← ST-Computer 11 / 1987

Editorial - Im Zeichen der Messen

Allgemeines


Der Weltraum — unendliche Weiten, Myriaden von Sternen, Galaxien entstehen und vergehen wieder. Ein jĂ€hrlich wiederkehrendes Sternzeichen am Computerhimmel wird astrologisch reprĂ€sentiert durch ein großes „M“ mit einem Pfeil nach rechts (M— >). Im Lexikon der Computeroskopie findet sich dazu folgender Absatz: „...steht das in jĂŒngster Zeit vor allem in Westeuropa und Nordamerika beobachtete Zeichen wahrscheinlich fĂŒr „Zur Messe geht’s da lang“ oder „Massenhafte Volksbewegungen in dieser Richtung vermutet“. Die unter dem Einfluß dieses Sternzeichen Stehenden treten in der Regel mit wirrem Blick, körperlichen Gebrechen, Atemnot, zerschundenen FĂŒĂŸen und Quetschungen auf. Vereinzelte Exemplare scheinen auch unter Suchterscheinungen zu leiden, denen man in Fachkreisen den Namen „Datenreise-Syndrom“ gegeben hat...“.

Nach dem Messebesuch in London könnte man diesem Abschnitt noch folgenden Satz hinzufĂŒgen: „Die Krankheit breitet sich in Form eines Virus aus und ist unbedingt ansteckend“.

Zwei Messen haben wir in den letzten zehn Tagen hinter uns gebracht — die ATARI SHOW in DĂŒsseldorf und die PERSONAL COMPUTER WORLD (PCW) in London. Unter dem direkten Eindruck dieser beiden Messen drĂ€ngt sich vor allem der grundverschiedene Aufbau dieser beiden Shows auf. Die Unterschiede sind wohl am ehesten durch die gegensĂ€tzliche Bedeutung des Atari ST in der Bundesrepublik und in England zu erklĂ€ren.

In der Bundesrepublik wurde der Atari ST bisher zu rund 80 Prozent mit monochromen Monitoren verkauft. Dies ist ein eindeutiges Zeichen dafĂŒr, daß der Rechner hier professionell oder zumindest semiprofessionell genutzt wird. In England ist es genau umgekehrt. Der Atari ST wird dort wegen seines - im Vergleich mit allen anderen 68000er Rechnern - sehr gĂŒnstigen Preisen fast nur mit Farbmonitor verkauft und hat sich als DER Spielerechner fĂŒr gehobene AnsprĂŒche durchgesetzt.

Entsprechend ist es auch mit der Software. Die meisten „Inselbewohner“ sind, wenn schon Programmierer, dann in der Spieleproduktion tĂ€tig. Entsprechend groß ist die Anzahl der britischen SoftwarehĂ€user, die fast nur Spiele anbieten. Gut ist auch die QualitĂ€t vieler englischer Spiele, z. B. Airball (Micro-Deal) oder Terrorpods (Psygnosis). Die SoftwarehĂ€user Kuma und Meta-comco, die sich ausschließlich mit „ernsthaften Anwendungen“ befassen, sind im Vereinigten Königreich eher die Ausnahme.

Dies ist auch der Grund, warum es in puncto Anwendersoftware von der PCW fast kaum Neues zu berichten gibt. Die wirklich guten Programme sind in dieser Sparte im Moment sehr hĂ€ufig „made in Germany“, d. h. schon bestens eingefĂŒhrt. Zu sehen waren in London u. a. Programme wie GFA-Basic, Omikron-Basic, Signum! und Aladin. Deutlichstes Zeichen, wie stark ATARI auf den deutschen Programmierermarkt setzt, war die Zusage von Sig Hartmann (Atari USA) in DĂŒsseldorf, den deutschen Softwarefirmen „...jede nur mögliche UnterstĂŒtzung...“ zu geben, um ihren „...Produkten auch den amerikanischen Markt zu öffnen...“.

Hoffnung und Verheißung sind also wieder einmal die beiden Hauptwörter der neuen Saison. Hoffnung auch auf neue Anwenderprogramme, die -„made in Germany“ - auf der SYSTEMS 87 in MĂŒnchen vorgestellt werden sollen. Unsere Tickets sind schon reserviert. Messezeit bedeutet (Daten-)reisezeit.

Harald Egel, Claus Peter Lippert