Procussion, Drum-Expander von E-MU: Drums aus der Dose

Digitale Schlagzeug-Konserven vom Feinsten verspricht der neue Drum-Expander Prozession aus dem Hause E-MU.

Beim »Procussion« handelt es sich sozusagen um »Fast Food« im besten Sinne, denn obwohl E-MU ihren jüngsten Sproß erst auf der diesjährigen Frankfurter Musikmesse vorstellte, steht er schon in den Regalen der heimischen Musikhändler. Im Procussion produziert der von E-MU speziell entwickelte G-Chip die in 4 MByte ROM untergebrachten 16-Bit Samples aus der bekannten »Emulator III«-Bibliothek. Das Instrument bietet 32-stimmige Polyphonie sowie 16-fachen Multimode und verfügt somit auch für opulente Drumparts über ausreichende Reserven.

Die Bedienung des lediglich eine Höheneinheit großen Expanders erfolgt über vier Taster und einen Data-Drehkopf auf der Frontseite, zur Kommunikation mit der Außenwelt bedient sich der Procussion eines beleuchteten, zweimal 16-stelligen LC-Displays. Diese wenigen Bedienelemente genügen, denn eine gut durchdachte Menüstruktur macht die Bedienung fast zum Kinderspiel.

Auf der Rückseite des Procussion finden sich die drei MIDI-Buchsen und drei Stereo-Ausgangspaare, die sich zusätzlich auch als Einschleifwege für externe Effektgeräte nutzen lassen. Der linke »MAIN«-Ausgang dient außerdem als Kopfhörerbuchse - für diesen Zweck eine ungünstige Plazierung.

Den klanglichen Grundstock des Procussion bilden ingesamt 220 Samples und Wellenformen. Die Auswahl der Instrumente ist gelungen und deckt alle stilistischen Bereiche ab. Zu den 140 Drum-und Percussion-Samples gesellen sich 80 Wellenformen vom klassischen Sinus bis zu »Extrakten« aus typischen Synthesizersounds und Effektklängen. Die Qualität der Samples ist entsprechend ihres Ursprungs durchweg exzellent. Bei einem Rauschspannungsabstand von über 90 dB gehört auch das leidige Thema »Nebengeräusche« der Vergangenheit an.

Die 220 Samples lassen sich nun zu sogenannten »Stacks« organisieren, den eigentlichen Drumsounds. Insgesamt bietet der Procussion Platz für 1024 Stacks, davon 512 Factory-Presets. Ein Stack besteht aus bis zu vier Samples, die sich unter Zuhilfenahme mannigfaltiger Modulationsquellen zu äußerst komplexen Sounds verbinden lassen. Modulatoren sind etwa die Anschlagsdynamik, die MIDI-Note-Number, die diversen MIDI-Controller oder gar die Spielgeschwindigkeit.

Auch auf der untersten Ebene, der Sample-Editierung, hat der Procussion einiges zu bieten. Für jedes Sample sind eine eigene Hüllkurve, Modulation durch LFOs sowie ein Offset-Punkt programmierbar. Dieser Offset-Punkt bestimmt, ob ein Sample von Anfang an oder erst zu einem späteren Zeitpunkt gespielt wird.

Mit dem Procussion ist E-MU ein großer Wurf gelungen, der im Moment konkurrenzlos auf weiter Flur steht. Kein anderes Drum-Modul ist so flexibel zu programmieren und so musikalisch zu spielen. Die hervorragende Soundqualität, die wegen ihres gewaltigen Umfangs gar nicht besprochene MIDI-Im-plementierung sowie ein vergleichsweise günstiger Preis tragen ein weiteres zum Erfolg des Expanders bei. (wk)

WERTUNG

Name: E-MU Procussion
Hersteller: E-MU Systems Inc.

Preis: ca. 1800 Mark

Stärken: Hervorragende Klangqualität □ musikalisch gut spielbar □ gute Benutzerführung □ viele Programmiermöglichkeiten

Schwächen: Kopfhörerbuchse auf der Rückseite

Fazit: Gelungener Drum-Expander mit konkurrenzlosen Fähigkeiten


Kai Schwirzke
Aus: TOS 09 / 1991, Seite 115

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