← ST-Computer 11 / 1988

Grauer Riese: Der Brother-Laserdrucker HL-8

Hardware

Anfangs war ich, aus purer Ignoranz vermutlich, gar nicht so begeistert von der Aussicht, einen Laserdrucker fĂŒr einen ausfĂŒhrlichen Test in mein trautes Heim entfĂŒhren zu dĂŒrfen. Aber so ist das eben. Jetzt, wo ich die beigegrauen Kanten des Brother HL-8 so richtig liebgewonnen habe, muß ich ihn zurĂŒckgeben. Der Besitztrieb, diese Wurzel allen Übels, geht mit mir durch - so einen Drucker muß man haben.

Er braucht ohne Papierkassette 45 mal 48 cm FlĂ€che und ist mit 20 kg Gewicht nicht gerade fĂŒr lĂ€ngere SpaziergĂ€nge geeignet. Das GehĂ€use ist mit 23 cm sehr flach und sieht fĂŒr einen Drucker ausgesprochen apart aus. An der Vorderseite wird die Papierkassette eingeschoben, außerdem ist dort ein Bedienfeld mit einer einzeiligen LCD-Anzeige und ein paar bunten Folientastem zu finden.

Beginnen wir aber mit wichtigeren Dingen. Ich habe den Drucker wenig ruhen lassen. Zuerst einmal mußte er eine Diplomarbeit drucken, insgesamt einige hundert Druckseiten. Das Druckprogramm: Signum II. Kein einziger Papierstau. völlig problemloses Arbeiten. Im weiteren Verlauf der Woche war dann eine ganze Reihe von Listings an der Reihe, aus Editoren, Desktop. lst_Word usw. Keine Probleme. Schließlich der HĂ€rtetest: BriefumschlĂ€ge, Overheadfo-lien. Klaglos, keine Probleme. Mehr als eine 500-Blatt-Packung Papier habe ich verdruckt, ohne einen einzigen Papierstau. Das spricht wahrlich fĂŒr die QualitĂ€t des Druckwerkes des HL-8. Auch mit schwerem, hochwertigen Papier gibt es keine Schwierigkeiten. Bei Ă€hnlichen Druckarbeiten mit dem ATARI-Laser hatte ich ungefĂ€hr bei jeder dritten Seite einen Papierstau. Allerdings ist unser Redaktionslaser auch ein “Silberne-Zitrone”-Exemplar; kein anderer mir bekannter Besitzer eines ATARI-Lasers hat derartig viel Ärger mit seinem GerĂ€t. Aber auch den Vergleich mit anderen Konkurrenten muß der HL-8 in Sachen ZuverlĂ€ssigkeit nicht scheuen.

Dies gilt ebenso fĂŒr die Ausstattung der grauen Kiste. KompatibilitĂ€tsprobleme sollte es nicht allzu viele geben, da der Drucker fĂŒnf zum Teil weitverbreitete GerĂ€te emulieren kann: Hewlett Packard LaserJet plus, Epson FX-80, IBM Prowriter XL, Diablo 630 und Brother Twinwri-ter. FĂŒr Signum ist die HP-Emulation nĂŒtzlich, Grafiken druckt man am einfachsten im Epson-Modus. NatĂŒrlich sind auch Hardcopies in diesem Modus kein Problem.

Mit dem Bedienfeld kann man alle Parameter des Druckers einstellen, von der Aufteilung der Seite (RĂ€nder, Zeilenzahl usw.) angefangen ĂŒber Formate (Hoch/ Quer) bis hin zur Anzahl der Kopien (bis zu 99) von jeder Seite und der Auswahl der Interface-Daten.

Der HL-8 besitzt nĂ€mlich gleich zwei Schnittstellen, ein serielles und eine Centronics-Interface. Bei der seriellen Übertragung akzeptiert der Drucker bis zu 19200 Baud.

In der LCD-Anzeige des Bedienfeldes wird auch die Anzahl der bis dato bedruckten BlĂ€tter angezeigt; so ist leicht feststellbar, wann das Budget durch den vorsorglichen Tonernachkauf belastet werden muß.

Die technischen Daten sind nicht ungewöhnlich fĂŒr einen Laserdrucker: Auflösung 300 Dpi, maximal 8 Seiten pro Minute, VorwĂ€rmzeit weniger als eine Minute. Der in der GrundausfĂŒhrung vorhandene Pufferspeicher hat eine GrĂ¶ĂŸe von 512 KByte, ist jedoch durch Zusatzplatinen um ein oder zwei Megabyte erweiterbar. Auch fĂŒr Schrifttypen-Kas-setten ist Platz: Zwei Slots unterhalb der Papierkassette, praktisch auf der Vorderseite gelegen, können zur Erweiterung der Schriftenvielfalt benutzt werden.

Der HL-8 ist verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig leise; man ist nicht gezwungen den Drucker zwecks Ohrenschonung in den nĂ€chsten Schrank unter einen Stapel DĂ€mmplatten zu packen. Vor allem ist das DruckergerĂ€usch angenehm unauffĂ€llig.

Die Papierzufuhr kann entweder ĂŒber eine Kassette fĂŒr bis zu 200 Blatt Din A4 oder manuell erfolgen. Manuell zugefĂŒhrt können, wie oben bereits angedeutet, auch BriefumschlĂ€ge oder andere Papierformate verarbeitet werden. FĂŒr die Pa-pierablage kann man zwischen zwei Optionen wĂ€hlen: Normalerweise wird das bedruckte Papier mit der Druckseite nach unten auf der Oberseite des Druckers ausgegeben. Da dies aber bei BriefumschlĂ€gen oder dickem Papier zu unnötigen Biegungen fĂŒhrt, befindet sich auf der RĂŒckseite des Druckers eine Klappe, die 'in geöffnetem Zustand als direkte Papierablage mit Druck nach oben dient.

Jedes Programm, das einen der als Emulation vorhandenen Drucker unterstĂŒtzt, sann mit dem HL-8 Zusammenarbeiten. Die DruckqualitĂ€t entspricht der, die man von einem Laser-Drucker dieser Klasse erwartet; die Beispielausdrucke belegen dies. Der Kontrast ist völlig gleichmĂ€ĂŸig, wie man an einem Streifen-Testbild sehr gut sehen kann.

Die Betriebskosten werden im wesentlichen durch den Toner bestimmt; nach ungefĂ€hr 4000 Seiten ist eine neue Kassette, die ca. 280.- DM kostet, fĂ€llig. Es empfiehlt sich, den Bedarf im voraus zu planen; ein Testanruf bei einigen Frankfurter HĂ€ndlern ergab, daß der Toner bei keinem HĂ€ndler vorrĂ€tig war, jedoch in kurzer Zeit (maximal 2 Tage) zu beschaf-:en sei. Wenn der Toner bei wichtigen Arbeiten zu Ende geht, sind zwei Tage [ natĂŒrlich etwas viel.

Der Drucker enthĂ€lt keine ausgefallenen Schrifttypen; es sind gleichwohl verschiedene proportionale und nichtproportionale Fonts vorhanden, im wesentlichen zwei Grundtypen, wie im Bild zu sehen. Dabei stehen jeweils die IBM- und Epson-ZeichensĂ€tze zur VerfĂŒgung, erstere in den diversen nationalen Versionen. SelbstverstĂ€ndlich sind auch Schriftarten wie kursiv, fett und unterstrichen vorhanden, jeweils, wie es die aktuelle Druckeremulation verlangt. Das gleiche gilt fĂŒr Download-Fonts.

Die Grafik-Modi der emulierten Drucker funktionieren ebenfalls problemlos, allerdings ist die QualitĂ€t bei Nadeldrucker-Auflösungen, die kein ganzzahliger Teil von 300 Dpi sind, nicht ganz perfekt; bei 120 Dpi zum Beispiel entspricht ein Nadeldrucker-Pixel 2.5 Laserdrucker-Pixeln, so daß entweder 2 oder 3 Pixel des Laserdruckers einem Nadeldrucker-Pixel entsprechen. In eigenen Programmen kann man aber selbstverstĂ€ndlich die volle Laserauflösung ĂŒber die LaserJet-Emulation nutzen.

Apropos Programmierung: Zwei HandbĂŒcher werden zum Drucker geliefert, die beide um die 150 Seiten stark sind. Das eine ist fĂŒr die Bedienung zustĂ€ndig und enthĂ€lt auch die Beschreibungen fĂŒr die Wartungsarbeiten wie Tonerwechsel usw. Das Ganze enthĂ€lt viele Bilder, so daß auch weniger geschickte Computerbenutzer (so wie ich) problemlos mit dem GerĂ€t zurechtkommen sollten. Die Übersetzung der Anleitung ließ zwar manche StilblĂŒte entstehen, aber es ist nicht so schlimm, daß es zu VerstĂ€ndnisproblemen fĂŒhren könnte.

Das zweite Manual beschreibt sehr ausfĂŒhrlich und ĂŒbersichtlich (und mit den anscheinend unvermeidlichen IBM-BASIC-Beispielen) die Programmierung des Druckers in allen Emulations-Modi. So sollten DruckerhandbĂŒcher aussehen.

Abschließend ein paar Worte zur Geschwindigkeit. Soweit das bei einem Laserdrucker möglich ist, haben wir die Drucker-Benchmarks, die wir auch in unserer PD-Sammlung veröffentlicht haben, verwendet.

FĂŒr 33396 Byte Text braucht der Drucker 2 Minuten Empfangszeit, der Druck ist nach 2 Minuten und 20 Sekunden beendet. Eine Epson-Grafik (siehe Bild) war in 16 Sekunden empfangen und nach 29 Sekunden ausgedruckt.

FĂŒr den DIN-Druckertest-GeschĂ€ftsbrief braucht der Brother HL-8 nur 13 Sekunden.

Etwas praktischere Zeiten: NatĂŒrlich ist der HL-8 mit Signum um einiges langsamer als der ATARI-Laser. Das gleiche gilt fĂŒr Hardcopies. Der Grund dafĂŒr ist, daß der ATARI-Laser direkt auf den Speicher des Rechners zugreift, wĂ€hrend der HL-8 wie jeder andere Drucker auch ĂŒber eine viel langsamere Schnittstelle des Rechners bedient wird. Eine Signum-Seite kann also, je nach KomplexitĂ€t, schon einmal 30 Sekunden dauern. Bei meinen Messungen ergaben sich fĂŒr normale Textseiten ohne Grafik Durchschnittszeiten von ungefĂ€hr 45 Sekunden.

Wie Sie vielleicht bereits bemerkt haben, wĂŒrde ich den HL-8 am liebsten behalten. ZuverlĂ€ssig, leise und LaserqualitĂ€t im Ausdruck - was will ich mehr? Bei all dem ist der Brother-Drucker nicht einmal teuer, er liegt in der unteren Laserpreisklasse (ca. DM 5250,-). NatĂŒrlich, der ATARI-Drucker ist erheblich billiger, aber dafĂŒr ist er meinen Erfahrungen nach soviel unzuverlĂ€ssiger, daß sich fĂŒr den (semi-) professionellen Einsatz der Mehrpreis fĂŒr einen HL-8 sicher lohnt. Ein anderer Punkt ist die Möglichkeit, einen Laserdrucker wie den HL-8 auch an anderen Computern oder mit Programmen, die keinen speziellen ATARI-Laser-Treiber besitzen, zu benutzen.

Der Brother HL-8 ist ein gut aufgemachter, hochwertiger Laserdrucker, der auch preislich nicht uninteressant ist. Empfehlenswert.

CS