Summa cum laude: Wissenschaftliche Arbeiten mit dem ST

Gerade bei Studenten erfreut sich der ST seit jeher großer Beliebtheit. Kein Wunder, daß deswegen auch zahllose Seminar-, Diplom- und Doktorarbeiten auf dem Atari entstehen. Doch neben inhaltlicher Qualität kommt es auch auf einige formale Aspekte an, die manchmal gar nicht einfach zu realisieren sind.

Eine Textverarbeitung hat wohl jeder in seinem Diskettenkasten, und die meisten der am Markt erhältlichen Produkte eignen sich auch für wissenschaftliche Arbeiten.

Folgende Voraussetzungen müssen sie allerdings erfüllen:

Eine Fuß- bzw. Endnotenverwaltung ist zwingend nötig, ebenso ein 1 1 /2-zeiliger Ausdruck. Wer plant, seine Arbeit mit eingefügten Grafiken zu komplettieren, benötigt eine Funktion zum Importieren von Bildern. Für Diplom- und Doktorarbeiten müssen entsprechend große Textmengen gleichzeitig im Speicher verfügbar sein. Und last not least sollte die Textverarbeitung unterschiedliche Fonts in verschiedenen Größen drucken - unerläßlich für Überschriften und Bildunterschriften.

Für die Ausgabe sollten Sie einen hochwertigen Drucker verwenden -viele Fakultäten sehen Laserdrucker bereits als Standard an. Merke: Auch Professoren sind Ästhetiker. Benutzen Sie einen 24-Nadel-Drucker, dann sollten Sie ein Programm verwenden, das Signum-ähnliche Druckqualität erreicht.

Wer über entsprechendes Know-how verfügt, greift vielleicht auch zu einem DTP-Programm. Dann empfiehlt es sich aber, den Text zunächst noch ohne Fußnoten mit einem Editor (Tempus, Edison, PKS-Edit) zu erfassen und in das angefertigte Layout zu importieren. Für die Drucklegung der Doktorarbeit geben Sie das Dokument dann beispielsweise in PostScript aus und marschieren damit in ein Belichtungsstudio.

Schon die Titelseite bedarf einer sorgfältigen Gestaltung. Folgende Angaben gehören auf das Deckblatt: Erst einmal der volle Titel der Arbeit sowie der Hinweis, ob es sich um eine Seminar-, Diplom- oder Doktorarbeit handelt. Nicht fehlen dürfen auch das Fach und/oder die Fakultät, der Professor, bei dem die Arbeit abgegeben wurde sowie Ihr eigener Name. Manche Fakultäten verlangen noch die Adresse sowie Ort und Datum. Wichtig ist, daß die erste Seite (ebenso wie das Inhaltsverzeichnis) keine Numerierung trägt! Bei den meisten Programmen läßt sich die Startseite der Numerierung einstellen. Geht das bei Ihrer Textverarbeitung nicht, müssen Sie die Seitenzahl mit Tipp-Ex beim Fotokopieren herausretouschieren. Oder Sie entwerfen den Titel getrennt, wozu sich ein DTP-Programm empfiehlt (vgl. Bild 1).

Bild 1. Titelseite einer Seminararbeit mit allen Angaben

Danach folgt die Inhaltsangabe mit den Seitenzahlen. Deckblatt und Inhaltsangabe selbst erscheinen dort nicht, wohl aber Vorwort, Anhang, Abbildungs- und Literaturverzeichnis. Jedes Unterkapitel ist hier aufzuführen, dann folgen Punkte bis zum rechten Blattrand, wo die Seitenzahl (in arabischen Ziffern!) steht.

Der Text selbst muß 1 1 /2-zeilig erscheinen. Lediglich längere Zitate (und natürlich Fußnoten) schreiben Sie mit einfachem Zeilenabstand. Um den Wechsel zwischen diesen Formatierungen zu erleichtern, arbeiten die meisten Programm mit verschiedenen Linealen. Bei Cypress klicken Sie auf das Lineal und verändern den Abstand mit den beiden dazu erscheinenden Icons. Diese Einstellung gilt dann für alle folgenden Zeilen. Möchten Sie nur einen bestimmten Textbereich ändern, markieren Sie diesen vorher.

Fußnoten automatisch verwaltet

Von besonderer Bedeutung sind die Fußnoten. Keine wissenschaftliche Arbeit kommt ohne sie aus. Dort steht alles, was nicht in den Fließtext paßt, d.h. die Aufmerksamkeit des Lesers vom Wesentlichen ablenken würde. Dies sind hauptsächlich Zitatbelege. Fußnoten sind sparsam zu verwenden und in der Regel kurz; erstrecken sie sich bei Ihnen über mehrere Absätze, ist dies ein Hinweis, das Sie zuviele unwesentliche Dinge anführen. Die Fußnoten befinden sich immer auf der Seite, auf der auch der Verweis angebracht ist. Zur Not (aber nur zur Not!) dürfen sie sich auch noch auf die nächste Seite erstrecken. Vom Fließtext grenzt man Sie oft durch eine dünne Linie ab. Verfügt Ihr Programm über die entsprechende Möglichkeit, sollten Sie unbedingt eine kleinere Schriftart verwenden.

Bei Cypress bestimmen Sie die Stelle, an der der Verweis stehen soll, und wählen »Fußnote setzen«. Dann tragen Sie die Anmerkung ein. Mit dem selben Menüpunkt kommen Sie danach wieder zurück in den Text. Verwaltung und Numerierung erledigt das Programm automatisch. Sie löschen eine Fußnote, indem Sie den Verweis aus dem Dokument entfernen. Der Zitatnachweis muß natürlich auch die richtige Form haben. Ein Beispiel dafür sehen Sie in der Abbildung 2. Diese ausführliche Form kommt auch in das Literaturverzeichnis. Für folgende Zitate aus einem bereits genannten Werk nennt man nur noch den Autor, die Abkürzung »a.a.O.« (am angegebenen Ort) sowie die Seitenzahl. Werden mehrere Werke des selben Schriftstellers verwendet, muß der entsprechende Buchtitel auch noch dazu.

Abbildungen setzen Sie am besten in den Text und zwar an den Rand, wobei Sie den Text rechts oder links vorbeilaufen lassen. Sie können aber auch die Abbildungen gesammelt in den Anhang verfrachten. Zur Numerierung sowie Untertitelung der Bilder sollten Sie eine kleine Schrift verwenden. Mit Cypress funktioniert die Grafikeinbindung folgendermaßen: Zuerst wählen Sie unter »Grafik laden« das entsprechende Bild, dann schneiden Sie den gewünschten Ausschnitt aus. Mit der rechten Maustaste scrollen Sie im Dokument, bis Sie die Position erreicht haben, an der Sie die Grafik haben wollen. Mit der linken Maustaste setzen Sie das Bild ab, zusammen mit Control läßt es sich dann später noch verschieben. Um den Textumfluß müssen Sie sich aber selbst, d.h. per Hand, kümmern. Die Seitenzahlen gehören entweder in die Fuß- oder die Kopfzeilen, dabei jedoch keinesfalls an den Innenrand. Dort können Sie noch einmal die Kapitelnummer und -Überschrift angeben.

An letzter Stelle steht das Ausdrucken. Daß Sie dazu nach Möglichkeit keinen 9-Nadel-Drucker von anno dunnemal verwenden sollten, wissen Sie bereits. Allerdings liefert auch ein ganz neues Farbband bei einem 24-Nadel-Drucker nicht immer das beste Ergebnis, weil die Farbsättigung noch zu hoch sein kann. Drucken Sie erst ein gutes dutzend Seiten, dann liefert der Drucker gleichmäßig gute Ergebnisse. Zeigt Ihr Druckbild bei Verwendung eines Matrix-Gerätes trotzdem noch den berüchtigten Treppeneffekt, hilft es vielleicht, die Blätter mit sattem Toner zu fotokopieren - dann verschwimmen nämlich die Konturen etwas. In einem Copy-Shop können Sie Ihr Werk schließlich gegen eine geringe Gebühr ordentlich binden lassen. Schnellhefter sind nämlich Mega-Out!

Wenn Sie diese Tips beherzigen, sollte zumindest von der äußerlich-formalen Seite einer Annahme Ihrer Arbeit nichts im Wege stehen - um den Inhalt müssen Sie sich schon selbst bemühen. (wk)

Bild 2. So sieht eine komplette Literaturangabe in der Fußnote aus

Marc Kowalsky
Aus: TOS 03 / 1992, Seite 62

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