Peking

Remakes sind in der Spiele-Branche derzeit groß in Mode. Capcom kramt sein Resident Evil wieder heraus, Sega seine alten Sonic Spiele und Gunnar Gröbel "Peking".

Als Activision Mitte der 80er "Shanghai" veröffentlichten, wurde das Spiel schnell zum beliebten Denkspiel. Das war wohlgemerkt zu einer Zeit, in der die Heimcomputer hauptsächlich mit Umsetzungen diverser Spielautomaten und Film-Umsetzungen (man erinnere sich an das schauderhafte "Highlander") versorgt wurden. Allerdings machte auch Shanghai nicht alle glücklich. Aus Übersichtsgründen ist bei diesem Spiel ein leichter 3D-Effekt notwendig. Auf dem C64 geriet dieser völlig daneben, während die Amiga-Version am besten abschnitt. Obwohl es dafür eigentlich keine besonderen technischen Gründe gibt, liegt die Atari ST-Version qualitätsmäßig unter der Amiga-Version.


Was Activision nicht schaffte, besorgten die PD- und Shareware-Programmierer: sie überfluteten die PD-Listen mit mehr oder weniger gelungenen Shanghai-Clones. Die meisten davon liefen nur unter der Monochrom-Auflösung, die für die detailreichen Spielsteine am besten geeignet war. Nur wenige waren für die niedrige Auflösung und keines war auflösungsunabhängig (zumindest ist keines der Redaktion bekannt).

Aus dem Hause Pink Panther Productions kommt Peking, ein "Shanghai"-Clone im GEM-Fenster. Das Programm ist dabei schon etwas älter, wurde aber jetzt in ein GEM-Fenster verfrachtet.

Systemvoraussetzungen

Peking sollte auf jedem Atari laufen. Dabei ist es egal, ob dieser am Monochrom- oder VGA-Monitor oder gar am Wohnzimmer-TV (nicht zu empfehlen!) betrieben wird. Die Steine-Sets gibt es für verschiedene Auflösungen, wobei z.B. die ST-Low-Variante auch mit 800x600 benutzt werden kann - das Peking-Fenster ist dann eben leerer.

Installation

Die Installation ist einfach: auspacken und starten. Drei Steinesets werden mitgeliefert, jeweils eines für die verschiedenen Auflösungen. Fein raus sind alle mit einer hohen Auflösung, denn dann werden die Steine erst richtig deutlich. Das mittlere Steineset passt bei 640*400 nicht vollständig auf dem Bildschirm, aber es reicht zum spielen. Wer sich mit den asiatischen Zeichen nicht anfreunden kann, dem stehen auf der Seite des Programmierers drei zusätzliche Sets zur Auswahl, mit Spielkarten, Verkehrszeichen und Flaggen.

Das Spiel

Nach einem Klick auf "Neu" fragt das Spiel zunächst, ob ein neues Spiel begonnen oder das vorherige wiederholt werden soll.

Peking ist für ein oder zwei Spieler ausgelegt. Der Zweispieler-Modus erhält durch ein Zeitlimit zusätzliche Hektik. Dabei entfernen die Spieler abwechselnd die Steine von einem gemeinsamen Spielfeld. Wer zum Schluss am meisten Steine entfernt hat, gewinnt. Leider wird der aktuelle Spielstand während des Spiels nicht angezeigt. Die Spielernamen können eingegeben werden.

Mit "Starten" baut sich das Spielfeld auf. Der Aufbau ist etwas langsam und auch beim Fenster-Redraw machen sich Verzögerungen bemerkbar. Das liegt am Aufbau von Peking, denn das Programm verwendet RSC-Dateien und das Spielfeld ist in Wirklichkeit ein GEM-Dialog. Ähnliche Verzögerungen können auch bei anderen Programmen mit großen RSC-Farbicons beobachten werden (z.B. Milanopoly).

Komfortabel

Peking ist insgesamt sehr komfortabel. Auf Wunsch macht das Programm einen Vorschlag für den nächsten Zug. In der Zugliste kann zudem vor- und zurückgesprungen werden.

Wer diese Funktionen immer parat haben möchte, kann im Option-Menü die Toolbox aktivieren. Wenn man sich nur die Toolbox ansieht, könnte man meinen, das nächste Projekt von Gunnar Gröbel wäre ein Web-Browser. Hoffen wir mal, das sich dahinter kein böses Omen versteckt, jedenfalls ist die Toolbox ein Mini-Fenster, wie sie auch einmal auf dem Mac populär waren. Das "Home"-Icon startet das Spiel neu, "Reload" wählt ein anderes Steinset, die Lupe gibt einen Zugvorschlag und das Stoppschild blendet den Neustart-Dialog ein. Gerade bei höheren Auflösungen erweist sich das Mini-Fenster als unpraktisch, denn meistens fliegen schon sehr viele Dialoge rum, da muss ein zusätzliches Fenster nicht sein. Wünschenswert wäre es, die Toolbox wahlweise im Spielfenster selber anzuzeigen.

Für Einsteiger steht ein Demo-Modus zur Verfügung, bei dem der Computer das Spielfeld abräumt. Als Hilfe steht ein ST-Guide-Hypertext sowie BubbleGEM bereit.

Grafik

Die Grafik hängt bei Peking natürlich vom Geschick des Setdesigners ab. Diese sind bei ihren Versuchen allerdings auf die Standardpalette beschränkt und müssen ihre Kreationen zunächst in das RSC-Format konvertieren - am besten man greift zu bereits bestehenden Iconsets oder konvertiert sich aus der PC/Mac-Welt selber welche.

Die Verwendung von Icons beschränkt natürlich auch die Zahl der möglichen Farben. Während moderne Versionen von Shanghai mittlerweile mit fotorealistischen Hintergründen protzen, bleibt Peking auf 256 Farben beschränkt. Das ist aber nicht unbedingt ein Beinbruch, denn das Spiel gehört zu den grafisch besseren Varianten auf Atari-Systemen und das Spiel braucht im Grunde auch keine aufwendige Gestaltung.

Wünschenswertes

Auf Dauer ist es etwas eintönig, immer nur den Drachen zu spielen. Die Lynx-Version macht es vor und bietet verschiedene Anordnungen, die ihre ganz eigenen Anforderungen an den Spieler stellen. Allerdings bietet auch der Drachen genug Motivation für viele Spiele.

Zweitens wäre eine Highscore-Liste nicht verkehrt, auch wenn nach einiger Zeit auf allen Einträgen die Punktzahl 144 lauten würde.

Zuletzt wäre noch eine Unterstützung von GEMJing erwünschenswert. Diese ist auch schon vorgesehen, aber derzeit nicht anwählbar.

Fazit

Die Renovierung hat sich echt gelohnt, denn Peking ist eine echte Bereicherung für die GEM-Spiele. Modernisiert wurde das Programm mit faceVALUE - wobei die im Programminfo-Dialog erwähnte Version 4 nicht existiert.

http://www.ppp-software.de


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 05 / 2003, Seite 28

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