Dracula (C64)

 Grafik  32 ★
 Sound & Musik  35 ★
 Happy-Wertung  27 ★
C 64 (Schneider, Spectrum)
Grafik-Adventure
32 DM (Kassette), 49 DM (Diskette)
Spiel zum Buch-Klassiker
Bei diesem Grusel-Adventure hat sich das Software-Haus viel vorgenommen. Das Spiel zu Bram Stokers Grusel-Klassiker »Dracula« sollte sich eng an die literarische Vorlage halten und mit ausführlichen Texten nicht sparen, die an düsterer Atmosphäre dem Buch das Wasser reichen können. Dazu kamen etwas Musik, digitalisierte Bilder und ein Werbegag. In England ist nämlich im Gegensatz zu Deutschland noch kein Computerspiel indiziert worden. Doch im Fall von Dracula legte das Software-Haus das Programm der zuständigen Behörde vor. das prompt wegen seiner schauderhaften Texte in England nur an Personen verkauft werden darf, die mindestens 15 Jahre alt sind. Was tut man nicht alles für etwas Publicity. Soviel Aufwand stimmt verdächtig: Da wird man doch nicht spielerische Schwächen übertünchen wollen?

Die sattsam bekannte Handlung entführt uns in die Karpaten, wo der blutschlürfende Vampir-Graf Dracula sein Unwesen treibt. Das Gruseligste und Furchterregendste an dem ganzen Programm ist allerdings der Parser, der sich als mittlere Katastrophe entpuppt. Er versteht nur simple zwei Wort-Kommandos und sein Vokabular ist erschreckend mager. Daß es auch bei Kassetten-Adventures wesentlich besser gehen kann, beweisen Programme wie »Red Moon« und »Price of Magick«. Bei Dracula wurde der Speicherplatz mit Mätzchen wie den sporadisch auftauchenden Grafiken vergeudet, die in spielerischer Hinsicht herzlich wenig bringen und für Gegrinse statt Grusel sorgen.

Zwei Pluspunkte seien nicht unerwähnt: Fürs Geld bekommt man gleich drei Adventures, deren Handlung aufeinander aufbaut und die ausführlichen Texte sorgen für eine gute Atmosphäre. Doch wer gut genug Englisch kann, um mit dem Programm zurecht zu kommen, hat vom Original-Dracula-Buch wesentlich mehr als von diesem leicht mißratenen Abenteuerspiel. Im Buch hat man nämlich die ganze ungekürzte Text-Pracht, ohne sich mit dem Spar-Parser herumärgern zu müssen. (hl)


Heinrich Lenhardt
Aus: Happy Computer 02 / 1987, Seite 89

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