Notbremse für den Atari ST

Vorsichtig schleichen Sie an der Wand entlang. Nur noch der Herzschlag ist zu hören. Urplötzlich taucht wieder eines dieser gräßlichen Monster auf — da passiert es! Das Telefon klingelt. Und Sie sind tot! Mit dem Happy-Spiele-Stopper wäre das nicht passiert, Sie hätten länger überlebt.

Wer kennt das Problem nicht: Mitten im so gut begonnenen Videospiel klingelt es an der Tür oder irgend jemand braucht dringend etwas ganz Wichtiges. Wir werden abgelenkt und schwupp, haben wir wieder verloren. Die Lösung für dieses Problem wäre ein Pausenschalter. Den Knebel umlegen und das Spiel wird auf der Stelle »eingefroren«. In aller Ruhe kann man nun essen, Besuch empfangen oder Telefonate führen. Zurück am Computer wird der Pausenschalter einfach zurückgestellt und das Spiel läuft exakt an der Stelle weiter, an der es unterbrochen wurde.

Einige Spielehersteller haben bei der Programmierung an eine Unterbrechung gedacht, leider sind es aber nur ganz wenige Spiele, bei denen das wirklich funktioniert. Deshalb haben wir unseren Happy-Spiele-Stopper für den Atari ST entwickelt.


Dieser Pausenschalter hält den Computer zu jedem beliebigen Zeitpunkt in jedem(!) beliebigen Programm an. Damit lassen sich demnach nicht nur Spiele stoppen, sondern auch Anwenderprogramme oder gar Diskettenzugriffe unterbrechen. Der Happy-Spiele-Stopper bietet aber noch viel mehr Möglichkeiten als die bereits erwähnten. Jetzt kann man endlich in Ruhe Fotografien seiner Lieblingsgrafik schießen oder den Punktestand einfrieren, um ihn den Freunden zu zeigen.

Das alles erledigt ein kleiner Schalter und zwei Drähte. Der Einbau ist unproblematisch, doch muß man ein paar Kleinigkeiten beachten. Das Öffnen des Computers ist immer mit dem Verlust der Garantie verbunden. Gerade frischgebackene ST-Besitzer sollten sich das genau überlegen. Für Schäden durch den Einbau übernehmen wir keine Haftung (als Trost: der Autor hat den Schalter bereits seit über einem Jahr installiert, sein ST erfreut sich bester Gesundheit). Wer sich den Umbau nicht zutraut, der wendet sich am besten an einen erfahrenen Bastler.

An Bauteilen benötigt man einen Schalter (1 mal Ein), zwei Stückchen isolierte Litze (zirka 20 Zentimeter), einen Lötkolben, etwas Lötzinn sowie einen kleinen Kreuzschlitzschraubendreher und eine Flachzange.

Zuerst muß der Computer geöffnet werden. Dazu entfernt man alle angesteckten Kabel einschließlich Maus und Stromversorgung. Auf der Rückseite werden nun die sechs Schrauben gelöst. Danach läßt sich die Oberhälfte des Gehäuses abnehmen. Dann wird der Stecker der Tastatur abgezogen und die Tastatur beiseite gelegt. Auch die Blechabdeckung müssen Sie entfernen. Dazu müssen die kleinen Metallzungen am Rand des Bleches mit der Zange geradegebogen werden. Jetzt läßt sich das Blech leicht abheben.

Wie man sieht, läuft rings um die Platine ein breiter, verzinnter Streifen. An diesen wird das eine Kabel angelötet. Das zweite Kabel wird nun direkt am Prozessor an Pin 17 angelötet (bitte beachten Sie das Bild). Hierbei auf eine kurze Lötzeit achten! Die beiden freien Enden löten Sie nun an den Schalter. Das war auch schon der ganze Umbau.

Vor dem Zusammenbau wollen wir einen kurzen Test machen. Dazu wird die Tastatur (der Stecker paßt nur in einer Richtung), Laufwerk, Bildschirm und Stromversorgung angesteckt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Der Computer lädt normal oder es passiert nicht. In diesem Fall muß nur der Pausenschalter betätigt werden, dann funktioniert alles. Sollte sich immer noch nichts rühren, dann liegt ein Fehler beim Einbau vor. Prüfen Sie in diesem Fall bitte, ob sich eventuell ein Kurzschluß durch Lötzinnspritzer gebildet hat.

Wenn alles wie gewohnt funktioniert, kommt der eigentliche Test. Man klickt ein Floppy-Symbol an und genau in dem Moment, in dem sich das Fenster öffnet, wird der Schalter umgelegt. Auf dem Bildschirm darf sich nun nichts mehr rühren. Am Laufwerk muß die

Leuchtdiode grün leuchten oder ausgehen. Wird jetzt der Schalter wieder umgelegt, geht der Bildschirmaufbau wie gewohnt weiter. Und damit hat unser Happy-Spiele-Stopper seinen Test bestanden.

Der Schalter kann nun in das Gehäuseunterteil eingebaut werden, als zweckmäßig hat sich das linke Seitenteil erwiesen. Anschließend wird der Computer in der umgekehrten Reihenfolge wieder zusammengebaut. Die Unterbrechung kann beliebig lange dauern und beliebig oft erfolgen.

Auf alle Fälle schafft der Happy-Spiele-Stopper gute Laune: Wird man beim Spielen gestört, so genügt eine lässige Handbewegung und das Programm stoppt. Jetzt kann man sich ohne zu ärgern dem Grund der Störung widmen und braucht niemandem böse zu sein! (rz)


rz
Aus: Happy Computer 11 / 1987, Seite 167

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