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EPSON LQ-500

Hardware

EPSON LQ-500 Die Konkurrenz auf dem Markt der 24 Nadeln ist groß. NEC stĂ¶ĂŸt mit seinem neuen P 2200 in Preisbereiche vor, die noch vor Jahresfrist fĂŒr solche Drucker reines Wunschdenken waren. Die Firma Epson, sonst nicht als Low-Price-Anbieter bekannt, hĂ€lt mit ihrem neuesten Produkt, dem LQ-500 dagegen.

Nach der feierlichen Zeremonie des Karton-Öffnens findet der erstaunte Kunde, ĂŒber den Fußboden verteilt, diverse Klappen, einen Stacheltraktor und ein deutsches Handbuch. Der Blick ins Innere des Druckers zeigt sauber verarbeitete Mechanik, in der sich hier und da sogar noch ein Metallteil erspĂ€hen lĂ€ĂŸt. Wurde gleich ein automatischer Einzelblatteinzug mitgeordert, erhöht sich die Klappenanzahl um zwei, zusĂ€tzlich zum Einzug selbst. Ich hatte im Laufe des Testes stĂ€ndig das Problem der Unterbringung, denn viel Plastik will auch verstaut werden.

Die Menge der Einzelteile ergibt sich aus der Konzeption des LQ-500. Der Stacheltraktor ist nicht fest im Drucker eingebaut, sondern muß beim Wechsel auf Endlospapier montiert werden. Er erfordert eine andere Abdeckung des Druckbereiches als die EinzelblattfĂŒhrung und als der automatische Einzug. Nachdem also erstmal getĂŒftelt werden muß, was wohin gehört und welches Teil wo einrasten muß (das ausfĂŒhrliche und reich illustrierte Handbuch ist hier eine große Hilfe), geht es beim zweiten Mal dann schon schneller. Mit einiger Routine ist beim hĂ€ufigen Wechsel der Papiersorten die Montage zwar einfach, aber doch lĂ€stig.

Bild 1: Das Bedienerfeld des LQ-500

Exzellente Schrift

Hat der Drucker seinen Platz in der NĂ€he des Rechners gefunden und ist er via Parallelport mit ihm verbunden, muß natĂŒrlich erst noch die Farbbandkassette eingesetzt werden. Dabei ergeben sich keine Probleme.

sogar die HĂ€nde bleiben sauber. Dann geht es an den ersten Druck. Hier zeigt der LQ-500 seine StĂ€rken: Beide ZeichensĂ€tze, die er serienmĂ€ĂŸig bietet, sind von hervorragender QualitĂ€t. Auch die Druckgeschwindigkeit ist gut, das dabei entwickelte GerĂ€usch kann man als normal bis laut bezeichnen. Beim Druck grĂ¶ĂŸerer Texte oder Graphiken kommt er nicht ins Schwitzen, obwohl er ĂŒber keinen LĂŒfter verfĂŒgt. Werden Wunsch nach noch mehr Schriftvielfalt hegt, kann weitere ZeichensĂ€tze in Form steckbarer Module nachkaufen.

Die EntwurfsqualitĂ€t ist wie bei allen 24-Nadlern etwas dĂŒnn, was auf den geringeren Nadeldurchmesser zurĂŒckzufĂŒhren ist. Bei der Geschwindigkeit. die der LQ-500 in BriefqualitĂ€t bietet, ist aber der Einsatz von Draft ohnehin selten nötig.

Steuerung von Hand

Wie bei jedem Drucker können die wichtigsten Einstellungen am LQ-500 ĂŒber ein Bedienungsfeld vorgenommen werden. Der erste Blick enttĂ€uscht zunĂ€chst. WĂ€hrend andere Hersteller mit bunt leuchtenden, an Raumschiffcockpits erinnernden Tastenfeldern aufwarten, kommt der Epson mit drei grauen Schaltern daher (siehe Bild 1). Mit ihnen wĂ€hlt man On/Off Line, die Schriftart und schiebt das Papier um eine Zeile weiter. Ist der Drucker Off Line, wird mit einer ein Seitenvorschub ausgelöst, mit der zweiten ein Einzelblatt aus der dafĂŒr vorgesehenen FĂŒhrung eingezogen.

Ich vermisse hier die Möglichkeiten, die Schriftbreite per Taste zu Ă€ndern und den Druckerspeicher zu löschen. Letzteres ist nur mit dem Netzschalter zu bewerkstelligen und der sitzt, wie leider ĂŒblich, verrenkungsanfĂ€llig links hinten am GehĂ€use.

Die DIP-Schalter sind von oben leicht zugĂ€nglich unter einer Klappe angeordnet. Hier befindet sich auch der Steckplatz fĂŒr ein Zeichensatzmodul. Wer, wie ich, hĂ€ufig von automatischem Einzelblatt zu Endlospapier wechselt, ist Epson dankbar fĂŒr die Bedienerfreundlichkeit. Denn dabei muß jeweils nur ein DIP-Schalter bewegt werden. Insgesamt sind es derer 16, die außer der Wahl des internationalen Zeichensatzes auch die Einstellung der Vorgabewerte fĂŒr SeitenlĂ€nge und z.B. das Überspringen der Perforation bei Endlospapier ermöglichen.

Der LQ-500 lĂ€ĂŸt sich auf drei Arten mit Papier versorgen: Endlospapier wird mit einem Zugtraktor transportiert, EinzelblĂ€tter sind mittels einer FĂŒhrung und ‘ Autoload ’ oder mit automatischem Einzug einzuziehen. Bei allen drei Arbeitsweisen hatte ich keine Probleme mit der FĂŒhrung des Papiers. Es saß immer gerade und glatt im Drucker, jedoch ist der LQ-500 nicht in der Lage. Papier zurĂŒckzufahren. Jeder verzagte Griff zur Transport walze wird mit Chaos im Druckwerk beantwortet. Der automatische Einzug hĂ€lt bis zu 100 Blatt in Vorrat, die er auch sicher ablegt. Es ist die Verarbeitung von bis zu DIN A4 breitem Papier erlaubt, eine A3-Version gibt es nicht. Laut Handbuch sind bis zu 2 DurchschlĂ€ge, allerdings nur im Endlosmodus, möglich. Besonders bei Briefen ist es wichtig, daß der Drucker im Einzelblattmodus oben und unten möglichst wenig Rand fordert. Der LQ-500 lĂ€ĂŸt hier nur jeweils zwei Zeilen frei, auf einem DIN A4- Blatt bleiben dann immerhin noch 66 Zeilen. Zum Vergleich: beim Star NB-24 sind es beispielsweise nur 59.

Bild 2: Die verschiedenen ZeichensÀtze des LQ-500

Die Druckersoftware

Was kann der LQ-500 nun außer drei ZeichensĂ€tzen? Die Abbildungen zeigen einige Optionen. Bei den verschiedenen Stilen fallen besonders Umriß- und Schattendruck auf. Schon selbstverstĂ€ndlich fĂŒr einen Drucker dieser Art ist Proportionalschrift, die aber nur in Pica-Breite nutzbar ist. Eine weitere Option ist fĂŒr Freunde eines PC-Emulators wichtig: Die Zeichen ASCII 128-255 lassen sich zwischen kursivem und IBM-Graphikzeichensatz umschalten. Das kann sowohl mittels DIP-Schalter als auch ĂŒber Software geschehen. Leider kann die ‘Autoload’-Funktion, das Einziehen eines Einzelblattes aus der FĂŒhrung, nicht mit dem Rechner gesteuert werden, wohingegen der automatische Einzelblatteinzug programmierbar ist.

LQ-500 und ST

Die schönsten Druckoptionen nutzen herzlich wenig, wenn bestehende Software sie nicht unterstĂŒtzt. KompatibilitĂ€t heißt das Zauberwort. Da Epson im Bereich der Steuercodes selbst einen Standard gesetzt hat, besteht bei Textverarbeitungssoftware kein Problem. Aufgrund seiner KompatibilitĂ€t mit den großen BrĂŒdern LQ-800 und LQ-1000 können fĂŒr den LQ-500 die bestehenden Druckeranpassungen genutzt werden. Ausdrucke mit Wordplus und 1st Proportional gelangen sofort, wenn man mal von den Sonderzeichen absieht. Hier mußte der mitgelieferte Treiber fĂŒr Wordplus modifiziert werden (siehe Bild 3). Die hellen Zeichen ergeben sich dadurch, daß es diese partout nicht im Zeichensatz des Druckers gibt und sie, mehr schlecht als recht, durch 8-Nadel Graphik nachgebildet werden mĂŒssen.

Ein weites Einsatzgebiet fĂŒr einen Drucker am ST ist die Graphik. Wenn ĂŒberhaupt, so unterstĂŒtzt Graphiksoftware von den 24-Nadlern oft nur den NEC P6. Dieser Drucker verfĂŒgt jedoch ĂŒber eine maximale Auflösung von 360 x 360 Punkten pro Zoll. Beim Epson sind es senkrecht nur 180. Daraus ergeben sich hier und da Probleme. Z.B. nutzt CADproject diese Auflösung nicht, daher kann nur im 180 x 180 Punkte-Modus gedruckt werden. Nach geringer Modifizierung des Treibers fĂŒr den NEC P6 gelang auch der Druck mit Stad. Bei Signum kann ja ohnehin die Auflösung 360 x 180 gewĂ€hlt werden, so daß es auch hier keine Schwierigkeiten gibt.

Bild 3: Arbeiten mit 1st-Word

Ein weiteres Problem fĂŒr jeden Besitzer eines 24-Nadel Druckers sind die Hardcopies. Viele Malprogramme lassen nur diese Art des Ausdrucks zu. Doch der ST unterstĂŒtzt dabei bekanntlich nur 9 Nadeln. Es gibt aber im PD-Service der Redaktion zwei Programme, die hier Abhilfe schaffen. Das ist zum einen das Hardcopy-Accessory fĂŒr den LQ-800, zum anderen der FX-Emulator der Firma NEC, der 11 verschiedene Hardcopy-Modi anbietet. Mit beiden Programmen gelingen Hardcopies per ALT-Help in teilweise bestechender QualitĂ€t.

Bild 4: Auch Proportionalschrift ist mit Software UnterstĂŒtzung möglich

Fazit

Der LQ-500 macht rundherum einen ordentlichen Eindruck. Am ST wird er von der wichtigsten Software unterstĂŒtzt. Die Bedienung ist einfach, das Handbuch gibt ausfĂŒhrlich Auskunft; wenn man mal von einigen Druckfehlern absieht, ist es gelungen. Das Bedienungsfeld ist leider etwas mager ausgefallen und die Prozedur des Traktor-Auf- und Abbaus ist keine Freude. Außerdem braucht man fĂŒr die vielen Teile ein zusĂ€tzliches Fach im Regal. Epson gewĂ€hrt auf das GerĂ€t selbst eine einjĂ€hrige Garantie, die den Druckkopf jedoch nicht mit einschließt. Trotzdem machen seine robuste Verarbeitung, seine gute SchriftqualitĂ€t und nicht zuletzt der niedrige Preis den LQ-500 zu einem empfehlenswerten GerĂ€t.

Epson LQ-500 Technische Daten:

Schriftbreiten: 0,12.15 CPI
ZeichensÀtze: 13 Internationale, Kursiv/IBM-Graphik 2 Letter Quality, Draft, Fontmodule
Speicher: 18kByte wÀhlbar
Auflösung horizontal: 60, 80, 90. 120, 180, 240, 360 Punkte/Zoll
vertikal: maximal 180 Punkte/Zoll
Geschwindigkeit: LQ - 50160 Zeichen/s (10112 CPI)
Draft - 150/180 Zeichen/s (10/12 CPI)
Kompatibel zu Epson LQ-800LQ-1000
Lebensdauer:
des Druckkopfes: 200 Millionen Zeichen/Nadel
des Farbbandes: 2 Millionen Zeichen bei LQ
Preise: Drucker inkl. Stacheltraktor und EinzelblattzufĂŒhrung: 1098 DM
Druckkopf: 275 DM
Automatischer Einzelblatteinzug: 225 DM
Schriftmodule: 80 DM
Farbband: 28 DM

+ Gutes Preis-/LeistungsverhÀltnis
+ Gute SchriftqualitÀt
+ 2 Schriftarten serienmĂ€ĂŸig
+ DIP-Schalter gut zugÀnglich
- Komplizierter Papiertvechsel
- Druckkopf ohne Garantie

Bild 5: Das im PD-Service erhĂ€ltliche Hardcopy-Accessory fĂŒr den LQ-800 bringt saubere Hardcopies.
Ingo BrĂŒmmer