Die 8-Bit-Computer von Atari schienen 1982 schon fast vom Markt verschwunden zu sein, als Atari mit einer verbesserten Version einen neuen Anlauf nahm. Und so zieht er auch heute noch zahlreiche Anhänger in seinen Bann.
Atari stellte mit dem 800 XL im Jahr 1982 eine neugestaltete 8-Bit-Computerserie vor. Wichtigste Merkmale des XL-Computers sind der 64-KByte-Speicher sowie das eingebaute Basic. Er besitzt zwei Joystick-Anschlüsse an der rechten Seite sowie einen Modulport auf der Oberseite der Konsole. Der Modulport nimmt Steckmodule mit bis zu 16 KByte ROM auf. An der Rückseite der Computerkonsole befindet sich ein vollständig herausgeführter Systembus, an den selbstgebaute Erweiterungen anschließbar sind. Zusätzlich sind auf der Rückseite Anschlüsse für Kassettenrecorder, Diskettenstation, Drucker, Monitor, Fernsehgerät sowie für die Stromversorgung untergebracht.
Weniger sein Äußeres als vielmehr sein innerer Aufbau machen den XL interessant. Das beginnt mit einer extrem vielseitigen und wandlungsfähigen Grafik.
Sechs Text- und acht Grafikstufen stehen zur Verfügung. Texte werden in 24 Zeilen zu je 40 Zeichen dargestellt; spezielle Textstufen lassen Zeichen in doppelter Länge und doppelter Höhe zu. Die Grafikstufen des XL bieten Auflösungen von 40 mal 24 Pixel bis zu 320 mal 192 Pixel. In den meisten Stufen sind dabei insgesamt vier Farben darstellbar. Lediglich in der höchsten Auflösung steht nur noch eine Farbe in zwei Helligkeiten zur Verfügung. Insgesamt besteht die Farbpalette aus 128 Nuancen.
Leider eröffnen sich die interessantesten Eigenschaften des XL nur dem Programmierer, der Maschinensprache beherrscht. So besitzt der XL die Fähigkeit, in jeder Zeile die Farben umzuschalten, so daß alle 128 Farben über den Bildschirm fließen. Dazu bietet der Computer eine Grafik-Betriebsart namens »Player-Missile-Grafik«, mit der sich kleine Objekte wie Männchen oder Raketen ganz einfach über den Bildschirm bewegen lassen. Diese Objekte haben die maximale Höhe eines Bildschirms, sind aber nur acht Pixel breit. In der Player-Missile-Grafik stehen maximal acht dieser voneinander unabhängigen Objekte zur Verfügung.
Alle Eigenschaften des Atari 800 XL finden sich bei dem gerade frisch auf dem Markt erhältlichen 800 XE wieder. Dadurch laufen alle Programme, die für einen XL geschrieben wurden, auch auf dem XE. Allgemein verfolgt Atari die begrüßenswerte Strategie, Nachfolgemodelle aufwärtskompatibel zu älteren Modellen zu halten. So erklärt sich auch, daß alle Programme der älteren 400er/800er-Reihe auf dem XL und den neuen XE-Computern laufen. Diese Programm-Bibliothek umfaßt mittlerweile 5000 Titel.
Die Unterschiede vom 800 XL zum 800 XE betreffen in erster Linie das Gehäuse. War dies beim XL noch in Beige und Braun gehalten, so wurde das Design des 800 XE dem der ST-Computer angepaßt: Das Gehäuse ist aus grauem Kunststoff und die Funktionstasten wurden wie beim ST in einer Reihe oberhalb der Tastatur angeordnet.
Konnte auf einer XL-Tastatur noch vernünftig geschrieben werden, so ist dies mit der weitaus schwammigeren Tastatur des 800 XE kaum noch möglich. Der Anschlag ist einfach nicht präzise genug, um ein angenehmes Schreibgefühl zu vermitteln. Die Anordnung der Tasten und deren Größe darf dagegen als gelungener Kompromiß zwischen ergonomisch günstiger Größe der Tasten und verfügbarer Gehäuseoberfläche angesehen werden, so daß man beim Tippen nicht in ein Einfinger-Adler-Suchsystem verfällt.
Der Modulschacht des 800 XL wurde beim XE auf die Rückseite des Gehäuses verbannt und ist nun leider schwerer zugänglich. Warum diese Umgestaltung vorgenommen wurde, ist nicht ersichtlich. Weitaus sinnvoller wäre es gewesen, den Modulschacht wie beim Atari ST an die linke Gehäuseseite zu legen, wo er ohne Armverrenkungen und Verrücken des Computers zugänglich wäre. Der Erweiterungsbus des XL wurde verkleinert, und führt nur noch die Signale heraus, die nicht am Modulschacht vorhanden sind.
Der 130 XE hat das gleiche Gehäuse wie der 800 XE. Er besitzt also die gleichen Anschlüsse, die gleiche Anordnung der Funktionstasten und die gleiche Tastatur wie der 800 XE. Der einzige Unterschied vom 800 XL zum XE liegt in dem auf 128 KByte aufgestockten Speicher. Da das Basic des 130ers jedoch ebenfalls identisch zu dem des 800ers ist, werden die zusätzlichen 64 KByte RAM nicht ausgenutzt.
Die Atari-8-Bit-Computer sind für alle interessant, die einen Computer zum Tüfteln und Basteln haben wollen, einen Computer, der nicht gleich alle Geheimnisse preisgibt, und der damit auch nach längerer Zeit interessant bleibt. Durch ihre grafischen Eigenschaften sind die Computer jedoch auch besonders zum Spielen geeignet. Zudem besitzen sie ein leistungsfähiges Basic, mit dem auch Computer-Neulinge sehr schnell zu Erfolgserlebnissen gelangen. (hf)