← ST-Computer 02 / 1987

Neue Hard- und Software fĂŒr Musiker

Hardware

The ADAP SoundRack


20 Seconds - 44.1 Khz -16 bits

Zuerst die Sensation:

Die Firma Hybrid Arts, die fĂŒr ihre ausgezeichnete Midi-Software fĂŒr die 8-Bit Ataris bekannt ist, hat in Zusammenarbeit mit den Nilford Laboratories einen Hardwarezusatz fĂŒr alle ST-Computer entwickelt, der erstaunliche Dinge leistet. Die Hardware befindet sich in eine 19”-GehĂ€use, das mit dem Cartridge Port verbunden wird. Das GerĂ€t nennt sich ’ADAP I’, was ’Analog-Digital-Audio-Processor’ bedeutet. Die Eins lĂ€ĂŸt Erweiterungen erwarten, die in der Tat bereits angekĂŒndigt wurden und großes (Digital Mastering, d. h. voll digitale Musikaufnahmen) erwarten lassen.

Mit diesem GerĂ€t verwandelt sich der Atari in einen 16-Bit-Sampler, der mit einer maximalen Samplingrate von 65 (!) kHz Stereo zu sampeln vermag. Bei einer Samplingrate von 41 kHz betrĂ€gt die Samplingzeit maximal 20 Sekunden mono, Stereo die HĂ€lfte. Wer sich schon einmal mit CD-Spielern beschĂ€ftigt hat, weiß, daß 41 kHz Samplingrate bei 16 Bit Auflösung genau den Daten dieser GerĂ€te entspricht. Mit diesem kleinen ZusatzgerĂ€t wird also wirklich professionelle SamplingqualitĂ€t erreicht. Der Preis verspricht ebenfalls sensationell zu werden: Der amerikanische Listenpreis ist 1.995,-Dollar, in Deutschland soll das GerĂ€t um die 5.000,- DM kosten. Zum Vergleich: Das bisher billigste 16 Bit Sampling-System kostet komplett um die 40 000,- DM, es erreicht allerdings auch sehr viel lĂ€ngere Sampling-Zeiten.

Weitere Features des Systems sind:

  • Volle Steuerung ĂŒber Midi, dabei auch UnterstĂŒtzung des Standard-Midi-Sample-Dump-Format, das es erlaubt, Samples von GerĂ€ten mit verschiedenen technischen Daten rein digital auszutauschen.
  • Max. 64 Samples gleichzeitig im Speicher.
  • Bei 22 kHz Samplingrate 14-stimmig, bei 48 kHz immer noch 6-stimmig polyphon.
  • Möglichkeit zur digitalen Übernahme von CD-Aufnahmen.
  • Auto-Loop Software, findet selbstĂ€ndig optimale Loop-Points im Klangmaterial.
  • Oszilloskop-Funktion.
  • Erzeugung von Effekten fĂŒr jedes Sample in Real-Time.

Jedem einzelnen der maximal 64 Samples, die sich gleichzeitig im Speicher befinden können, können maximal fĂŒnf digitale Effekte zugeordnet werden, die in Real-Time beim Erklingen des Tons erzeugt werden, zugeordnet werden. Mitgeliefert werden sollen Hall- und Echoeffekte, weitere können dazugekauft werden. Auf den Klang dieser Effekte darf man gespannt sein, denn die Erzeugung von gutklingendem Hall ist wahrlich ein sehr komplexes, rechenintensives Problem, mit dem der Atari selbst ohne zusĂ€tzliche Aufgaben nur mĂŒhsam fertig werden dĂŒrfte. Man darf also gespannt sein.

Ein ausfĂŒhrlicher Test des ’ADAP’-Soundrack wird folgen, sobald das GerĂ€t lieferbar ist (im FrĂŒhjahr ’87). Die bisher bekannten Features machen jedenfalls sehr, sehr neugierig.

Midi-Software in rauhen Mengen...

Ebenfalls von Hybrid Arts: Eine ganze Reihe von Midi-Programmen wurden fĂŒr die allernĂ€chste Zeit angekĂŒndigt. Es handelt sich dabei um einige Sequencer- und Notationsprogramme.

Bild 2: Der einfachste Sequencer von Hybrid Arts

Die Programme bauen in ihren FĂ€higkeiten aufeinander auf; wer nicht so hĂ€ufig oder nicht so komplexe Musik erzeugen will, kann einen einfachen 20-Spur Sequencer namens ’EZ-Track ST’, dessen Bedienung an eine Tonbandmaschine angelehnt und deshalb sehr einfach ist, haben, wer umfangreiche Editiermöglichkeiten, wie sie ja auch der Steinberg Twenty Four bietet, benötigt, sollte den 60-spurigen ’Miditrack ST’ testen, den es auch (’Miditrack ST Professional’) in einer erweiterten, SMPTE-Timecode kompatiblen Version gibt, die ganz besonders fĂŒr Filmmusik-Komponisten gedacht ist. Bei dieser Version wird ein Interface, das alle gĂ€ngigen Timecode- und Synchronisier-Verfahren liest und schreibt, mitgeliefert.

Zu diesen Sequencern gibt es zwei verschiedene Notendruck-Programme, die den verschiedenen Anforderungen angepaßt sind: Das einfache ’EZ-Score ST’-Programm erlaubt die Eingabe von Texten und Akkordsymbolen und ermöglicht die Formatierung der Druckseiten. Das erweiterte ’MidiSco-re ST Professional’ macht zusĂ€tzlich auch die Editierung des Notentextes sowie Partiturausdruck möglich. Beide Programme verarbeiten Musik-Files von jedem der drei Hybrid-Arts Sequencer, so daß man sich eine passende Kombination nach Wunsch zusammenstellen kann.

Editor- und Verwaltungsprogramme fĂŒr verschiedene Midi-Synthesizer werden ebenfalls angeboten. ’GenPatch ST’ erlaubt es, Programm-Daten von allen Midi-Instrumenten, die solche Informationen ĂŒber Midi zur VerfĂŒgung stellen, auf Diskette abzuspeichern. Dazu steht ein AuswahlmenĂŒ mit den gebrĂ€uchlichsten Instrumenten zur VerfĂŒgung, mit einem Editor kann das Programm aber auch an andere Instrumente angepaßt werden. Auch ein einfacher Soundeditor fĂŒr Yamaha’s DX-Synthesizer (’DX-Editor ST’) steht zur VerfĂŒgung.

’DX-Droid’ beziehungsweise ’CZ-Droid’ nennen sich schließlich Editorprogramme fĂŒr Yamaha DX- und Casio CZ-Instrumente, die außer den normalen Editor- und Library-Funktionen eine sogenannte ’Droid’-Funktion besitzen, die, laut Werbung, mit Hilfe kĂŒnstlicher Intelligenz eigenstĂ€ndig alte KlĂ€nge sinnvoll verĂ€ndern oder neue Klangpresets fĂŒr die genannten Instrumente schaffen kann. Mit diesen Werkzeugen dĂŒrfte die Erstellung neuer KlĂ€nge auf den genannten Synthesizern keine Schwierigkeiten mehr bereiten.

Die Programme sind bis auf ’Midi-Score ST Professional’, das im Januar zur VerfĂŒgung stehen soll, seit Mitte November lieferbar. Den Vertrieb fĂŒr Deutschland hat die Firma mev-Musik und Elektronik, Postfach 60 0106 in 8000 MĂŒnchen 60 ĂŒbernommen.

Bild 3: So sieht die MacIntosh-Version des Sounddesigners fĂŒr den Prophet 2000 aus

Happy Sampling...

Das ’Sounddesigner’-Programm der Firma Digidesign ist die nĂ€chste sehr erfreuliche AnkĂŒndigung fĂŒr alle Benutzer von Sampling-Keyboards wie dem Emulator II, dem Prophet 2000, Enso-niq Mirage, Korg DSS-1 oder Ă€hnlichen. Den Musikern unter Maclntosh-Benutzern ist dieses Programm schon seit lĂ€ngerem bekannt, erlaubt es doch durch seine phĂ€nomenalen Nachbearbeitungsmöglichkeiten von digitalisiertem Klangmaterial in Verbindung mit den meisten Samplingkeyboard eine erhebliche QualitĂ€tssteierung, sowie auch mehr Bedienungskomfort. Nun hat Digidesign sich nach langem Zögern doch entschlossen, das Programm auf den Atari umzusetzen. Vermutlich wird es, wie auch bei der Maclntosh-AusfĂŒhrung spezielle Versionen fĂŒr die verschiedenen Sampling-Keyboards geben. Einige Features:

  • Die Samples können auf dem Bildschirm dargestellt (Auch mehrere gleichzeitig) und direkt mit einem Zeichenstift manuell bearbeitet werden. Eine dreidimensionale Darstellung (Fourier-Analyse) ist ebenfalls möglich, außerdem auch Ausschneiden, Kopieren, Einkleben und so weiter.
  • Eine Loopfinder-Option hilft bei der Suche nach Loop-Points.
  • Digitale Equalizer-Funktion.
  • Synthese-Option.

Wenn die Atari-Umsetzung die gleichen FÀhigkeiten wie das Original enthÀlt, wird man dieses Programm jedem Sampling-Keyboard-Besitzer uneingeschrÀnkt empfehlen können.

Das Programm wird wahrscheinlich erst zur Musikmesse in Frankfurt lieferbar sein (Februar 87).

Ein Vertriebsfirma fĂŒr Digidesign-Programme ist uns bisher unbekannt. Die amerikanische Adresse von Digidesign lautet:

digidesign 920 Commercial Street Palo Alto CA 94303 USA