Buchbesprechungen

ATARI ST, Programmieren in Maschinensprache

Christian Nieber
Düsseldorf
Sybex Verlag GmbH
ISBN 3-88745-678-5
DM 48,-

Das im Sybex Verlag erschienene Buch kann durch seine klare Struktur und das konsequente Zurückgreifen auf bereits vermitteltes Wissens um einen Computer und dessen interne Arbeitsweise jeden, der noch nicht in Assembler programmiert hat, an die Materie heranführen.

Nach sehr kurzer Beschreibung der Funktionsweise einer CPU und ihrer Peripherie werden die ersten 68000 Mnemonics in kleinen Beispielen vorgestellt. Der direkte Vergleich der Prozessorprogrammierung mit verschiedenen Hochsprachen ist dabei dem Verständnis sehr dienlich. Nachdem die grundlegenden Fragen geklärt sind, werden alle 68000er Kommandos systematisch vorgestellt. Der Autor beschreibt genau deren Tätigkeit und listet alle eventuell veränderten Flags übersichtlich auf. Als Ergänzung hierzu gibt es auf den letzten Seiten eine kurze, alphabetisch geordnete Zusammenfassung aller Befehle, die bei ersten selbständigen Programmierversuchen von großen Wert ist.

Jetzt ist der ST mit seinem TOS an der Reihe. Um mit Ihrem Rechner auch arbeiten zu können, werden die TOS-Aufrufe (GEMDOS, Bios, Xbios) mit allen nötigen Parametern aufgeführt. Dieser Teil ist sehr kurz geraten, wodurch ein Assemblereinsteiger auf dem ST erste Schwierigkeiten haben wird. Sind hier allerdings Fragen offengeblieben, werden auch diese im hinteren Teil des Buches geklärt.

Der letzte Teil des Buches ist dann ausschließlich der Programmierung gewidmet. Es werden für Assembler besonders geeignete Themen behandelt. Neben schneller Graphik mit eigenen Plot- und Linienalgorithmen, werden auch die internen Line-A Funktionen erklärt und anhand von Beispielprogrammen deren Arbeitsweise verdeutlicht. Daneben kommen Ramdisk und Interruptprogrammierung nicht zu kurz.

Damit Sie Ihr neues Wissen nicht gleich in riesige Programme umsetzen müssen, geht der Autor auf das Zusammenwirken von verschiedenen Compilern mit den Assemblermodulen ein. Es werden dabei speziell die Methoden der Parameterübergabe behandelt, die sich bei vielen Compilern doch erheblich unterscheiden. So dürfte es keine Probleme beim Linken von Compiler- und Assemblermodulen geben.

Abschließend kann festgehalten werden, daß sich diese Lektüre hervorragend für Einsteiger eignet, die schon etwas Erfahrung mit Hochsprachen (z.B. Basic o. C) gesammelt haben, und nun ihrem Computer größere Leistungen abverlangen wollen.

WS

ATARI ST, GEM-Programmierung in C

Rainer Aumiller, Denise Luda, Gerd Möllmann
Haar b. München
Markt Technik Verlag
ISBN 3-89090-488-2
DM 69,-

Wer einen so leistungsfähigen Computer wie den ATARI ST auf dem Schreibtisch stehen hat und von den leicht zu bedienenden kommerziellen Programmen, die auf diesem laufen, begeistert ist, möchte auch in seinen selbstgeschrieben Programmen nicht auf Luxus wie Menüleiste, Fenster etc. verzichten. Daß die Programmierung von AES und VDI. kurz GEM, sehr komplexe Datenbewegungen und Funktionsaufrufe benötigt, dürfte sich unter den GEM-verwöhnten Computeran-wendem bereits herumgesprochen haben. Da erstaunt dann auch der Umfang von 640 Seiten des im Markt & Technik Verlag erschienen Buches “GEM-Programmierung in C” nicht weiter.

Wie der Titel bereits verrät, werden speziell die Bedürfnisse der C-Programmierer befriedigt, womit allerdings nicht gesagt ist, daß nicht auch andere Hochsprachenuser von diesem Werk profitieren können, soweit sich ihre Sprachen an die Standardnamen halten. Um C als Computersprache zu lernen, ist es aber gänzlich ungeeignet, worauf die Autoren auch selbst hinweisen. Es sollten also zumindest Grundkenntnisse der Sprache C vorhanden sein.

Die nächste Voraussetzung, die erfüllt sein sollte, ist der Wille, das Werk von vorne bis hinten durchzuarbeiten, besonders wenn nur ungefähre oder gar keine Kenntnisse der GEM-Struktur vorhanden sind. Die Nutzung als Nachschlagewerk ist zwar auch möglich, doch werden die komplexen internen Zusammenhänge nur durch aufmerksames Studieren aller einzelnen Kapitel garantiert, da sich Redundanzen auf ein Minimum beschränken, um den Umfang des Werkes nicht in Kilo messen zu müssen.

Wie man weiß, gehören zu einer GEM-Applikation Resourcefiles (.rsc). Da ohne diese fast nichts geht, wird das RCS (Resource Construction Set) aus dem Entwicklungssystem in seinen Funktionen vorgestellt. Somit wird garantiert, daß jeder seine Resourcen leicht und billig erstellen kann. Sollte das RCS nicht in Ihrer Diskettensammlung zu finden sein, können Sie es für 15,-DM bei der MAXON Computer GmbH beziehen.

Zu den einzelnen GEM-Funktionen ist zu sagen, daß sie zum einen vollständig behandelt werden, zum anderen sind sie in einer sehr ausführlichen Form beschrieben. So werden alle benötigten Parameter bis ins Kleinste erklärt und alle Möglichkeiten zur Beeinflussung eines Programmlaufes erwähnt. Zu jeder GEM-Funktion wird anschließend eine kleine Routine vorgestellt, die zeigt, wie sie sich im Zusammenwirken mit anderen Funktionen verhält und zu gebrauchen ist. Die so zusammenkommenden Routinen und Unterprogramme sind keine selbständig ablaufenden Programme, vielmehr fügen sie sich zu einem sehr schönen Spiel, dem GO-Spiel zusammen. Das so entstandene Spiel ist voll in GEM eingebunden und bedarf, nach dem Lesen des Buches, keiner Erklärung mehr. Da Sie nun ein Programm selbst eingetippt haben, das fast alle AES-Funktionen aufruft, sollte es keine Schwierigkeiten bereiten, selbst anspruchsvolle Programme, zumindest von der graphischen Aufmachung her, zu schreiben. Für ganz Tippfaule werden natürlich die Quelldateien und compilierten Programme auf der Diskette zum Buch gleich mitgeliefert, zumal das Go-Spiel nicht das einzige vorgestellt Programm ist. So sind ein eigener File-Selektor und ein kleiner, natürlich in GEM eingebundener Editor auf der Diskette, die selbstverständlich auch ausführlich im Buch besprochen werden.



Aus: ST-Computer 11 / 1988, Seite 176

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