Über eine Breite von ca. 5 Metern und eine Höhe von ungefähr 2 Metern,
erstreckt sich das Ungetüm, das mit etwa 200 Kabeln und Steckverbindern
nicht annähernd in der Lage ist, die technischen und klanglichen
Möglichkeiten der Klangerzeuger der heutigen Zeit vor- oder
nachzuempfinden.
Vor gar nicht allzulanger Zeit waren diese Ausmaße noch als normal
anzusehen, sind jedoch mit der Gegenwart verglichen als unrealistisch
eingestuft. Alles drängt nach Mini, Laptop und Westentaschenformat.
So auch die Firma Yamaha, die dem TONE GENERATOR TG 100 mit 1 kg Gewicht die geringen Maße von B/H/T 220/196-5/40.6 mm gegeben hat. Schauen wir uns das kleine Wunderding mal näher an.
Bei den oben angegebenen aus dem Manual entnommenen Werten für die
äußeren Maße scheinen mir die Höhe und Tiefe vertauscht zu sein, aber es
kommt ja auch darauf an, wie das Gerät montiert wird, und das bleibt
wirklich jedem selbst überlassen. Allerdings könnte dies Probleme bei der
Lesbarkeit des einzeiligen, nicht hintergrundbeleuchteten, 16stelligen Dis-
plays geben. Die mattschwarze Front bietet einen ON/OFF- Schalter, 6
Taster für die "Innereien", einen Master-VolumeRegler, 1
Kopfhörereingang, eine AudioIn-Buchse und einen dazugehörigen Input-
Regler nebst Peak-LED.
Auf der Rückseite sind ein Kontrastregler, die drei MIDI-Buchsen, 2 mal
LineOut, Netzteilanschluß, Host-Wahlschalter und der Host-Anschluß.
Hier sehen wir schon die erste Besonderheit des TG 100. Über den Host-
Anschluß ist es möglich, ei ne Verbindung zum Apple, PC9800 oder
einem IBM-kompatiblen Rechner herzustellen. Erzürnte Stimme des ATARI-
Rechners: "Du sollst keine anderen Rechner neben mir haben!"
Die eintreffenden MIDI-Ereignisse werden auf allen 16 MIDI-Kanälen quasi
gleichzeitig verarbeitet. Der Kanal, der den Drumsounds zugeordnet ist, hat
immer Priorität. Um ein eventüel 1 auftretendes Voicestealing in den Griff zu
bekommen, bedient sich der TG 1 00 zuerst bei Kanal 16 (dann 15, 14 usw.),
um dem Schlagzeugkanal und dann von Kanal 1 an aufwärts ausreichend
Stimmen zur Verfügung zu stellen. Die Stimmenzuweisung erfolgt zu jeder
Zeit dynamisch und ist nur durchM1DI-Kanalzuweisung beeinflußbar.
Sololinien sollten also nicht auf Kanal 16 liegen. Für den Empfang von MIDI-
Daten spezieller Geräte sind 3 Tonmodulbetriebsarten einstellbar. Die erste und
wohl wichtigste Betriebsart ist das General MIDI Level 1. Gemäß dieser Norm
ist es möglich, alle Geräte mit eben dieser Norm für die Erzeugung von
Sequenzersongs heranzuziehen, ohne die Programchange-Befehle anpassen zu
müssen. Voraussetzung ist , daß der Song nach dem General-MIDI-Standard
programmiert wurde. Die anderen beiden Tonrnodulbetriebsarten entsprechen
den Anpassungen für spezielle Yamaha-Geräte(Songs), wie zum Beispiel DRC-
20, DOM 30 oder einem CM-64-Modul.
PerM1D1 sind alle Parameter editierbar, sogar jene, die am Gerät selbst nicht
einstellbar sind. Für die Sequenzerfreunde sei hier schon mal gesagt, daß alle
Parameter als "Dump all" von einem MIDI-Datenrekorder aufgezeichnet werden
können.
Der TG 100 verfügt über 192 ROM-Voices und 64 interne RAM-Voices. Die 28 verfügbaren Stimmen werden dynamisch den 16 MIDI-Kanälen (Parts) zugeordnet und können mit einem internen DSP-Hallgerät verfeinert werden. Die AWM-Klangerzeugung (Advanced Wave Memory) kann die Quelle ihrer Sounds nicht verleugnen, es klingt alles sehr nach FM-Tonerzeugung. Wie oben bereits erwähnt, lassen sich 64 eigene Sounds kreieren. Dies geschieht im Voice Edit-Modus. Nach jedem Neustart des TG 100 werden leider 64 Werksounds an diese Plätze kopiert, so daß die eigenen Voices vor dem Ausschalten zum Sequenzer, MIDI-Rekorder etc. geschickt werden müssen. Im Multi-Common- Edit-Modus stellt man die Effekte ein. Der wohl mächtigste Modus ist der Multi-Part-Edit-Modus, der für die Part-Lautstärke, Stereoposition, Ein - und Ausschwingzeit der Parts, Hallanteil und die Einstellung des Empfangskanals verantwortlich ist. Wer sich ohne Aufwand von den Fähigkeiten des TG 100 überzeugen will, der starte als erstes den Demosong.
Die 3,5min-Stereominiklinkenbuchse dient dem Anschluß eines beliebigen Musikinstruments mit einem entsprechenden Anschlußkabel. Dieser Eingang ist besonders für Anwender interessant, die kein Mischpult ihr eigen nennen können und neben dein TG 100 nur 1 weiteres Instrument spielen wollen. Theoretisch ist das Kaskadieren mehrerer TG 100 möglich.
Es ist kaum zu glauben, was in einem so kleinen und leichten Gerät alles drinstecken kann. Allerdings ist dieses Gerät, was die Speichermöglichkeiten angeht, nicht mehr das, was wir von Expandern gewohnt waren. Leider gehen alle editierten Einstellungen nach dem Ausschalten unwiderruflich verloren. Der Einsatz im Zusammenhang mit einem einzigen Keyboard, das nicht über Dump-Fähigkeiten verfügt, ist nicht sinnvoll, da vor jeder Session alle Einstellungen von Hand getätigt werden müssen. Eine Ausnahme bilden selbstverständlich die Program- und Controlchanges. Es liegt also nahe, den TG 100 mit einem Sequenzer zu koppeln, da dann alle Einstellungen komfortabel in den Song eingeladen werden können und nach jedem Songstart die Parameter zurück in das Gerät geschickt werden. Per "Dump ALL" ist dies kein Problem, es nimmt etwa 11 KB Speicher in Anspruch. Vom Dump sind ausnahmslos alle System-, Multi-Common-Edit-Parameter, Multi-Part-Edit-Parameter, Drum-Setup und die Daten der internen Voice-Bank betroffen. Ein selektiver Dump ist nicht vorgesehen.
ww
Yamaha Europa GmbH
Siemensstr. 22-34
25462 Rellingen
Preis: 890, -DM (inklusive Netzteil)
YAMAHA TG-100
Positiv:
leicht und klein
viele Sounds
günstig
Audio-Input
Empfang auf allen 16 MIDI-Kanälen
Negativ:
keine Einzelausgänge
temporärer Bereich nicht gepuffert
keinerlei Multispeicher
Sounds nur durchschnittlich
Display nicht hintergrundbeleuchtet
kein selektiver Dump