Als Atari vor 10 Jahren den ST vorstellte, gewann er unter anderem auch durch seinen leicht bedienbaren Desktop viele Freunde.
Mit der Zeit wurde aber (auch mit Blick auf andere Plattformen) Kritik laut, und sowohl Atari (mit dem Desktop des TOS 2.0x) als auch andere Anbieter versuchten, die Bedienungsoberfläche des Atari moderner zu gestalten. Während in Deutschland Gemini und Ease für Furore sorgten, war in den USA Neodesk der wohl beliebteste Alternativdesktop.
In diesem Artikel soll ein weiterer „Replacement Desktop" vorgestellt werden. Teradesk kommt aus den Niederlanden, und wurde von Wout Klaren programmiert.
Das Programm ist frei kopierbar, was natürlich im Vergleich zu kommerziellen Programmen ein großer Vorteil ist. Eine weitere sehr positiv zu beurteilende Eigenschaft ist, das Teradesk mit rund 140 Kb Speicher auskommt, während viele Konkurrenzprodukte 300-500 Kb Speicher oder mehr verbrauchen. Gerade für Besitzer von Atari-Rechnern mit 1 MB RAM oder weniger ist das ein großes Plus.
Teradesk läuft auf allen Atari ST-, STE- und TT-Computern. Die aktuelle Version 1.40 wurde an MultiTOS und Geneva angepaßt. Probleme gibt es aber mit dem Uralt-TOS 1.0 und Grafikkarten. Im Test funktionierte allerdings Teradesk auf meinem ST (bis auf einen Absturz) auf einem virtuellen Großbildschirm-Emulator, sodass das Programm auch in Nicht-Standardauflösungen prinzipiell laufen sollte. Eine Festplatte ist bei der Benutzung des Programms nicht Bedingung, aber erwünscht.
Gerade im Vergleich zum Desktop von TOS 1.0X bietet Teradesk eine sehr große Zahl von Verbesserungen. Verschiedene benutzerdefinierbare Icons verschönen den Desktop, Icons können auf dem Desktop abgelegt werden, und Programme können auf die Funktionstasten gelegt und darüber gestartet werden. Teradesk ist außerdem voll tastaturbedienbar. Auch die Fenster lassen sich bequem per Cursortasten scrollen. Eine weitere nützliche Möglichkeit ist die Nutzung von Dateimasken. So kann man sich z.B. mit der Dateimaske *.TXT nur Textdateien im Fenster darstellen lassen. Stark ausgebaut wurde auch das Anmelden von Anwendungen des Standard-Desktops. Über "Set Preferences" kann man die Größe des Kopierpuffers beim Kopieren von Files einstellen. Dort kann man auch festlegen, ob Dialoge in Fenstern, "normalen" oder verschiebbaren Dialogboxen stattfinden sollen. Auch kann man dort wählen, ob man zentrierte Dialogboxen oder Dialogboxen in der Nähe der aktuellen Position des Mauszeigers wünscht.
Auch anderweitig hat der Autor versucht, Teradesk anwenderfreundlich zu gestalten. So ist es z.B. einstellbar, ob nach *.TOS und *.TTP-Programmen auf einen Tastendruck gewartet werden soll (gerade bei über Kommandozeile zu bedienenden Tools wie Packern recht günstig). Auch kann man für den Desktop-Hintergrund ein Füllmuster wählen, und die Fontgröße verstellen. Teradesk hat außerdem einen eingebauten File-Viewer, in dem man sich im einem Fenster Dateien ansehen kann (sowohl als ASCII als auch im Hex- Modus). Bei der Parameter-Übergabe wird das ARGV-Protokoll unterstützt ("lange Kommandozeilen" möglich), ist aber für Programme, die damit Probleme haben, abschaltbar gestaltet.
Alles in allem macht es Spaß, mit Teradesk zu arbeiten. Der Autor hat sich viel Mühe gegeben, einen gut bedienbaren Alternativdesktop zu programmieren, und mit zahlreichen Updates auch bereits eine Menge Bugs verscheucht. Auf meinem STE läuft Teradesk absturzsicher. Allerdings sollten in Bezug auf neue Hardware (Grafikkarten usw.) weitere Anpassungen erfolgen. Außerdem sind einige Dialogboxen in ST-Low nicht darstellbar. Wenn man aber in ST-Low eine 640 mal 400 Punkte Großbildschirmemulation betreibt, meint Teradesk immer noch, der Bildschirm wäre zu klein. Weiterhin soll nicht verschwiegen werden, dass bisher nur ein englisches und ein französisches Ressource-File vorliegt. Vielleicht setzt sich mal jemand hin, und übersetzt es. Die Anleitung zu Teradesk existiert auch nicht in deutsch, ist aber ansonsten gut geschrieben und mit "Schul-Englisch" gut zu verstehen.
Allen Nutzern von Rechnern mit TOS 1.0x sei Teradesk ans Herz gelegt. Besonders bei Rechnern mit wenig Speicher ist die Kompaktheit ein großer Pluspunkt. "Profis" werden zwar bereits einen kommerziellen Alternativdesktop besitzen, und brauchen darum Teradesk nicht, und Freaks werden wohl weiterhin auf Gemini oder irgendeine UNIX-Shell schwören, aber für Heimanwender ist Teradesk erste Wahl.