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Amiga: Reflections, Deluxe Paint, Turbo Silver, Videoscape 3D, Digi Paint

Grafikprogramme

Reflections


Ray-Tracing ist ein aufwendiges Verfahren, mit dem Bilder eine verblĂŒffend rĂ€umliche Wirkung erzielen — und das muß gar nicht teuer sein. Reflections kostet inklusive Diskette und Handbuch nur knapp 100 Mark. Dabei hat Reflections eine ganze Menge zu bieten: ein sehr gutes Handbuch, annehmbare Rechenzeiten und unkomplizierte Bedienungselemente.

Reflections ist ein Paket von Programmen, die entweder solo arbeiten oder aber menĂŒgesteuert per Programm-Manager ihren Dienst tun. "Construct" ist ein einfach zu bedienender Objekteditor; in diesem Teilprogramm werden die GegenstĂ€nde konstruiert. Schnell und sicher gelingen die ersten Abbildungen von Rotationskörpern oder von Figuren aus den Standardkörpern Kegel, Kugel, Quader und Zylinder. Die so erarbeiteten Objekte sind zunĂ€chst als Drahtgittermodel-le zu sehen. "Beams", der eigentliche Ray-Tracer, berechnet dazu dann die entsprechenden OberflĂ€chenstrukturen (Glas, Metall, Samt) und Lichtquellen.

Steckbrief

Reflections

Typ: Ray-Tracer

Besonderheiten:

  • gĂŒnstiger Preis
  • Zusammenfassung mehrerer Objekte zu einem Körper
  • Texturen-Editor

Vorteile:

  • Texturen (gemaserte, materialabhĂ€ngige OberflĂ€chen)
  • akzeptable Rechenzeiten

Nachteile:

  • keine Animation Einsatzempfehlung:
  • Einstieg in das Ray-Tracing

Vertrieb: Markt & Technik Verlag AG

Preis: 100 Mark

Deluxe Paint II und III


Deluxe Paint (DPaint) ist eines der dienstĂ€ltesten und bekanntesten Grafikprogramme fĂŒr den Amiga. Es ist in zwei Versionen auf dem Markt: Das neuere DPaint III ist mit mehr Funktionen ausgestattet, verlangt aber nach mindestens 1 MByte RAM, DPaint II dagegen kann zwar weniger, benötigt dafĂŒr aber nur 512 KByte Speicher.

DPaint II beherrscht konstruierendes und freies Zeichnen, Schriftdesign, perspektivische Darstellungen und die Nachbearbeitung von digitalisierten, per Scanner oder Video-Digitizer eingelesenen Fotos. Bestechend ist auch die FĂŒlle von Mal- und Zeichenwerkzeugen.

DPaint III kann noch mehr, es beherrscht sogar Grafik-Animationen, mit denen man eigene Videoclips zusammenbasteln kann — da sind der KreativitĂ€t keine Grenzen mehr gesetzt. Damit ist DPaint in beiden Versionen ideal fĂŒr alle, die mit breitgestreuten Anwendungen experimentieren wollen.

Steckbrief

Deluxe Paint II und III

Typ: Pixelorientiert
Besonderheiten:

  • Brush- und Perspektive-Funktionen auch zusammen mit Animation (DPaint III)

Vorteile:

  • Vielzahl von Grafikwerkzeugen

Nachteile:

  • Keine lasur-Techniken (Klarlack-Bemalung)

Einsatzempfehlung:

FĂŒr private und professionelle Grafiker

Vertrieb: Markt & Technik Preis 200 (DPaint II) beziehungsweise 25Ö Mark (DPaint III)

Turbo Silver


Turbo Silver 3.0 ist eine gelungene Mischung aus Ray-Tracer- und Animations-Programm. Allerdings braucht es unbedingt 1 MByte Speicher. Eine Festplatte ist hilfreich, wenn das Arbeiten nicht zur TĂ€tigkeit eines Disk(etten)jockeys ausarten soll. Dann aber geht es los: Mit dem programmeigenen Objekteditor bastelt man Objekte (Kugeln, Zylinder), weist ihnen OberflĂ€cheneigenschaften zu (Metall, Holz) und gibt BewegungsablĂ€ufe ein. Der ebenfalls eingebundene Animationseditor berechnet anschließend die einzelnen Bilder und verkettet sie zu einer Animation. Turbo Silver 3.0 kann ein Bild auch im Solid-Modus berechnen: Bei nur verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig geringen QualitĂ€tseinbußen geht das Ganze dann bis zu zehnmal so schnell. Turbo Silver 3.0 hat ĂŒbrigens eine Besonderheit: Ein spezieller MenĂŒpunkt wandelt den Bildschirm derart, daß die Bilder völlig verschwommen erscheinen und erst mit durch die beigelegte 3D-Brille wieder deutlich und dann aber besonders plastisch werden.

##Steckbrief

Turbo Silver 3.0

Typ: Ray-Tracer und Animationsprogramm

Besonderheiten:

  • erlebbare DreidimensionalitĂ€t mit 3D-Brille

Vorteile:

  • sechs Texturen (OberflĂ€chenstrukturen)
  • Solid Rendering

** Nachteile:**

  • lange Berechnungszeiten
  • mindestens 1 MByte Speicher

Einsatzempfehlung:
Z. B. drehende logos in VideovorspÀnnen
Vertrieb: Atlantis, Jumbosoft
Preis: knapp 400 Mark

Videoscape 3D


Videoscape ist im Vergleich zu Turbo Silver ein reines Animations-Programm. So arbeitet es von vornherein nur im Solid-Modus; es setzt also nur Eckpunkte, verbindet sie und fĂŒllt die zwischenliegenden FlĂ€chen mit Farben auf. Unter BerĂŒcksichtigung des Lichteinfalls baut es auch schattierte FlĂ€chen, aber noch keine Schatten auf — ein deutlicher Nachteil gegenĂŒber einem Ray-Tracer. Vorteil: Man muß nicht lange warten, bis das Bild aufgebaut ist.

Der Objekteditor (zur Eingabe der darzustellenden Körper) ist leider eher schwach, so daß man oft lieber auf die komplizierte, aber genauere Eingabe der Koordinaten fĂŒr die Objekte zurĂŒckgreift. Dazu konstruiert man zuerst auf Millimeterpapier und trĂ€gt dann die exakten Zahlenwerte direkt in die Koordinatendatei ein.

Diesen Mangel macht aber der schnelle Bildaufbau wieder wett; zudem lassen sich die Animationssequenzen (mit einem separaten Hilfsprogramm) ganz einfach in Echtzeit abspielen.

Steckbrief

Videoscape 3D

Typ: Animations-Programm
Besonderheiten:

  • schneller Aufbau eines Videoclips

Vorteile:

  • Solid Rendering
  • Kurze Bildberechnungszeiten

** Nachteile:**

  • schlechter Objekteditor

Einsatzempfehlung: Videosequenzen ohne RealitÀtsanspruch
Vertrieb:
Atlantis, Jumbosoft, Markt & Technik Verlag AG
Preis: knapp 400 Mark

Digi Paint


Digi Paint ist ein auf den farbenprĂ€chtigen HAM-Modus spezialisiertes Malprogramm (HAM = Hold and Modify, 4096 Farben gleichzeitig auf dem Bildschirm). AnfĂ€nger kommen schnell in Schwierigkeiten. Viele Arbeiten fallen mit Digi Paint schwerer als mit einem Programm, das nur mit 32 Farben jonglieren muß. Auch hat das Programm nicht allzu viele Werkzeuge zu bieten; einem Vergleich mit DPaint etwa hĂ€lt es nicht stand.

Aber Digi Paint hat andere QualitĂ€ten. Zur Nachbearbeitung von digitalisierten Bildern stellt es Werkzeuge fĂŒr sanfte FarbĂŒbergĂ€nge und transparente Farbschichten; diese Lasuren tragen sich hier so leicht auf wie mit einem wirklichen Pinsel.

Ein Gewinn ist auch die Schattierungsfunktion. Innerhalb begrenzter FlÀchen reihen sich immer dunkler werdende Punkte bis zum satten Schwarz aneinander.

Steckbrief

Digi Paint

Typ: Pixelorientiert
Besonderheiten

  • Lasuren
  • Schattierungsfunktion

Vorteile:

  • sanfte FarbĂŒbergĂ€nge

Nachteile

  • knappes Handbuch
  • wenige Zeichen- und Malfunktionen

Einsatzempfehlung:
Zur Nachbearbeitung von digitalisierten Bildern
Vertrieb:
Atlantis, Jumbosoft, Soyka Datentechnik
Preis: 140 Mark