Mit Pinsel und Palette: Kaufhilfe Grafiksoftware

Künstler achten seit jeher auf die gute Qualität ihres Werkzeugs. Was aber einem Rembrandt recht war, ist einem modernen Computerkünstler billig: Auch seine Grafiksoftware soll nur vom Feinsten sein.

Viele Computer besitzen einen so komfortablen Basic-Befehlssatz, daß man sich fragt, wozu ein Zeichen- und Malprogramm noch gut sein kann, was es in der Anwendung komfortabler macht und welche Vorteile es generell bietet. Schließlich kann man mit vielen Computern jede erdenkliche Zeichnung über einfache Basic-Befehle anfertigen. Dennoch gibt es gute Gründe, mit einem professionellen Malprogramm zu arbeiten. Zunächst ist da die Form der Eingabe. Während man in Basic nur mit Hilfe des Befehlssatzes arbeitet, kann man bei Grafikprogrammen mit Joystick, Maus, Lightpen oder Grafik-Tablett (eine Tafel, die auf Berührung reagiert und an entsprechender Stelle am Bildschirm einen Punkt setzt) arbeiten, zumindest aber den Grafikcursor mit Hilfe der Cursortasten steuern. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Arbeitserleichterung, da man den Grafikcursor ohne jede Maßangabe oder Punktberechnung an die gewünschte Stelle führen kann. Außerdem hat man das entstehende Bild immer im Blick und nicht nur vor dem » geistigen Auge«.

Einige Programme bieten noch weitere Vorteile, beispielsweise die Erhöhung der Zahl darstellbarer Farben durch technische Tricks, mehrere Arbeitsbildschirme, die untereinander verknüpft werden können, Menüsteuerung sowie die Fähigkeit, Bildschirmbereiche zu kopieren, drehen oder zu spiegeln. Man sieht leicht, daß selbst ein komfortabler Basic-Befehlssatz auf diese Weise noch zu verbessern ist. Hier finden Sie deshalb für die verbreitetsten Heimcomputer die besten Malprogramme.

Fast alle Programme verfügen über einen Standard-Befehlsvorrat. Zu diesen Standardbefehlen gehören »Live« zum Ziehen einer Linie zwischen zwei vorgegebenen Punkten, »Draw« zum freien Zeichnen (Steuerung des Grafikcursors mit Joystick, Maus und anderen Eingabegeräten), »Circle« zum Erzeugen eines Kreises oder einer Ellipse und »Box« für die schnelle Rechteckdarstellung. Nicht in jedem Programm finden sich Befehle wie » Rays« zum Zeichnen von Linien mit einem gemeinsamen Anfangspunkt, oder »Spray«, mit dem eine Sprühdose simuliert wird und das Bildern einen besonderen Reiz verleiht.

Malprogramme können natürlich nur das leisten, was der Computer zuläßt. Die grafischen Fähigkeiten der Heimcomputer zeigt ein anderer Beitrag in dieser Ausgabe.

C 64 - nur mit Programm

Den C 64-Grafik-Befehlssatz kann man als fast nicht vorhanden bezeichnen. Nicht ein Befehl zur Ansteuerung der hochauflösenden Grafik steht dem Benutzer zur Verfügung.
Weder kann man mit Standardbefehlen, die bei anderern Computern zur Grundausstattung gehören, wie »Draw«, »Circle« oder »Line«, einfache Linien oder Kreise erzeugen, noch kann man überhaupt von Basic aus in den Modus gelangen, der das Arbeiten in hochauflösender Grafik gestattet.

Die Folge ist, daß sich bereits die Programmierung einfachster Grafiken in POKE-Orgien und DATA Wüsten verliert. Die Tatsache, daß es jedoch gerade für diesen Computer lange Zeit die besten und grafisch anspruchsvollsten Spiele gab, liegt an seinen, seinerzeit einzigartigen, Fähigkeiten. Er verfügt über eine Palette von 16 Farben, von denen bei einer Auflösung von 320 x 200 Punkten zwei, bei einer Auflösung von 160 x 200 Punkten vier gleichzeitig benutzt werden können. Darüber hinaus verfügt er über acht Sprites (vom Benutzer frei definierbare Objekte), die unabhängig von der eigentlichen Grafik erzeugt und über den Bildschirm bewegt werden können und gerade in der Animation unschätzbare Dienste leisten. Sein Soundchip mit drei Tongeneratoren und frei programmierbaren Hüllkurven war im Acht-Bit-Heimcomputer-Bereich zeichensetzend.

Beim C 64 gilt der Satz: Je schlechter das Basic, desto besser die unterstützenden Programme. So ist es auch im Bereich der Grafik. Für jeden Zweck, sei es Malerei, Grafik, CAD (Computer Aided Design) oder sonst ein Teilgebiet, für den C 64 findet sich ein passendes Programm, das die gestellte Aufgabe löst.

Eines der vielseitigsten Programme ist das bewährte »Hi-Eddi«. Nachdem es zunächst in unserer Schwesterzeitschrift »64'er« als Listing des Monats veröffentlicht wurde, kam vor kurzer Zeit eine verbesserte Version »Hi-Eddi+« auf den Markt. Zum Lieferumfang gehört ein ausführliches Buch mit Diskette. Mit »Hi-Eddi« kann der Anwender bis zu sieben Grafikbildschirme gleichzeitig bearbeiten, ihre Inhalte austauschen und verknüpfen, sowie im »Walk-Modus« nacheinander aufru£en, so daß eine Art Trickfilmeffekt entsteht. Standardbefehle wie »Line«, »Fill« oder »Draw« sind ebenso vorhanden wie ein »Spray-Modus« und ein Spriteeditor.

Programm: Hi-Eddi
Preis: 48 DM
Eingabe: Joystick und Tastatur
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: eine Farbe pro 8 x 8 Pixel
Datenträger: Diskette

Ein Zeichen- und Malprogramm, das die Farbfähigkeit des C 64 zu ungeahnten Höhen führt, ist »Blazing Paddles«. Sage und schreibe 16 Farben stehen dem Anwender zur Verfügung - in einem Modus, der eigentlich nur vier Farbtöne gestattet. Verschiedene Schriftarten, Shapes, Windows und eine Fülle von Befehlen sorgen für ein vollständig gelungenes Zeichen- und Malprogramm.

Programm: Blazing Paddles
Preis: 139 DM
Eingabe: Joystick, Maus, Grafiktablett, Lightpen und Paddles
Auflösung: 160 x 200 Punkte
Farben: 16
Datenträger: Diskette

C 16 ohne Probleme

Die Fähigkeiten des Basic-Befehlssatzes benötigen beim C 16 und den verwandten C 116 und Plus/4 keine große Unterstützung. Das Malprogramm »Paintbox« erlaubt die Steuerung des Grafikcursors mit dem Joystick, die Tastatur darf ebenfalls benutzt werden.
Alle Standardbefehle wie »Line«, » Ray«, »Box«, »Circle« und »Draw« sowie acht verschiedene Pinselformen, die in variabler Cursorgeschwindigkeit über den Bildschirm bewegt werden, machen die Bedienung einfach und komfortabel.

Programm: Paintbox
Preis: 25 DM
Eingabe: Joystick, Tastatur
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: 2
Datenträger: Kassette

Amiga anspruchsvoll

Bei den hervorragenden Leistungen des Amiga ist es nicht verwunderlich, daß es schon nach kurzer Zeit Programme gibt, die diese Fähigkeiten nutzen. Besonders im Bereich Grafik tut sich einiges. Ein Beispiel ist das Programm »Deluxe Paint«. Auf dem Grafik-und Hifsbildschirm kann sich der Anwender mit Standardfunktionen vergnügen, mit Spray und Zoom arbeiten, Ausschnitte drehen, verbiegen, vergrößern und verkleinern, schlicht alles Erdenkliche mit seinem Werk anstellen. Über die Menüsteuerung mit der Maus ist die Bedienung kinderleicht.

Programm: Deluxe Paint
Preis: 249 DM
Eingabe: Maus, Tastatur
Auflösung: 640 x 400, 640 x 200, 320 x 200 Punkte
Farben: 16, 32
Datenträger: Diskette

Grafik und Animation leicht gemacht, das bietet der »Aegis Images Animator«, ein integriertes Mal- und Animations-Paket. Die Grafikfunktionen ähneln ein wenig den Eigenschaften des Programms »Graphicraft«, das zum Lieferumfang des Amiga gehört. Neben den Standardfunktionen ist eine Animationseinheit integriert, die das Programmieren von Bewegung auf dem Bildschirm erlaubt. Trickfilmer aufgepaßt!

Programm: Aegis Images Animator
Preis: etwa 400 DM
Eingabe: Maus
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: 32
Datenträger: Diskette

Atari farbenfroh

Malen wie auf einem Blatt Papier, so stellen sich viele Anwender das optimale Programm vor. Die Atari-Maltafel kommt dieser Vorstellung schon sehr nahe. Zusammen mit dem Programm erhält der Käufer eine Tafel, die auf ihr ausgeführte Zeichnungen, beispielsweise Linien und Kreise, direkt auf den Bildschirm überträgt. Das Programm befindet sich in einem Modul und ist so nach dem Einschalten des Computers sofort verfügbar. Interessant für Besitzer eines kleineren Atari: das Programm läuft bereits mit 16 KByte Speicherplatz.

Programm: Atari Maltafel
Preis: 179 DM
Eingabe: Grafik-Tablett
Auflösung: 160 x 192 Punkte
Farben: 4
Datenträger: Modul

Der »Design Master« ist eher ein CAD-Programm. Auf zwei Bildschirmen kann man bei einer Auflösung von 320 x 192 Punkten mit zwei Farben gleichzeitig arbeiten. Unterstützt wird der Anwender dabei durch Befehls-Fenster, einblendbare Maßeinheiten und verschiedene Schriftarten und -formen.

Programm: Design Master
Preis: 19.8 DM
Eingabe: Joystick
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: 2
Datenträger: Diskette

Besitzer des Atari ST können sich glücklich schätzen. Beim Kauf dieses Computers darf nämlich kostenlos ein hervorragendes Zeichenund Malprogramm zugegeben werden: »Neochrome«. Das Programm nutzt die hervorragenden grafischen Fähigkeiten des Computers. Maximal 16 Farben, bei einer Auflösung von 320 x 200 Punkten, zeigen, was im ST steckt. Die Steuerung ist der Benutzeroberfläche GEM nachempfunden. Der Grafikbildschirm wird vom Programm ständig überarbeitet. So ist der Anwender immer auf dem neuesten Stand der Grafik.

Programm: Neochrome
Preis: -
Eingabe: Maus
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: 16
Datenträger: Diskette

Für all jene, denen dieses Malprogramm nicht genügt, gibt es »Degas«. Mit einem hervorragenden FüllmusterEditor lassen sich große Flächen leicht und schnell mit einem vorgegebenen oder selbstgemochten Muster füllen. Die verschiedenen Auflösungen ermöglichen punktgenaues Zeichnen oder farbenprächtige Malerei.

Programm: Degas
Preis: 148 DM
Eingabe: Maus
Auflösung: 640 x 400, 640 x 200, 320 x 200 Punkte
Farben: 2, 4, 16
Datenträger: Diskette

Schneiders Grafikkabinett

Schnelle Grafik auf dem CPC? Kein Problem! Mit »Profi Painter« wird die Geschwindigkeit des Z80-Prozessors voll ausgenutzt. Linien ziehen, Kreise, Ellipsen und Rechtecke zeichnen sowie 24 verschiedene Muster zum Ausfüllen von geschlossenen Flächen, all das geht mit dem Profi Painter schnell von der Hand. Die eigentliche Grafik ist sogar größer als der aktuelle Bildschirminhalt. Wer's gerne noch genauer hat: einen Zoom-Modus gibt es auch.

Programm: Profi Painter
Preis: 99 DM
Eingabe: Joystick
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: 4
Datenträger: Diskette (3 Zoll)

»CPC Vektor«, ein Animationsprogramm, bietet schnelle Vektorroutinen, die das Programmieren bewegter Objekte zum Vergnügen machen. Die Eingabe ist nicht so komfortabel wie bei einem Zeichen- und Malprogramm, das heißt Endpunkte müssen in Form von Koordinaten eingegeben werden. Die Daten werden in Basic-Arrays abgelegt und durch RSX-Befehle aufgerufen. Dadurch können die Grafiken und Routinen in eigene Programme eingebaut werden.

Programm: CPC Vektor
Preis: 79 DM
Eingabe: Tastatur
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Farben: 4
Datenträger: Diskette (3 Zoll)

Die MSX-Maler

Die Grafikfähigkeiten der MSX-Computer sind nicht zu unterschätzen. Besonders die MSX-2-Generation besticht durch ausgezeichnete Leistungen auf diesem Gebiet, die sie bereits an die Grenze der 68000-Computer (Amiga, Atari ST) führen. Bemerkenswert ist, daß das Grafikprogramm MSX-Designer zum Lieferumfang der MSX-2-Computer gehört. Das Programm nutzt die volle Auflösung von 512 x 212 Punkten bei einer Palette von 16 aus 512 Farben.

Programm: MSX Designer
Preis: -
Eingabe: Maus, Joystick, Tastatur, Grafik-Tablett
Auflösung: 512 x 212 Punkte
Farben: 16
Datenträger: Diskette

Auch Besitzer eines MSX-1-Computers brauchen nicht auf gute Grafik zu verzichten. Das Programm »MasterDraw« verfügt neben den Standardfunktionen über einen Spray-Modus. Bei einer Auflösung von 256 x 192 Punkten kann man bis zu 16 Farben auf den Bildschirm bringen, davon allerdings nur zwei in einem 8 Bit breiten Feld.

Programm: Master Draw
Preis: 99 DM
Eingabe: Joystick, Tastatur
Auflösung: 256 x 192 Punkte
Farben: 16 (bedingt)
Datenträger: Diskette

Spectrums Spitzengrafik

Mit dem »Art Studio« gibt es ein relativ preisgünstiges Grafikprogramm für den Spectrum, das über eine große Zahl an Befehlen verfügt, die selbst von teureren Programmen nicht immer erreicht wird. Über Pull-Down-Menüs erfolgt die Programmierung einfach und komfortabel. Die Konstruktion von Linien, Kreisen und Rechtecken ist ebenso leicht, wie die Erzeugung von Ellipsen oder ähnlichen Gebilden.

Programm: The Art Studio
Preis: etwa 60 DM
Eingabe: Tastatur oder Joystick
Auflösung: 256 x 192 Punkte
Farben: 8 (bedingt)
Datenträger: Diskette, Kassette, Cartridge

Ein ähnlich gelungenes Programm für diesen Computer ist »Melbourne Draw«, Obwohl etwas höher im Preis, verfügt es über nicht so viele Befehle wie das »Art Studio«. Die Steuerung erfolgt hier ausschließlich über die Tastatur.

Programm: Melbourne Draw
Preis: 79 DM
Eingabe: Tastatur
Auflösung: 256 x 192 Punkte
Farben: 8 (bedingt)
Datenträger: Kassette

Die hier vorgestellten Programme sind natürlich nur eine kleine Auswahl aus vielen guten Programmen auf dem Markt. (ue)


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