerk von Biodata. Die Hilfe-Datenbanken von Manager und Designer lassen sich durch den Benutzer verändern.

Phoenix hat jetzt eine Programmiererschnittstelle für C. Damit stehen ca. 100 Funktionen des Datenbankkerns als Objektbibliothek zur Verfügung. Diese Schnittstelle, das »Phoenix/Base«, erwerben registrierte Phoenix-Anwender für 398 Mark. Wollen Sie selbst Symbole entwerfen und ist Ihnen dabei die Arbeit mit einem ASCII-Editor zu umständlich, gibt es für 100 Mark bei ASH einen speziellen Phoenix-Icon-Editor. (wk)

Application Systems Heidelberg. Englerstr.3, 6900 Heidelberg 1

Mit jeder neuen Geburt steigt der alte Sagenvogel Phönix verjüngt aus der Asche. In der Version 1.5 versuch« der datenverwaltende Namensvetter aus Heidelberg ebenfalls eine Verjüngung und Leistungssteigerung - ein sehr gelungener Versuch.

WERTUNG

Name: Phoenix 1.5
Preis: 448 Mark
Hersteller: Application Systems

Stärken: Benutzeroberfläche □ Hilfesystem □ Aktionsknöpfe □ Batch-Betrieb □ Multitasking □ Geschwindigkeit □ Platzbedarf □ Maskeneditor □ Netzwerkfähigkeit □ Programmierschnittstelle □ Handbuch

Schwächen: Rechnen ohne Entscheidung und Ergebnisübertrag in andere Tabelle

Fazit: Eine geglückte Weiterentwicklung der Version 1.0

Bild 3. Aus einer Maske verzweigt man mittels Knopf weiter

Hans H. Oskar
Aus: TOS 02 / 1992, Seite 32

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