Bauherrenmodell: Fischertechnik-Baukasten Profi Computing

Viele Kinder und Jugendliche erschließen sich die Grundlagen moderner Technik mit Modellbaukästen. Praktisch alle Geräte arbeiten heute mit elektrischen oder - noch moderner -elektronischen Steuerungen. Bei Fischertechnik übernimmt der Atari diese Aufgabe.

Der eindrucksvolle Karton mit vielen Fotos von möglichen Modellen enthält knapp über 900 Einzelteile. Neben den normalen Bausteinen finden Sie auch drei Motoren samt Untersetzungsgetrieben sowie Schalter und Lämpchen.

Zur Konstruktion des Robotermodells benötigte der Autor etwa drei Stunden

Die im 166seitigen Anleitungsbuch vorgestellten Modelle sind sehr gut durchdacht. Das Buch stellt die Bauanleitungen nach Schwierigkeit und Komplexität geordnet vor. Jede ist dabei in mehrere Schritte gegliedert. Jeder Teil beginnt mit einer Aufstellung der jeweils benötigten Bausteine. Den eigentlichen Zusammenbau nehmen Sie nach einer Explosionszeichnung vor.

Hier haben die Zeichner manchmal zu sehr an Platz gespart. So kommt es - wenn auch selten - zu Mißverständnissen. Die Zeichnungen zeigen nämlich immer die gleiche Perspektive. Hier wäre es angebracht, auch einmal die Rückseite des Modells zu zeigen.

Gut ist, daß die einzelnen Bauteile in ihrer Originalfarbe gezeichnet sind. Ist die maßstabsgetreue Darstellung nicht möglich, wie beispielsweise bei Achsen, steht die Länge neben dem Bauteil. Über der Aufzählung der jeweils erforderlichen Elemente finden Sie dann ein Lineal, mit dem Sie die Länge des Teils bestimmen.

Vor dem Aufbau des ersten Modells müssen Sie zunächst die Stromleitungen anfertigen. Dazu schneidet man die zweipolige Litze in einzelne Stücke und versieht sie mit jeweils vier Steckern. Dies ist übrigens der einzige Moment, wo Sie Werkzeug benötigen. Eine Schere und ein kleines Haushaltsmesser sind wohl in jedem Haushalt vorhanden. Den benötigten kleinen Schraubendreher liefern die Fischerwerke gleich mit.

Ebenso einfach ist das Anfertigen des Interfacekabels. Die von den Schaltern und Motoren kommenden Kabel führen Sie auf einen kleinen Klemmstein. Von ihm führt ein kleines Flachbandkabel zum Interface. Erst dieses übernimmt die Kommunikation zwischen Modell und Computer. Sie verbinden es über die parallele Schnittstelle und ein entsprechendes Zwischenkabel mit jedem gängigen Rechner, der einen Druckerausgang besitzt.

Für diese vorbereitenden Arbeiten müssen Sie etwa drei Stunden veranschlagen. Hier stoßen Sie auch auf einen kleinen Schwachpunkt. Das mitgelieferte Stück Drahtlitze ist nicht lang genug, um die vorgegebenen Längen anfertigen zu können. Wir empfehlen, sich nicht an die Längenmaße zu halten, sondern Leitungen von 40 bis 50 cm Länge anzufertigen. Damit ersparen Sie sich die Mühe, beim abschließenden Verdrahten des Modells die genauen Drahtstücke herauszusuchen. Merke: Lieber viel zu lang, als ein wenig zu kurz.

Als typische Beispiele moderner Technik gibt das Buch Anleitung zum Bau einer Paket-Wendeanlage, eines Kurvenschreibers, eines Plotters oder eines Geldautomaten. Das Foto zeigt den ebenfalls beschriebenen Roboter. Das Modell beinhaltet drei Motoren und sechs Impuls- beziehungsweise Endschalter. Die Motoren treiben den Drehkranz an, heben oder senken den Arm und öffnen oder schließen die Zange. Die Schalter stoppen die Drehbewegung beim Erreichen eines Anschlages oder zählen die Umdrehungen eines Motors. Zum Zusammenbau dieses Modells benötigt jemand, der nur in seiner Kindheit ein wenig mit Fischertechnik experimentiert hat, etwa drei Stunden.

Die Software unterstützt sowohl das Überprüfen des Modells als auch den fertigen Betrieb. Beim ersten Test sollte man die Schalter manuell betätigen und die Meldungen an den Computer überprüfen. Erst wenn auch die Motoren in einer speziellen Prüffunktion gezeigt haben, daß alle Bewegungen stimmen, startet man den eigentlichen Bewegungsprozeß. Die fertig programmierten Beispiele sind leider ein wenig sparsam geraten. Für den Roboter liegt nur ein relativ einfaches Programm bei. Mit diesem greift die Zange einen Behälter, hebt ihn auf und legt ihn an anderer Stelle wieder ab. Natürlich gestattet es die Software, Bewegungsabläufe selbst zu programmieren. Sogar reine Anwender sollten mit der leicht an eine SPS-Steuerung erinnernde grafischen Programmierung keine Probleme haben. Leider gibt es nicht für alle Modelle vorgefertige Bewegungen.

Die Treibersoftware ist anschaulich, weist aber kleinere Mängel auf

Das Handbuch zur Software erklärt nur die MS-DOS-Version der Treibersoftware. Hier muß man dem Programmierer vorwerfen, daß er nur die DOS-Version imitierte, anstatt eine GEM-konforme Oberfläche zu übernehmen. So gibt es beispielsweise keine Fileselectboxen. Ansonsten ist das Programm relativ einfach per Drop-Down-Menü oder Tastaturkürzel zu bedienen. Die Arbeit erleichtert eine integrierte Hilfefunktion. Zum Aktivieren einer Hilfeseite müssen Sie aber deren Bezeichnung kennen. Bei absoluter Ratlosigkeit hilft diese Funktion also nicht.

Die sehr guten technischen Ansätze des Fischertechnik-Pakets leiden unter der schwachen Software. Wir vermuten, dies liegt nicht an mangelnden Kenntnissen des Programmierers, sondern an zu strengen Vorgaben durch den Hersteller. Hiermit sollten sich die Verantwortlichen nochmals auseinandersetzen. Schon jetzt ist das Paket aber allen Technik-Fans zu empfehlen. (uh)

Fischertechnik Computing, Weinhalde 14-18, 7244 Tumlingen-Waldachtal

WERTUNG

Name: Profi Computing Combi

Hersteller: Fischerwerke

Preis: ca. 549 Mark, erforderliches Netzgerät ca. 60 Mark

Stärken: Überzeugendes Konzept □ gute Bauanleitung □ noch günstiger Preis

Schwächen: Unbefriedigende Software

Fazit: Für kleine und große Kinder ist die etwa 600 Mark teure Kombination eine faszinierende Möglichkeit, moderne Technik zu verstehen.


Gerhard Bauer
Aus: TOS 06 / 1992, Seite 50

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