Leserbriefe

ICP-Verlag
Redaktion TOS
Kennwort: Podium
Wendelsteinstr. 3
8011 Vaterstetten/Mchn.

Was den Atari-Markt bewegt, findet hier seinen Niederschlag. Unser Podium dient Ihnen als ein Medium in viele Richtungen: Atari, Soft- und Hardwarehersteller, Leser und natürlich der Redaktion.

Hilferuf

Ich studiere seit November 1991 an der Universität Würzburg Rechtswissenschaft. Derzeit nutze ich meinen 1040 STE mit 4 MByte Speicher, eine Megafile 30, den SM 124 und Signum 3 für mein Studium ausschließlich zur Textverarbeitung.

Mein Vater ist Arzt für Orthopädie mit einer eigenen Praxis in Bad Mergentheim.

Ich möchte mich an die Leser der TOS wenden, mit der Bitte um Informationen zu Arzt-Praxen-EDV auf dem ST, speziell in den Bereichen Privatabrechnung und Praxisorganisation. Besonders interessant wären für mich Erfahrungen anderer Anwender auf diesem Gebiet.

Als Jurastudent interessiere ich mich besonders für juristische Anwendungen auf dem ST. Dabei wäre ich sehr am Erfahrungsaustausch mit anderen Studenten und Informationen über Software auf diesem Gebiet interessiert. Außerdem möchte ich erfahren, ob es beispielsweise PD-Program-me für beide Bereiche gibt. Für einen einzelnen Anwender ist es sehr schwer, das riesige PD-Angebot nach speziellen Anwendungen zu durchsuchen.

Martin D., 6990 Bad Mergentheim

Schule und Computer

Mit klopfendem Herzen las ich den mutigen Versuch von TOS, in einem 20seitigen Special sich mit der Problematik »Schule und Computer« zu beschäftigen. Dieser Generalangriff, auf das was an Computern in den sogenannten »Computerräumen« der bundesdeutschen Schulen und so herumsteht, war längst überfällig. Doch kommen wir zu den Fakten und Thesen Ihres ST-Specials »Schule«. Faktum 1: Die Kultusminister haben den Schulen MS-DOS verordnet.

Mit der Empfehlung an die Schulen, MS-DOS-kompatible Computer anzuschaffen, haben die Kultusministerien Microsoft eindeutig privilegiert. Wohl zu Unrecht, wie ich am Beispiel meiner Schule -eine Gesamtschule (H/R/G; Klassen 5 - 13) in Bensheim/Südhessen mit 1200 Schülern - belegen kann...

Dazu die TOS-These: Die Schule bringt es sicher nicht fertig, die Schüler gerade auf den Programmen zu schulen, mit denen sie später im Berufsleben umgehen müssen.

Wie wahr! Hier trifft TOS den Nagel auf den Kopf. Nehmen wir doch einmal an, unsere liebe Schülerschaft lernt den Computer-Umgang mit einer angeblichen Standardtextverarbeitung wie »Word 5.0«, dann arbeiten sie schon mit veralteten Programmen bevor sie aus der Schule kommen. In der Praxis bedeutet das umlernen, umlernen und nochmals umlernen. Microsoft und Word für Windows schert das herzlich wenig. Da nützt auch die vielgerühmte PC-Kompatibilität nichts.

Die These, die TOS für die Software aufgestellt hat, möchte ich hier auch auf die Hardware übertragen. Die Schule bringt es genauso wenig fertig, die Schülerschaft auf dem Rechner zu schulen, mit denen sie später arbeiten.

Muß ich hier erst erklären, daß PC nicht gleich PC ist? Wer auf einem XT oder Laptop begonnen hat, für den ist Maus ein Fremdwort. Wer mit einem AT weitergemacht hat, und deshalb nicht richtig klarkam mit Windows, muß mit einem 386er oder 486er ein neues Betriebssystem neu installieren lernen. Auch in den PC-Towern wird in Zukunft mal dies und mal das zu installieren sein. Kleine Inkompatibilität der Hardware oder Eigenheiten der Peripherie werden Userinnen und Usern schon die Grenzen zeigen.

Setzen wir noch einen darauf. Die »Hobbyinformatiker« an den Schulen - Entschuldigung liebe Kollegen, aber von dem Dutzend Lehrern, die Informatik (besser gesagt Computerunterricht) an unseren Schulen unterrichten, ist keiner dabei, der es wirklich studiert hat -diese Hobbyinformatiker also bekommen selbst oft massive Probleme, wenn sie erwachsenen Computeranfängern erklären sollen, warum der Maustreiber auf dem nagelneuen 386er Ärger macht. Wie sollen diese Kollegen den Schülern erklären, wie sie ihren neuen PC benutzen können? Werner Schneyder (Kabarettist) hat halt recht, wenn er sagt, »der Personal Computer ist die Lösung für keine Probleme«. »Wer noch keine Probleme hat, bekommt endlich welche«, lautet meine Ergänzung. Fazit: Jeder PC/AT/386/486/Laptop ist ein neues Gerät mit dem eben doch anders umgegangen werden muß. Es ist also nicht im geringsten gerechtfertigt, daß die Kultusminister bestimmte Betriebssysteme wie MS-DOS favorisieren. Sollte hier bereits der lange Arm von IBM und Microsoft gewirkt haben? Oder hat die Lobby der Großkonzerne erfolgreich hinter den Kulissen agiert?

Eine kleine Anmerkung in eigener Sache:

Ich suche Kontakt zu Autor/innen von Schulsoftware (Grundschule -Sek. I - Sek. II) zur gemeinsamen Förderung von Unterrichtssoftware für den ST, beispielsweise Gründung eines PD/Sharewarepools speziell für Unterrichtssoftware.

Ernst Eckhardt, Am Hinkelstein 26, 6140 Bensheim 1

TOS: Diesem Leserbrief können wir eigentlich nichts mehr hinzufügen. (Die Adresse ist übrigens kein Scherz, wir haben's überprüft.)

Unsaubere Geschäftspraktiken

Softwarehäuser verfahren mit ihren Kunden sehr unterschiedlich. Während die eine Firma einen vorbildlichen Update- und Onlineservice unterhält, erlebt man bei der anderen eine böse Überraschung.

1st Base - eine unendliche Geschichte!

Seit 1988 benutze ich das Programm Ist-Address der Firma Victor GmbH und bin mit dem Produkt sehr zufrieden. Auf der Atari-Messe 1990 in Düsseldorf wurde 1st Base vorgeführt. Aufgrund meiner Zufriedenheit mit dem Vorgängerprogramm bestellte ich 1st Base schon kurz nach der Messe. Herr Victor gab mir das Versprechen, den beigelegten Scheck erst einzulösen, wenn das Programm ausgeliefert würde. Dies wäre in einigen Wochen der Fall.

Also begann das Warten. Ende April 1991 kam die Auftragsbestätigung mit dem neuen Auslieferungstermin 20. Kalenderwoche 91. Außerdem wurde ein Konvertierungsprogramm angekündigt, um Ist-Adress-Dateien zu übernehmen.

Statt der Vollversion erreichte mich im Juli 1991 eine Demoversion mit dem guten Rat »Just look and feel...«

Auf der Atari-Messe 1991, also ein Jahr nach der Bestellung, versprach Herr Victor die Auslieferung »in wenigen Tagen«. Für eilige Kunden lägen jedoch schon einige Exemplare bereit. Einige Seiten des Handbuchs würden fehlen, aber sofort nach der Messe geliefert. Diese »Version für Eilige« war jedoch eine Demoversion, was ich erst zu Hause bemerkte. Aber »schon« am 5.10. erhielt ich meine Programmversion 0.99, also noch immer nicht die endgültige. Vom angekündigten Konvertierungsprogramm keine Spur.

Nach wie vor fehlen wichtige Kapitel im Handbuch (z. B. 4.2), das Programm stürzt nachvollziehbar ab und viele Funktionen, die im Handbuch beschrieben sind, sind in der vorliegenden Version nicht implementiert. Mit anderen Worten, die vorliegende Version arbeitet nicht so sicher, daß man sie verwenden kann.

Auf ein Fax vom 15.10.91 mit der Bitte um eine benutzbare Version erhielt ich keine Antwort.

Mitte November hatte ich überraschenderweise das Glück, Herrn Victor persönlich am Telefon zu erreichen. Er bestätigte, daß die meisten beschriebenen Fehler bekannt und inzwischen beseitigt seien. Er versprach, mir sofort eine neue Version zuzusenden. Leider ist das bis heute nicht geschehen. Auch ein weiteres Fax am 13.2.1992 konnte die Firma Victor nicht dazu bewegen, mir das vor fast 18 Monaten bestellte und vor 5 Monaten bezahlte Produkt zu liefern. Telefonische Kontaktaufnahme zur Firma Victor ist seit Wochen nicht möglich.

Es handelt sich bei dem Erlebten sicher um einen subjektiven Eindruck, trotzdem habe ich mich bemüht, das Geschehene so sachlich wie möglich zu schildern. Vielleicht hilft dieser Brief, anderen ein ähnliches Schicksal zu ersparen.

Bernd S., 5100 Aachen

Atari & Co.

Da ich mich seit zehn Jahren mit Computern beschäftige, schreibe ich mir eine gewisse Kompetenz zu, was die aktuelle Marktsituation angeht. Im Prinzip gibt es doch nur vier »große« Systeme: PC, ST/TT, Apple und Amiga (in welcher Reihenfolge auch immer). Vergleicht man die Stärken und Schwächen aller Systeme miteinander, kommt man zu folgender Zusammenfassung:

Der DOS-Rechner (ich mag den Begriff IBM-kompatibel nicht, da weder 386er, 486er oder Notebook von IBM stammen) wird auch in Zukunft das Rennen machen. Das modulare System erlaubt einen relativ preiswerten Aufstieg. Ein neues DOS kommt auf den Markt? Kein Problem - neues DOS zum Update-Preis gekauft, installiert, fertig! Neues Atari-TOS auf dem Markt? Das Chaos nimmt seinen Lauf... Die bekannten Probleme liegen vor allem am überholten Betriebssystem MS-DOS, das sicher bald von OS/2 abgelöst wird.

Die ST/TT-Serie hat einige Probleme. Bei der Markteinführung als die absolute Sensation (Preis, GEM) gefeiert, haben die anderen aufgeholt und Atari geschlafen. Die meiner Meinung nach katastrophalen Geschäftspolitiken fast aller am Atari-Markt beteiligten Firmen führen dazu, daß man das Vertrauen verliert. Weitere Nachteile: Die Computer sind unergonomisch (außer SM 124) und im Gegensatz zu DOS schlecht erweiterbar... Wer jemals mit »AutoCAD« arbeitete, weiß, warum die Atari-Software nie in den Profi-Bereich einsteigen wird. Anstatt bei »Signum« mit Haupt- und Nebenzeilen rumzurödeln, arbeite ich lieber mit Formelgeneratoren in »Word« oder »WordPerfect«. Bei einer sonst guten Textverarbeitung wie »That's Write« liefert der Hersteller keinen Druckertreiber für einen Standard-24-Nadler wie den Epson LQ 400 mit. Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!

Ralf W., 4235 Schermbeck

TOS: Wir wissen nicht, ob die neue Version des Betriebssystems Chaos mit sich bringt. Im Vergleich zu den DOS-Updateversionen erhalten Sie mit Produkten wie der T0S-Card ein ebenso preiswertes wie ausgereiftes Betriebssystem.

Daß bei Atari einige Jahre verschlafen wurden, streiten wohl auch die Verantwortlichen nicht ab. Die künftigen Produkte -Falcon 30 und 40 - zeigen aber, daß Atari den Erfolg der Markteinführung der STs wiederholen kann.

Nicht nur die mittlerweile auf dem Markt etablierten DTP-Programme, sondern in zunehmendem Maße auch Software zur Bildbearbeitung kann man ohne Einwände dem Profisektor zuordnen. Atari-DTP-Sy Sterne bieten heute schon Features, von denen DOS-Anwender nur träumen können. Außerdem glauben wir, daß es in wenigen Jahren auf dem PC-Markt große Probleme geben wird. Durch den dann fälligen Umstieg auf OS/2, das neue Betriebssystem für PCs, werden nur wenige Programme existieren, die problemlos ihren Dienst verrichten. Hier ist heute schon eine Chance für andere Computersysteme abzusehen - für Apple, Commodore und Atari.

Wie macht Ihr denn das?

Als treuer Leser der TOS möchte ich einmal fragen, wie Sie die oftmals sehr teuren Testprodukte erhalten. Müssen Sie die Geräte - wenn auch etwas billiger als normal - kaufen oder erhält die Redaktion die Drucker, Monitore etc. umsonst? Verlosen Sie die im Laufe des Jahres getesteten Apparate dann zu Weihnachten unter den Redakteuren oder wie handhaben Sie das? Außerdem möchte ich gerne wissen, auf welchen Computern und mit welcher Textverarbeitung Sie die Artikel für die TOS schreiben.

Karl R., 8045 Ismaning

TOS: Wir erhalten die Testgeräte leihweise von den Herstellern. Nach einer angemessenen Zeitspanne zum Testen - diese beträgt normalerweise ein bis zwei Monate - müssen wir die Produkte wieder zurückschicken.

In der Redaktion und bei den Stammautoren der TOS herrschen TTs und Mega STEs vor. Die älteren Tastaturcomputer setzen wir hauptsächlich als Testrechner ein. Das Motto lautet: Auf dem 1040 ST testen, auf einem Mega STE den Artikel schreiben. Zum Schreiben verwenden wir unterschiedliche Programme, unter anderem auch »Tempus« (den Editor, nicht Tempus Word) oder das gute alte »1st Word plus«.



Aus: TOS 05 / 1992, Seite 82

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