WordFlair II, Anwendungspaket für den Atari

Ein Flair von Text

Lange war es angekündigt, endlich wird es ausgeliefert: WordFlair II von Goldleave. Es gilt als Musterprogramm für das FSMGDOS, und eben dieses hat lange seine Auslieferung verzögert. Doch jetzt stellen sich beide, Programm und FSMGDOS, dem Test.

Word Flair in der alten Version zeigte bereits das typische Erscheinungsbild des Programms, nämlich die Integration von Textverarbeitung, Datenbank, Rechenteil und einfacher Präsentationsgrafik. Diese Tradition behält WordFlair II natürlich bei. Neu sind neben einigen Umbenennungen und Umstrukturierungen der Menüs vor allem die Rechtschreibüberprüfung, das Synonymlexikon und die Silbentrennung. Die Rechtschreibprüfungarbeitet mit einem Hauptwörterbuch, das sich nicht ergänzen läßt sowie fünf freien Benutzerwörterbüchern. Auch in Sachen Fehlerbereinigung und Geschwindigkeitssteigerung hat sich einiges getan, auch wenn immer noch nicht alles perfekt ist.

Bild 1. Die Hauptseite von WardFlair II mit verschiedenen Rahmentypen

Der entscheidende Unterschied aber ist die Verwendung von FSMGDOS, also frei skalierbaren Vektorfonts zur Bildschirmdarstellung und für den Druck. FSMGDOS liegt dem aktuellen WordFlair auf insgesamt vier Disketten bei. Die Installation erfolgt über ein Install-Programm, das selbständig alle nötigen Ordner einrichtet, Dateien kopiert und sogar eine bereits vorhandene GDOS-Installation zumindest in der Form berücksichtigt, daß es die alten Dateien umbenennt. Nach der vollständigen Installation von FSMGDOS haben Sie Zugriff auf drei Accessories für die Verwaltung von FSMGDOS- (Vektor) und GDOS- (Pixel) Fonts. Dazu kommt ein kleines Tool, um den aktuellen Druckertreiber zu wechseln. Wichtig sind jetzt noch die Einstellungen für den Cache. Setzen Sie die Werte nicht zu klein, da sonst beispielsweise keine Ausdrucke möglich sind. Die verschiedenen Fonts rufen Sie nun innerhalb des Anwendungsprogramms ganz normal auf und bestimmen zusätzlich die gewünschte Größe - fertig.

Für die meisten reinen Schreibanwendungen ist das auch eine tolle Sache, da die Schriften nun in jeder beliebigen Größe verfügbar sind und natürlich auch sehr gut aussehen. Leider gibt es noch eine wesentliche Einschränkung, und zwar das Fehlen eines echten Kernings. Manche Buchstabenpaare erscheinen zwar in gewisser Weise unterschnitten, aber das liegt dann an einer unterschiedlichen Grundbreite für die jeweiligen Zeichen. Dieses Verfahren entspricht aber lediglich einer üblichen Proportionalschrift. Für ein erstklassiges Schriftbild sind eben zusätzliche Kerninginformationen zu bestimmten Buchstabenpaaren erforderlich, und genau die unterstützt FSMGDOS (noch ?) nicht.

Doch wenden wir uns nun dem WordFlair zu. Das Programm integriert wie gesagt Text, Grafik, Datenbank und Kalkulation. Die einzelnen Teile können von der Leistungsfähigkeit natürlich nicht mit jeweiligen Spezialanwendungen konkurrieren, aber ihr Vorteil ist ja gerade das reibungslose Zusammenspiel. Um die unterschiedlichen Anwendungsteile zu verbinden, arbeitet WordFlair mit unterschiedlichen Ebenen. Da gibt es zunächst den »Hintergrund«, auf dem Sie normalen Text und spezielle Rahmen plazieren können. Diese Rahmen nehmen die Informationen aus den anderen Bereichen auf, also beispielsweise ein Grafikrahmen, ein Formelrahmen, aber auch ein zusätzlicher Textrahmen, etwa für Titelzeilen. Diese Rahmen lassen sich auch nachträglich in der Größe verändern und praktisch frei auf dem Hintergrund plazieren. Einzige Bedingung: Rahmen dürfen sich nicht überlappen. Das ist auch schon ein großes Manko, denn da die Rahmen sich nicht flexibel dem Umriß beispielsweise einer Graifk anpassen, sondern immer ein festes Rechteck bilden, sind sie teilweise sehr raumgreifend.

Sehr praktisch ist die integrierte Daten Verwaltung, mit der sich Adressdaten, aber auch andere Informationen direkt in die Textverarbeitung einbinden lassen. Wie in einer herkömmlichen Datenbank legt man zunächst Felder in einem Dokument an und bezeichnet sie mit Namen. In diese leere Maske tragen Sie dann entweder die Daten ein oder importieren sie aus einer Datei. WordFlair unterstützt dabei die Feldtrenner Tabulator, Komma und Anführungszeichen. Eine WordFlair-Datenbank läßt sich natürlich auch sortieren, durchblättern oder nach bestimmten Einträgen durchsuchen.

Bild 2. Die integrierte Datenbank mit einigen Feldern

Zum Thema Grafik ist alles Wichtige schnell gesagt. Es lassen sich GEM-Metafiles und IMG-Dateien einiesen. Außerdem können Sie über die »Bereichsparameter« Formelbereiche bestimmen, aus deren Werten WordFlair eine Torten-, Linien- oder Balkengrafik erzeugt. Die Werte lassen sich auch direkt eingeben. Zumeist empfiehlt sich aber die Verwendung von Formelbereichen, da man hier durch den Einsatz der vorgegebenen oder eigenen Formeln auch die Berechnung der Daten »in einem Rutsch« gleich miterledigen läßt. WordFlair unterstützt die optische Aufbereitung des Textes noch durch einfache Zeichenfunktionen. Hilfreich ist im Zusammenhang mit der Gestaltung einer Seite auch die Funktion »Seitenvorschau«.

Eine Schlußschelte verdient das Handbuch von WordFlair. Nicht nur, daß das Inhaltsverzeichnis als beigelegter DIN-A4-Zettel daherkommt, ein Stichwortverzeichnis und eine vernünftige Einführung in FSMGDOS fehlen ganz. Auch die Fehlerhäufigkeit in punkto Rechtschreibung und Zeichensetzung ist eindeutig zu groß. Grundsätzlich ist die Idee einer Kurzbeschreibung der Funktionen und die Kombination mit einem Lektionenteil zwar zu begrüßen, aber die vorliegende Lösung schreckt eher ab. Die Erklärungen sind teilweise unklar, Sätze bleiben unvollständig und der Lektionenteil fällt viel zu mager aus. Man merkt dem Programm an, daß bei der Konzeption der geschäftsmäßige Einsatz Pate gestanden hat. Insgesamt ist WordFlair gut geeignet für Geschäftsbriefe, Rundschreiben, einfach gestaltete Handzettel und Serienbriefe etc. Die im Handbuch beschriebenen und auf der Diskette mitgelieferten Beispiele zeigen das ebenfalls ganz deutlich. Für längere Texte oder wissenschaftliche Arbeiten fehlen Dinge wie Fußnoten oder Stichwort- und Inhaltsverzeichnis. In Anbetracht der Leistungsfähigkeit einiger anderer Textverarbeitungen, die man in Verbindung mit einem Datenbankaccessory betreiben kann, bleibt WordFlair II in zu vielen Bereichen eingeschränkt. Das Programm ist ein Jahr zu spät gekommen. (wk)

3K Computerbild, V\fevelinghoven 26. 4054 Nettetal 1.

WERTUNG

Name: WordFlair II
Preis: DM 600
Hersteller: Goldleaf

Stärken: FSM-GDOS □ integrierte Datenbank □ einfach zu bedienen □ integrierte Präsentationsgrafiken und Formelbereiche

Schwächen: Bereiche dürfen nicht überlappen □ keine Fußnoten □ Handbuch

Fazit: Auf den geschäftsmäßigen Gebrauch ausgerichtetes integriertes Paket


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 08 / 1992, Seite 102

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite